Endlose Weiten fernab der Zivilisation, gutes Gelände. Leichter und tiefer Pulverschnee, der einen bei jeder Kurve hinter einer weißen Wand verschwinden und beim Aussteigen aus der Bindung bis zum Bauch einsinken lässt. So tief eingeschneite Bäume, dass man sie kaum noch erkennen kann. Meterhohe Pillows? das alles sind Gedanken, die von einem Skiabenteuer in Kanada träumen lassen – so in etwa wie die Schneeverhältnisse in dieser Saison in den Alpen ausahen. Doch dann, als der Neid uns bald platzen liess, dann kam die Wende?
Kanadische Cabins kann man, je nach Zustand, in etwa mit SAC-Hütten in der Schweiz vergleichen. Sie bieten meistens alles was benötigt wird, um irgendwo auf einem Berg zu überleben. Muss man nur noch mit all dem Gepäck und Proviant irgendwie dort hinkommen. Doch dieses Problem war schnell gelöst, als sich "Northern Escape Heliskiing" bereit erklärte, uns am Ende eines Skitages von ihrer Basis aus, schnell bei der Hütte abzuladen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank dafür. Der Rückweg soll dann per Ski überwunden werden.
Mit dem Heli-Taxi ins kanadische Hinterland
Nachdem wir uns mit genügend Essen für eine Woche abseits der Zivilisation eingedeckt hatten, hieß es nur noch auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Doch der Winter war nach Kanada zurückgekehrt. Bis sich endlich gutes Flugwetter einstellte, mussten wir schließlich drei Tage an der Basis verharren. Immerhin wissen wir jetzt wie sich Heli-Downdays anfühlen.
Das Warten hatte sich allerdings mehr als gelohnt. Die Begeisterung stieg auf ein Maximum, als wir das erste Mal das Terrain erblickten, welches die "Anderson Cabin", nur wenige Flugminuten von Terrace entfernt, erschließt. Flache Aufstiege auf den Bergrücken, die zu unzähligen steilen Couloirs, Wechten, Cliffs, Pillows und Waldabfahrten führen, ließ uns vermuten, dass die Gegend extra für abfahrtsorientierte Skitourer gemacht worden ist. Das Ganze mit einer dicken, ständig wachsenden Schneedecke überdeckt und tagsüber perfektem Wetter, lässt euch wohl erahnen, wie schnell diese Woche vergangen ist.
Neue Hütte, neues Glück
Die Abfahrt mit den Skis erwies sich trotz, eher miserablen Karten als einfach und das verdiente Bier und die Dusche ließ uns eine der besten Skiwochen zurückblicken. Dies machte uns natürlich hungrig auf mehr, so informierten wir uns über weitere Cabins in der Gegend und stießen auf die \"Larsen Cabin\". Wie es der Zufall wollte, lernten wir zuvor gerade die Gruppe kennen, die vor uns einen Aufenthalt in der Cabin plante. So konnten wir die Kosten für den Heliflug teilen, indem wir in die Hütte flogen, während sie nach ihrem Aufenthalt ausgeflogen wurden. Wir hingegen entschieden uns wieder für ein \"Skiout\", obwohl diesmal die Hütte fast 20 Kilometer vom nächsten Highway entfernt war.So begann das Prozedere wieder von vorne. Essen besorgen, Hütte buchen und einige bekannte Touren machen, um die Zeit bis zum Heliflug sinnvoll zu verbringen. Der Aufenthalt in der Larsen Cabin lässt sich ähnlich beschreiben wie der in der Anderson Cabin. Gutes Terrain, der beste Schnee, den wir je in Kanada hatten und viel Spaß. Obwohl diesmal das Wetter nicht mehr so perfekt mitspielte wie in der Anderson Cabin sprechen die Bilder wohl für sich. Champagner-Powder in unberührter kanadischer Einsamkeit.
Skiout mit Hindernissen
Der Skiout erwies sich als eine mühsamere Angelegenheit. Es gab zwei Varianten zur Auswahl: Direkt von der Hütte zu einer "Forststrasse" abfahren und dieser für 26 Kilometer bis zum Highway folgen oder nach einem 40 Minütigen Aufstieg, über einer Abfahrt zu stehen, die durch einen offenen Kessel in ein Bachbett führt und höchstwahrscheinlich noch nie befahren wurde, uns aber aus den 26 Kilometern "nur" noch 15 machte. Wir entschieden uns natürlich für die zweite Variante und so erreichten wir, nach geschlagenen acht Stunden den Highway. Die drei Bachüberquerungen, die Wasserfallumfahrungen, den Einbruch in einen Teich und viel, viel Bushwhacking seien hierbei nur am Rande erwähnt. Jetzt mussten wir nur noch jemanden finden, der uns zu unserem Camper, der 20 Kilometer weiter weg stand, mitnahm. Ein richtiges kanadisches Skiabenteuer...
Text & Bilder: Jonas Blum, Balz Koch & Michi Räthlin