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Bike-Revier Zermatt – Im Rausch der Flow-Trails

Zermatt – Im Rausch der Flow-Trails

von German Wehinger 01.06.2011
Die meisten unserer heimatlichen Berge sind inzwischen entweder steingrau oder grün, da sich der Schnee mittlerweile in die Gletscherregionen zurückgezogen hat. Wir machen uns auf zu den schneereichen Bergen nach Zermatt im Kanton Wallis, um die Freeride-Abstinenz durch den Trail-Rausch zu ersetzen.

Die meisten unserer heimatlichen Berge sind inzwischen entweder steingrau oder grün, da sich der Schnee mittlerweile in die Gletscherregionen zurückgezogen hat. Wir machen uns auf zu den schneereichen Bergen nach Zermatt im Kanton Wallis, um die Freeride-Abstinenz durch den Trail-Rausch zu ersetzen. 


Das 5.000 Seelen zählende Dorf Zermatt liegt auf 1.620 Meter Höhe und ist gleich von mehreren majestätischen 4000ern umgeben. Der allgegenwärtige Anblick des Matterhorns überwältigt jeden Besucher direkt bei der Ankunft. Im Dorf tummeln sich unzählige Touristen aus aller Welt, unter ihnen auffallend viele Asiaten. Diese versuchen jeden Moment ihres Aufenthalts mit ihren Kameras festzuhalten. Das Bild, der fortwährend fotografierenden Asiaten wird uns all die Tage in Zermatt und am Berg begleiten.


Zum hektischen Treiben am Bahnhof gehören auch die vielen kleinen Elektroautos, die Touristen durch den Ort kutschieren, die Post bringen, die Waren in die Supermärkte liefern und Baumaterialien transportieren. Dass Zermatt ein idyllisches Bergdorf ist, kann man nun wirklich nicht behaupten. Egal, wir sind zum Biken hier und haben uns die Schwarzsee Rundtour, eine Tour auf den Gornergrat und das Rothorn vorgenommen.  

Am Fuße des Matterhorns

Die Schwarzsee-Rundtour führt von Zermatt über Furi durch die Inneri Wälder am Stausee vorbei in Richtung Schönbielhütte. Nachdem der Weg links hoch zur Stafelalp abzweigt wird er zunehmend steiler und der Wegschotter immer grober. Nun folgt man bis zum Schwarzsee Hotel auf 2.583 m einige steile Rampen, die je nach Konditionsstärke fahrbar oder zu schieben sind. Am Schwarzsee angekommen hat man ca. 1.100 Höhenmeter in den Beinen und kann das Matterhorn und den Hörnligrat auf sich wirken lassen. Aufgrund des starken Windes starten wir bald mit der Abfahrt. Die Talfahrt verläuft größtenteils auf der Schipiste und hat an mehreren Stellen einen sehr losen Untergrund, was den Flow-Spaß enorm hemmt. Ein verlockender Singletrail ist leider mit einem Bike-Verbotsschild gekennzeichnet. In Furi strampeln wir daher nochmals kurz hoch und wählen einen tollen Trail in Richtung Zermatt. Zum Glück haben wir den noch gefunden! Die Gier nach einem flüssig befahrbaren Trail befriedigt, ließen wir den Tag in einem Cafè in Zermatt mit Blick auf das Matterhorn Revue passieren. Da wir nicht nur zum Höhenmeterfressen nach Zermatt gefahren sind, haben wir uns für den nächsten Tag einen reinen Tiefenmetertag am Gornergrat eingeplant.  

Tiefenrausch nach Zermatt

Während der bequemen Auffahrt zum Gornergrat mit der Gornergratbahn lächelt die Sonne vom Himmel und die Vorfreude auf die Abfahrt steigt mit jeder Minute weiter an. Nach ungefähr einer halben Stunde und 1.400 Höhenmeter später erreichen wir die 3089 m hohe Bergstation. Die Temperatur ist merklich kühler und die Luft ziemlich dünn. Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir einige Minuten den grandiosen Rundumblick, bevor wir uns im Tiefenrausch hinunter nach Zermatt stürzen. Der Trail ist fast durchgängig fahrbar und wird zunehmend „flowiger“. Das Flow-Gefühl steigert sich von Tiefenmeter zu Tiefenmeter. Auf ca. 2.800 m Höhe kann man sich entscheiden, ob man direkt zum Riffelsee abfährt oder den Weg über den Riffelberg nimmt. Beide Abfahrten haben enormes Potenzial, wobei einige ausgesetzte und knifflige Passagen zu meistern sind. Vom Riffelsee führt ein anspruchsvoller Trail durch einen wunderschönen Lärchenwald nach Zermatt hinab. Die Unmenge an Adrenalin in unseren Körpern muss anschließend bei einem regenerierenden Getränk in Zermatt abgebaut werden. Ob es wohl möglich ist, diesen Run noch zu übertreffen? Möglicherweise am Rothorn? Das wollen wir gleich am kommenden Tag überprüfen.

Der höchste Punkt mit dem Bike

Nach einem ausgiebigen Tiefenmetertag ist wieder strampeln angesagt. Doch wollen wir nicht die gesamten ca. 1.700 Höhenmeter aus eigener Kraft erklimmen und nutzen für die ersten 600 Meter die Sunneggabahn, was sich später als Fehler herausstellt. Am Anfang führt ein Trail durch steiles Gelände vorbei beim Grindjisee nach Tällinen. Dort legen wir eine kurze Stippvisite bei der Fluehütte ein, um den Findelgletscher zu bewundern. Bis zum Blauherd ist die Strecke gut fahrbar, doch ab dort wird es wirklich hart. Man folgt der Skipiste zum Rothorn und muss ca. 600 Höhenmeter auf einer steilen Traktorspur bewältigen. Wir haben das Fahrrad fast durchwegs geschoben und empfehlen die Strecke nur sehr konditionsstarken Bikern. Auf diesem Abschnitt sieht man eindrücklich die Bodenschäden, die der Skibetrieb hinterlässt. Erstaunlicherweise konnten wir jedoch nirgends so viele blühende Edelweiß-Pflanzen sehen, wie hier am Schipistenrand. Im Nachhinein sind wir dennoch überzeigt, dass eine Auffahrt von Zermatt nach Blauherd interessanter ist – immerhin sind das noch 1.100 Höhenmeter,
die mit Muskelkraft zu überwinden sind – und für die restlichen 600 Höhenmeter vom Blauherd auf das Rothorn die Gondel zu nutzen.

Nach einer kurzen Pause auf dem Rothorn auf 3103 m Höhe und dem grandiosen Panorama begeben wir uns auf eine epische Singletrail-Abfahrt nach Zermatt. Der erste Teil durch die Tufterchumme könnte ewig weitergehen. Aufgrund eines Bike-Verbots bei Tufteren muss man kurz auf eine Schotterpiste ausweichen, bis man wieder links abbiegt auf einen fantastischen Singletrail durch einen Lärchenwald nach Winkelmatten. Auf diesem ist eine einzige, gut erkennbare, Schlüsselstelle zu überwinden. Angekommen in Winkelmatten wird man abrupt aus dem Abfahrtsrausch gerissen und will nicht wahrhaben, dass die 1400 Höhenmeter Abfahrt schon wieder vorbei sein soll.

Unsere Meinung zum Bike-Revier Zermatt

Das Bergdorf Zermatt kann mit einer einmaligen Bergkulisse von 29 Bergen mit über 4.000 Meter Höhe punkten. Das Idyll wird „gestört“ vom hektischen Treiben der vielen Touristen und von „Autofrei“ kann keine Rede sein, denn jede Menge Fahrzeuge mit Elektromotoren befahren die Straßen. Leider gibt es derzeit lediglich sechs Mountainbike Routen (Stand: August 2010) die befahren werden dürfen; alle anderen Trails sind offiziell nicht erlaubt und die „Singletrailmap Zermatt/Saas-Fee“ ist nach Auskunft beim Tourismusbüro Zermatt nicht anerkannt. Die Verantwortlichen sind zwar bemüht das Mountainbike-Netz auszubauen, aber dies wird noch einige Diskussionen und Zeit in Anspruch nehmen.Wirklich deprimierend war es, zu sehen, wie stark die Gletscher zurückgegangen sind. Genau zu der Zeit als wir in Zermatt waren hat ein Glaziologe seinen Versuch zur künstlichen Gletscherwachstum am unteren Theodulgletscher (Trockener Steg) gestartet. Aus den Nachrichten war zu erfahren, dass sich die erwarteten Resultate nicht eingestellt hatten. Der Versuch soll noch andauern. Man darf gespannt sein. Zusammenfassend hat Zermatt grandioses Potenzial zum Biken mit Flow-Garantie. Die epischen und nie endenden Singletrails lassen einem echten Abfahrtsrausch aufkommen.

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