Damit Oberflächenreif entsteht, braucht es mehrere Faktoren:
Eine kalte Schneeoberfläche, eine höhere Luft- als Schneeoberflächentemperatur und ausreichend Luftfeuchtigkeit. Weiteres benötigen wir klare Nächte, damit die Schneeoberfläche abkühlen kann. Einen zusätzlichen Einfluss hat der Wind: Je stärker er weht, umso geringer ist die Reifbildung, denn der Wasserdampf hat dann zu wenig und zu kurze Berührungspunkte mit der Schneeoberfläche, um sich festsetzen zu können.
Ob sich Oberflächenreif bilden kann, ist auch von der Energiebilanz der Schneedecke abhängig. Die Energiebilanz beschreibt den Energieaustausch mit der Atmosphäre und dem Bodenstrom. Der Austausch an Energie erfolgt durch Strahlung, fühlbare Wärme (zb. Föhn) und Phasenübergänge. Für die Kühlung der Schneeoberfläche - die für die Bildung von Oberflächenreif benötigt wird-, ist die langwellige Wärmestrahlung zuständig. Im Fall von Schnee kann die langwellige Strahlung im Vergleich zur kurzwelligen Strahlung (Sonnenstrahlung) nicht nur ein Energieplus sondern auch ein Minus verzeichnen. Sprich, die langwellige Wärmestrahlung kann die Schneedecke sowohl erwärmen als auch kühlen. Damit die Schneedecke Abstrahlen kann, braucht es einen freien Blick zum Himmel, denn jedes Hindernis, egal ob Wolken, Bäume, etc, hat eine Gegenstrahlung zur Folge, die der Schneedecke wieder Energie zuführt und sie dadurch erwärmt.
Lang ausgeschweift, nun wieder zurück zum wesentlichen: Oberflächenreif bildet sich hauptsächlich in Schönwetterphasen mit klaren Nächten. Denn dann kann die Schneeoberfläche stark auskühlen und teilweise sogar beachtliche Minusgrade erlangen. Zudem muss genug Wasserdampf in der Luft vorhanden sein, wozu es feuchtere Luftmassen benötigt (hohe Luftfeuchtigkeit). Darum bildet sich Oberflächenreif auch gerne im Bereich von Hochnebel. Die Lufttemperatur muss lediglich höher sein als die Schneeoberflächentemperatur.
Sind diese ganzen Faktoren gegeben, läuft es folgendermaßen ab: Die etwas wärmere und feuchtigkeitshaltige Umgebungsluft streicht über die kalte Schneeoberfläche, wobei der vorhandene Wasserdampf sich durch Deposition an der kalten Oberfläche fest setzt bzw. dort kristallisiert. Dieser Vorgang kann sich über Tage hinweg wiederholen und die Kristalle wachsen Facette um Facette zum Himmel hin. Bei so kalten Temperaturen an der Schneeoberfläche arbeitet im gleichen Zuge auch die aufbauende Umwandlung: Gleicher Prozess, nur kommt der Wasserdampf von wärmeren Schichten in der Schneedecke und die Kristalle wachsen nach unten, nicht nach oben. Die Kombination aus Oberflächenreifbildung und der zugleich werkelnden aufbauenden Umwandlung hat zur Folge, dass sich an der Schneeoberfläche mehrere Zentimeter lockere Kristalle bilden können. Ist die Schneehöhe gering mächtig und die Prozesse laufen über eine längere Zeit, kann sich die ganze Schneedecke aufbauend Umwandeln, wie es im Frühwinter oft der Fall ist.
Solang die Reifkristalle an der Schneeoberfläche bleiben, bilden sie keine Gefahr. Werden sie aber von Triebschnee oder Neuschnee überlagert, dienen sie als perfekte Schwachschicht. Denn Oberflächenreif ist meist großflächig vorhanden, besteht aus großen, lockeren Kristallen, die leicht brechen und deren Bruchausbreitung meist fantastisch ist. Wenn also ein geeignetes Brett darüber lagert (gebundener Schnee) und der Hang ausreichend Steil ist, ist ein Lawinenabgang so gut wie vorprogrammiert. Nicht selten kann man auch im flachen Gelände Setzungsgeräusche wahrnehmen, wenn Oberflächenreif eingeschneit wurde. Optisch erkennen kann man diese Gefahr im Gelände nicht. Nur wenn man den Oberflächenreif vor dessen Überlagerung gesichtet hat, oder einen Blick in die Schneedecke wirft, erhält man Hinweise. Anhand von Messstationen kann man die Bildung von Oberflächenreif allerdings erahnen.