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Materialtests

Materialtest | Tecnica Cochise Freeride-Skischuh

Testbereicht und Dauertesteignung des Tecnica Cochise

von Marius Schwager 25.05.2012
Alpines Abfahrtsvergnügen und komfortable Aufstiegsperformace, davon träumen viele Freerider. Wenn es um die Eigenschaften bei Freeride-Skischuhen geht, ist hier eine stabile Schale gewünscht und eine Gehfunktion. Der Tecnica Cochise ist solch ein Skischuh-Modell das die Aufmerksamkeit der PG-Redaktion auf sich zog. Wir haben den Cochise in der Praxis getestet.

Abfahrtseigenschaften

Der erste haptische Eindruck vermittelt direkt: hier hat man einen vollwertigen Alpinskischuh in den Händen. Die Außenschale mutet stabil an. Einzig die gummierten Tech-Sohlen und der Hebel am hinteren Schaft für den Gehmechanismus verraten, dass es sich beim Cochise um einen tourentauglichen Skischuh handelt.

Die 3,5 Schnallen sind auch mit dicken Handschuhen gut zu bedienen und auch standesgemäß mit einer Feineinstellung versehen. Die vierte Schnalle dient zwar lediglich dazu den Power-Strap zu straffen und kann daher eigentlich nicht als vollwertige Schnalle angesehen werden. Der dicke Strap und der Spannmechanismus funktionieren allerdings so gut, dass man keinen Unterschied zum herkömmlichen 4-Schnallensystem spürt.

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Der angegebene Flexwert von 110 (in der nichtnormierten Skala) ist gut nachzuvollziehen und die Testredaktion sieht diesen Wert bestätigt. Für forsche Freerider in der mittleren Gewichtsklasse ist dies unserer Meinung nach ein guter Wert, der viel Freude bei Genusswedeln und auch bei härterer Freerideaction bereiten kann.

Toureneigenschaften und Sonstiges

Ein echter Tourenschuh ist der Cochise nicht. Dazu ist er zu schwer und der Gehmechanismus zu unflexibel und läuft nicht ganz so leichtgängig. Schön wäre es, wenn der Gehwinkel auch mehr Spielraum nach vorne hätte. Dies würde den Gehkomfort schnell noch einmal steigern und wäre wünschenswert. Man kommt den Berg allerdings schon hoch damit und die Erleichterung gegenüber einem Standard-Alpinschuh ist deutlich. Mehr Komfort wäre aber durchaus noch positiver und würde auch den genussorientierten Freerider freuen.

Was dem Benutzer etwas negativ auffällt, ist der Innenschuh. Hier scheint nicht die höchste Tecnica-Qualität eingesetzt zu werden. Dies merkt man sowohl beim nicht ganz so perfekten Einstieg (der bei den Top-Alpinschuhen von Tecnica sonst sehr gut ist) sowie bei der Haptik und beim Rausnehmen des Innenschuhs. Hier scheint etwas gespart worden zu sein. Allerdings könnte sich so der vergleichsweise günstige Preis (UvP: 399.- Euro) erklären.

Die Hüttentauglichkeit dieses Standard-Innenschuhs ohne Schnürung oder sonstiges zusätzliche Haltesystem ist verbesserungswürdig. Wer hier generell mehr Performance möchte, sollte zu einem Innenschuh greifen, der nicht ganz so breit ist und daher weniger nachgibt im Laufe einiger Skitage.

Die Breite des Skischuhs beim Cochise ist eher mittelbreit. Der härtere Bodacious ist hier einige Millimeter schmaler, was auch rennorientierte Freerider eher ansprechen sollte. Dieser besitzt allerdings keinen Gehmechanismus.

Positives

- Vergleichsweise günstiger Kaufpreis
- Flexwert wie angegeben recht hart
- Wechselsohle
- Gute Bedienbarkeit

Negatives

- Innenschuh ist nicht allerbeste Qualität
- Touren/Techsohle ist nicht so griffig wie eine Vibramsohle
- Gehmechanismus könnte mehr Spielraum bieten

Dauertest

Über den Winter 2012 war der Tecnica Cochise etwa 60 Freeridetage im Einsatz – für die meisten Freerider also deutlich mehr eine volle Skisaison. Was hat uns gefallen und was nicht?


Prinzipiell kam man ziemlich problemlos mit dem Cochise über die Saison. Keine Probleme mit dem Gehmechanismus, keine abbrechenden Schnallen. Die Sohlen sind etwas abgelaufen und einige Cuts sind hier wie auch in der Hauptschale zu verzeichnen. Wechselsohlen sind allerdings erhältlich und die Cuts in der Schale sind nur oberflächlich und auf den durchschnittliche erwartbaren Verschleiß zurückzuführen.

Der erste Kritikpunkt beim Dauereinsatz bezieht sich auf den Innenschuh. Dieser ist, wie schon von Beginn an vermutet, eher auf Komfort ausgelegt und weitete sich im Verlauf der Saison so, dass er mit der ursprüngliche Passform nicht mehr vergleichbar ist. Wer diesen Innenschuh durch einen Hochwertigeren ersetzt (z.b. Intuition) sollte hier längere Haltbarkeit erreichen. Der zweite negative Punkt betrifft den Skischuhschaft: dieser wackelt jeweils einen knappen halben Zentimeter nach vorne/hinten.

Die Geruchsbelästigung ist ebenso als normal bis gut einzustufen. Lediglich lange Frühjahrstouren merkt man bzw. die Mitstreiter dem Innenschuh doch an.

Die Härte (ugs.: "Flex") des Schuhs hat sich erwartungsgemäß etwas verringert, gefühlsmässig ist aus einem 110er-Flex ein 100er geworden. Damit liegt der gut gebrauchte Cochise im Praxiseinsatz noch leicht über einem neuen BD Factor 130.

Fazit des Dauertests: Durchweg solide Performance. Mit einem anderen Innenschuh erhält man bei Tecnica Cochise ein haltbares Produkt mit gutem Preis-Leistungsverhältnis.

Fazit

Der Tecnica Cochise ist ein vollwertiger Alpinschuh mit Toureneigenschaften und guter Haltbarkeit. Vom Fahrgefühl und den generellen Produkteigenschaften her ist er etwas alpiner ausgelegt als der Platzhirsch Black Diamond Factor 130. Auch die Geheigenschaften unterstreichen dies. Der Cochise ist daher eine gute Wahl (sofern er zum Fuß des Nutzers passt) für alle, die nicht viel aufsteigen, oder auf einen komfortablen Aufstieg wenig Wert legen, aber doch einen Gehmechanismus und Tech-kompatibilität bzw. gummierte Sohle wünschen oder sich diese Option offen halten möchten.

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