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Materialtests

Materialtest | Salomon TREK S/LAB Snowboardboot

Kann der 500 Euro Schuh im Gelände überzeugen?

von Patrick Wehowsky 25.03.2021
Auf die Frage nach einem festen, zuverlässigen Freerideboot war jahrelang der Salomon Malamute eine gute Antwort (und ist es immer noch). Salomon hatte sich damit neben Burtons Driver X und Deeluxe einen Namen in der Freeride-Community gemacht.

Zur Saison 18/19 hat Salomon einen Snowboardboot eingeführt, den es in dieser Form so noch nicht gab. Der Salomon TREK S/LAB verfügt über einen speziellen Softboot-Gehmechanismus für den Aufstieg und ist damit neben Thirty-Two und Deeluxe, die technisch anders gelöste Gehmechanismen anbieten, ein interessanter Schuh für die Softboot-Tourenfraktion. Ob der hochpreisige Boot sein Versprechen von ultimativer Schrittlänge einlösen kann, haben wir für euch getestet.

Die Besonderheit beim TREK/S LAB ist sein neuartiger Gehmechanismus. Dafür hat Salomon den Schuh mit einem beweglichen Schaft versehen, der durch die BOA-Schnürung fixiert werden kann. Ein Video sagt hier mehr als 1000 Worte.

ERSTER EINDRUCK

Schick sieht er aus, der Salomon TREK/S-Lab, wenn man ihn das erste Mal aus der Verpackung geholt hat. Das erste Anprobieren zeigt einen bequemen Schuh, das BOA-System außen funktioniert gut und man kann den Boot sehr fest zuknallen. Fraglich ist allerdings die Frontschnürung, welche durch ein auftragendes Plastikteil und einen Schneefang begrenzt wird. Wenn man die Schnürsenkel in den Schneefang verbastelt hat und den Reisverschluss zubekommt, hat man dort einen kleinen Wulst. Gestört hat es mich beim späteren Fahren oder Gehen nicht, allerdings hätte ich die Vorderfuß-Schnürung anders gelöst.

Hat man das BOA komplett-offen, kann man sehr bequem stehen und gehen. Deshalb ist der Schuh sicher auch für Park-Shaper oder andere Snowboard-Professionals (Coaches, Lehrer), die viel Zeit mit stehen oder gehen verbringen gut geeignet.

Zusätzlich gibt es ein Klettband, das den Innenschuh am Außenschuh fixiert und so den Fersenhalt verstärken soll, sowie einen Top-Strap zur Fixierung der Zunge am Außenschuh.

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Abfahrtseigenschaften/ Technik

Direkt nach den ersten Abfahrten war dreierlei klar. Zwar passt der Flex (eher härter) und das Boardgefühl ist durch die flache Sohle auch eher gut im Vergleich zur Bergsohlenfraktion, allerdings rutsche ich im Innenschuh umher und meine Ferse hat keinen guten Halt. Das ging leider auch durch das Aufbacken des Innenschuhs nicht weg. Das war aufgrund des guten Gefühls bei der Anprobe für mich überraschend, deshalb mein Tipp: Fahrt ihn (wenn möglich) Probe, bevor ihr den Schuh kauft.

Deshalb bin ich den weiteren Test mit einem anderen Innenschuh angegangen, mit dem ich diese Problematik dann überhaupt nicht mehr hatte.

Wenn der Innenschuh dann passt, ist der TREK S/Lab abfahrtstechnisch ein guter Freerideboot, der auf der härteren Seite des Spektrums anzusiedeln ist. Das BOA hat bei mir gut funktioniert. Das Schnellschnürsystem der unteren Schnürung hätte es nicht gebraucht; ebenso wenig die Abdeckung der Schnürung.

Viele Splitboarder sind skeptisch gegenüber BOA-Systemen eingestellt, da man diese auf Tour nicht wirklich gut reparieren könne und dann mit offenem Schuh abfahren müsse. Dieses kritische Argument hat beim Salomon Boot eher wenig Gewicht. Durch die Kombination aus normaler Außenschnürung im Fußbereich sowie des Top-Straps kommt man eigentlich auch ohne BOA ganz gut den Berg hinunter. Ein wirkliches Sicherheitsrisiko ist das nur für Steilwandabfahrten ohne Rückzugsmöglichkeit oder lange Durchquerungen mit sehr schwierigen Passagen.

Aufstieg

Im Aufstiegsmodus hat der Boot tatsächlich deutlich mehr Bewegungsfreiheit als alle anderen Softboots, die ich bisher getestet habe. Allerdings hat diese Freiheit ihre strukturellen Grenzen. Um das zu verstehen, ein kurzer Exkurs zum idealen Tourensnowboardschuh, den Tobias Graser mal sehr konkret formuliert hat.

Idealerweise ist so ein Tourenboot im Aufstieg für Seitenbewegungen steif und für den Flex nach vorne und hinten flexibel (also wie ein Skitourenschuh mit Walk-Einstellung). Für die Abfahrt verhält es sich genau umgekehrt. Hier wünscht sich der/die SnowboarderIn seitlichen Flex und eher festeren Flex nach vorne und hinten. Diese Kombination ist gar nicht so einfach herzustellen.

Im konkreten Beispiel kann ich den TREK S/LAB sehr weit aufmachen und habe dann einen sehr guten Flex nach vorne und hinten und damit eine gewünscht große Schrittlänge. Allerdings gilt, umso weiter offen der Schuh ist, umso mehr flext er auch zur Seite und gerade diese Stabilität hätten wir aber gerne.

Machen wir ihn nur halb auf und lassen den Top-Strap an Ort und Stelle - so ist es auch in der Bedienungsanleitung vorgeschlagen -  dann reduziert sich auch die Schrittlänge wieder. Die englischsprachige Welt sagt hierzu "you can't have the cake and eat it".

Die oben beschriebene Wunschkonstellation ist also mit diesem Boot nicht zu haben. Anderseits könnte man durchaus einwenden, dass man große Schrittlängen ja eh nur im flachen Gelände braucht. Im Spitzkehrengelände seien diese eher vernachlässigbar. Man könnte also im flachen Zustieg den Schuh offen haben und wenn es aufsteilt, den Schuh zu machen.

Ich persönlich finde diesen Einwand durchaus richtig. Ob man für das flache Gelände sich dann einen Schuh mit Gehfunktion anschafft und zusätzlich die Verstellerei während der Tour hat, muss jeder selbst entscheiden.

Auffällig ist, dass der Schuh im offenen Gehmodus oben sehr breit und ausgedehnt ist, was bei manchen engeren Hosen und Schneefängen in ein Gefummel ausartet. Hier ist eher eine Baggy-Version gefragt, wenn man die Hosenbeine entspannt über den Schuh bringen möchte.

Auf Mehrtagestouren nimmt man ganz gerne mal die Innenschuhe aus den Außenschuhen, sei es um Hüttenschuhe zu haben, sie im Schlafsack warmzuhalten oder einfach separat zu trocknen. Das ist beim TREK S/LAB tendenziell nervig. Quell des Ärgernisses ist der Strap, welcher den Innenschuh mit dem Außenschuh verbindet. Den Innenschuh wieder ordentlich reinzubringen, so dass diese Verbindung wieder funktioniert, kann in einer veritablen Flucherei enden. Wer mit dem Schuh an sich zufrieden ist, sollte ausprobieren, ob er diese Vorrichtung (Innenstrap) braucht - ansonsten würde ich sie einfach rausschneiden.

Der Schuh hat die hausinterne Salomon Sohle, die griffig ist, allerdings ein deutlich feineres Profil als eine Vibramsohle aufweist.  Zudem hat der Schuh keinen hinteren Sohlenrand, und kann dementsprechend nicht mit semiautomatischen Steigeisen benutzt werden, was ich persönlich nicht so wichtig finde.

FAZIT

Salomon hat mit dem TREK/ S-LAB tatsächlich einen Softboot mit echter Gehfunktion entwickelt, die funktioniert und gleichzeitig gute Abfahrtsperfomance bietet. Der Idealzustand für den Aufstieg ist damit jedoch noch nicht erreicht. Wünschenswert wären ein echter Thermofit-Innenschuh, eine teilweise verbesserte Schnürung sowie eine Reduktion des doch recht hohen Schuhgewichts.

VOR- & NACHTEILE

+ funktionierender Gehmechanismus

+ gutes Boardgefühl und Abfahrtsflex 

- im Aufstieg sehr voluminös (passt die Hose drüber?)

- Schnürung teilweise nervig

- recht hohes Gewicht (1340 Gramm pro Schuh in Größe 42)

DETAILS

  • Ortholite C3: A dual density  insole featuring a molded heel cup for all day comfort and a precise fit.
  • Trek EC+: High stability  outsole featuring a Salomon exclusive technology that combines the rebound of  Energy Cell+ and the stability of our VIBE compound.
  • Articulated Hike Cuff: A fully articulated cuff actioned by our exclusive BOA system - adjustable for the hike up, locks  down for the ride down.
  • Boa® Trek: Exclusive patented  S/LAB tech and a Boa® fit system that opens and closes the fully articulated  upper of the Trek S/Lab boot. This configuration allows you to manage how much  or how little the cuff moves for the hike up, and lock your boot for the ride  down.

Die Schuhe wurden PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt Ihr in unserem Test-Statement.

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