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Wetterblog 10 2022/23 | Wildes Mittelmeer: Die Bora

Ruhige Alpen und stürmische Adria

von Sebastian Müller 25.01.2023
Das Wettergeschehen nördlich der Alpen sowie inneralpin verläuft weiterhin weitgehend störungsfrei, bei immerhin winterlichen Temperaturen und Aussichten auf Neuschnee in der nächsten Woche. Im Mittelmeerraum hingegen ist gegenwärtig allerhand los und deswegen widmen wir den Wetterblog heute den windigen Tagen der östlichen Adriaküste.

Der im letzten Wetterblog diskutierte Trog hat sich abgelöst und schwummert als wetterbestimmendes Tiefdrucksystem im Mittelmeer herum. In der Folge fällt viel Niederschlag und besonders der Appennin und die Gebirge des Balkans bekommen auch einiges an Schnee ab. Dabei hat sich hingegen über Mitteleuropa erstmal eine Hochdruckbrücke festgesetzt. Das bedeutet Sonnenschein und Tourenwetter auf den Bergen, wobei in Tallagen mit dem Hochdruck vermehrt Hochnebel unterhalb einer Inversion zu erwarten ist. Diese Großwetterlage scheint recht stabil und eine deutliche Wetteränderung ist erstmal nicht abzusehen. Erst Anfang nächster Woche deutet sich der Zusammenbruch der Hochdruckbrücke durch eine einziehende Kaltfront an. Es könnte Nordstau und viel Niederschlag am Alpennordhang geben, aber wie viel steht noch in den Sternen. Eines ist jedoch gewiß: der nächste Schneefall kommt bestimmt! Wir widmen uns im weiteren einem spannenden Wetterphänomen des östlichen Adria-Raumes.

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La Bora a Trieste

Triest und weite Abschnitte der Adriaküste wurden in den letzten Tagen von ihrem typischen, meso-skaligen Windsystem heimgesucht: der Bora. Dieser Wind gehört zu Triest wie der Spritz Bianco oder die Jota. Die Windgeschwindigkeiten im Hafen von Triest erreichten am frühen Montagmorgen 126 km/h. Es zischte und pfeifte nur so! Aber wie kommt es dazu? Das Geheimnis der Bora liegt in der besonderen Orographie ihres Erscheinungsgebietes, gegeben durch die Dinarischen Alpen und das Karst-Plateau. Die wichtigsten Mechanismen sind Folgende. Die gegenwärtige Großwetterlage mit Tiefdruck im Mittelmeerraum und Hochdruck über Osteuropa steuert die Anströmung von Nord-Ost nach Süd-West. Durch die Täler der Dinarischen Alpen, die Tore der Bora, kanalisiert sich der Wind und beschleunigt sich wie durch eine Düse. Die höchsten Windgeschwindigkeiten werden jedoch direkt in Küstennähe verzeichnet. In Triest fällt die Bora noch drei bis vierhundert Meter vom Karstplateau hinab und beschleunigt sich schlicht durch ihre eigene Schwerkraft. Die Grafik zeigt die von der direkt am Wasser gelegenen Mess-station Molo Bandiera gemessene Höchst- und Durchschnittsgeschwindigkeit, sowie die Windrichtung. Sehr klar ist die typische Windrichtung Nord-Nord-Ost in den stärksten Phasen der Bora zu erkennen.

Die bislang gemessene Höchstgeschwindigkeit der Bora in Trieste beträgt 183 km/h, gemessen im Februar 2012. An solchen Tagen reduziert sich das öffentliche Leben aus ein Minimum, aber die Triestini sind gewohnt an ihre Bora und die Bürgersteige sind auch oft mit stabilen Geländern zum festhalten ausgestattet. Meinereiner schätzt die Bora wegen ihres frischen, belebenden Charakters und des (meist) sonnigen Himmels - da trocknet die Wäsche auch im Winter in Windeseile.

Im folgenden noch die Legende der Bora, inspiriert von griechischer Mythologie, und zwei sehenswerte Filmchen über die Bora, für alle die etwas Italienisch verstehen oder lernen möchten. Gut festhalten bitte! Und durchhalten, der nächste Schneefall kommt bestimmt.

Die Legende vom Bora-Wind

Die Legende erzählt, dass Äolus, der Vater der Winde, mit seinen geliebten Kindern über die Welt streifte: Unter ihnen war auch sein Lieblingskind, die junge und trotzköpfige Bora.

Eines schönen Tages erreichten sie ein grünes Hochland, das steil zum Meer abfiel. Bora entfernte sich, um mit den Wolken zu spielen. Nach einer Weile ging sie voller Neugierde in eine Höhle, in der sie Tergesteos begegnete, einem Argonauten, der gerade vom Abenteuer des "Goldenen Vlieses" zurückgekehrt war. Es war Liebe auf den ersten Blick und die jungen Leute lebten für sieben Tage in hinreißender und wilder Leidenschaft glücklich in dieser Höhle.

Als Äolus das Verschwinden seiner Lieblingstochter bemerkte, beschloss er in Sorge, sie zu suchen. Nach Tagen verzweifelter Suche fand er sie schließlich in den Armen von Tergesteos liegend und wurde daraufhin so zornig, dass er sich gegen den Mann wandte und ihn so lange mit Gewalt gegen die Höhlenwände stieß, bis dieser, am Boden liegend, ohne Leben war. Der Vater befahl Bora fortzugehen, aber die Schmerzgezeichnete wollte davon nichts wissen und begann so heftig zu weinen, dass jede Träne, die aus ihren Augen fiel, zu Stein wurde.

Die Tränen waren derer so viele, dass die grüne Erde des Hochlands vollkommen mit einem steinernen Mantel überzogen wurde. Aus den Blutstropfen Tergesteos hingegen entspross der Sumach, jene wunderbare Pflanze, die seitdem im Herbst die karstige Landschaft in Rot taucht. Am Ende gab Äolus auf und beschloss aufzubrechen und die kleine Bora an dem Ort zu lassen, an dem sie ihre große Liebe entstehen und sterben gesehen hat. Das Meer erbarmte sich des armen Geliebten und bedeckte seinen Körper mit Muscheln, Seesternen und grünen Algen.

Die Zeit verstrich und es bildete sich ein heiterer Hügel, auf dem eine Stadt gegründet worden sei, die zu Ehren Tergesteos Tergeste, das heutige Triest, genannt worden sei. Hier regiert Bora auch noch heute uneingeschränkt, da der Himmel es ihr zugestanden hat, jedes Jahr drei, fünf oder sieben Tage lang ihre herrliche Liebe wiederzuleben: Dies sind die Tage, an denen Bora ungestüm bläst, mal "klar" in den Armen des Geliebten mal "dunkel" in Begleitung der Regentränen und in Erwartung Tergesteo erneut zu begegnen.

Aus der Legende der Bora von Edda Vidiz.

Die BOrA gut erklärt

Die Bora im historischen SW-Film

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