In den Alpen ändert sich erstmal nicht Grundsätzliches: im Norden wanken Frühlingsblumen im Föhn, im Süden regnet oder schneit es kräftig. Wir blicken diese Woche über den alpinen Tellerrand hinaus und betrachten tropische Ozeane und feuerspuckende Berge in Indonesien.
Letzte Woche ist in Indonesien ein Vulkan namens Kelud ausgebrochen. Die Aschesäule in der Luft erreichte eine Höhe von 13 bis 20 Kilometern, in 7 Kilometern Entfernung bedeckt eine Ascheschicht von 20 cm den Boden, in 150 Kilometern ist es noch ein Zentimeter. Menschen starben, weil ihr Hausdach unter dem Gewicht der Asche zusammenbrach. Der Flugverkehr ist stark beeinträchtigt. Bei einem Ausbruch des Kelud 1919 starben über 5000 Menschen, 1990 gab es bei einem weiteren Ausbruch 30 Tote. Der Vulkanexplosivitätsindex (VEI) des jüngsten Ausbruchs wird auf 4 geschätzt. Die 8-stufige, logarithmische VEI Skala definiert die „Explosivität“ von Vulkanausbrüchen unter anderem anhand des geförderten Aschevolumens und der Höhe der Eruptionssäule. Mit Stufe 4 wäre der Kelud Ausbruch vergleichbar mit dem des Eyjafjallajökull 2010.
Vulkanausbrüche dieser Stärke haben üblicherweise noch keinen erkennbaren Einfluss auf das globale Klima, können aber unter Umständen regionale Auswirkungen haben. Eruptionen mit einem VEI von 6 oder mehr schlagen sich durchaus auch in der globalen Temperatur nieder. So folgte dem Ausbruch des Krakatau 1883 eine weltweite Abkühlung von 0.5-0.8° C. Für ähnliche Effekte sorgten beispielsweise der Vulkan Santa Maria (1920) und zuletzt der Pinatubo (1991):
Die letzte Eruption mit einem VEI von 7 war 1815 der Ausbruch des Indonesischen Vulkans Tambora. Darauf folgte das berüchtigte „Jahr ohne Sommer“ 1816, auch bekannt als „Achtzehnhundertunderfroren“. Besonders in Mitteleuropa und dem Amerikanischen Nordosten kam es durch Kälte und schwere Unwetter zu Missernten, die folgenden Jahre waren in den betroffenen Gebieten von Hungersnöten und Massenauswanderungen geprägt.
Eine neue Studie von Wissenschaftler der Universität Bern zeigt, dass schwere Vulkanausbrüche in den Tropen nicht nur die globale Temperatur beeinflussen, sondern auch Auswirkungen auf die Niederschläge in Süd- und Mitteleuropa haben können. Durch eine Abschwächung des Afrikanischen und Asiatischen Sommermonsuns kann die Hadley Zirlukation ebenfalls geschwächt werden, was wiederum die Zirkulation in Europa verändert und für mehr Niederschläge sorgt. Damit glauben die Wissenschaftler eine Erklärung für das besonders nasse „Jahr ohne Sommer“ gefunden zu haben.
Solche Phänomene werden als meteorologische „Teleconnections“ bezeichnet: Wenn auf der einen Seite der Erde X passiert, hat das auf der anderen Seite Y zur Folge. Typische Teleconnections sind zum Beispiel die ENSO Phänomene La Niña und El Niño, oder die Nordatlantische bzw. Arktische Oszillation (NAO und AO). Der britische Wetterdienst hat in einer Analyse der ungewöhnlich intensiven Sturmserie, die in letzter Zeit die Englischen Küsten heimsucht, eine weitere Teleconnection ausfindig gemacht, die für das ungewöhnliche Wetter des aktuellen Winters mitverantwortlich sein könnte. Sie vermuten, dass der Pazifische Jetstream durch ungewöhnlich starke Niederschläge in Indonesien und den westpazifischen Tropen aus seiner üblichen Bahn gebracht wurde, wobei die Niederschläge mit ungewöhnlich hohen Meerestemperaturen in der gleichen Gegend zusammen hängen. In Kombination mit den Launen des Polarwirbels, die den Atlantischen Jet antreiben, sorgt das dann für allerhand spannendes Wetter.
Die dramatischen Auswirkung globaler klimatischer Veränderungen auf menschliche Zivilisationen zeigt eindrücklich die folgende Grafik, welche der Wetterblog zufällig bei den Recherchen für das heutige Thema gefunden hat und abschließend hier präsentieren möchte: