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SpotCheck | Donnersbachtal

Ennstaler Skitouren- und Freerideschmankerl

von Helmut Gassler 10.01.2024
Heute liegt das Augenmerk auf der manchmal vergessenen Steiermark. Dass es dort mehr als nur Industrie gibt, und es sich lohnt hier Touren zu gehen, zeigt uns Helmut Gassler in diesem Artikel.

Die Steiermark ist als Industrieland weitgehend von den extremen Auswüchsen des intensiven Tourismus („Overtourism“) verschont geblieben. Vielen gelten die steirischen Berge, die ja zur Gänze unter 3000m bleiben, als zu unspektakulär. Immerhin ist aber die Steiermark die Wiege des alpinen Skilaufs in Österreich. Wir haben es nämlich zwei Steirern zu verdanken, die erstmals das klassische nordeuropäische Fortbewegungsmittel „Ski“ auch für den alpinen Einsatz austesteten und im Jahr 1892 den Gipfel des Stuhlecks von Mürzzuschlag aus bestiegen, eine Tour von immerhin mehr als 1000 Höhenmetern. Damit läuteten sie den alpinen Tourenskilauf ein und machten nebenbei die Region um den Semmering zur ersten international bedeutsamen Wintersportarena Österreichs.

Heute finden sich in der Steiermark eine ganze Reihe von Bergtälern, die ein fast unerschöpfliches Potenzial an Skitouren aller Schwierigkeitsgrade aufweisen und in denen sich auch noch der eine oder andere Skiort mit Freeridemöglichkeiten findet, die nicht sofort in den ersten Sonnenstunden nach einem Neuschneefall verspurt sind.

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Donnersbachtal

Das Donnersbachtal ist ein kleines Seitental des Ennstals, das sich etwas östlich von Schladming vom Haupttal der Enns fast direkt nach Süden in Richtung Alpenhauptkamm (der hier von den Niederen Tauern definiert wird) erstreckt. Auch wenn es in Westösterreich oder gar in Deutschland nur wenig bekannt ist, so ist es doch ein traditionsreiches Skiziel der Steiermark. Im Uraltklassiker „Skiglück vom Wienerwald bis zum Dachstein“ vom Wiener Bergsporturgestein Hans Schwanda aus den frühen 1960er Jahren finden sich gleich mehrere Einträge, die das Donnersbachtal betreffen.

Vom touristischen Hauptort des Tales, Donnersbachwald (976m) führen Sesselbahnen auf die Riesneralm bzw. auf den Grat unterhalb der Riesner Krispen (1922m), wo sich das Zentrum eines kleinen, aber feinen Skigebiets befindet.  Vom erwähnten Hans Schwanda gar mit Schweizer Prädikat geadelt: „Die Abfahrt von der Riesner Krispen mit tausend Metern Höhenunterschied ist berühmt im Steirerland und wird nicht umsonst die ‚Steirische Parsenn‘ genannt“. Tatsächlich bietet dieses Skigebiet neben den Pistenabfahrten auch einige durchaus nette Freeridehänge. Mit der Abfahrtsvariante über die bewirtschaftete Mörsbachhütte hat man von diesem kleinen, feinen Skigebiet auch einen direkten Anschluss zu skifahrerisch sehr lohnenden nordseitig exponierten Pulverschneehängen in der riesigen Geländekammer rund um das (in der Steiermark weltberühmte) Große Bärneck (2071 m). Wieder in den Worten von Hans Schwanda: „Die Touren rund um die Mörsbachhütte in den Wölzer Tauern zählen zu den lohnendsten Fahrten in diesem Gebiet. Weite, schneereiche Kare mit wenig Baumbestand, fast alle Abfahrten nordseitig gelegen, weite freie Hänge, im untersten Teil herrliche Wiesen – das alles ergibt ein Prachtrevier für den Skifahrer.“.

Des Weiteren bietet sich die Planneralm (1600 – 2000m) als schneesichere „Schneeschüssel“ zum liftunterstützten Powdern an. Jahrelang wurde hier aufgrund des sprichwörtlichen Schneereichtums mit reinem Naturschnee geworben, seit einiger Zeit wird aber auch hier gegebenenfalls mit technischem Schnee nachgeholfen.

Zwischen den Liften (lange Zeit ausschließlich Schlepplifte, mittlerweile hat aber auch hier ein moderner Sessellift Einzug gehalten) gibt es ausreichend Platz für Tiefschneeschwünge, wobei das schütter mit Bäumen und Latschen bewachsene kuppierte Gelände für Abwechslung sorgt. Neben pulverorientierten Touren (z.B. rund ums Schreinl, 2154m oder der Hintergullingspitze, 2054m) finden sich hier auch steile Südhänge, die oft schon früh im Jahr für Firngenuss sorgen. Der Klassiker in diesem Sinn ist die Gstemmerspitze (2100m), die sich in einem südexponierten Steilhang direkt bis hinunter zu den Hütten und Gasthöfen der Planneralm zieht. Die Qualität dieser Abfahrt wurde wiederum vom Altmeister Hans Schwanda in den typisch blumigen Formulierungen der damaligen Zeit gewürdigt: „Für ausgepichte Steilhangfanatiker ist die Abfahrt von der Gstemmerspitze, 2103m, gerade das Richtige: bei gutem Firn wird der steile Südhang zum berauschenden Erlebnis“.

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Im Talschluss des Donnersbachtals sind dann die Skitourengeher ganz für sich allein und finden dafür gleich eine Handvoll lohnender Tourenziele vor. Deren vorwiegend nordseitige Lage sorgt in den dadurch schattseitigen Geländekammern für oft hervorragende Pulverschneeverhältnisse. Der sprichwörtliche Schneereichtum dieser Staulage, direkt auf der Nordseite des Alpenhauptkamms, sorgt für laufenden Nachschub dieses für uns so unverzichtbaren Rohstoffs (die Schneemessstelle des steirischen LWD auf der Planneralm (1707m) erreicht für diese Höhenlage immer wieder mal das österreichische Spitzenfeld). Ausgangspunkt für die Touren im Talschluss ist die Häusergruppe Meng (1066m), wo sich ein kleiner Parkplatz befindet, der extra für TourengeherInnen auch im Winter geräumt wird.

Zu den bekanntesten und auch abfahrtstechnisch schönsten  zählt davon der Hochwart (2301m). Einziger Wermutstropfen ist der etwas längere Forststraßenzugang, der dann allerdings ab ca. 1500m von einer ganzen Reihe von baumfreien Steilhängen abgelöst wird, die sich wie eine Perlkette aneinanderreihen und im Gipfelbereich annähernd 40 Grad erreichen.

Ein besonderer Leckerbissen und gleichzeitig fast noch sowas wie ein Geheimtipp stellt dagegen das Hahnalpl (1942m) dar. Man lasse sich nicht von der geringen absoluten Höhe täuschen. Denn immerhin schmückt sich das Hahnalpl mit einen äußerst fotogenen, immer stark überwächteten Gipfelgrat, der so manchen BesteigerInnen zu Münchhausen-ähnlichen Übertreibungen hinsichtlich seiner oder ihrer alpinistischen Taten herausfordert. Die Abfahrtsmöglichkeiten selbst glänzen dann zunächst durch freie Almhänge (nach Nordwest oder Nord) und schöne, skifahrfreundliche Waldhänge, die zum Forststraßensystem hinunterleiten, das – wie allgemein in der Gegend hier – notwendig ist, um die steilen Waldhänge im Höhenbereich zwischen dem Talgrund auf 1000m und ca. 1500m zu überwinden.

Insgesamt finden sich noch mindestens ein halbes Dutzend weiterer Tourenmöglichkeiten, ausgehend vom Bereich des Talschlusses. Dazu zählen u.a. die Wolfnalmspitze (1000 Höhenmeter) oder die längere und deutlich alpinere Hochweberspitze (2375 m).

Fazit

Die Skigebiete der Steiermark sind kein Neuland. Die hier vorgestellten Gebiete und Routen sind in der Region alle bekannt und begehrt, sodass man vielfach auf bereits vorhandene Spuren treffen wird. Allerdings – und das unterscheidet diese Region – wird man hier nicht auf die oft so abschreckend wirkenden Spuren des Massentourismus treffen. Vom Bergbauernhof mit angeschlossenen Nächtigungsbetrieb über den dörflichen Gasthof bis zu den Liftanlagen trifft man hier auf durchaus noch authentisch wirkende Strukturen, weitab von den Umformungen, die in anderen Regionen notwendig waren, um eine effiziente (über)touristische Massenindustrie organisieren zu können. Nicht zuletzt aus diesem Grund trägt ein Besuch in dieser Region u.U. auch zu einer langfristigen Sicherung eines alternativen – nicht auf maximale Ausbeutung der vorhandenen Ressourcen beruhenden – Tourismusstils bei.

Links und Literatur:

Planneralm - Das höchstgelegene Skidorf der Steiermark

Skigebiet Ski Riesneralm • Skiurlaub Österreich • Skigebiet Österreich • Geheimtipp • Höhenskigenuss

Schwanda, Hans (1965): Skiglück vom Wienerwald bis zum Dachstein, Wien.

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