Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Schnee von morgen

Schnee von morgen | Sharing is caring – sollten wir öfter Ski leihen?

Die Sharing Economy in der Wintersportwelt

30.01.2023 von Lisa Amenda
Ski, Schuhe, Bekleidung, Notfallausrüstung: Die Sharing Economy ist im Wintersport angekommen. Aber wie funktionieren die Services und wann macht mieten Sinn? Und kann es eine nachhaltige Alternative zum Kauf darstellen?

„Alle großen gesellschaftlichen Probleme hängen mit dem Konzept des Besitztums zusammen“, schreibt Eric Holthaus in seinem Buch „Die Erde der Zukunft“. Boom. Direkt rein wie ein Hammerschlag. Ciao, neue Ski. Servus, Skibekleidung. Tschüss, eigenes Auto. Nun gut, beim Auto könnten wir uns vermutlich darauf einigen, dass nicht jeder und jede ein eigenes besitzen muss. Dass es in bestimmten, städtischen Einzugsgebieten sogar in Deutschland möglich ist mit dem ÖPNV nicht nur zu überleben, sondern auch den Alltag und die Freizeitaktivitäten zu stemmen. Ansonsten gibt es ja auch noch Carsharing-Angebote. Aber sollen wir jetzt auch Ski mieten? Und Schuhe? Oder hört der Sinn der Sharing Economy irgendwann auf?

Die Sharing Economy im Wintersport

Ski und Skischuhe leihen, das kann man in den Skigebieten und auch in den entsprechenden Sportgeschäften schon lange. Gehört zum Skisport und ist mittlerweile selbstverständlich. Wer nur wenige Tage im Jahr auf Ski verbringt, muss sich nicht unbedingt eine teure Ausrüstung in den Keller stellen. Leihski sind immer bestens gewachst und ich kann mit leichtem Gepäck in den Skiurlaub aufbrechen. Aber das gleiche sollte doch auch für Skibekleidung gelten, oder? Wenn ich nur wenige Tage im Jahr Ski fahre, macht es wenig Sinn, wenn ich mir teure Kleidung in den Schrank hänge, oder?

Schnee von morgen
presented by

Diese Frage stelle nicht nur ich mir, sondern auch immer mehr Bekleidungshersteller. Allen voran Pyua und Schöffel. Pyua CEO Stefan Mohr erklärt: „Pyua Rental ist für uns ein weiterer Weg, das Bewusstsein hin zu einem überlegten Konsum zu fördern. Nach dem Prinzip der Sharing Economy möchten wir unsere Bekleidung allen Verbraucher:innen zugänglich machen. Durch unser Mietkonzept geben wir nicht nur die Möglichkeit, unsere innovative und rezirkulierbare Kleidung zu testen, sondern dabei auch gemeinsam unsere Ressourcen effizienter zu nutzen.“ Über die Webseite des Bekleidungsherstellers sind zwei unterschiedliche Outfits mietbar. Jacken sind ab 69, Hosen ab 59 und Midlayer ab 39 Euro zu haben. Die Mindestmietdauer beträgt vier Tage. Ich habe das System ausprobiert und mir einen Midlayer geliehen. Vier Tage. 39 Euro und dazu noch eine wiederverwendbare Verpackung für weitere 2,50 Euro. Ab in den digitalen Warenkorb und zwei Tage später liegt die Jacke in meinem Briefkasten. Für meinen Test begleitet sie mich im Alltag. Nach Ablauf der Mietdauer schickt mir Pyua einen DHL-Frankierschein und ich kann die Jacke wieder zurückschicken. Pyua reinigt sie und bringt sie wieder in den Mietkreislauf.

Auch Schöffel folgt diesem Motto und will unter anderem Einsteigern den Zugang zum Skisport durch ihren Mietservice erleichtern. Bereits letzten Winter haben die Schwabmünchner über Intersport Bekleidung in Österreich zum Verleih für Kinder und Erwachsene angeboten. In der Schweiz ist der Miet-Service über verschiedene Händler ebenfalls möglich.

Neben Ski und Bekleidung, nimmt auch der Verleih von Sicherheitsequipment wie (Lawinen-)Rucksäcken oder Sicherheitsausrüstung immer mehr zu. Bei Ortovox kann man so zum Beispiel über die firmeneigene Webseite Händler finden, die Ortovox Rucksäcke und Lawinenequipment verleihen. Und auch beim Lawinenrucksack-Hersteller ABS kann über die Webseite der Rucksack für das nächste Skiabenteuer gemietet werden. Doch wie sinnvoll – und nachhaltig – ist das Leihen von Bekleidung und Equipment?

Ist mieten nachhaltiger als kaufen?

Auf den ersten Blick möchte ich sofort rufen: „Ja, klar!“ Denn wer mehr besitzt, ist auch für mehr CO2 verantwortlich. Aber stimmt das wirklich? Hier können wir uns auf den Fettes Brot Klassiker berufen: Jein! Oder: es kommt drauf an. Mieten und Abonnements boomen. Filme, Serien, Musik bis hin zum Laufschuh Cyclon von On Running. Das Konzept hinter Abo- und Mietservices nennt sich Product as a Service und ist Teil der Performance Economy, die wiederum Teil der Kreislaufwirtschaft ist. Mieten wir uns also beispielsweise ein Jacke von Pyua oder einen Lawinenrucksack von ABS, haben die Hersteller ein Interesse daran, die Produkte so langlebig wie möglich zu gestalten. Und vor allem so zirkulär wie möglich. Bisher werden Produzenten quasi dafür belohnt, Wegwerfprodukte zu designen. Das ist bei Mietprodukten obsolet. Denn Jacke oder Rucksack bleiben schließlich Eigentum der Hersteller und am Ende eines Produktlebenszyklus sollten im besten Fall wieder so viele Bestandteile wie möglich zu einer Jacke oder einem Rucksack verarbeitet werden.

Allerdings: Mieten wir zum Beispiel Kleidung, muss diese öfter gereinigt und imprägniert werden. Sie muss manchmal - wie in meinem Fall - sogar verschickt werden. Das kostet Ressourcen und erfordert einen höheren Planungsaufwand. Zwar kein Nachhaltigkeitspunkt, aber dennoch: Wir sind nicht mehr so flexibel. Und sollten uns deshalb vorab die Frage stellen: Bin ich jetzt eher Skibesitzerin oder Mietnomade?

Don’t be gentle, it’s a rental

Tatsächlich tue ich mir mit den Mietservices von Notfallequipment schwer. Klar ist, LVS, Schaufel, Sonde und Lawinenrucksack sind teuer. Aber: Gerade bei diesem Equipment ist es umso wichtiger, dass die Ausrüstung beherrscht wird. Vor allem in Notfallsituationen kann es ausschlaggebend sein, wie schnell ich mit meinem LVS bei der Suche bin bzw. ob ich überhaupt weiß, wie das Gerät bedient wird.

Ski und Bekleidung sind da eine andere Sache. Für mich macht mieten bei diesen Produkten vor allem dann Sinn, wenn ich etwas nicht ganz so oft mache, heißt, es nicht so oft brauche. Eigentlich würde es Sinn machen, sich z.B. dicke Freerideski bei entsprechenden Schneebedingungen zu leihen – denn sind wir mal ehrlich, so oft brauchen wir die gar nicht. Sinnvoll ist es außerdem, wenn man nur wenige Tage auf Ski unterwegs ist oder gerne neue Bekleidung oder Equipment ausprobiert bzw. mal die Mittelbreite variieren möchte. Würden wir das alle machen, hätten wir weniger Zeug in unseren Schränken und würden CO2 und  Ressourcen sparen. Das geht aber nur, wenn wir nicht frei nach dem viel zitierten Motto „Don’t be gentle, it’s a rental“ mit den Leihski über den Asphalt bis zum parkenden Auto fahren. Das wird den Lebenszyklus in keinem Fall verlängern. Behandeln wir die Leihski aber wie unser Eigentum, dann können Mietservices in Zukunft eine umweltfreundliche Alternative darstellen. Und wir können uns vor dem nächsten Skikauf fragen: Lohnt sich der Kauf, oder reicht es, wenn ich mir das Modell für die ein bis zwei Tage im Jahr leihe?

Wie seht ihr das? Sind Leihski für besondere Einsätze (bspw. leichte Tourenski für eine lange Tour, oder richtig breite Ski für die seltenen, super tiefen Tage) eine Alternative zum Kauf?

Ähnliche Artikel

Kommentare

Schnee von morgen
presented by