Messstationen
Anhand von Messstationen kann man die für uns relevanten Parameter Lufttemperatur, Schneeoberflächentemperatur, relative Luftfeuchte und Taupunkt, Globalstrahlung und Wind abrufen.
Hier muss ich etwas ausholen, um zu erklären, worum es überhaupt geht:
Wenn Schnee verdunstet (flüssig zu gasförmig) oder sublimiert (fest zu gasförmig) wird Energie benötigt, wodurch Wärme an die Atmosphäre abgegeben wird und die Schneeoberfläche abkühlt. Einfach ausgedrückt: Wenn Wasser oder Eis zu Wasserdampf wird, findet ein Energieaustausch mit der Atmosphäre/Luft statt, wodurch ihr Wärme entzogen und sie gekühlt wird. Dies geschieht nicht nur in klaren Nächten, sondern auch unter Tags bei trockenere Luft, bei Wind, der die Schneeoberfläche durch Verdunstung kühlen kann und sogar bei Lufttemperaturen oberhalb des Schmelzpunktes (0°C), wenn andere Faktoren dazu passen. Wie man sieht, ist das ganze im Detail recht komplex. Viele verschiedene Faktoren bestimmen, wie und warum sich ein Harschdeckel bildet und wie stark sich dieser ausprägt, oder wie schnell und ob es überhaupt „auffirnt”. Messstationen helfen uns somit auch nur, wenn wir mehrere Parameter kombinieren. Einer allein gibt noch keine gute Auskunft zu den Verhältnissen.
Negativfür die Harschdeckelbildung: begünstigt eine schnelle Durchfeuchtung und einen schnellen Anstieg der Lawinengefahr:
- Weist Schnee eine Temperatur von 0°C auf, schmilzt er. Das kann man bei manchen Messstationen anhand der Schneeoberflächentemperatur ablesen. Mehr als 0°C hat Schnee nie. Zeigt die Station höhere Oberflächentemperaturen an, liegt dort kein Schnee mehr (oder die Station ist kaputt). Interessant ist die Schneeoberflächentemperatur vor allem nach Neuschnee: Ist die Schneeoberflächentemperatur 0°C, ist die Schneeoberfläche feucht. Gefolgt von einer klaren Nacht kann man am nächsten Tag mit Bruchharsch rechnen.
- Je höher die Lufttemperatur, umso leichter schmilzt Schnee und wird feucht (hängt aber von mehreren Faktoren ab)
- Ist es in der Nacht bewölkt oder bedeckt, dämmt das die Abstrahlung und somit die Abkühlung der Schneedecke ein. Dann bildet sich kein oder nur ein geringmächtiger Harschdeckel aus.
- Je höher die Luftfeuchtigkeit (je näher der Taupunkt an der Lufttemperatur liegt), desto weniger kann die Schneedecke auskühlen. Sie weicht schneller auf oder gefriert erst gar nicht.
- Ziehen unter Tags immer wieder Wolkenfelder durch, wird ebenfalls die Abstrahlung eingeschränkt und die Schneedecke weicht schneller auf. Hier gibt die Globalstrahlungskurve Hinweise:
- Eine hohe, runde und glatte Kurve zeigt einen wolkenlosen, schönen Tag
- Eine niedrige, ausgefranste Kurve zeigt, dass Wolken durchgezogen sind
- Ist sie flach/niedrig, war es komplett bedeckt.
- Bei Tauwetter kann man dem Schnee Adieu sagen. In der Grafik liegen Lufttemperatur und Taupunkt über 0°C.
Positives für die Ausbildung eines Harschdeckels und die Eindämmung der Durchfeuchtung der Schneedecke: länger unterwegs sein, geringerer tageszeitlicher Anstieg der Lawinengefahr.
- Verdunsten und Sublimation kühlt die Schneedecke- diese Prozesse werden für die Harschdeckelbildung benötigt! Findet statt bei klaren Nächten, trockener Luft, kalten Temperaturen,….
- Je kälter die Lufttemperatur, umso geringer die Durchfeuchtung
- Trockene Luft begünstigt die Verdunstung und Sublimation, verlangsamt die Erwärmung der Schneedecke und kann das „Auffirnen“ sogar ganz verhindern. Zudem bildet sich ein Harschdeckel schneller und besser aus. Bei extrem trockener Luft kann sich ein Harschdeckel noch bei, pi mal Daumen. + 5°C (Lufttemperatur) ausbilden. Beispiel Messstation: Lufttemperatur ist auf +4°C, Taupunkt bei -25°C, die Linien der Lufttemperatur und des Taupunkts liegen weit auseinander. Es ist zwar warm und die Sonne scheint, dennoch ist die Luft extrem trocken und die Schneeoberfläche wird den ganzen Tag über gekühlt.
- Wind kann im Frühjahr zur Abwechslung auch mal nützlich sein, denn er kühlt die Schneedecke durch Verdunstung etwas. Es entsteht eine hauchdünne Eisschicht auf der Schneeoberfläche, auch bekannt als Firnspiegel. Anhand von Messstationsgrafiken kann die Windstärke und die Windrichtung abgelesen werden.
Lawinenlagebericht
- Weist auf die tageszeitliche Erwärmung hin.
- Klärt über vorhandene Schwachschichten auf, die durch eine Durchfeuchtung wieder aktiviert werden können.
- Gibt Infos zu sonstigen Gefahrenstellen
- Und erwähnt auch immer wieder, ob sich ein Harschdeckel ausbildet oder nicht
Wetterbericht
- Gibt uns eine Vorhersage über Lufttemperatur
- Niederschlag
- Bewölkung
- Ob feuchte oder trockene Luftmassen herein strömen
- Teilweise wird auch erwähnt, ob die Folgenacht klar wird oder nicht.
Es empfiehlt sich ein Bergwetterbericht, wie ihn beispielsweise der Alpenverein anbietet, der speziell auf diese Faktoren eingeht.
Foto-webcam.eu
Hier kann man im Archiv die ganze Nacht durchstöbern und checken, ob sie klar oder bedeckt war.
Eine klare Nacht begünstigt die Abstrahlung und ein Harschdeckel bildet sich aus. War sie bedeckt, legt man sich besser wieder schlafen, die Harschdeckelbildung ist dann gleich null und die Lawinengefahr ist bereits in der Früh hoch.
Sommerfester Schnee
Wenn der Schnee sommerfest ist, gehen viele gar nicht mehr auf Skitour. Die charakteristische, buckelig-gewellte Schneeoberfläche eignet sich eher suboptimal zum Schifahren. In meinen Worten: „Waschrumpl skifohrn“. Dafür gibt es kein Einbrechen in die Schneedecke mehr und auch keinen zeitlichen Anstieg der Lawinengefahr.
Zum Abschluss: Im Frühjahr spielen Exposition, Höhe und Hangsteilheit aufgrund der unterschiedlichen Sonneneinstrahlung eine große Rolle für die Schneebeschaffenheit und die sonstigen Bedingungen. Wie schnell es auffirnt, wie lang man unterwegs sein kann, bevor man einbricht und es zu gefährlich wird, wie lang der Neuschnee pulvrig bleibt, bis sich ein Deckel oder Bruchharsch bildet, die Lawinensituation und Schwachschichtbiludung - all das kann sich ja nach Geländefaktoren unterscheiden.
Ein Blick auf Messstationen, Foto-webcam, Lawinenlagebericht, Geländekarten lohnt sich allemal und ist unersetzlich für eine gute Tourenplanung!
Wir wünschen euch noch tolle Firntage und einen schönen Sommer. Bis zur nächsten Saison!