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EAWS Beschlüsse zu Lawinenproblemen, Gefahrenstufenmatrix und Lawinengrößen

Was ist eine „kleine Lawine“ und was passiert mit der Gefahrenstufe, wenn sich die Lawinengröße ändert?

von Lea Hartl 31.10.2017
Die europäischen Lawinenwarndienste haben bei einer Zusammenkunft im Sommer 2017 Änderungen an der Gefahrenstufenmatrix, sowie an der Nomenklatur der Lawinengrößen beschlossen.

Die europäischen Lawinenwarndienste bilden zusammen die EAWS (European Avalanche Warning Services), eine nationenübergreifende Organisation, die sich um möglichst einheitliche Lawinenlageberichte in Europa bemüht. Dabei geht es einerseits um einheitliche Methoden in der Lawinenwarnung, andererseits um einheitliche Definitionen und Begrifflichkeiten. Das wohl bekannteste und grundlegendste von der EAWS hervor gebrachte Produkt ist die fünfstufige Gefahrestufenskala, die europaweit einheitlich definiert ist.

Bei der jüngsten Konferenz der EAWS im Sommer 2017 wurden folgende Neuerungen beschlossen:

Integration der 5 Lawinenprobleme in die LLBs

Die Lawinenprobleme (Neuschnee, Triebschnee, Altschnee, Nassschnee, Gleitschnee) sollen zunehmend in allen europäischen Bulletins zum Einsatz kommen und haben nun einheitliche Definitionen und Icons. Es wurden weitgehend die vom Tiroler Lawinenwarndienst entwickelten Definitionen und die grafische Ausführung übernommen. Die Lawinenprobleme dienen dazu, typische Situationen näher zu beschreiben und sollen Lawinenwarner und Wintersportler bei der Einschätzung der Lage unterstützen. Die Lawinenprobleme bieten ergänzende Informationen zusätzlich zur Gefahrenstufe und der Beschreibung der Gefahrenstellen und beinhalten allgemeine Angaben zu den je nach Problem zu erwartenden Lawinenarten, der charakteristischen räumlichen Verteilung und der Lage der Schwachschicht in der Schneedecke, sowie zu typischen Auslösemechanismen und zur Dauer der Gefährdung.

Hier gibt es eine ausführliche Definition der Lawinenprobleme als pdf.

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Update der Gefahrenstufenmatrix

Die bisher als „Bayern Matrix“ bekannte Matrix zur Bestimmung der Gefahrenstufe wird in „EAWS Matrix“ umbenannt und um die zu erwartende Lawinengröße erweitert. Die Bayern Matrix wurde 2005 eingeführt und dient dazu, die Gefahrenstufe möglichst einheitlich je nach Situation zu bestimmen.

Die linke Hälfte der Matrix setzt die Anzahl bzw. Verbreitung der Gefahrenstellen in Bezug zur für die Auslösung benötigten Zusatzbelastung. Die rechte Hälfte behandelt die Gefahrenstellen und mögliche Selbstauslösungen. Stufe 3 entspricht beispielsweise „Gefahrenstellen in vielen Steilhängen“, Auslösung „bereits bei geringer Zusatzbeltasung möglich“ bzw. „Selbstauslösungen von Größe 3, vereinzelt auch Größe 4 Lawinen möglich“.

Die Inhalte der Matrix bleiben grundsätzlich unverändert, jedoch wurde die linke Seite erweitert, um nicht nur die Zusatzbelastung, sondern auch die zu erwartende Lawinengröße zu berücksichtigen (kleine Kästchen). Zum Beispiel entspricht nun „Gefahrenstellen an einigen Steilhängen“ in Kombination mit Auslösung „bei geringer Zusatzbelastung möglich“ bei erwarteter Lawinengröße 1 Stufe 1, bei Größe 2 Stufe 2 und bei Größe 3 Stufe 3. In der Bayern Matrix bedeutet diese Kombination unabhängig von der Lawinengröße immer Stufe 3.

Diese Neuerung wurde vor allem hinsichtlich der praktischen Relevanz für Skifahrer beschlossen. Viele, leicht auslösbare aber sehr kleine Lawinen (etwa viele Lockerschneerutscher nach Neuschnee) sind für Skifahrer mitunter deutlich weniger gefährlich, als wenige, schwer auszulösende Lawinen, die aber sehr groß werden können (etwa bei einem hartnäckigen Altschneeproblem). Mit der neuen Matrix kann das nun in der Gefahrenstufenbewertung besser berücksichtigt werden.

Farblose Felder in der Matrix repräsentieren Situationen, die entweder sehr unwahrscheinlich sind, oder nur in bestimmten Gebirgsregionen vorkommen. Die Kombination „vereinzelte Gefahrenstellen“, Auslösung „nur bei großer Zusatzbelastung“ und Lawinengröße 4 kommt in den Alpen in der Regel nicht vor. In Norwegen hingegen lösen Wechtenbrüche (große Zusatzbelastung) auch bei ansonsten günstiger Situation (wenige Gefahrenstellen) hin und wieder Lawinen der Größe 4 aus.

Andere Namensgebung für die Lawinengrößen ab 2018/19

Die EAWS definiert 5 Lawinengrößen. Während sich die Definitionen an sich nicht verändern, wird ab der Saison 2018/19 die Namensgebung geändert, um dem allgemeinen Sprachgebrauch besser Rechnung zu tragen. Größe 1, bisher „Rutsch“, wird zur „kleinen Lawine“. Größe 2, die typische Skifahrerlawine, bisher „kleine Lawine“, wird zur „mittleren Lawine“. Größe 3, bisher „mittlere Lawine“, wird zur „großen Lawine“. Größe 4, bisher „große Lawine“, wird zur „sehr großen Lawine“. Größe 5, bisher „sehr große Lawine“, wird zur „extremen Lawine“.

Der Sinn dieser Änderungen liegt in der besseren Beschreibung vor allem der Lawinengrößen 1 und 2 aus Skifahrersicht. Skifahrer kommen vor allem in Lawinen der Größe 2 zu Schaden. Größe 2 Lawinen erreichen typischerweise den Hangfuß und haben rund 50 bis 200m Länge. Gemeinhin wirken diese Lawinen nicht „klein“ und werden im normalen Sprachgebrauch auch nicht als „klein“ bezeichnet. Die Einführung der Änderungen findet erst 2018/19 statt, um den einzelnen LWDs Zeit zu geben, ihre Systeme entsprechend anzupassen.

Eine genaue Definition der Lawinengrößen mit Beispielfotos findet sich im EAWS Glossar unter dem Stichwort "Lawinengröße".

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