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SpotCheck | Engelberg-Titlis

Es war einmal, über den Wolken versteckt….

22.02.2025 von Klara Stang
Drei von fünf Big Fives gefahren, doch mehr als zwei Gründe, um wiederzukommen Engelberg eilt der Ruf des Freeride Mekkas voraus. Doch wie ist es in dem berühmt-berüchtigten Gebiet, wenn es mal keinen Neuschnee hat? In den vergangenen Tagen war immer wieder Neuschnee angesagt gewesen, doch kurz vor knapp hat sich Ullr dann doch dazu entschieden, Engelberg dieses Mal auszusparen. Für „unseren“ Freitag sind 10-20 cm angesagt und wir drücken die Daumen.

Ankunft und Vorbereitung

Als wir am Donnerstagabend ankommen, ist es draußen schon dunkel. Kein Stern am Himmel zu sehen und im Dorf Engelberg zeugen nur ein paar Schneehügel, zusammengeschoben von Räumingsfahrzeugen von dem hier verborgenen Schnee. Gespannt auf die nächsten drei Tage, gehen wir schlafen. Als wir am nächsten Morgen erwachen, ist es draußen immer noch dunkel, dieses Mal aber eher grau. Aus dem Hotelzimmer sehen wir gerade mal bis zum Vorplatz, denn uns umschließt ein dicker Nebel. Auch die Webcam von oben sieht nicht vielversprechend aus, trotzdem versuchen wir unser Glück.

Unser Hotel ist zentral gelegen, keine zwei Minuten Laufzeit zum Bahnhof und der daneben liegenden Ski Lodge und ca. 10 min zur Talstation. Wir laufen also los durch ein Gemisch aus Schnee und Niesel, um uns ein erstes Bild des Gebiets zu verschaffen. Das mit dem „Sich ein Bild verschaffen“ haben wir aber dann doch recht schnell an den Nagel hängen müssen. Auch oben ist keine Sicht. Die berühmte Titlis Rotair Gondel verschwindet im Nichts, während wir absolut keine Ahnung haben, was so um uns rum passiert. Ein paar Runs im Resort können wir nicht lassen und so gleiten wir durch das Nichts und hoffen dieses Mal nicht von den Pisten abzukommen, denn mehr als den nächsten Pfeiler sehen wir nicht.

Also gut – wir lassen den Titlis heute mal den Titlis sein und lassen für heute den Wettergott an den Schneeverhältnissen arbeiten. Am Abend treffen wir in der Ski Lodge Snowboarder und Engelberg Local „King“ Yves Hüsler, denn er hat uns eingeladen, am nächsten Tag mit ihm zu fahren.

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Freeriden mit dem King von Engelberg

Auch am Freitag wachen wir auf in einer dicken Nebelsuppe. Draußen rührt sich noch nichts und Jojo und ich sind ein wenig besorgt, wie das denn jetzt weitergehen soll. Doch wir bleiben optimistisch. Punkt 08:20 treffen wir Yves am Bahnhof, nehmen den Bus zur Talstation anstatt zu laufen. Er hat uns schon vorgewarnt – laufen macht er nur ungern und am Titlis ist das auch gar nicht notwendig. Also bleiben heute die Felle daheim und wir schnappen uns die abfahrtsorientierten Freeride Ski. In der Gondel wird es langsam aber ganz deutlich heller und dann WOW – der Titlis und die umliegenden Berge liegen im Licht der Sonne, blauer Himmel und ein Wolkenmeer, so weit das Auge reicht. Ein traumhafter Ausblick, bei dem man verstehen kann, woher der Name Engelberg wohl stammen könnte. Engelberg-Titlis ist für seine BIG FIVE Freeride Abfahrten bekannt:

Steinberg, Sulz, Laub, Steintäli und Galtiberg

Für heute haben wir uns drei der fünf ausgesucht, die drei, die ohne Traverse und zurzeit machbar sind. Die erste davon steuern wir direkt an. Der Steinberg erstreckt sich gut sichtbar unterhalb der Titlis Rotair Gondel und ist gespickt mit ein paar herausschauenden Gletscherstücken sowie mehreren großen Cliffs. Der erhoffte Neuschnee hat leider dieses Mal nicht zugeschlagen, trotzdem wollen wir es versuchen.

Nach den ersten Turns sind wir aber durchaus überrascht über die Qualität des Schnees. Erwartet haben wir harten windverpressten Schnee mit Deckel, doch ganz im Gegenteil fährt sich der Schnee ungewohnt gut. Und so folgen wir Yves durch das Labyrinth aus Steinen, Gletscherstücken und durchaus spaßigem Schnee abwärts Richtung Trübsee. Die Abfahrt ist teils steil und erfordert Wissen darüber, wo man wann traversieren und abzweigen muss, mit Yves kein Problem, doch im Alleingang sollte man sich die Route nochmal genauer anschauen. Und umschauen sollte man sich hin & wieder auch: Es ist schon beeindruckend, wenn man hochschaut und plötzlich vor einem ein blaues riesiges Stück Eis aus dem Fels ragt, um das man grade herum gesteuert wurde.  Weil der Schnee hier noch so gut war, entscheiden wir uns als Zweites dafür, das große Sulz zu fahren, bei dem man ins gleiche Tal abfährt, nur man startet von einem anderen Punkt. Durch ein paar Rinnen und offene Faces schlängeln wir uns bei Gegenwind wieder runter zum Trübsee. Auch hier finden wir trotz des Ausbleibens von Neuschnee noch ein paar Hänge mit ordentlichen Powderturns. Die dritte Runde führt uns über eine andere Variante des Steinbergs und wieder über den Gletscher.

Da der Wind hier oben jedoch immer weiter zunimmt und die vorher noch gut zu fahrenden Stücke nun auch langsam verpresst sind, entscheiden wir uns dazu, das dritte Ziel für heute in Angriff zu nehmen. Das Laub. Hierfür starten wir am „Stand“. Yves nimmt uns mit auf seine Favoritenrunde, von der er vermutet, dass sie noch recht gut sein könnte. Dafür geht's erstmal über ein paar Felsen und Steine und ich frage mich, ob das der richtige Weg ist. Am Ziel angekommen ist kein Zweifel mehr, denn eine wunderschöne Mulde, gefüttert mit unverspurten Schnee, eröffnet unsere Fahrt ins Tal. Da die Lawinenbedingungen günstig sind, ist es heute möglich, das Laub zu fahren. Dieses ist bekannt für die Lawinengefahr aufgrund des großen offenen Geländes. Auch wir sind vorsichtig, doch die Lage hier hat sich entspannt und wir genießen Knee-Deep-Powder. Unglaublich, und das, obwohl der letzte Schneefall schon Tage her ist. Unten kommt man bei einer urigen Hütte raus und muss von hier den „Freeride Express“ nehmen. Einen alten Toyota Haice 4WD, bei dem allen Japan LiebhaberInnen das Herz aufgeht. 2,50CHF kostet die Fahrt zurück zum Einstieg auf die Talabfahrt. Ein akzeptabler Preis für das kleine extra Abenteuer, wer sich das Geld jedoch sparen will, kann auch rausschieben oder laufen.

Gelungener Abschluss

Neben dem Freeriden ist Engelberg auch für seine Freeride Szene bekannt. Am Wochenende spielt oben auf der Trübsee Terrasse immer ein DJ, ebenso wie später in der Ski Lodge, und auch live Musik ist hier zu finden. Alles NICHT unter dem Stern des Après-Skis. Den Engeln sei Dank!

Wir belohnen uns also nach einem ausgiebigen Tag auf Skiern auf der Trübsee Terrasse bei entspanntem Techno mit einem isotonischen Getränk und genießen die Sonne, denn da es sich hier primär um Nordhänge handelt, bekommt man sonst davon nicht so viel ab.

Für unseren letzten Tag hier haben wir uns eine Tour herausgesucht. Wieder hängt im Tal der Nebel, doch dieses Mal sind wir gewiss, was uns oben erwartet, und tragen die Sonnencreme schon mal auf. Schnell vergisst man das Skigebiet und den Trubel hier und steigt ungestört auf. Wir erhaschen einen Blick auf die Abfahrt und bekommen jetzt schon ein Grinsen ins Gesicht gezaubert. Ein wunderschönes offenes Face und dann mehrere Rücken und Mulden, viele unverspurte Varianten und vor allem richtig guter PowPow. Ein gelungener Abschluss für unser Wochenende in Engelberg.

Beim Variantenfahren ist immer Vorsicht geboten, der aktuelle Lawinenlagebericht zu konsultieren und das Wetter sowie Wildschutzzonen zu beachten. Die vorgestellten Routen sollten nur von erfahrenen FreeriderInnen gewählt werden.

Fotogalerie

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