Logbucheintrag: 22.-25.09. bevorstehende Etappe: Chur – Oberalppass – Cadlimohütte
11. Tag, 23.9: Cadlimohütte – Airolo – Nufenenpass – Griespass – Domodossolla – Lago d’Orta
Alpine Überraschungen, Geografischer Tiefpunkt
Nach einem aussichtsreichen sonnigen Trailstart hinunter nach Airolo gehts auch schon gleich wieder mit dem Postbus zum Nufenenpass. Weiter über den Griespass schieße ich ins italienische Domodossola, auf der Südseite des Simplonpasses. Jetzt heisst es Teerkilometer-fressen. Meine Füße treten mich bis zum Lago d'Orta. Auf nur 200 m ü NN erreiche ich somit den geografischen Tiefpunkt der Reise.
12. Tag, 24.9: Lago d’Orta – Varallo – Alagna – Rif. Vige Vano
Tagesziel ist heute Alagna. Nach einen schnellen 800hm Pass auf Teer erreiche ich Varallo. Weitere 50 Km Strasse und 1000 Höhenmeter warten auf mich. Nein, nicht mit mir heute. Ich versuche es per Anhalter! 14.30 Uhr gebe ich mir als Deadline – wenn bis dahin niemand anhält gehts eben nicht über Alagna, sondern mit Zug direkt nach Valtournenche-Cervinia. 30 Sekunden vor der Deadline packe ich meine Sachen, hebe aber noch einmal den Daumen. Plötzlich bremst es hinter mir stark. Manuel, ein "Almbewirtschafter" um die 35 Jahre alt, nimmt mich in seinem Arbeitsgefährt mit, ein leicht in die Jahre gekommener dunkelgrüner Jeep.
Oberkörperfrei, mit dicker schwarzer Ray Ban Sonnenbrille öffnet er mit einem beherzten Tritt an die Stoßstange die Heckklappe. Schnell rein das Bike und der Radler. Etwa 40 Minuten Reifenquitschen später wieder ein Tritt gegen die Stoßstange, Heckklappe auf, Bike raus aus dem Auto. Thanks for the Ride, Manuel.
Von der Bergstation am Passo Salati rolle ich langsam bergab durch eine Nebel- und Steinwüste. Ich fühle mich leicht unwohl hier. Sicht bis zum letzten Noppen des Vorderrads, bedrückende Luftfeuchte und sonst nur glitschige Steinwüste unter mir. Nach 2 Minuten komme ich zu zwei Refugios. Das Refugio Gugliemina strahlt in hellem orange und ist privat bewirtschaftet. Übernachtung mit Halppension kostet hier 50.-. Ich frage den Chef ob es nicht etwas billiger gehe, mit Matratzenlager vielleicht. Der Maestro zeigt mit ausgestrecktem Arm leicht nach links, hier in 15 Metern sei eine Alpenvereinshütte.
Ich vertraue ihm. Und siehe da, kurz bevor ich dagegenfahre, sehe ich 5 Meter vor mir die betagte aber urige CAI Hütte "Vige Vano".
Schon beim einchecken merke ich, dass hier, mitten im Skigebiet nicht gerade Hochbetrieb herrscht. So sitze ich dann zwei Stunden später nur mit den Hüttenwirten Matteo und Alberto am Abendtisch. Kein weiterer Gast verirrt sich heute hierhin.
Zum Dinner gibt es Bruschetta, Pasta, Schnitzel mit Käse, Speck, und Schokokuchen. Den vollmundigen Rotwein aus dem Piemonte und den Grappa "Liquirizia" lasse ich bei kurzen Wolkenfenster mit wahnsinns Aussicht auf das Monte Rosa Massiv und das unter uns liegende Wolkenmeer schmecken. Auch ein Steinbock zeigt sich nur wenige Meter von der Hütte entfernt.
13. Tag, 25.9: Rif. Vige Vano – Champoluc – Gressoney – Rif. Grande Tournalin
Wieder richtiges Mistwetter heute. Zwar regnet es nicht und wirklich kalt ist es auch nicht, dennoch habe ich mir von der Monte-Rosa Südumrundung mehr erhofft als eine undurchdringliche Nebelsuppe. Wenn kein Panorama vorhanden ist, bleibt auch mehr Zeit sich auf die Trails zu konzentrieren. Ich komme gut voran und hoffe morgen den großen Übergang zwischen Cervinia und Zermatt in Angriff zu nehmen.