Weihnachten fällt jedes Jahr auf den 24. Dezember. Mit ähnlich traumwandlerischer Sicherheit scheint sich auch ein Hochdruckgebiet über den Alpen breit zu machen. Der Unterschied zu den vergangenen Jahren: die weiße Unterlage ist extrem übersichtlich. Schneesport-Unternehmungen am Berg werden dadurch um einen weiteren Faktor spannender. Trotz schlechter Schneelage und widrigen Schirmbar-Verhältnissen ist mit etwas Motivation und Kreativität auch diese widrige Zeit überbrückbar.
Bei einem gemütlichen Radler in Sportgastein blicken wir zum Schareck und schon geht die Diskussion los, ob die Abfahrt schon geht oder nicht. Gemeinsam wird eine mögliche Line auserwählt. Zwei Tage später bei gutem Wetter blicken wir nach der Tauernschleuse in Richtung Mölltaler- Gletscher, dem Startpunkt der ersten Weihnachtstour. Oben angekommen geht es dann auch gleich mit Pulverschnee in Richtung Sportgastein.
Nach dem ersten Teilstück begrüßt uns jedoch ein übler Winddeckel. Dazu Schatten und Wind. Das nennt man dann wohl "europäische Schneebedingungen". Die Exit-Rinne ist zu unserer Freude in einem guten Zustand und wir können ohne Steinkontakte bei einer schlechten Schneelage in Richtung Sportgastein gleiten.
Neuschnee
Zum Start ins neue Jahr macht sich nach langem Warten Frau Holle endlich ans Werk. Bluebird und eisige Temperaturen ziehen uns nach Obertauern. Das Werk der Neuschnee-Schüttlerin beschert uns 40cm feinsten Pulver. Viel und besonders harte Arbeit wartet nun auf uns. Die Gefahren sind an diesem ersten schönen Tag nach dem Schneefall nicht zu unterschätzen, da der Neuschnee auf gefrorenen Untergrund gefallen war. Dies schreckt den Otto-Normalskifahrer jedoch keineswegs ab und "er" stürzt sich ohne Kenntnis in die Abfahrten. Ohne jegliche Ausrüstung in Hänge, in denen sich kein erfahrener Alpinist aufhalten möchte, bleibt man stehen, quert im steilsten Abschnitt und ist meist alleine oder mir seinen Kindern unterwegs. Wir erfahren hier hautnah, warum jedes Jahr zur Hauptsaison von Weihnachten bis Anfang Januar ein Großteil der Lawinenopfer zu beklagen ist. Beim Anblick solcher "Experten" kann man nur den Kopf schütteln und hoffen, dass man selbst von deren Wirken nicht in Gefahr gebracht wird.
Am Tag danach geht es dann gleich nochmals nach Obertauern. Inzwischen konzentriert sich die Masse wieder auf Schirmbars und wir können gemütlich unsere first tracks ziehen.
Wo ist hier die Schirmbar?
Nach zwei richtig guten Powdertagen geht es zum Touren auf den Weißsee-Gletscher. Sehr schade, dass dieses kleine Gebiet kurz vor der Schließung steht. Was gibt es schöneres als nahezu alleine auf einem Parkplatz zu stehen? Keine Schirmbars weit und breit, kein "Anton aus Tirol", kein PS-Geprotze mit Allrad und Sommerreifen, keine "Experten", die alleine durch ihre Alkoholfahne eine Lawine auslösen könnten. Diese Idylle kann nicht mal eine Hütte stören, die inzwischen mehr einem Hotel ähnelt. So machen wir uns bei stürmischem Südwind auf dem Weg zur Granatspitze. Im Aufstieg begegnen wir nur einer Gruppe und können den ganzen Tag die Gletscherlandschaft alleine genießen. Da der Schnee sehr stark durch den Wind beeinflusst ist, nehmen wir die Besteigung der Granatspitze in Angriff. Wir kämpfen uns bis knapp unter dem Gipfel. Doch der Wind zwingt uns leider umzukehren. Heute Abend müssen wir schließlich wieder in die Schirmbar. Abgefrorene Finger gehören hier noch nicht zur aktuellen Mode.
Text & Bilder: Christian Skala, Georg Hattwich