Der warme und schneearme Winter in den Nordalpen verkürzte diese Saison enorm, weshalb wir beschlossen, in den Norden aufzubrechen. Norwegen stand schon lange auf meiner To-Do-Liste, doch wohin? Da das Land nicht gerade als Schnäppchenparadies bekannt ist und unser Budget zudem sehr beschränkt war, erschwerte das unsere Planung. So einigten wir uns auf einen Trip mit Auto und Zelt in die Regionen Voss, Sogn und Jotunheimen. Zehn Tage Norwegen für den kleinen Geldbeutel. Mitte April fuhren wir quer durch Deutschland nach Hirtshals, Dänemark. Von dort aus ging unsere Fähre nach Bergen, wo unser eigentliches Abenteuer begann.
Voss, Myrkdalen und Sogndal
Nach 16 Stunden Fährzeit erreichten wir endlich Bergen. Von dort aus ging es direkt weiter in die Region Voss, wo wir unser erstes Schlafdomizil suchten. Der kleine Ort Voss, der zwischen dem Sognefjord und dem Hardangerfjord liegt, ist mit 14.000 Einwohnern ein wichtiges wirtschaftliches und kulturelles Zentrum in der Gegend. Mit den beiden Skigebieten „Voss Resort” und „Myrkdalen“ gehört die Region Voss zu den bekanntesten Skiregionen Norwegens. Nicht ohne Grund wird die Kommune auch Olympiagemeinde genannt. Eine der vielen Sehenswürdigkeiten in der Region ist der 152 m hohe Tvindefossen Wasserfall. Dort schlugen wir am Abend unser Zelt auf.
Will man in Norwegen günstig unterwegs sein, aber dennoch nicht auf Dusche etc. verzichten, so bieten Campingplätze eine günstige Unterkunftsmöglichkeit. Sie gibt es in Norwegen wie Sand am Meer, schwierig wird es lediglich im Winter. Zu dieser Jahreszeit sind viele Plätze noch geschlossen. Klappert man aber ein paar Orte (Campingplätze) ab, so findet sich schon etwas. Nachdem es in der Nacht angefangen hatte zu regnen, machten wir uns am Morgen auf den Weg nach Myrkdalen, in der Hoffnung, dass es weiter oben geschneit hatte. Nach zwei Stunden gaben wir völlig durchnässt auf. Schneeregen statt feinster Powder an diesem Tag.
Auch in Norwegen war der Winter diese Saison nicht gut. Temperaturen um die 18 Grad am Fjord verursachten eher Sommer-, statt Winterfeeling. Trotzdem lag in den Hochlagen noch genügend Schnee, um vernünftige Touren zu unternehmen. So machten wir uns am nächsten Tag wieder auf den Weg nach Myrkdalen. Diesmal folgten wir jedoch der Straße 13 weiter Richtung Vikøyri. Nach einigen Serpentinen eröffnet sich hier ein großes Plateau. Am besten hält man einfach in einer der zahlreichen Parkbuchten und startet von dort direkt mit den Ski.
Habt ihr euch eigentlich schon einmal gefragt warum die Norweger in der Nordischen Kombination so gut sind? Ich weiß es nun. Während wir mit unseren breiten Tourenski unseren ersten Trip starteten, sahen wir ganze Menschenmassen mit ihren Langlaufskiern die Berge erklimmen.
Nach einer gelungenen ersten Tour und einer grandiosen Aussicht fuhren wir nach Vikøyri und anschließend nach Vangsnes, um von dort aus weiter mit der Fähre Richtung Sogndal zu fahren.
Dort lieĂźen wir uns schlieĂźlich am längsten Fjord Norwegens nieder. Der Sognefjord ist mit 204 Kilometern Länge der längste Meeresarm Europas. Die Studentenstadt bietet mit dem Sogn-Skicenter und dem Sogndal-Skicenter zwei kleine Gebiete, die dennoch genĂĽgend Abwechslung bieten. Das Ski-Center von Sogndal hat zwar nur zwei kleine Lifte, die bieten aber vor allem bei Neuschnee groĂźes Potenzial. Mit der Hilfe des Tellerliftes starteten wir von dort aus eine kleine Tour auf den Teigafjellet. Oben angekommen ging es nach einer kleinen Pause zurĂĽck ins Skigebiet. Dort lieĂźen wir den Tag gemĂĽtlich ausklingen. Am Tag darauf fuhren wir weiter in den Jotunheimen Nationalpark.  Â
Jotunheimen
Diese Gebirgsregion Ostnorwegens erstreckt sich über 3.500 Quadratkilometer und ist der höchste Teil der Skanden (Skandinavisches Gebirge). Der Galdhøpiggen ist mit 2469 der größte Berg Norwegens. Daher auch der Name Jotunheimen, dieser bedeutet übersetzt auch „Heim der Riesen“. Nach 70 Kilometern und rund 90 Minuten Fahrzeit von Sogndal aus, erreichten wir am Nachmittag das Turtago Hotel in Jotunheimen.
Dort kann man auch noch Kartenmaterial kaufen, falls man dieses noch benötigt. Mitten in dieser beeindruckenden Berglandschaft schlugen wir unser Nachtlager auf. Für vergleichsweise wenig Geld kann man gegenüber des Hotels zelten und die sanitären Anlagen des alten Gästehauses nutzen. Das befindet sich direkt hinter dem Neubau und dient nun als eine Art Zimmerlager. Wer es noch günstiger, beziehungsweise einsamer mag, der fährt einfach noch etwas weiter und schlägt sein Lager in der Natur auf. Denn am Wochenende ist dort oben einiges los. Wir kamen glücklicherweise erst am Sonntagnachmittag an. In den darauffolgenden Tagen war die Gegend wie ausgestorben.
Das Tourenpotenzial in dieser Region ist enorm, ob 50 Grad steile Rinnen oder die einfache Genussskitour: Für jeden ist etwas dabei. Am nächsten Morgen starteten wir nach einer kühlen Nacht in Richtung Dyrhaugstindane (2138 m). Dieser Berg sollte unser Tagesziel werden. Durch die nördliche Lage ist der Schnee auch zu später Stunde und trotz der warmen Temperaturen immer noch sehr hart. Am darauf folgenden Tag unternahmen wir noch eine kleine Tour, bevor wir uns am Nachmittag auf den Weg zurück nach Sogndal machten. Ist man schon einmal am Sognefjord unterwegs lohnt es sich einen Abstecher am Jostedalsbreen zumachen. Dieser Gletscher gehört zu Europas größten Festlandgletschern und sein Eispanzer ist stellenweise bis zu 500 m dick.
Hemsedal
Nach einer Nacht in Sogndal beschlossen wir noch etwas weiter zu ziehen und so verschlug es uns nach Hemsedal. Hier findet man eines der größten Skigebiete Norwegens, das Hemsedal Skicenter. Der Ort selbst erinnert eher an einen etwas größeren Ort in den Alpen und man merkt schnell, dass hier der Tourismus stark dominant ist. Das zeigt sich vor allem am vergleichsweise großen kulturellen Angebot. Es gibt verschieden Cafés und Nightclubs. Auch im Sommer hat Hemsedal einiges zu bieten, zum Beispiel den Bikepark oder den Golfplatz. Fährt man ein paar Kilometer aus dem Ort raus, so befindet man sich wieder in der ruhigen Natur Norwegens. Das Skigebiet steht den Gebieten in den Alpen in nichts nach. Das Gelände bietet auch hier zahlreiche Freeride- und Tourenmöglichkeiten.
Unsere Zeit in Norwegen neigte sich langsam dem Ende zu und so beschlossen wir, am nächsten Tag aufzubrechen und uns zurück auf den Weg nach Bergen zu begeben. Das “Tor zu den Fjorden”, so wird die Hansestadt auch genannt, ist mit ca. 270.000 Einwohner die zweitgrößte “Metropole“ Norwegens. Um in Bergen gutes Wetter zu haben, benötigt es eine gute Portion Glück, denn es ist zu gleich auch die regenreichste Stadt Europas. Besonders sehenswert ist Bryggen, die alte Hafenfront von Bergen. Sie zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Nach zwei aufregenden Tagen in dieser Stadt, machten wir uns wieder auf den Heimweg. Eines ist sicher: Das war nicht unser letzter Trip nach Norwegen. Die Kombination aus Fjorden und Bergen ist einfach magisch und zieht wohl jeden in seinen Bann, der einmal dort gewesen ist.
Informationen
UnterkĂĽnfte und Preise
Die Nacht auf dem Campingplatz in Norwegen im Zelt kostet ca. 10-20 Euro pro Person. Für Strom fallen meist nocheinmal 5 € pro Nacht an. Voss: Tvinde CampingSogndal: Kjornes CampingJotunheimen: Turtago HotelLebensmittelpreise und sonstige KostenDie Lebensmittel sind in Norwegen um einiges teurer als Deutschland, daher empfielt sich das nötigste bereits vor dem Trip in den Norden einzkaufen. So kostet eine Pizza im Restaurant schon einmal zwischen 15-20 €, oder die Liter Flasche Cola im Supermarkt ca. 2,80 €Sprit: Diesel ca. 1,80 €
          Super: ca. 1,90 €Fähre: Die Fähre von Hirtshals nach Bergen und zurück, einschließlich 2 Personen und Auto, ist ab ca. 200 € zu buchen. Genauere Informationen findet ihr auf der Webseite von Fjordline.Skigebiete: Die Skipässe kosten zwischen 30 € und 50 €KartenmaterialOnline Kartenmaterial für ganz Norwegen findet ihr hier. Sehr zu empfehlen ist außerdem das Buch "TOPPTURAR I SOGN" . Dort findet ihr viele Touren mit sehr Detalieren Tourenbeschreibungen. Leider gibt es das Buch nur auf Norwegisch zu kaufen.