Im äußersten Osten der Schweiz fristete das Unterengadin lange ein etwas vergessenes Dasein. Seit der Eröffnung des Vereinatunnels liegt es jedoch in vernünftiger Reichweite der urbanen Ballungszentren. Der Kontrast könnte nicht größer sein! Landschaftliche Schönheit und eine fast unschweizerische Weite und Ruhe findet man hier noch in ursprünglicher Form und die Berge bieten bei entsprechender Schneelage Ski- und Freeridetouren erster Klasse.
Aufstieg 1
"Aller Anfang ist leicht", heißt es zum Auftakt dieser Tour. Benutzt man doch zuerst die Bahnen des Skigebietes Motta Naluns bis zur Bergstation der Sesselbahn Mot da Ri, 2582 m. Es ist übrigens eine Tourenkarte erhältlich, die freies Fahren bis 11:00 erlaubt (Angabe ohne Gewähr). Am besten geniesst man erst einmal ein paar warm-up Runs im Gebiet, bevor man die Skikarte beim Liftpersonal abgibt und dabei einen Teil es Kaufpreises zurückerstattet bekommt. Unmittelbar von der Skipiste steigt man hoch zum offensichtlichen Pass, ca. 2880 m, zwischen Piz Oscar und Piz Minschun. Achtung, der Pistendienst sprengt die Osthänge des Piz Minschun zur Pistensicherung regelmässig. Also auf keinen Fall hoch, solange der Mot da Ri-Lift nicht in Betrieb ist! Über den NE-Grat des Piz Minschun gelangt man auf dessen aussichtsreichen Gipfel, 3068 m. Oft ist der Grat abgeblasen, und erfordert einen Bootpack.
Abfahrt 1
Nachdem man sich an den umliegenden Bergen und weiteren Varianten sattgesehen hat, kanns losgehen! Vom Gipfel gibt es mehrere Varianten. Die schneesicherste und offensichtlichste führt via N-Flanke, eine weitere über die W-Flanke. In unserem Fall bevorzugten wir die N-Flanke. Ein breiter 400 HM / 35° Hang lädt zu GS-turns ein.
Aufstieg 2
Nach weiteren 150 HM folgt der zweite Aufstieg via Clavigliadas auf den Minschun Pitschen, 2927 m. Das Gipfelfeeling erreicht nicht ganz das Niveau des gegenüberliegenden Piz Minschun. Dafür lockt hier ein breiter, steiler, oft mit einer Wächte gekrönter SW-Hang.
Abfahrt 2
Drop-in! Nach 250 Höhenmeter flacht das Gelände spürbar ab und leitet in die verspielten SW-Hänge des Val Tasna. Die gegenüberliegende Ostflanke des Munt Cotschen zieht nun das Interesse auf sich, bietet sie doch eine fast alaskamäßige Linie. Aber dazu vielleicht später einmal... Angekommen im Talboden des Val Tasna ist der abfahrtstechnisch spannende Teil vorbei. Von nun an gehts immer leicht bergab bis zur Verbindungsstrasse Ftan – Ardez. Ob man sich für dieses oder jenes entscheidet, ab hier versucht man sich am besten im Autostopp und genießt auf dem Rückweg die Aussicht auf die gegenüberliegenden Unterengadiner "Dolomiten", die einige anspruchsvolle Linien verbergen.
Fazit
Das "Minschun Double" kann man sich ohne allzu große Anstrengungen holen. Es belohnt mit landschaftlichen Weitblicken, abwechslungsreichen Abfahrten und macht definitv Lust, mehr als bloß einen Tag im Unterengadin zu verbringen!
Informationen
Schwierigkeit: ***
Besondere Gefahren: Sprengarbeiten oberhalb Mot da Ri, tageszeitliche Erwärmung an SW-Hängen beachten
Durchschnittliche/Maximale Steilheit: 25°/35° (N-Flanke Piz Minschun, SW-Flanke Minschun Pitschen)
Exposition: E-N-W-SW
Höhe Start / Ziel: 2582 m / 1751 m
Höhenmeter bergauf / bergab: 950 m / 1950 m
Dauer: ca. 4,5 Stunden
Beste Jahreszeit: Dezember bis April
Literatur: “Ski & Snowboard Tourenatlas Schweiz” von Helvetic Backcountry (wärmstens empfohlen)