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Abenteuer & Reisen

Eindrücke aus dem Inneren des Steinberggletschers

Ein begehbares Naturwunder auf dem Titlis

von Christian Berner 20.05.2018
Durch Launen der Natur hat sich auf der Steinbergroute eine Gletschergrotte gebildet, die sich (vorsichtig!) sogar auf Ski oder Snowboard befahren lässt. Conditions Reporter Christian Berner schildert seine Eindrücke.

Es ist ein emotionaler Moment, als ich in die natürliche Gletscherhöhle - in eine andere Welt - eintauche. Mein Körper schüttet Glückshormone und Adrenalin gleichzeitig aus, weil die Schönhheit trotz ihrer Masse zerbrechlich wirkt und bestimmt nicht unvergänglich ist. Immer wieder knackt es dumpf im Innern der Eismassen und beständig tropft es von der Decke. Gefährlich grosse Eisbrocken am Boden erinnern mich daran, dass ständig etwas herunter fallen kann. Der Verstand ist wach, der Geist verzaubert von diesem majestätischen Gebilde, gehüllt in Farben, wie sie nur ein Gletscher zeichnen kann. So schön, dass sich das Ganze in Worten kaum beschreiben lässt. Und dann diese Ruhe... einzig unterbrochen von besagten geheimnisvollen Tönen, die der Gletscher aus seinem Innern hervorstösst. Mein Hände zittern beim Fotografieren. Die Kälte ist es nicht.

Schnee und Wind als Baumeister

Selbst alteingesessene Freerider, die seit einem halben Jahrhundert auf dem Titlis skifahren, sind beeindruckt und sagen, dass es so was hier oben noch nie gegeben habe. Es spielen wohl mehrere Faktoren zusammen, dass der Besuch, ja sogar die Durchfahrt auf Ski durch die rund 50 Meter lange Höhle, überhaupt möglich ist.

Zum Einen sind es die grossen Schneemengen, die es auf dem Titlis endlich wieder einmal gegeben hat. Fast acht Meter hatte es zu Spitzenzeiten auf dem Gipfel. Dank diesen Mengen ist der Einstieg zum Eingang der Höhle erst möglich geworden.

Der andere Baumeister war der Wind, der viel Schnee ins Innere der Grotte geblasen hat. Dank ihm können die Besucher auf einem dicken, weissen Teppich gemütlich durchs Innere der Grotte fahren. 

Ohne Fleiss kein Preis

Nach zehn Minuten habe ich genügend Eindrücke in mich aufgesogen. Eindrücke, an die ich mich ein Leben lang erinnern werde. Drei Schwünge dauert es, bis mich die Höhle ausspuckt, ich die Märchenwelt in ihren Blautönen verlasse. Wegen der Abbruchgefahr entferne ich mich schnell von dem mächtigen Gletschergebilde. Erst dann schaue ich noch einmal mit grosser Ehrfurcht zur Grotte zurück.

    Der Rest der Steinbergroute – und es sind noch gut zwei Drittel -  ist an diesem warmen Tag überhaupt nicht schön zu fahren. Der Schnee ist so faul, dass ich mit Spitzkehren die Richtung wechsle, um mir am Ende der Saison nicht noch das Kreuzband zu reissen. Aber auch wenn ich die Ski runter tragen müsste, aus der Ruhe bringen kann mich nach diesem meditativen Erlebnis rein gar nichts mehr.

    Saison bis zum 27. Mai

    Noch bis zum 27. Mai kann man auf dem Titlis Skifahren und Snowboarden. Vorausgesetzt, die Natur spielt mit, gleangt man bis dahin auch relativ einfach zur Höhle. Reicht der Schnee nicht mehr aus, um die Steinbergroute zu fahren, ist es auch möglich, zu Fuss nach oben zur Talstation Icefliyer zurückzusteigen.

    HINWEIS: Gletscher sind gefährlich! Abgesehen von den bei Abfahrten wie der Steinbergroute üblichen Risiken birgt das hier geschilderte Unterfangen zusätzliche Gefahren. Seracs, Gletschetore, Höhlen, begehbare Spalten und ähnliche Gebilde können sich schnell verändern und durchaus auch einstürzen. Eigenständige Risikobeurteillung notwendig! 

    Fotogalerie

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