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Abenteuer & Reisen

JaPOW - Eine Wintersaison in Japan | Teil 3

Sidecountry, Backcountry und Gate Crossing

von Klara Stang 10.02.2024
Die Definitionen von Freeriden können hier schon Mal auseinander gehen, was auch für Verwirrung sorgen kann. Ich will eine kleine Einstiegshilfe für Japan geben und meine bisherigen Erfahrungen teilen.

Backcountry vs. Sidecountry

Was wir in den Alpen einfach als Freeriden bezeichnen, wird in Japan etwas präziser unterschieden. Jojo und ich arbeiten bei einer Agentur, die geführte Touren für das Variantenfahren sowie Ski- und Snowboardstunden anbietet. Am Anfang waren die unterschiedlichen Bezeichnungen für Freeriden für mich etwas unverständlich.

Es wird primär in Side- und in Backcountry unterschieden. Ersteres bezeichnet das Variantenfahren im direkten Anschluss an Skigebiete. Das offizielle Skigebiet wird dabei über „Gates“ verlassen. Diese sind nummeriert und geben ein klares Verlassen der gesicherten Pisten an. Besagte Gates können offen oder geschlossen sein und weisen einen darauf hin, dass das Verlassen der gesicherten Pisten nur mit Lawinenausrüstung erlaubt ist. Wenn sie geschlossen sind, ist es strikt verboten, das präparierte Terrain zu verlassen. Die Snowpatrol kontrolliert das auch hin und wieder, und wer sich im verbotenen Gelände sichten lässt, kann am Ausgangspunkt der Route auf ein nicht ganz so erfreutes Empfangskomitee, gekleidet in Dunkelblau mit gelbem Kreuz auf der Jacke, treffen..

Backcountry dagegen beschreibt das Freeriden in Gebieten, die über das Sidecountry hinausgehen und wo Felle zum Einsatz kommen. Man begibt sich mit Hilfe von Liftanlagen oder auch komplett ohne Lift-Unterstützung an die Grenzen des Skigebiets und verlässt des präparierten Gelände, um in abgelegeneres Terrain vorzudringen. Was man dort macht, interessiert die Snow Patrol, soweit ich weiß, nicht. Übergänge zwischen Back- und Sidecountry sind meiner Meinung nach fließend und so ganz genau nimmt es am Ende dann doch niemand. Aber für die ein oder andere Verwirrung sorgen die Begrifflichkeiten anfangs doch.

Snow Patrol und Lawinenwarndienst

Ein weiterer Unterschied zum Freeriden in den Alpen ergibt sich dadurch, dass es hier keine richtige Bergrettung gibt. Es gibt besagte Snow Patrol, aber die besteht oft aus dem Liftpersonal oder der Polizei. Im Falle eines Unfalls kommt somit keine Bergrettung mit Helikopter, sondern meist werden hiesige Guides ausgesandt, um Verletzte zu bergen. Die Wetterbedingungen ermöglichen nur selten das Fliegen eines Helikopters. Zudem gibt es für diesen Zweck angeblich nur einen einzigen und der ist in Niseko, 4h Autofahrt von Furano, stationiert. Kosten für jegliche Rettungen und Bergungen außerhalb des Skigebiets müssen übrigens selbst getragen werden.

Auch einen Lawinenwarndienst, wie wir ihn aus den Alpen gewohnt sind, gibt es hier in Japan nicht. Es ist daher ratsam, sich über die Saison die meteorologischen Bedingungen und Schneeentwicklungen anzuschauen, regelmäßig Schneeprofile zu graben und sich mit anderen FreeridernInnen und Guides up-to-date zu halten. Die Community kreiert auf diese Art und Weise lokal ihren eigenen Bericht. In Furano gibt es einmal die Woche ein Lawinenupdate, bei dem man sich austauschen kann. Wer sich unsicher ist, sollte auf geführte Touren mit ExpertInnen aus der Region zurückgreifen, um sich mit der Gegend vertraut zu machen. Hokkaido ist zudem nicht besonders bekannt für sonnige Tage. Es schneit fast jeden Tag irgendwann einmal. Fantastisch! Aber genauso oft steht man auch in einem Whiteout und mit genauso wenig Sicht kann man rechnen. Wenn es doch mal aufklart, sollte man sich daher die Umgebung gut einprägen und sich möglichst alle sichtbaren Orientierungspunkte merken.

Diese Saison gibt es auf Hokkaido ein ausgeprägtes “Bamboo Problem”. So wie viel Schnee auf warmen Wiesenhängen in den Alpen zu Gleitschneeproblemen führen kann, bildet auch der Bambus hier eine Gleitfläche, wenn er bei warmen Temperaturen durch die Schneemengen plattgedrückt wird. Das war diesen Herbst der Fall und seitdem rutschen 1, 2 oder 3 m Schnee gemächlich den Hang hinab. Es bilden sich dadurch Gleitschneemäuler, die wie tiefe Furchen aufreißen. Irgendwann gehen die Gleitschneelawinen dann als ganzes ab. Das wird vor allem im Frühjahr kritisch, aber Gleitschnee kann sich auch ohne Vorwarnung jederzeit lösen, wie man diese Saison ja auch in den Alpen immer wieder im Lawinenlagebericht liest. Außerdem erschrecken einen die tiefen Risse und hineinfallen will man sicher nicht! Spaltenbergungssets wären da eventuell gar nicht so fehl am Platz.

Abschließend komme ich noch zu ein paar organisatorischen Sachen und der Überprüfung der Packliste:

Organisation

Japan ist, ähnlich wie ich es aus Deutschland kenne, ein großer Fan von Bürokratie. Um Autofahren zu dürfen, braucht man eine Übersetzung des deutschen Führerscheins. Der internationale Führerschein nützt einem hier leider nichts. Die Übersetzung ist jedoch auf JAF online möglich. Das Formular kann dann in jedem 7Eleven mittels eines Druck-Codes ausgedruckt werden. Zudem braucht man für den Kauf eines Autos ein weiteres Formular von der japanischen Behörde, das sich “Jūminhyō” nennt. Dieses registriert deine Wohnadresse in Japan. Ohne dieses Formular kann man behördliche Gänge in Japan nur schwer bewältigen. Für den Besuch bei der Gemeinde zur Beantragung dieses Dokuments sollte man Zeit einplanen und seinen Reisepass mit Visum sowie eine aktuelle Adresse mitbringen.

Pack-Check:

Bisher bin ich mit meiner Packstrategie sehr zufrieden. Es fehlt mit (noch) an nichts und das Mitbringen des Camping Equipments hat sich schon jetzt gelohnt. Die erste Nacht auf einer Hütte wurde bewältigt, davon und von ein paar Touren berichte ich hier übrigens das nächste Mal. Die Vorwarnung, dass es hier richtig kalt werden kann, hat sich bestätigt. Warme Kleidung mitbringen ist definitiv eine gute Idee. Aufrüsten musste ich bisher nur um ein paar gefütterte Gummistiefel, weil meine Daunenschuhe nicht hoch genug sind, um morgens im frischen Schnee auf ungeräumten Straßen aufzubrechen.
Wenn es doch an etwas fehlt: Es gibt verschiedene Second-Hand-Läden, die sind zwar nicht super günstig aber die Qualität dafür sehr gut. Schnäppchen gibt es hier ebenso wie wuchernde Preise. Man muss eben, wie immer bei Second Hand, Glück haben.

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