Downdays hat weitere Informationen zum Unfall - soweit bekannt - zusammengestellt. Von Powder gibt es ein etwas älteres Portrait von Tof Henry. In seinem Film "Born in Chamonix" kommt er selbst zu Wort und lässt seine Abfahrten für sich sprechen.
Wie reagiert man als Skimedium angemessen auf den Tod (prominenter) Freerider? Wir haben im PowderGuide-Team schon öfter darüber diskutiert, auch diesmal wieder. Lars Oelmann, das PG PowderAlarm-Orakel, hat - wie wohl viele von uns - beobachtet, wie sich die Nachricht von Tof Henry's Tod von Insta-Story zu Insta-Story verbreitet hat. Traurige Herzchen begleiteten die Posts. Die Videos von Tof's Steilwandbefahrungen wurden oft mit Fire-Emojis kommentiert. Lars hat das Gefühl, das beides der Situation nicht gerecht wird - die Herzchen nicht dem tragischen Tod eines Menschen, die Flammen nicht den Abfahrten, die selbst in der risikotoleranten Freeride-Szene oft als "hart am Limit" wahrgenommen wurden. Im folgenden Beitrag teilt Lars seine Gedanken dazu.
Wie die "richtige" Reaktion auf den Tod eines Ski-Stars wie Tof Henry aussieht und ob es überhaupt eine gibt, wissen wir nicht. Das PG-Team war sich einig, dass Lars uns einige wichtige Denkanstöße gegeben hat. Zur Frage, ob diese Art von Diskussion in einem Medium wie PG so kurz nach einem Unfall "passend" ist, gab es unterschiedliche Meinungen. Wir haben auch die daraus entstandenen Gespräche als wertvoll empfunden und uns daher schlussendlich entschieden, den Text hier mit der PG-Community zu teilen.
Der Tod von Tof hat in mir etwas ausgelöst, das sich von dem zu unterscheiden scheint, was er bei anderen ausgelöst hat, zumindest wenn man den sozialen Medien glauben darf. Er hat in mir den Wunsch ausgelöst, über etwas zu sprechen, das ich schon seit einigen Jahren mit mir herumtrage und das ich nun in einem Debattenbeitrag zur Diskussion stellen möchte. Ich betone, dass dies meine Meinung ist und nicht die allgemeine Meinung von PowderGuide. Vielleicht nicht einmal die von jemand anderem.
Es geht darum, wie Tof wahrgenommen wurde, wie wir in den Bergen Entscheidungen treffen und wie wir diese Entscheidungen dann nach außen tragen. Der Tod von Tof ist tragisch. Zuallererst für seine Familie und seine Freunde. Aber anscheinend auch für hunderte Andere, die eben das auf Social Media in Form von Herzen und anderen Emojis zum Ausdruck bringen. Viele empfinden seinen Tod anscheinend nicht nur als tragisch, sondern auch als überraschend.
Hier scheine ich aus der Reihe zu fallen, denn mein erster Gedanke war: "Nicht schon wieder". Denn überrascht war ich nicht. Ich dachte an einen Artikel aus dem Powder Magazine über Andreas Fransson, Dave Rosenbarger und andere, die damals als die neue Generation von Freeridern in Chamonix portraitiert wurden. Sie fuhren Lines am Limit, aber mit einer Freeride Einstellung und nicht im klassischen Steilwand-Stil. Das heißt: In äußerst steilen und ausgesetzten Hängen wurden anstatt kontrollierter Jumpturns nun weite Turns in hoher Geschwindigkeit gefahren. Das Ganze funktioniert nur bei entsprechend guten, pulvrigen Schneebedingungen, bei welchen tendenziell das Risiko eines Lawinenabgangs deutlich größer ist als bei Frühjahrs-Firnbedingungen. In dieser Tradition steht auch Tof Henry.
Fast alle Protagonisten aus diesem Artikel sind mittlerweile tot. Nun also auch Tof, der in Chamonix aufgewachsen ist und wie kein anderer für diese „Chamonix Attitude“ stand.
Die „Chamonix Attitude“ besteht für mich einerseits aus dem Rationalisieren von Entscheidungen, die nach einem klassischen Risikomanagement - etwa im Sinne der Reduktionsmethode - nicht hätten getroffen werden sollen, und andererseits aus der Art und Weise, wie die "Szene", zu der wir alle gehören, das wahrnimmt.
Und jetzt wird es kniffelig, denn mir geht es eigentlich nicht um einzelne Entscheidungen oder die Personen, die sie treffen. Vielmehr geht es um uns, um die Szene, die das Ganze wahrnimmt und kommentiert, und um unsere Ehrlichkeit uns selbst gegenüber.