DIE ALPENSÜDSEITE
Ich stamme ursprünglich aus Meran in Südtirol. Dort stand ich mit fünf Jahren und meinem Skilehrer Franz zum ersten Mal auf den Skiern. Mit 14 besaß ich ein neonfarbenes Nidecker Lipstick Snowboard und gewann damit meinen ersten Italienpokal im Riesentorlauf in einer silbernen Catsuit. Später arbeitete ich mit der lokalen Snowboardschule zusammen. Doch dann wurden die Winter in meiner Heimat mehr und mehr unzuverlässig und die Frage, ob genug Schnee lag, wurde mehr und mehr zur Lotterie. Während wir es zu Hauptschulzeiten noch lustig fanden aus den Liften und Kabinen zu springen, durch die Wälder zu fahren und über Scheunen zu springen, konnte man sich in den letzten fünf bis zehn Jahren meist nur noch auf elegante Pistenschwünge konzentrieren. Der Klimawandel war in Südtirol noch nie so deutlich wie in den letzten Jahren: Der Schnalstaler Gletscher, früher ein Sommertrainingsgebiet für diverse Nationalmannschaften, hat den Betrieb ab Mai zum ersten Mal eingestellt. Vielen Skigebieten in Südtirol, die meist nicht mehr als 2.000 m Höhe erreichen, wird eine düstere Zukunft vorausgesagt.
REGELMÄSSIGE MITTELMEER-TIEFS
Doch im Winter 2014 ist alles anders! Dieses Jahr hat meine Mutter Recht, und das muss man den PowderGuide-Lesern auch nicht lang und breit erklären. Wer weiß woran es liegt? Aber diesmal wird in Nordtirol das Maiglöckchen im März gepflückt und in Südtirol wird gepowdert. Seit 1951 gab es in Norditalien noch nie so heftige Schneefälle wie diesen Winter: Südtirol, das Trentino und die Region Piemont wurden dadurch zu den Traumzielen dieses Winters. In wenigen Wochen wurden Skigebiete, welche in den letzten Jahren eher als Familienziele bekannt waren, zu absoluten Hotspots: kleinste Ortschaften wie San Martino di Castrozza, Aprica, die Dolomiten sowie die Täler rund um das Ortlergebiet und das Meranerland wurden nicht nur durch spektakuläre Lawinenvideos (und dem typischen Passeiertaler Dialekt), sondern vor allem wegen bauchtiefen Pulverschnee bekannt.