Logbucheintrag: 26.-30.09. bevorstehende Etappe: Rifugio Grande Tournalin – Cervinia – Zermatt
15. Tag, 27.9: Zermatt
Heute gönne ich mir einen kompletten Tag im eidgenössischen Vorzeigeort Zermatt. Lifte und Gondel hats hier reichlich, die Berge sind wahrlich von kaiserlichen Ausmassen und bei gutem Wetter einfach nur traumhaft schön.
Der erste Downhill führt mich immer entlang der Gornergrat-Bahntrasse Richtung Riffelalp. Oben flowig, Mittelteil technisch, kurzer ausgesetzter Höhenweg, unten Vollgas Waldtrail. YES, so muss das sein. Genau so!
Also sofort wieder rauf mit der Bahn. Von der Bergstation Gornergrat diesmal von oben gesehen rechts der Trasse bis nach Riffelberg. Uiuiui, oben schön breit um mit den mitlerweile vielen Wanderern nicht in die Quere zu kommen, unten dann fast frei von Wanderern (die meisten laufen nur bis zum Riffelsee und wieder zur Bahn zurück) und richtig sahnig! Weils so schön ist, gleich nochmal!! Und nochmal!!!
16. Tag, 28.9.: Zermatt – Verbier
17. Tag, 29.9.: Verbier
Heute morgen wieder früh raus, schließlich verspricht der Wetterbericht top-Fotobedingungen. Petrus muss meinen Wunsch nach nur „leichter Bewölkung“ etwas falsch verstanden haben.
Die Wolkendecke ist am frühen Morgen komplett dicht. Die Webcams für weiter oben versprechen auch kein Sonnenschein. Also erstmal gemütlich Frühstücken und schauen was der Tag noch so bringt.
Ich habe brav alles aufgegessen, und siehe da, allmählich verziehen sich die Wolken. Dabei habe ich mir beim Training und Qualifying zum Swiss Downhill Cup heute an der Ruinettes-Bahn gerade so bequeme Fotopositionen gesucht. Hilft nix. Wenn die pfeilschnellen Jungs und Mädels hier nur ihren abgesteckten Kurs befahren wollen… einer muss ja die anderen offenen Lifte nutzen.
Die Gondel zum Mont Fort streikt gerade als ich ankomme. Macht nix – Panorama genießen ist angesagt! Dents du Midi, Mont Blanc Massiv und Grand Combin reihen sich vor mir auf. Formidable.
Jetzt aber auch mal ne Runde radfahren wäre auch nicht schlecht. Unterhalb des Mont Forts auf etwa 3000 m gehts denn los. Erst auf Schotterstrasse mit einigen Freeride und Sprungeinlagen, weiter an einem schön angelegten Bewässerungswaal.
Und weiter zur Les Ruinettes-Bahn. Von da ab nehme ich einen steilen Wanderweg nach Verbier runter. Scheint von vielen Downhillfahrern frequentiert zu werden, das Weglein. Ich kann auch nachvollziehen warum. Technisch, meist steil und mit netten abwechlsungsreicher Wegführung gehts fix durch den lichten Wald nach Verbier.
Wieder oben an der Ruinettesbahn folge ich einer Wasserleitung nach Norden. Das "Radfahren verboten"-Schild ignoriere ich bewusst. Der Weg ist traumhaft schön. Stets nur leicht abfallend muss man ständig pedalieren. Fahrtechnisch muss man nur aufpassen nicht den schmalen Weg vor lauter Traumaussicht nicht zu verlassen.
18. Tag. 30.9.: Verbier – Lausanne
Letzter Biketag desTrips. Ein letztes Mal quäle ich mich frühmorgens aus dem Bett und schwinge mich motiviert auf den Sattel. Verbier bietet mir heute morgen noch einmal Traumwetter. Keine einziges Wölkchen finde ich am klaren Morgenhimmel.
Für den 700hm Downhill nach Le Chable wähle ich den ausgeschilderten Wanderweg ab Verbier-Zentrum. Sicher gäbe es technisch anspruchsvollere Wege hier hinunter, aber zwischen den Scheunen und Wohnhäuser der alten Ortsteile von Verbier mit Vollgas durchzubrausen, ist zum Wachwerden genau richtig. Immer wieder wechselt der Weg zwischen geteerten Abschnitten inmitten anitker Häuser und ruppig-spassigen Pflastersteinabschnitten ab.
Von Le Chable ziehe ich nochmal den Strassenturbo. Fast durchweg bergab führt die Strasse 400hm nach Martigny. Ich bin froh, dass ich die Richtung flußabwärts nehme und nicht umgekehrt. Die Tour de France Helden hatten vor etwa einem Monat doch sicher etwas mehr zu kämpfen: bei all den auf die Strasse gemalten Spruchbändern fühlt man sich fast wie live dabei.
Ab Martigny entscheide ich mich für die Schienenoption und löse ein Ticket bis Aigle. Von dort soll es nach kurzem Umsteigen nach Champery gehen – teil des Bikegebiets der Portes du Soleil. Ich lasse mich also in den bequemen Sitz plumpsen, nehme noch einen kurzen Schluck Wasser, und schon bin ich im Reich der Träume.
Als ich wieder aufwache blicke ich aus dem Fenster und sehe… Wasser! Schnell fangen die kleinen Rädchen im Kopf an sich zu drehen… der Genfer See! Ich muss etwas zu lange geschlafen haben, den promt verkündet die nette Zugstimme "Prochaine Arret, Montreux. Next Stop, Montreux"!
So war das eigentlich nicht geplant. Meine Uhr sagt, dass es erst 10 Uhr ist. Zu spät um zurück nach Champery zu fahren. Aber nicht zu früh um die letzten 25km nach Lausanne gemütlich am See entlang zu cruisen. Ist auch halb so wild, denn im Gebiet der Portes du Soleil kenne ich durch einige Besuche schon viele Trails. Schnell freunde ich mich mit dem Gedanken an, 25km in 6 Stunden entlagn der Genfer See Prachtpromenade nach Lausanne abzuspulen. Rekordverdächtig!
Kaum finde ich das erstbeste ruhige Plätzchen am See, plantsche ich auch schon im angenehm kühlen Nass. YES! Danach ein Nickerchen in der prallen Mittagssonne und ich rolle die letzten Meter nach Lausanne.
Dort erwartet mich ein befreundeter Biker zum Barbeque. Blick auf den Genfer See, Sonnenuntergang, ein kühles Bier, American Hamburger und selbstgemachte Cookies sind ein gelungener Abschluss des Trips.