Diese Frage stelle nicht nur ich mir, sondern auch immer mehr Bekleidungshersteller. Allen voran Pyua und Schöffel. Pyua CEO Stefan Mohr erklärt: „Pyua Rental ist für uns ein weiterer Weg, das Bewusstsein hin zu einem überlegten Konsum zu fördern. Nach dem Prinzip der Sharing Economy möchten wir unsere Bekleidung allen Verbraucher:innen zugänglich machen. Durch unser Mietkonzept geben wir nicht nur die Möglichkeit, unsere innovative und rezirkulierbare Kleidung zu testen, sondern dabei auch gemeinsam unsere Ressourcen effizienter zu nutzen.“ Über die Webseite des Bekleidungsherstellers sind zwei unterschiedliche Outfits mietbar. Jacken sind ab 69, Hosen ab 59 und Midlayer ab 39 Euro zu haben. Die Mindestmietdauer beträgt vier Tage. Ich habe das System ausprobiert und mir einen Midlayer geliehen. Vier Tage. 39 Euro und dazu noch eine wiederverwendbare Verpackung für weitere 2,50 Euro. Ab in den digitalen Warenkorb und zwei Tage später liegt die Jacke in meinem Briefkasten. Für meinen Test begleitet sie mich im Alltag. Nach Ablauf der Mietdauer schickt mir Pyua einen DHL-Frankierschein und ich kann die Jacke wieder zurückschicken. Pyua reinigt sie und bringt sie wieder in den Mietkreislauf.
Auch Schöffel folgt diesem Motto und will unter anderem Einsteigern den Zugang zum Skisport durch ihren Mietservice erleichtern. Bereits letzten Winter haben die Schwabmünchner über Intersport Bekleidung in Österreich zum Verleih für Kinder und Erwachsene angeboten. In der Schweiz ist der Miet-Service über verschiedene Händler ebenfalls möglich.
Neben Ski und Bekleidung, nimmt auch der Verleih von Sicherheitsequipment wie (Lawinen-)Rucksäcken oder Sicherheitsausrüstung immer mehr zu. Bei Ortovox kann man so zum Beispiel über die firmeneigene Webseite Händler finden, die Ortovox Rucksäcke und Lawinenequipment verleihen. Und auch beim Lawinenrucksack-Hersteller ABS kann über die Webseite der Rucksack für das nächste Skiabenteuer gemietet werden. Doch wie sinnvoll – und nachhaltig – ist das Leihen von Bekleidung und Equipment?
Ist mieten nachhaltiger als kaufen?
Auf den ersten Blick möchte ich sofort rufen: „Ja, klar!“ Denn wer mehr besitzt, ist auch für mehr CO2 verantwortlich. Aber stimmt das wirklich? Hier können wir uns auf den Fettes Brot Klassiker berufen: Jein! Oder: es kommt drauf an. Mieten und Abonnements boomen. Filme, Serien, Musik bis hin zum Laufschuh Cyclon von On Running. Das Konzept hinter Abo- und Mietservices nennt sich Product as a Service und ist Teil der Performance Economy, die wiederum Teil der Kreislaufwirtschaft ist. Mieten wir uns also beispielsweise ein Jacke von Pyua oder einen Lawinenrucksack von ABS, haben die Hersteller ein Interesse daran, die Produkte so langlebig wie möglich zu gestalten. Und vor allem so zirkulär wie möglich. Bisher werden Produzenten quasi dafür belohnt, Wegwerfprodukte zu designen. Das ist bei Mietprodukten obsolet. Denn Jacke oder Rucksack bleiben schließlich Eigentum der Hersteller und am Ende eines Produktlebenszyklus sollten im besten Fall wieder so viele Bestandteile wie möglich zu einer Jacke oder einem Rucksack verarbeitet werden.
Allerdings: Mieten wir zum Beispiel Kleidung, muss diese öfter gereinigt und imprägniert werden. Sie muss manchmal - wie in meinem Fall - sogar verschickt werden. Das kostet Ressourcen und erfordert einen höheren Planungsaufwand. Zwar kein Nachhaltigkeitspunkt, aber dennoch: Wir sind nicht mehr so flexibel. Und sollten uns deshalb vorab die Frage stellen: Bin ich jetzt eher Skibesitzerin oder Mietnomade?