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SpotCheck | Tetnuldi

Das beste Freeride Gebiet im Kaukasus

von Adrian Sauter 09.12.2024
Georgien ist bekannt für Gastfreundschaft, kulinarische Köstlichkeiten und jede Menge Pulverschnee. Dennoch gibt es im hunderte Kilometer langen angrenzenden Kaukasus nur eine Handvoll Skigebiete. Eines davon ist Tetnuldi. Ein wahrer Geheimtipp für Freerider die sich vor der langen Anreise nicht zurückschrecken lassen.

Im hintersten Tal Swanetiens und nach stundenlanger Fahrt über holprige Bergstraßen schlummert das Skigebiet Tetnuldi. Keine fünf Lifte und eine überschaubare Zahl an Pistenkilometern. Erst 2016 eröffnet und mit modernsten Liftanlagen ausgestattet.

Letztes Jahr dürfte jedem, der die Freeride World Tour verfolgt, der etwas unübliche Tourstopp aufgefallen sein. Tetnuldi war zum ersten Mal Austragungsort der FWT mit dem Gerogia Pro Event und hat uns überzeugt. Die FahrerInnen waren begeistert von dem verspielten Gelände und viele Fans fordern, dass der Tourstopp keine Eintagsfliege bleibt.

Wir waren wenige Wochen vor dem Event in Tetnuldi unterwegs und haben uns das Freeride Potential mal etwas genauer angeschaut.

Tetnuldi ist kein typischer Skiort. Skizirkus und Après-Ski muss man suchen und an der Talstation sind nur wenige Hütten, die bei unserem Aufenthalt fast alle geschlossen waren. Trotz moderner Liftanlagen und perfekt präparierten Pisten ist von Andrang hier wenig zu spüren. Das liegt mitunter auch daran, dass die Georgier recht gemütlich in den Tag starten. Das Skigebiet fährt erst gegen 10 Uhr die Sessel an. Zeitgleich werden noch Pfannen über die Piste getragen, um im einzigen geöffneten Café ein Frühstücksomelette vorzubereiten.

Ist man gestärkt und nicht zu verkatert vom georgischen Branntwein, kann man dann auch endlich in den Schnee starten. Denn das Gelände sieht traumhaft aus und das Wetter spielt mit. Also hoch hinaus, dort hinunter und einige Runs später hat man einen ziemlich guten Überblick über das Gebiet.

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Neben den offensichtlichsten Linien unter den Liften gibt es einige Abfahrten, die man durch kurze Aufstiege sehr gut erreichen kann.

Die offensichtlichsten Abfahrten sind zum einen direkt vom 2. Sessellift links in den großen Kessel durch gemäßigtes Gelände runter zum Lift mit dem Kiosk. Hier findet man trotz der Nähe zur Piste oft noch unverspurte Ecken. Zum anderen gibt es die Möglichkeit vom 2. Sessel den Grat linkerhand hochzulaufen und in die Hänge oberhalb des Kessels einzufahren. Hier bieten sich mehrere Einfahrten an. Je weiter man aufsteigt, desto steiler und länger werden die Runs. Vorsicht vor den Rücken im oberen Bereich, hier ist auch bei sehr guter Schneelage mit Sharks zu rechnen. Genauso sollte man die Lawinensituation im Blick haben, denn die Hänge sind überwächtet und oben fast immer über 35 Grad steil.

Der letzte 3. Sessellift ist nur sehr selten geöffnet. Bei unserem Besuch war er von Schneemassen begraben und bei nur ca. 30 Besuchern im Skigebiet hätte sich die Inbetriebnahme wohl auch kaum gelohnt. Falls er geöffnet ist und man beim Ausstieg noch kurz zum Grat steigt, kommt man, alternativ zum Hiken, über den Grat, relativ stressfrei in die spektakulären FWT-Hänge. 

Eine wahre Fülle an Möglichkeiten führen hier nord- bis westseitig von der langen Gipfelwächte hinab in ein Seitental, welches man am Ende links ausfährt zum Kiosk. Vorher geht es durch meist massig mit Schnee gefüllte Rinnen hinab, gesäumt von einer Vielzahl an Cliffs mit Sprungmöglichkeiten.

Dazu sei gesagt, dass selbst bei guter Schneelage viele Landungen und Absprünge versteckte Steine zutage bringen. Ich habe mir meinen Ski am letzten Tag ziemlich durchschossen.

Falls das Material intakt bleibt, sollte man unbedingt auch die umliegenden Berge mit kurzen Gegenanstiegen erkunden. Die meisten offensichtlichen Möglichkeiten sieht man sehr gut unterhalb des Mount Tetnuldis (4858 m). Hier ist alles dabei: von sanften Rücken über rassige Rinnen bis zu Steilwandabfahrten in den Eisflanken im späten Frühjahr. Die hohe Lage des Gebiets sorgt für eine lange Saison mit guten Bedingungen.

Auch Varianten in die tiefer gelegenen Seitentäler sind vom Skigebiet möglich, hier empfiehlt sich vorab eine Abholung auszumachen, da man sonst kaum zurückkommt. Auch ein kurzer Blick auf ein Satellitenbild schadet nicht, denn die Birkenwälder sind äußerst dicht und es gibt wenig Treeskiing-Möglichkeiten. Die wenigen Waldschneisen, die es gibt, führen oft durch kleine Canyons und sind je nach Schneelage eine mühsame Angelegenheit. Ist dennoch mal die Sicht miserabel oder die Lawinengefahr zu hoch, kann man nach Hatsvali unweit von Mestia ausweichen. 

Bei gutem Wetter ist Freeriden in Tetnuldi eine erstklassige Angelegenheit. Durch die übersichtliche Größe des Gebiets kann man in wenigen Tagen eine Fülle an Abfahrten sammeln. Da das Gelände nicht mit Liftanlagen über-erschlossen ist, findet man auch nach einigen Tagen noch unverspurtes Gelände und versteckte Varianten.

Insgesamt lohnt sich ein Aufenthalt von ein paar Tagen sehr. Irgendwann wird man hier aber alles gefahren sein und den Blick ins endlose Backcountry lenken. Berge wie der Ushba oder Schchara fordern einen heraus, die noch einsamere und lohnende Seite der swanetischen Bergwelt kennenzulernen.

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