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Pizza, Pasta und Polizisten | Powdern in den Dolomiten

Dolomiten | Auf der Suche nach tiefem Schnee und steilen Rinnen

von Totti Lingott 10.03.2011
Den meisten Outdoor-Begeisterten sind die Dolomiten als Kletter-El-Dorado bekannt. Dass Gleiches auch für das Freeride-Potential gilt, war lange Zeit nur wenigen bekannt. Heutzutage kennt der Großteil der Freerider die Powder-Hotspots der Dolomiten. Aufgrund der Weitläufigkeit der Gebiete lassen sich aber dennoch mehrere Tage nach dem letzten Schneefall unberührte Hänge finden. Als sich dann noch abzeichnet, dass eine Südstaulagen eine aktzeptable Menge Neuschnee in den Dolomiten abladen wird, steht die Entscheidung schnell fest - wir machen uns nach Norditalien auf den Weg – auf der Suche nach Tiefschnee und steilen Rinnen.

Den meisten Outdoor-Begeisterten sind die Dolomiten als Kletter-El-Dorado bekannt. Dass Gleiches auch für das Freeride-Potential gilt, war lange Zeit nur wenigen bekannt. Heutzutage kennt der Großteil der Freerider die Powder-Hotspots der Dolomiten. Aufgrund der Weitläufigkeit der Gebiete lassen sich aber dennoch mehrere Tage nach dem letzten Schneefall unberührte Hänge finden. Als sich dann noch abzeichnet, dass eine Südstaulagen eine aktzeptable Menge Neuschnee in den Dolomiten abladen wird, steht die Entscheidung schnell fest - wir machen uns nach Norditalien auf den Weg – auf der Suche nach Tiefschnee und steilen Rinnen.

 

Alta Badia und Corvara als Basis für den Vier-Tages-Trip

Als Basis für den Trip sollte Corvara dienen. Ein kleiner Touristenort am nordöstlichen Rand des Sella-Stockes. Leicht erreichbar, wenn man aus dem Norden kommt, vor allem weil man auf der Anfahrt keine Pässe überwinden muss. Wir hätten diesen Vorteil ja gerne genutzt, aber entgegen der Erwartungen waren die Täler allesamt grün und trocken. Von wegen 'Big dump in den Dolomiten'...

Das Skigebiet Alta Badia ist mit den anderen Skigebieten rund um den Sella-Stock verbunden und sollte trotz der überschaubaren Größe unsere erste Station sein. An der Talstation machte sich dann erstmal Nüchternheit breit. Hier unten sah es nach höchstens 5 bis 10 cm Neuchschnee aus. Der einzige, der das Ganze positiv beurteilte, war unser exklusiver Guide Francesco Tremolada, der uns mit einem Grinsen im Gesicht empfing. Man kann ihn begründetermaßen als Dolomiten-Freeride-Urgestein bezeichnen und das nicht erst seit er 2004 die erste Version seines Freeride-Führerbuchs 'Freeride in Dolomiti' veröffentlichte. (Zur Rezension…)

 

Francesco war es auch, der unsere anfängliche Skepsis gegenüber der vermeintlich keinen Größe des Skigebietes Alta Badia schnell in Begeisterung verwandelte. Wir sollten doch erstmal abwarten und er würde uns schon die ein oder andere anspruchsvolle Variante zeigen. Nun gut, wir übten uns also schon mal in italienischer Lässigkeit. Von italienischen Polizisten war übrigens noch nichts zu sehen.

 

Mit der Boè-Gondel ging es dann erstmal nach oben. Respektable 660 Höhenmeter legt man in recht kurzer Zeit zurück. Oben angekommen erkannten wir dann auch von was Francesco unten schon gesprochen hatte: 'Today we have to stay low – in the trees. Bad visibility and strong winds in the alpine!' Zum Aufwärmen nutzten wir daher einige Male den Cherz-Sessellift und durften feststellen, was wir eh schon vermutet hatten: im Wald lag deutlich mehr Schnee und der war gar nicht so schlecht! Gleich bei der ersten Abfahrt machten wir einige Fotos und befuhren einzeln einen unverspurten Hang weit weg von ausgewiesenen Pisten. Unten angekommen warteten wir auf unseren Fotographen und erkannten einen anderen Freerider, der im klassischem Stil ein paar Kurzschwünge in den Hang malte und auf uns zu fuhr. Uns stockte der Atem als wir beim näherkommen erkannten, dass es sich tatsächlich um einen Carabinieri in Uniform handelte! Die erste Abfahrt und schon ein Bußgeld kassiert!?! Das konnte doch nicht wahr sein. Ich bereitete mich schon auf einen Blitzstart und ein paar schnelle Schwünge durch den Wald vor als er grinsend und freundlich grüßend an uns vorbei wedelte... Francesco klärte uns umgehend auf: Solange man nicht neben der Piste abfährt und die anderen Skifahrer gefährdet, ist das Thema weit weniger problematisch – und Freeriden wird hier durchaus geduldet.

 

Espresso und Höhenmeter sammeln am Nachmittag

 

Am Mittag verließ uns dann Francesco – jedoch nicht ohne uns noch einige lohnenswerte Varianten zu verraten. Direkt von der Bergstation der Boè-Gondel gibt es mehrere Abfahrtslinien, bei manchen von ihnen muss allerdings das Bergrestaurant passiert werden und es ist mehr als klar, dass da nur diejenigen vorbeigehen, die sich abseits der Pisten vergnügen wollen. Und wie es der Freeride-Teufel so will: der Pistenchef und ein Carabinieri stehen gemütlich an der Theke und schlürfen einen Espresso! Durch die Abwesenheit unseres Locals Francesco doch etwas verunsichert, entscheiden wir uns deshalb auch erstmal für einen kurzen Kaffee. Jedoch scheint der zu kurz zu sein, da die Herren nach einer halben Stunde immer noch am Tresen hängen. Nur wer Böses vermutet, könnte meinen, dass es vielleicht auch an den beiden in hautengen Tops gekleideten, jungen weiblichen Bedienungen liegt, die ihre Reize nur allzu freizügig präsentierten... Die buchstäblichen "Freeride-Hummeln im Hintern" treiben uns dann aber an und wir versuchen möglichst unauffällig (was in knallbunten Freerideklamotten aber gar nicht unauffällig geht) an ihnen vorbei zum Einstieg zu gelangen...

 

Von der Uniformiertenfront regt sich kein Widerstand und irgendwie sind wir sehr froh über das südländische Gemüt der Italiener. Zurück zum Wesentlichen: Francesco hat uns nicht zu viel versprochen! Bei etwas verbesserter Sicht – es hat aufgehört zu schneien - finden wir ein sehr verspieltes Gelände mit vielen kleinen, steilen Rinnen und einer Menge Cliff-Drops und Pillow-Lines. Unser Mitfahrer Fabian Lentsch aus Innsbruck – ein begnadeter Freerider im zarten Alter von 17 Jahren – zeigt uns in beeindruckender Manier wie man sich am schnellsten in solchem Gelände gen Talboden bewegt. Zum Teil liegen hier weit mehr als 30 cm Neuschnee auf einer weichen Basis und als wir ein mit Pillows übersähtes Face sehen, ist klar dass wir nach der letzten Bergfahrt noch ein mühsames Stück aufsteigen müssen, bevor es die wohlverdiente Pizza gibt. Gerade die Varianten am Nachmittag haben unsere Erwartung erfüllt und uns gezeigt, dass man in den Dolomiten noch wenig befahrene Treeskiing-Varianten findet. Und spätestens nach der sehr günstigen und umso leckereren Pizza sind wir froh um unsere Entscheidung, im kleinen Hausgebiet von Corvara zu sein.

 

Bestes Bergwetter und weite Hänge an der Marmolada

Die Vorhersage für den nächsten Tag verspricht bestes Bergwetter und damit hervorragende Sichtverhältnisse. Die Entscheidung ist schnell getroffen: früh fahren wir mit dem Auto hinüber nach Arabba. Dies ist als Teil der legendären Sella Ronda auch mit Lift und Ski von Corvara aus machbar, dauert aber deutlich länger und bekanntermaßen zählt am ersten schönen Tag nach Neuschnee manchmal jede Minute. Es zeigt sich mal wieder, dass die meisten Italiener Schönwetter-Skifahrer sind. Wir sind etwas geschockt über den Andrang an der Malga Ciapela-Gondel. Die imposante 1800-Höhenmeter-Gondelfahrt hinauf zum Punta Rocca auf der Marmolada entschädigt allerdings schon für jede Anstehminute – erst recht die knapp 1200 Höhenmeter, die man auf der Abfahrt bis zum Passo di Fedaia zurücklegt bevor es auf der Piste wieder zurück zur Gondel geht. Wir entscheiden uns für die weiten, offenen Hänge der Variante „Intra i Sass“ zwischen Sasso delle Dodici und Sasso delle Undici, da man durch eine kurze Querung mit unwesentlichem Aufstieg gleich wieder die Piste erreicht und recht schnell wieder an der Gondel ist. Alternativ fährt man zu dem alten Korblift nach Fedaia ab. Dies ist sehr lohnenswert, aber man sollte sich vorher erkundigen, da der private Lift zum einen meist erst ab Februar läuft und zum anderen nicht mehr mit den Ski Dolomiti-Skipässen befahren werden kann.

Für alle anderen Varianten weiter westlich (skiers left) hinunter zur Passstraße sollte man entweder Geld für ein Taxi dabei haben – wofür man außerdem noch recht viel Glück braucht – oder man muss einen langen Marsch zurück zum Fedaia-Pass einkalkulieren.

 

Die Schneeverhältnisse hier oben sind zwar sehr windbeeinflusst, aber das weite Gelände und die schnellen, langen Turns treiben uns das Grinsen ins Gesicht. Wir drehen einige Runden auf besagten Varianten und gelangen dann mit Lift und Muskelkraft zum Einstieg der Rinnen unterhalb des Gipfels Padon. Erstaunlicherweise sind wir den ganzen Tag noch keinem Carabinieri begegnet und erst hier oben mit Blick auf die unter uns liegenden Pisten, kommt uns wieder in den Sinn, dass man immer auf der Hut sein sollte. Allerdings besteht auch hier nicht die Gefahr, dass eine mögliche Lawine in der Auslaufzone auf die Piste gelangt und wir erfreuen uns an der wenig befahrenen, nordseitigen Hauptrinne.

Als lohnenswerten Abschluss des Tages gönnen wir uns eine der von Francesco in seinem Buch beschriebenen Varianten und fahren durch das Tal des Rio de Pestort nach Alfáuro ab. Das kleine Dorf befindet sich ca. 2 km unterhalb von Arabba und wir müssen leider feststellen, dass der 0815-Skifahrer aus Mailand nicht sonderlich daran interessiert ist Tramper mitzunehmen - obwohl in den teuren Perlglanz-SUVs noch eine Menge Platz für Ski und Rider wäre. Nicht wirklich erfolgreich versuchen wir uns davon zu überzeugen, dass der „kurze“ Marsch doch als Auslaufen ganz gut für die Muskeln sei. Immerhin beschwingt uns der Gedanke an die nächste leckere Steinofenpizza...

 

Alle Bilder der ersten beiden Tage in der Galerie

 

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