Der vom Tourismusverband Lötschberg über das Skigebiet Lauchernalp/Lötschental ausgerufene Werbespruch "Ein schneesicherer Geheimtipp für alle, die vom Winter nur eins wollen: glitterweiche, sonnenhelle, jungfräuliche Hänge!" entspricht nicht ganz der Wahrheit. Es handelt sich leider um keinen Geheimtipp mehr...
Mittlerweile muss man mit dem/der einen oder anderen MitstreiterIn beim Verspuren der jungfräulichen Hänge rechnen. Abgesehen davon, entzieht es sich unserem Wissen welche Bedeutung "glitterweich" hat, aber immerhin ist das Gebiet der Sonne ausgesetzt und überaus schneesicher. Nicht zuletzt deswegen lohnt es sich dem Lötschental einen Besuch abzustatten; allerdings auch oder gerade wegen der vielen unpräparierten Hänge und den zahllosen Variantenmöglichkeiten.
Lötschental im Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn-Gebiet
Das Lötschental ist das größte der nördlichen Rhone-Seitentäler und ist von Norden her angenehm erreichbar über den Autoverlad Lötschbergtunnel (Kandersteg-Goppenstein). Mit dem Auto sind es von Goppenstein bis zur Talstation in Wiler keine zehn Minuten mehr zu fahren. Ohne großen Aufwand ist das Gebiet auch umweltfreundlich und stressfrei mit Hilfe von Zug und Bus zugänglich. Von Wiler (1419 m) gelangt man zwar nur etwas mühsam mittels Luftseilbahn, zwei Sesselliften und einer Gondelbahn bis zur Gipfelstation am Hockengrat (3111 m), jedoch bieten sich dadurch auch allerhand Wege das verspielte Gelände bei entsprechender Schneedecke zu erkunden. Ist man sich nicht zu schade mit dem Ski auf dem Rücken auch mal ein paar Schritte aufzusteigen oder optional die Felle aufzuziehen, eröffnen sich schier unendliche Möglichkeiten an Abfahrten in allen Schwierigkeitsgraden.
Im eigentlichen Skigebiet…
ermöglicht der Stafel-Gandegg-Sessellift (2107-2721 m) die breiteste Vielfalt an Offpiste-Terrain und vor allem die beste Alternative um schnell einige tausend Höhenmeter im Pulverschnee anzuhäufen. Westlich der Lifttrasse sind zwei Pisten angelegt (6-National, 7-Hockenhorn), welche umgeben sind von unpräpariertem, felsdurchsetztem Gelände unterschiedlicher Steilheit. Der reinste Genuss! Auf der östlichen Seite des Stafel-Gandegg-Sesseliftes gibt es Richtung Arbächnubel ebenfalls viel freies Gelände; oben weit und etwas flacher, bevor es dann im unteren Teil steiler wird und mit vielen befahrbaren Rinnen aufwartet.
Nimmt man die Gandegg-Hockengrat-Gondelbahn (2720-3111 m) und den Lauchernalp-Stafel-Sessellift (1962-2113 m) dazu, stehen fast 1200 Höhenmeter feinstes Freeride-Gelände zur Verfügung. Die Varianten sind in Länge und Abstand zum Lift beliebig variierbar, einzig begrenzt durch den Milibach im Osten und den Sättlegi im Westen. Bei entsprechenden Schneeverhältnissen offeriert sogar die Talabfahrt über Fischbiel zurück nach Wiler sehr ansprechende Powderturns durch offene, flache Almen und bezaubernde Lärchenwälder. Zusammen fast 1700 Höhenmeter mit allem was das Freerider-Herz begehrt und das auch noch ohne aus eigener Kraft einen einzigen Meter aufgestiegen zu sein!
Jede Menge Abfahrtsvarianten
Sind die leicht erreichbaren Hänge dann verspurt, ermöglicht das Gebiet immer noch unzählige Varianten, welche erfahrungsgemäß noch Tage nach dem letzten Schneefall unverspurte Rinnen zugänglich machen. Ausgehend von der Gipfelstation sind die prominentesten dabei sicherlich die südliche Umgehung des Hockenhornes und die Querung nach Osten hin Richtung Stieltihorn. Wobei für erstgenannte Alternative nur ein kurzer Aufstieg nötig ist, ist für die Querung das Anlegen der Felle empfehlenswert.
Sowohl die imposante Abfahrt unterhalb des Hockenhornes, welche für sich nochmals jede Menge Variationen bietet, als auch die Route entlang des Milibaches verlaufen in teilweise sehr steilem Gelände und durch enge Rinnen und sind deshalb für Ungeübte nicht geeignet. Neben diesen "kleinen" Touren gibt es aus dem Gebiet heraus noch eine Reihe von möglichen Skirouten entlang der nördlichen Flanke des Lötschentales (Lötschenpass, Kleinhockenhorn, Sackhorn, Petersgrat, u.a.) mit berauschenden Abfahrten sowohl ins Lötschen- als auch ins Kandertal. Von der entsprechenden Swisstopo Skitourenkarte (264S - Jungfrau) ist vor kurzem eine aktualisierte Ausgabe gedruckt worden, in der mehrere Routenvorschläge eingezeichnet sind.
Perfekte Übernachtungsmöglichkeit
Sind die Oberschenkel dann dick vom Powdern und Touren gehen, lohnt es sich vor der Talabfahrt noch im urigen Berghaus Lauchernalp einzukehren. Die Pizza des höchstgelegenen Hauses auf der Alp ist legendär und darüber hinaus wird hier auch eine sehr günstige Übernachtungsmöglichkeit geboten, mit welcher man am nächsten Tag auf jeden Fall den Vorsprung vor der ersten Gondel aus dem Tal auf seiner Seite hat!
Großes Freeride-Potential mit imposanter Aussicht
Wir sind von dem Skigebiet Lötschental/Lauchernalp sehr angetan und man können diesem ohne Zweifel hohes Freeride-Potential bescheinigen! Ohnehin beeindruckt das Gebiet durch seine herausragende Lage und die gewaltigen Aussichten auf die imposanten Gipfel des Bietschhorns bzw. Dom, Weißhorn und Matterhorn. Allerdings sollte die Schneedecke auf dem Gipfel mindestens 150 cm dick sein, ansonsten setzt der scharfkantige Granit den geliebten Brettern ganz schön zu! Wir werden sicherlich beim nächsten Schneefall wieder hier sein! Auf bald, im Lötschental!
Informationen
Für alle beschriebenen (inklusive der von den Liften erreichbaren Varianten) sind sowohl Lawinenausrüstung (Pieps, Schaufel, Sonde, Erste-Hilfe, Handy), Ortskundigkeit bzw. topografische Karten als auch fahrerisches Können grundsätzliche Voraussetzung.