Von nun an befinden wir uns ständig auf Gletschern, die zwar nicht ausgesprochen spaltenreich sind, aber doch ein Mass an Vorsicht voraussetzen. Der erste Gegenanstieg ist auch gleich der steilste und kann bei entsprechenden Verhältnissen durchaus lawinengefährdet sein. Hat man die Höhe des Holmbuktinden wieder erreicht, geht es auf den letzten 200 Höhenmetern kaum spürbar Richtung ausgedehnte Gipfelkuppe des Jiekkevárri hoch. Hier stellt niemand ein Kreuz oder sonstwelche Markierungen auf den höchsten Punkt und so muss man versuchen, Lyngens Höhepunkt anhand des Horizontes oder mit Hilfe des GPS möglichst exakt zu treffen. Egal ob man den Gipfel um 50 cm verpasst, die Aussicht in alle Himmelsrichtungen ist ziemlich überwältigend, obwohl wegen der nicht vorhandenen Exposition kein klassisches, alpines Gipfelfeeling aufkommt. Aber genau diese Gipfelexotik macht es eben aus! Doch auch auf diesem eher ungewöhnlichen Gipfel, nimmt die Vorfreude auf die kommende Abfahrt nach einer gewissen Zeit Überhand.
Abfahrt
Um Fahrt aufzunehmen, muss zu Beginn kräftig angeschoben werden, doch läuft es erst einmal, cruised man über weite, makellose Flächen, die trotz flacher Neigung einige weite Bögen zulassen. Auf rund 1500m ändert sich der Charakter schlagartig. Der Einstieg in den NW-Abbruch des Blaisengletschers sollte an dieser Stelle gut studiert sein, denn je nach Verhältnissen trifft man hier auf beachtliche Querspalten. Für Liebhaber von Steilabfahrten empfiehlt sich an dieser Stelle ein immer schmaler werdender Grat, der in südwestlicher Richtung zum P.1510 führt. Hier sollte man sich der Verhältnisse und des eigenen Könnens allerdings sehr sicher sein, denn die Exposition und der oft eisige Schnee an diesem windexponierten Grat minimieren die Fehlertoleranz auf 0. Exakt unter der Felsnadel P.1510 ziehen 400m hohe und mit 45° geneigte NW-Hänge auf den flachen Blaisengletscher. Hier vereinigen sich beide Variante. Den senkrechten Gletscherabbruch umgeht man skier’s right. Achtung, hier sollten man nicht zu lange verweilen, denn mit der tageszeitlichen Erwärmung donnern hier regelmässig Lawinen aus der Südflanke des Holmbuktinden. Durch das weite Tal der Tverrelva ist entspanntes Skifahren mit Fjordblick angesagt und als Tüpfchen auf dem i kommt man auf den letzten 300 Höhenmetern noch in den Genuss eines wahrhaft grandiosen cruise durch lichtes Buschwerk und die fotogenen Föhren. Nach 8-10 Stunden kämpft man sich zu guter Letzt noch durch die typisch dichten Birkenstangenwälder bevor man sich ein zuvor am Morgen kühl gestelltes “Mack” genehmigt und wahrscheinlich behaupten kann, soeben einer der Top 3 Lyngen-Touren erfolgreich ins Trockene gebracht zu haben.
Zusammenfassung
Schwierigkeit: ***** (von *****)
Besondere Gefahren: steile, lawinengefährdete Hänge / tageszeitliche Erwärmung / allgemeine alpine Gefahren: Route führt über Gletscher
Durchschnittliche / Maximale Steilheit: 20-35° / 45° (Steilere Variante sonst 40°)
Exposition: SW-N-NW-W
Höhe Start / Ziel: 10m / 1834m
Höhenmeter bergauf / bergab: 2000m / 2000m
Dauer: 8 - 10 Stunden total
Beste Jahreszeit: März bis Juni
Karten/Hinweis: Sämtliche Höhenkoten und Flurnamen beziehen sich auf die sehr empfehlenswerte App “Norgeskart” bzw. die Turkart “Lyngenhalvöya Sör”, Mst. 1:50’000 aus dem Verlag “Nordeca”
Hinweis: Die PG Tourentipps sind allgemeine Beschreibungen von Touren, die uns ganz subjektiv gut gefallen. Unsere Tourentipps BEZIEHEN SICH NICHT AUF DIE AKTUELLEN VERHÄLTNISSE. Lest den Lagebericht und die Wettervorhersage und richtet euch in der Tourenplanung danach.