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TourenTipps

TourenTipp | Stubai Deluxe

Vier Tage im Herzen der Stubaier Alpen

19.04.2018 von Tobias Hipp
Wer sich auf diese 3- bis 4-tägige Skidurchquerung einlässt, taucht tief in die Gletscherwelt der Stubaier Alpen ein: Zwei spannende Überschreitungen, etwas alpinistische Herausforderung und ein Stubaier-Parade-3000er stehen auf dem Programm. Hinzu kommen grandiose Abfahrten und viel Potential für steilere Rinnen, also alles, was der abfahrtsorientierte Tourengeher sucht.

Das „Deluxe“ an der ganzen Sache? Dank Liftunterstützung und einem niedriger gelegenen Endpunkt der Tour kommen auf die insgesamt 4.500 Höhenmeter im Aufstieg feine 6.500 Abfahrtsmeter! Das zweite „Deluxe“: Gönnt man sich die hervorragende Halbpension auf Amberger und Franz-Senn-Hütte, ist man auf der gesamten Runde mit einem leichten Rucksack unterwegs. Reiner Skitouren-Genuss also! 

Tag 1: Vom Skizirkus ins Stubaier Backcountry

Der erste Tag ist zugleich ein Highlight: dank der Liftunterstützung der Stubaier Gletscherbahnen kommen viele Abfahrtsmeter mit wenig Aufstiegsmetern zusammen. Die Tour startet an der Bergstation des Daunjoch-Sessellifts. Mit wenig Höhengewinn spurt man nach Westen ins Daunjoch und steigt über den Südwest-Rücken auf den Daunkopf (3.057 m). Der Grat ist steil und oft abgeblasen, d.h. die sorgfältige Einschätzung der Lawinengefahr ist notwendig und Harscheisen oftmals kein Luxus.

Die Abfahrt von Daunkopf zieht zunächst direkt nach Norden über gleichmäßige mittelsteile Hänge in einem U-förmigen Tal und später über Moränenhänge bis auf 2.400 m in den Talboden unterhalb der Zunge des Sulzentalferners. Da man hier noch früh dran ist und erst 250 Hm Aufstieg in den Beinen hat, bietet es sich an gleich einen zweiten 3.000er anzuhängen. Direkt vom „Umbauplatz“ nach der Abfahrt vom Daunkopf startet der Aufstieg zur Zahmen Leck. Dieser Gipfel wartet mit einem schönen 600 Höhenmeter Osthang und einer feinen Steilrinne (200 Hm, 40°) zum Grat auf. Der Name sollte aber nicht täuschen, denn zahm ist der Gipfel nun wahrlich nicht. Der Grat von der Scharte zum Gipfel ist ausgesetzt und fordert etwas an Kletterei.

Höhenmeter Aufstieg: 1.100 Hm

Höhenmeter Abfahrt: 1.950 Hm

Tag 2: Die Kuhscheibe

Im Tourengebiet der Amberger Hütte warten unzählige schöne Skiberge auf ihre Befahrung. Wenn man also die Zeit für einen vierten Tag hat, sollte man hier eine zusätzliche Tagestour dranhängen. Die Kuhscheibe ist die Tour mit dem kürzesten „Talhatscher“ und bietet dem entdeckungsfreudigen Tourengeher neben dem Normalweg auch 2 Direktabfahrten durch steilere Rinnen (300 Hm, 45°).

Von der Amberger Hütte folgt man knapp 1 Kilometer der „Hüttenloipe“ flach im Tal nach Süden. Über einen ersten Steilhang steigt man nach Westen in das „Rosskar“, ein kuppiertes Tal, bis ca. 2.800 m auf. Unter den Felsabbrüchen des Roten Kogels hindurch geht es nun nach Süden über anhaltend steile Hänge bis zum Skidepot am Grat. Von hier bleiben noch rund 100 Höhenmeter zu Fuß über einen nicht allzu schweren Grat bis zum Gipfel.

Die Abfahrt folgt dem Aufstiegsweg. Alternativ kann man in eine der 2 Steilrinnen einfahren, die direkt zurück ins Rosskar führen. Hierfür quert man vom Skidepot im Abfahrtssinn hoch nach rechts durch den weiten südseitigen Kessel zu einem offensichtlichen Grat. An einer kleinen Scharte findet man die Einfahrt in die Steilrinne, die einen wieder im Rosskar ausspuckt. Die restliche Abfahrt folgt dann dem Aufstiegsweg zurück zur Amberger Hütte.

Höhenmeter Aufstieg/Abstieg: 1.050 Hm

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Tag 3: Sanfte Gletscher, große Berge

Die Überschreitung zur Franz-Senn-Hütte ist bei „Mitnahme“ der Ruderhofspitze (3.474 m) sicherlich der konditionell anspruchsvollste Tag der Durchquerung: 1.400 Höhenmeter und etwas an Strecke sind dann nämlich zu meistern.

Von der Amberger Hütte zunächst der nun gut bekannten „Hüttenloipe“ wieder flach nach Süden folgen, bis man über einen gleichmäßig steilen Osthang in Richtung Schwarzenbergferner aufsteigen kann. Der weitere Aufstieg zum Schwarzenbergjoch ist bis zuletzt nicht einsehbar, da er sich hinter den Felsausläufern der Westl. Schwarzenbergspitze versteckt. Ein zunächst breiter Hang zieht zuletzt als engere Rinne in Richtung Scharte. Je nach Bedingungen müssen die letzten Höhenmeter zu Fuß über leichtes Blockgelände zurückgelegt werden. Von der Scharte 50 Höhenmeter in blockigem Gelände absteigen bis auf den Alpeiner Ferner. Von hier quert man das große Gletscherplateau nach Osten in den Kessel unterhalb der Ruderhofspitze. Im Aufstiegssinn nach rechts folgt man einer steileren Rinne zum Grat (Skidepot) und erreicht zu Fuß über den längeren, aber nie schwierigen Grat die Ruderhofspitze.

In der Abfahrt folgen wir dem Alpeiner Ferner auf seiner (im Abfahrtssinn) linken Seite, vorbei an den imposanten Gletscherbrüchen, über einen schönen Hang in ein erstes Flachstück. Danach folgen noch 250 schöne Abfahrtsmeter durch kuppiertes Gelände bis in den Talboden. Zuletzt gelangt man auf präparierter „Loipe“ mit ein paar Skating-Schritten zur schon sichtbaren Franz-Senn-Hütte.

Höhenmeter Aufstieg/Abstieg: 1.400 m

Tag 4: Spannende Überschreitung zurück ins Stubaital

Am letzten Tag der Durchquerung steht eine spannende Rückkehr ins Stubaital auf dem Programm. Und die bietet nochmal ein skifahrerisches Highlight: fast 1.900 Höhenmeter Abfahrt ziehen über schöne Südhänge von der Östlichen Knotenspitze bis ins Stubaital. Bei passenden Bedingungen und gutem Timing gibt’s hier die Chance auf eine großartige Firnabfahrt.

Ohne längeren Talhatscher startet man von der Hütte direkt nach Süden in Richtung Sommerwandferner. In einer großen Mulde auf ca. 2.500 m hält man sich links und quert in ein felsumringtes Tal nach Südosten. An dessen Ende startet eine Rinne zum Grat der Östl. Knotenspitze. Diese steigt man zu Fuß auf bis zu einer Scharte und folgt dann dem hier beginnenden Grat über leichtes Blockgelände zum Gipfel.

Die Abfahrt startet östlich unterhalb des Gipfels. Nach einem kurzen steilen Einstieg (45°) fährt man das weite Kar ab. Nach einer Verflachung eröffnen sich nun weite, freie Südhänge bis zur Falbesoner Ochsenalm. Für diese Abfahrt zwingend im Abfahrtssinn links halten, um den großen Felsriegel zu umfahren. Auf einem Fahrweg gelangt man dann problemlos ins Stubaital zurück und beendet die Tour direkt an einer Bushaltestelle. Per Skibus gelangt man zurück zum geparkten Auto an der Talstation der Stubaier Gletscherbahnen.

Im Frühjahr bietet dieser Südhang oft geniale Firnverhältnisse, wenn man es vom Timing richtig hinbekommt. Auf jeden Fall muss hier im Frühjahr für die steilen Südhänge die tageszeitliche Erwärmung beachtet und früh gestartet werden.

Höhenmeter: 930 Hm

Höhenmeter Abfahrt: 1.900 Hm

Infos

Start der Tour ist die Talstation der Gamsgarten-Gondelbahn. Die Parkplätze für Mehrtagesgäste, die ihr Auto stehen lassen, befinden sich hinter der Talstation. Die Rückkehr zum Auto nach der Tour funktioniert problemlos mit dem Skibus. Es gibt ein Skitourenticket (21 €), welches die Auffahrt bis zur Bergstation des Daunkopf-Sessellift beinhaltet. In der Bildergallerie unten ist die Route auf einer Übersichtskarte dargestellt.

Material

Man bewegt sich (v.a. bei der Überschreitung zur Franz-Senn-Hütte) im hochalpinen, vergletscherten Gelände. Gletscherausrüstung ist daher für diese Tour zwingend erforderlich.

Je nach Bedingungen sollten Harscheisen und Steigeisen nicht im Rucksack fehlen. Insbesondere für den steilen Rücken zum Daunkopf und die Überschreitung des Schwarzenbergjochs kann das von Nöten sein.

Unterkunft

Amberger Hütte und Franz-Senn-Hütte sind hervorragend geführte Alpenvereinshütten, wo man sich gleich von Anfang an wohl fühlt. In Sachen Verpflegung bleiben hier keine Wünsche offen. Genehmigt man sich die Halbpension kann die Durchquerung mit recht leichtem Gepäck gemacht werden. Immer reservieren und Hüttenschlafsack einpacken!

Varianten

  • Selbstverständlich kann die Überschreitung von der Amberger Hütte zur Franz-Senn Hütte auch ohne zusätzlichen Gipfel gemacht werden. Dafür bietet sich dann der Übergang über die Wildgratscharte an.
  • Nach der Überschreitung von der Amberger Hütte zur Franz-Senn Hütte kann auch direkt ins Tal nach Seduck abgefahren werden. In diesem Fall sollte man ggf. ein zweites Auto hier deponiert haben.

Fotogalerie

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