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Wetterblog

WetterBlog 11 2017/18 | Die Ruhe nach dem Sturm

Rückblick, Ausblick, Schneepause

23.01.2018 von Lea Hartl
In den letzten Tagen war der viel zu oft bemühte Begriff “Schneechaos” in weiten Teilen der Alpen durchaus angebracht. Nun entspannt sich der schneebedingte Ausnahmezustand und die abgeschnittenen Täler Ortschaften bekommen ein Wetterfenster, um sich bei Sonnenschein auszugraben.

Die Starkschneefälle der letzten Tage

An der Rückseite eines Langwellentrogs mit einem Hauptzentrum über dem Baltikum wurden am vergangenen Wochenende und am Montag kleinere Randtiefs an die Alpen gesteuert. Die Störungen waren in eine sehr starke nordwest- bis westliche Strömung eingebettet und brachten sowohl Niederschlag als auch kräftigen Sturm. In mehreren Staffeln erreichten diverse Fronten die Alpen, wobei die Schneefallgrenze insbesondere mit Eintreffen einer kräftigen Warmfront am Montag vor allem im Westen kurzfristig bis auf um die 2000m stieg.

Angesichts von Neuschneesummen von 1 bis 2 Metern in zwei Tagen und dem markanten Temperaturanstieg wurde am Montag in weiten Teilen der Schweiz Stufe 5 ausgegeben, ebenso im Westen von Tirol. Etliche Ortschaften und Täler inklusive der derzeit zahlreich dort befindlichen Touristen sind von Straßensperren betroffen und eingeschneit, darunter etwa St. Anton, das Paznauntal, Andermatt, Zermatt und Livigno. Neben vielen kleineren Straßen waren auch der Reschenpass, der Fernpass und der Deutsch-Österreichische Grenzübergang bei Scharnitz zeitweise wegen Lawinengefahr gesperrt. Durch den räftigen Regen wurden auch Schlammlawinen zum akuten Problem: Eine Mure sorgte am Dienstag für eine Sperrung der Gotthardautobahn. Auch im Simmental hat eine Mure eine Straße und Bahngleise getroffen. Es kam zu erheblichen Beeinträchtigungen des Zug- und Straßenverkehrs auch auf nicht-gesperrten Strecken. Schon gestern wurden einige Straßen wieder geöffnet, im Laufe des heutigen Tages werden wohl auch noch einige der verbleibenden Sperren aufgehoben. 

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Einordnung in die Schneefallstatistik

Das SLF hat einen ähnlich großflächigen Fünfer zuletzt im Februar 1999 ausgegeben und angesichts dessen einen interessanten Vergleich angestellt zwischen der jüngsten Schneefallperiode und den Schneefällen vom Februar 1999, die unter anderem zur Katastrophenlawine von Galtür führten. Damals galt die Stufe 5 in der Schweiz 5 Tage, vom 21. bis zum 25. Februar, diesmal von Sonntagabend bis Dienstagmorgen, also 1.5 Tage.

Die Neuschneesummen für die intensivsten Niederschlagsphasen von 1999 betrugen 2.5-3.5 Meter in 9 Tagen, was an den entsprechenden Stationen einem 75-100 jährigen Ereignis entsprach. An den Stationen, die diesmal am schneereichsten waren, gab es in 7 Tagen ebenfalls zwischen 2 und 3 Meter Neuschnee. Das kommt alle 15 bis 30 Jahre vor und ist damit ein weniger extremer statistischer Ausreißer als 1999. Auch lag 1999 vor den starken Schneefällen schon deutlich mehr Schnee, vor allem in tiefen Lagen, wo im aktuellen Winter ein erheblicher Anteil des Niederschlags als Regen fiel.

Die Schneehöhenmaxima vom Februar 1999 sind in der Schweiz großteils nicht erreicht, Ausnahme ist das südliche Wallis, wo laut SLF ähnlich viel Schnee liegt wie im Februar 1999. Bezüglich Schneehöhen ist auffällig, dass vor allem inneralpine Messstationen an langjährigen Rekorden kratzen. Beispielsweise wurde in Scuol im Unterengadin in den letzten Zwei Wochen ein enormer Schneehöhenzuwachs verzeichnet, der wohl in erster Linie der starken Höhenströmung zu verdanken ist, die die Niederschläge bis weit in inneralpine Gebiete hinein geschoben hat.

In Tirol findet man in den Stationsdaten ein ähnliches Bild: Am Arlberg hat es viel geschneit. Die ZAMG vermeldet: „Die Summe aller Neuschnee-Mengen liegt zum Beispiel in Langen am Arlberg derzeit bei rund 480 Zentimeter, im vieljährigen Mittel sind es hier im gesamten meteorologischen Winter 447 Zentimeter. In Warth am Arlberg liegt die Neuschnee-Summe derzeit bei rund 430 Zentimeter, im Mittel sind es hier im gesamten Winter 370 Zentimeter." Aber es wurden um diese Jahreszeit auch schon größere Schneehöhen gemessen. An manchen inneralpineren Stationen, etwa im Pitztal oder in Gries im Sulztal, wurden hingegen neue Maxima für die (nicht immer gleich langen!) Messzeitreihen aufgestellt.

Aussichten

Schon am gestrigen Dienstag hat sich das Wetter deutlich beruhigt und auch der heutige Mittwoch verläuft alpenweit sonnig und vergleichsweise warm. Am Donnerstag rückt ein Trog aus Westen an und die Alpen geraten an dessen Vorderseite in eine Süd- bis Südwestströmung. Am Alpensüdhang setzen nach und nach Stauniederschläge ein, im Norden wird es föhnig. Der Südstau bringt teils durchaus ergiebigen Niederschlag, vor allem in der Westhälfte des Alpenbogens. Genaueres überlassen wir dem Orakel. Der Schneefall greift am Freitag auch auf die Nordalpen über, hier kommt aber deutlich weniger zusammen und eine schneetechnische Wiederholung der letzten Tage ist nicht zu erwarten. Der Samstag sieht aus heutiger Sicht noch eher unbeständig aus, am Sonntag dann vermutlich flächendeckend sonnig, wie tendenziell auch in den ersten Tagen der nächsten Woche.

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