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Zum Dichtestress im Alpenraum

Gedanken zum Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm am Beispiel des geplanten Zusammenschlusses Kühtai-Hochötz

von Lukas Ruetz 29.11.2018
Als Wintersportler kommt man derzeit im deutschsprachigen Raum kaum mehr um die zahlreichen Berichterstattungen zum heiß diskutierten Thema des Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramms (TSSP) und seiner Neuauflage herum. Dazu einige Gedanken aus einem gespaltenen Herz, die zur Selbstreflexion und zum Nachdenken anregen sollen.

Der Zusammenschluss der Skigebiete Kühtai und Hochötz in den Nördlichen Stubaier Alpen zwischen dem Sellraintal im Osten und dem Ötztal im Westen ist seit Jahren ein großes Thema bei den jeweiligen Liftbetreibern. Viele Varianten dazu wurden bereits in Betracht gezogen, keine konnte sich bis dato durchringen. Oft waren die naturschutzrechtlichen Bedenken zu groß. Da die Skigebiete zusammen einen Kartenverbund betreiben, verkehren saisonal Shuttlebusse um die Skifahrer hin und her zu chauffieren. Eine direkte Verbindungsbahn ohne neue Pisten im Bereich der Straße ist wegen zahlreicher Lawinenstriche kaum umsetzbar. Außerdem wäre sie über 6km lang und ist damit niemandem zumutbar – weder einem einheimischen Freerider noch einem ausländischen Urlauber, gleich wie die blöde Busfahrerei. Inzwischen nimmt eine Umsetzungsidee vorbei am Pirchkogel über das Schafjoch bis zum Weiler Marlstein genaue Züge an.

Um die Berichterstattung darüber zu für Ortskundige spezifizieren: Dabei werden die Feldringer Böden nicht betroffen sein, sie werden lediglich an ihrem Ostende gestreift. Die geplanten Lifte & Pisten laufen am Schafjoch und am Pirchkogel vorbei, nach Marlstein und überqueren die Grieskogelscharte.

Ich war kürzlich bei der Projektvorstellung inklusive kritischer Diskussionsrunde dabei. Organisiert von den Projektgegnern, unter Teilnahme der Skigebietsbetreiber, Alpenvereins-Funktionäre und Politiker beider Lager. Wie erwartet, überwog die ablehnende Haltung. Trotzdem wurde sachlich diskutiert und die Diskussion endete keineswegs in einer Schlammschlacht.

Als direkt Betroffener beschäftigt auch mich natürlich seit langem der Zusammenschluss. Ich wohne in der Region Kühtai-Sellraintal. Meine Familie lebt dort von einem kleinen Hotel mit 14 Zimmern mit angeschlossenem Restaurant. Wir sind in der Region seit mindestens 600 Jahren verwurzelt und betreiben nebenbei eine extensive „Streichel-Landwirtschaft“ mit Hund, Katzen, Hühnern und Kühen, die ich selbst täglich versorge und melke. Ich gehe in meiner Heimat über 100 Skitouren pro Saison – häufig auch im Gebiet des geplanten Zusammenschlusses. Man findet mich auch immer wieder beim Liftln dort. Mein Bruder ist Jäger und steckt sein gesamtes Herzblut in die Hege und Pflege aller Tierarten in seinem Revier. Meine Eltern sind als Selbstständige im Tourismus gezwungenermaßen Workaholics und viele meiner Freunde verdienen ihr Brot im Skigebiet Kühtai-Hochötz. Ich habe Geographie und Biologie studiert und kenne theoretische Hintergründe zu einigen Aspekten eines solchen Projektes. Ich bin Alpenvereinsmitglied, habe Freunde in diversen Alpenvereins-Funktionären gefunden und arbeite ebenfalls in Alpenvereins-Projekten mit. Ich habe Bekannte aller Gesinnungen in Sachen Naturschutz, mit denen ich bei einer gemeinsamen Bergtour ohne Beleidigungen auf Augenhöhe über unterschiedliche Meinungen diskutieren kann, ohne im Streit zu enden. Ich kenne alle Seiten hautnah, ihre Hintergründe, ihre Ängste, ihre Visionen und ihre Standpunkte. Eigentlich bin ich sogar Teil von allem.

Vor diesem Hintergrund möchte ich nachfolgend einige gemischte Gedanken teilen zum Thema der Skigebietserweiterungen in Tirol.

Zum Nachdenken – Teil 1: Der Dichtestress

Dichtestress entsteht zum Beispiel, wenn man zu viele Nutztiere auf zu engem Raum einpfercht. Schweine beginnen sich Schwänze und Ohren abzubeißen, Hühner picken sich zuerst die Federn raus, dann picken sie sich gegenseitig blutig und schließlich fressen sie sich auf. Ähnliches passiert derzeit in den Alpen. Es gibt immer mehr Leute, die auf sehr engem Raum zusammengepfercht leben müssen. Wer das anders sieht, hat Mitteleuropa wahrscheinlich noch nie verlassen. Verschiedenste Interessen treffen auf verhältnismäßig kleinem Raum zusammen. Damit beginnen die Reibereien. Je dichter die Bestückung wird, desto größer werden die Berührungspunkte und die Streitereien. Es ist das Gegenteil zum Schnee, wo die Bindung zueinander mit einer größeren Anzahl an Berührungspunkten besser wird. Dies merkt man im Alpenraum von Jahr zu Jahr mehr. Verschiedene Interessen treffen immer heftiger aufeinander: Sei es Jagd gegen Forst oder Tourismus gegen einheimische Erholungssuchende.

Dem kann man nur mit strikten Regeln vorbeugen. Diese Regeln sind unsere Gesetze. Meiner Ansicht nach kommen wir irgendwann nicht darum herum, genau zu regulieren, wo wer was wann tun darf. Das heißt: Zum einen natürlich klare Ausbaugrenzen festzulegen, aber auch die Nutzung des gesamten Naturraumes zu regeln. Wildtiere werden durch unregelmäßig auftretenden Menschenmassen in jedem erdenklichen Winkel der Berge beispielsweise wesentlich stärker beeinträchtigt als durch fix installierte Infrastruktur.

Seien es Raufußhühner, Rehe oder Gämsen – jeder der viel im verschneiten Gelände unterwegs ist, hat bereits einige davon auf dem Gewissen. Auch wenn man sie selbst gar nicht wahrgenommen hat. Der Energiehaushalt ist bei vielen Tieren im Winter sehr empfindlich. Eine oder mehrere Fluchten vor powdergeilen, naturverliebten Skifahrern sind lebensbedrohlich. Man denke auch an die tausenden von jungen Bäumen, die jeden Winter durch Skikantenverletzungen im Skitouren- und Freeridegelände sterben müssen. Oder an die Flechten, die durch Steigeisen vom Skidepot zum Gipfel den Tod durch Abkratzen finden. Wer ehrlich die Natur schützen will, der muss vor allem im Winter daheim bleiben.

Das mag aber keiner, ich auch nicht. Dazu bin ich zu egoistisch. Deswegen brauchen wir nicht nur Ausbaugrenzen für die Skigebiete, sondern auch Naturraumregulierung für Freizeitsportler. Das heißt: Gebiete, wo es strikte Betretungsverbote gibt – wie in der Schweiz bereits üblich. Nur so kann man Natur zumindest gebietsweise wirklich bewahren und in ihrem naturnahen Status belassen. Wirklich „natürlichen“ Status gibt es im Alpenraum ohnehin kaum mehr. Alle Bereiche sind bereits mehr oder weniger vom Menschen beeinflusst.

Der Mensch – nicht "ein Zusatz zur" sondern "ein Teil der" Natur

Ich finde die gesamte Diskussion aber eigentlich extrem kleinkariert und aus einem menschlich-egozentrischen Weltbild betrachtet. Ich denke, der Mensch ist Teil der Natur und steht nicht über ihr. Jeder Handgriff, den jeder von uns tut, integriert sich mit seinen subjektiv (!) gesehenen positiven und negativen Folgen in die Natur. Alles hängt zusammen und stellt sich aufeinander ein. Der Mensch ist Teil der Natur und die Natur wird ihn mit all seinen ach so guten oder schlechten Taten immer integrieren und das gesamte System wird sich immer aufeinander anpassen. Doch diese Ansicht kann man im heutigen Zeitgeist als weltfremd bezeichnen…

Zum Nachdenken – Teil 2: Von Stolz und Scham, Emotion und Sachlichkeit

Ich bin stolzes Alpenvereinsmitglied. Stolz auf die Leistungen der Alpenvereine. Im Bereich des Schutzhüttenbaus, in der besten Kartographie weit und breit, in den Archivierungen historischer Bilder, Schriften und Erzählungen, auf die Alpenvereinsführer, auf die einmalig tolle Präventionsarbeit zu alpinen Gefahren (der Sheriff!) und noch vieles, vieles mehr. Doch der Alpenverein tut dem immer weiter wachsenden Dichtestress innerhalb der Bevölkerung in Tirol, in Österreich, in den Alpen häufig nicht gut. Mit einer übertriebenen Einnahme von Parteienstellung und hoch-emotionaler Berichterstattung in Sachen Liftbau wird eine Stimmung verbreitet, die für mich an eine Hetzjagd erinnert. Bei der man immer und immer wieder frontal auf die Liftbetreiber schießt. Damit wird die Bevölkerung meiner Ansicht nach gegeneinander aufgehetzt. Denn zur Bevölkerung gehören Skigebietsbetreiber, Liftpersonal, Privatzimmervermieter, Hotelbetreiber genauso wie Freerider, Skitourengeher, Wanderer und Eiskletterer. Viele sind sogar zwei in eins und viele Beschossene sind ebenfalls selbst Alpenvereinsmitglieder. Ganz unabhängig davon, ob man es für rechtens und aufrichtig hält, was sich auch Skigebietsbetreiber oder Unterstützer von Liftprojekten zu Schulden kommen lassen.

Bei der Diskussion in der Inntaler Gemeinde Mötz wurde von Projektkritikern ebenfalls großteils auf emotionale Betroffenheit gesetzt. Bereits ganz am Anfang lief eine Diashow mit dem Soundtrack „Conquest of paradise“. Zum Abschluss gab es einen Film in dem ein 89-jähriger Stubaitaler sehr rührend seine abhaltende Meinung dem Publikum nähergebracht hat. Das enttäuscht mich persönlich, erinnert es mich doch immer wieder an den Populismus in der Politik - und das von einer Gruppe, bei der ich großteils von einem sehr hohen Bildungsstand ausgehe.

Daneben kommt mir immer wieder der Gedanke, dass es gerade die aktiven Alpenvereinsmitglieder sind, die am liebsten Aufstiegshilfen und die dadurch entstandene Rahmen-Infrastruktur als Zusatzmittel für ihre Touren verwenden.

Neben Stolz erfüllt mich dadurch auch dann und wann Scham. Leider.

Zum Nachdenken – Teil 3: Erschließer der Alpen?

Tirol hat eine Fläche von 12.640 km², davon sind 1.345 km² als Dauersiedlungsraum (für Straßen, Häuser, Industriegebäude, Landwirtschaft) nutzbar, also ca. 11%. Von den gesamt 12.640 km² werden 73 km² von Pisten eingenommen, also 0,6%. Selbst wenn man die Pistenflächen verdoppeln würde (!), würden nur etwa 12% der Landesfläche vom Menschen „intensiv“ genutzt werden. Eine Frage aus dem Publikum während der Diskussion an die Skigebietsbetreiber ist damit meiner Meinung nach beantwortet: „Was würden Sie meinen Kindern sagen, wenn sie nach Kanada fliegen müssen, um liftfreie Berglandschaft zu erleben?“

In Tirol gibt es ebenfalls 24.000 km Wanderwege. Geht man von einer durchschnittlichen „Zerstörung“ der Natur auf drei Meter Breite auf dieser Strecke aus, kommt man auf 72 km² an „zerstörter“ Fläche. Fast gleich viel an Natur wird also für uns ruhesuchende Naturburschen zerstört, wie für die Pistenrowdys. Eigentlich wächst auf einem Steig oder Wanderweg aber weniger bzw. gar nichts im Gegensatz zu Pistenflächen. Man mag behaupten, dass die meisten Steige nicht viel breiter als einen halben Meter sind, doch Hand aufs Herz: wie viele Meter sind links und rechts davon meist niedergetrampelt und werden durch dauernde Begehung zur „Weg-Erweiterung“? Und wie viele Kilometer der Wanderwege sind autobreit oder noch breiter?

Außerdem setzen die Alpenvereine mit dem Bau und der Erhaltung der alpinen Infrastruktur auch menschliches und naturfernes in die Landschaft. Ich denke, es ist der Natur egal, ob an einem bestimmten Ort eine Schutzhütte oder eine Liftstation steht. Nur: die Schutzhütten wurden zu einer Zeit gebaut, in der man die Erschließung und die Bebauung der alpinen Landschaft noch als großen Fortschritt feierte. Ich nutze Schutzhütten genau so gerne wie Aufstiegshilfen. Aber was würden wir heute denken, wenn die Landschaft noch nicht von Schutzhütten gesättigt wäre? Ist es nicht eine ähnliche "Katastrophe", dass fast jedes Seitental mit einer Hütte erschlossen ist? Hütten schauen ja doch eigentlich genauso scheußlich aus und passen gar nicht in das Bild der unberührten Landschaft?

Im Grunde werden die Alpen von uns allen gemeinsam durch und durch immer weiter erschlossen: Sei es ein Lift, ein Wanderweg, ein Single-Trail oder aber auch nur eine Tourenbeschreibung im Internet, der tausende von Wintersportlern folgen. Der Alpenverein erschließt die Alpen nicht weniger als die Skigebietsbetreiber. Der letzte Höhepunkt dieser Erschließungswelle war der Launch des hochqualitativen und toll umgesetzten Tourenportals „Alpenvereinaktiv“. Auch ich habe dort bereits Touren veröffentlicht. Doch eines Faktums müssen wir uns bewusst sein: Mit dem, was wir derzeit nach und nach niederschreiben, rauben wir unseren Kindern immer mehr die Möglichkeit, selbst richtige Abenteuer in den Alpen zu erleben. Mit der genauen Informationen über jeden Stein, der am Weg liegt, kann man schön langsam nur mehr die wirklich extremen, objektiv gefährlichsten Touren als "Abenteuer" erleben. Alles, was einem normalen Bergsteiger entspricht, ist derart erschlossen, dass das viel gelobte Auf-sich-gestellt-sein, eigene-Wege-gehen und damit ein wichtiger Teil zur Persönlichkeitsentwicklung wegerschlossen wurde.

Ob man die Alpen materiell oder immateriell erschließt - alles weist seine Sonnen- und seine Schattenseiten auf. Die 89% der Landesfläche, die nicht unter Dauersiedlungsraum oder Skigebiete fallen, sind ebenfalls bereits erschlossen und seit langem nicht mehr natürlich, sondern maximal nur noch naturnah. Fast jeder Quadratmeter ist irgendwie vom Menschen beeinflusst und sowieso schon immateriell erschlossen. Fordert man einen Ausbaustopp für Skigebiete, sollte man auch einen Erschließungsstopp für beschriebene, markierte oder topobasierte Touren fordern. Wir haben doch genug davon?

Auf der anderen Seite stellen Pisten keineswegs karge, leblose Landschaft dar. Besonders in Österreich, wo es strenge Auflagen zur Renaturierung von Pisten gibt, pendeln sie sich in ihrem biologischen Zustand ähnlich ein wie eine extensiv bewirtschaftete Weidefläche. Jetzt kann man natürlich diese Art von Lebensraum als verabscheuenswert darstellen, aber man müsste dann die gesamte Almwirtschaft ebenfalls negativ betrachten. Denn hier werden genauso die natürlichen Lebensgemeinschaften vollständig verändert: Durch Trittschäden & Bodenverdichtung der weidenden Rinder oder durch massiven, zusätzlichen Eintrag von Dünger durch die Tiere. Mit der natürlich vorherrschenden Lebensgemeinschaft hat genutzter Almboden ebenfalls nur mehr wenig zu tun. Damit kommen wir wieder zum Thema zurück: Ist der Mensch mit all seinem Tun Teil der Natur oder nicht? Ist die Veränderung der Natur durch die Almwirtschaft und den Schutzhüttenbau nur akzeptabel, weil wir nichts anderes mehr kennen?

Zum Nachdenken – Teil 4: Jobabsicherung und Gehaltserhöhung, nein danke?

Der sanfte Tourismus wird in unserer Region vor allem im Sommer groß geschrieben und man hat einen guten Kompromiss zwischen „richtigem“ Tourismus durch das Skigebiet im Winter und sanftem Tourismus abseits dessen gefunden. Allein vom sanften Tourismus könnten wir jedoch niemals leben – das ist auf absehbare Zeit wirklich unmöglich.

Daneben ist der Bergwanderer oder Skitourengeher durchschnittlich ein eher heikler Gast. Viel pflegebedürftiger und situationselastischer als der Alpin-Skifahrer. Ist das Wetter schlecht oder sind die Verhältnisse weniger ansprechend, wird verständlicherweise kurzfristig abgesagt und man kann mit leeren Zimmern Daumendrehen. Das ist zwar im Einzelfall nicht existenzbedrohend, aber ein riesen Problem für die Erwirtschaftung des eigenen Lebensunterhalts, wenn man ausschließlich von dieser Kundschaft leben muss. Da Wetter und Verhältnisse bekanntlich sehr variabel sind und Massenabsagen von Bergsteigern, wie auch auf Schutzhütten, ziemlich häufig vorkommen.

Oder sagen wir so: Ist das Wetter schlecht, bekommst du nur einen Bruchteil deines Gehalts, musst aber trotzdem zur Arbeit gehen und musst dich dort den ganzen Tag langweilen – einverstanden?

Egal ob die Skigebiete Hochötz und Kühtai verbunden werden und egal wie: Verhungern werden wir so oder so nicht. Wir würden uns mit einer Verbindung mit Sicherheit leichter tun, Gäste anzusprechen und sie von der Skiregion zu überzeugen. Vor allem würden sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mehr davon wieder her-verirren. Viele, vor allem Gäste, die das Gebiet erstmals besuchen, klagen tatsächlich über die geringe Größe des Gebiets und die skifahrerisch doch recht limitierten Abfahrtsmöglichkeiten. Es wäre ein Teil unserer Arbeitsplatz-Absicherung und die Auslastung ist über den Winter gesehen besser. Ein (noch) sicherer Job und mehr Einkommen bei einem verhältnismäßig kaum ansteigenden Arbeitspensum, wer will das nicht?

Zum Nachdenken – Teil 5: Ist „davon leben können“ nicht eigentlich schon genug?

Ein interessantes, nachdenklich stimmendes Zitat aus diesem Artikel über den Tourismus in Peru:

Wenn eine Region touristisch versaut ist, so weicht die natürliche Gastfreundschaft oft in eine professionelle, die sich an der maximalen Wertschöpfung orientiert.

Ich habe mich lange gefragt, ob dies auf „meine“ Region Ochsengarten-Hochötz-Kühtai-Sellraintal auch zutrifft. Derzeit denke ich: Nein, es trifft für die meisten Gastgeber und vor allem für die Skigebietsbetreiber nicht zu. Im Gegenteil: wir sind froh, nicht wie die "Großen" im heiligen Land Tirol dazustehen.

Nach einem potentiellen Zusammenschluss der Skigebiete will man sich auf Authentizität, Originalität und neue, einzigartige Ideen konzentrieren – denn das macht uns wirklich einzigartig im harten Bewerb um zahlende Gäste. Auf lange Sicht zählt auf jeden Fall Qualität. Was Qualität ist und ob dazu auch die Größe eines Skigebietes zählt, kann sich jeder selbst definieren.

Die Moral der G‘schicht

Ich finde, wir sollten uns nicht immer gegenseitig die Köpfe einschlagen. Wir sitzen alle im selben Boot und egal wie man zum Neubau von Liften und Pisten steht, es geht immer um leben und leben lassen. Auch wenn man dem Standpunkt der anderen Seite nichts abgewinnen kann und nicht direkt davon beeinflusst wird. Es wird zwar immer enger – doch es ist definitiv noch genug für alle da. Auch in Tirol. Auch mit einer Hand voll neuer Lifte und Pisten. Lassen wir uns nicht vom Dichtestress gegeneinander aufhetzen – finden wir gemeinsam gute Lösungen!

Früher oder später kommen wir um eine exakte Regulierung und Regelung aller Interessen nicht herum. Nicht nur bezüglich Ausbaugrenzen von Skigebieten, auch um Wild-Wald-Natur-Ruhezonen mit strikten Betretungsverboten für uns Bergsteiger. Um die zermürbende Rechts-Unsicherheit von Skigebietsbetreibern endlich sterben zu lassen und ihnen Planungs-Sicherheit zu geben. Damit sie endlich exakt wissen, was sie dürfen und was nicht. Und um derart leidige Diskussionen zu vermeiden, wo es immer nur Verlierer gibt und Feindschaften daraus resultieren.

Eine Blacklist für Berge, die man materiell wie immateriel vollkommen unerschlossen lässt bzw. wieder "rückerschließt", ist daneben auch eine Überlegung wert, um den eigenen Kindern einen Teil ihrer notwendigen Selbstständigkeit zu bewahren.

Menschenmassen, wie man sie inzwischen in den Alpen zum Wandern und Skitourengehen beobachtet, beeinträchtigen Fauna und Flora in Summe nicht weniger als Bauwerke – nur auf eine andere Art und Weise. Dessen sollten wir uns endlich bewusst werden.

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