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Welt der Wissenschaft | Snow Observations (SnObs)

Werde Teil der Lawinenwarnung

von Johanna Sparber • 29.12.2024
Da die Lawinengefahr aufgrund unterschiedlicher Faktoren wie Niederschlagsverteilung oder komplexer Topographie (Höhe, Exposition, Geländeform) auch kleinräumig sehr variieren kann, helfen möglichst viele Rückmeldungen den PrognostikerInnen, sich ein genaueres Bild von der Lawinensituation zu machen. Genau hier setzt SnObs an! Eine Plattform zur Lawinenwarnung für jede Frau/ jeder Mann!

Eine zutreffende und vor allem nützliche Beurteilung und Beschreibung der aktuellen Lawinensituation kann die LawinenprognostikerInnen immer wieder vor eine große Herausforderung stellen. Neben einem immer dichteren Netz an Wetterstationen und stetig besser werdender Wetter- sowie Schneedeckenmodelle stellen vor allem aktuelle Beobachtungen direkt aus dem Gelände eine wichtige Grundlage für die Arbeit der Lawinenwarndienste dar. Da die Lawinengefahr aufgrund unterschiedlicher Faktoren wie Niederschlagsverteilung oder komplexer Topographie (Höhe, Exposition, Geländeform) auch kleinräumig sehr variieren kann, helfen möglichst viele Rückmeldungen den PrognostikerInnen, sich ein genaueres Bild von der Lawinensituation zu machen. Genau hier setzt SnObs an!

Wichtige Informationen bei der Lawinenwarnung

Wenn BergsportlerInnen eine Skitour planen oder sich im Winter abseits der gesicherten Pisten bewegen wollen, muss bei der Tourenplanung auf möglichst detaillierte Informationen zur lokalen Schnee- bzw. Lawinensituation zurückgegriffen werden können. Dabei stellt sich immer die Frage:  Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit einer Lawinenauslösung in diesem Gebiet?

Genau diese Frage stellen sich die Prognostiker:innen der  Lawinenwarndienste und versuchen sie täglich zu beantworten. Damit sie sich ein detailliertes Bild der derzeitigen Situation bekommen, sind sie auf möglichst viele Informationen direkt aus dem Gelände, angewiesen.

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Informationen aus dem Gelände

Obwohl die LawinenwarnerInnen selbst so viel wie möglich im Gelände unterwegs sind, können sie sich ohne die Hilfe von externen Personen unmöglich ein umfassendes Bild der Lawinensituation im gesamten Beurteilungsgebiet machen. Die einzelnen Lawinenwarndienste werden aus diesem Grund von jeweils 30 bis 150 BeobachternInnen unterstützt. Früher gelangten diese Informationen telefonisch und mittels Fax zu den Warndiensten. Die Kommunikationswege wurden im Laufe der Zeit durch E-Mail und mobile Anwendungen (WhatsApp, Lawine Tirol, SnowSafe, etc.) ergänzt bzw. ersetzt. Seit der Wintersaison 2021/22 können die BeobachterInnen aus Bayern, Tirol und Südtirol ihre Rückmeldungen mit einer eigenen dafür entwickelten App direkt im Gelände aufnehmen und versenden. Die Informationen gelangen somit in Echtzeit und geografisch eindeutig zugeordnet zu den Warndiensten. Auch in Vorarlberg, Salzburg, Steiermark und Kärnten ist die App seit der Saison 2022/23 im Einsatz. Für Lawinenkommissionen gibt es ebenfalls die Möglichkeit, ihre Arbeit mit einer ähnlichen App zu dokumentieren.

Die PrognostikerInnen beziehen ihre Informationen aus dem Gelände also nicht nur von den Expertengruppen wie den BeobachterInnen, sondern auch aus den zahlreichen Rückmeldungen die der allgemeinen Öffentlichkeit zugeordnet werden können. Problematisch bei diesen  Rückmeldungen beispielsweise per Mail oder WhatsApp ist, dass diese erst händisch verortet und sortiert werden müssen. Um diese Arbeit effizienter zu gestalten und mehr Rückmeldungen von der Öffentlichkeit in geordneter Weise verarbeiten zu können wurde SNOBS entwickelt und eingeführt.

Die Beobachtungen und deren Erfassung mit SnObs

Um diese Arbeit noch effizienter zu gestalten und noch mehr Rückmeldungen von der Öffentlichkeit in geordneter Weise verdauen zu können wurde SnObs eingeführt. SnObs steht für „Snow Observations“ und ist eine Plattform, auf der Skitourengehende, Freerider und all jene, die im Winter in den Bergen unterwegs sind Beobachtungen aus dem Gelände direkt an den Lawinenwarndienst rückmelden können.

Wichtig ist dabei, dass SnObs keine klassische Skitourenplattform ist. Es geht nicht um die Beschreibung von Skitouren, Variantenabfahrten oder deren Schneequalität, sondern vielmehr darum, persönliche Wahrnehmungen zur Schnee- und Lawinensituation zu teilen. Ein weiterer Unterschied zu anderen Lawinen-Apps wie SnowSafe besteht darin, dass bei SnObs alle User die Meldungen aus dem Gelände einsehen können, während diese bei SnowSafe ausschließlich an die Lawinenwarndienste weitergeleitet werden.

Bei SnObs stehen dafür seit der Saison 2024/25 drei verschiedene Features zur Verfügung: Die „Einfache Beobachtung“, das „Lawinenereignis“ und der „Schneedeckentest“.

Unter der Kategorie der "Einfachen Beobachtung“ erfolgt die Rückmeldung über ein Textfeld und/oder anhand von bereits vordefinierten Unterkategorien wie Gefahrenzeichen oder spezielle Kornformen an der Schneeoberfläche. Die oftmals mangelnde Möglichkeit der Erfassung von Beobachtungen dieser Phänomene mittels Wetterstationsdaten und Wettermodellen macht diese individuellen Rückmeldungen extrem wertvoll. Darüber hinaus sind sie für die PrognostikerInnen nützlich. Hinzu kommt deren große Bedeutung im Hinblick auf zukünftige Schneefälle (z.B. Oberflächenreif als potenzielle Schwachschicht von Morgen).

Beim „Lawinenereignis“ können Informationen zu Lawinenart und -größe, dem Schadensausmaß, sowie dem (ungefähren) Zeitpunkt des Abgangs erfasst werden.

Mit dem „Schneedeckentest“ können im Gelände durchgeführte Schneedeckentests (erweiterter Säulentest, Rutschblock und Kleiner Blocktest) übermittelt werden.

Durch eine automatisierte Datenübermittlung bei ausreichender Internetverbindung kann SnObs auch im Offline-Modus verwendet werden. Neben den eigenen Einträgen ist es in dieser App auch möglich die Beobachtungen der weiteren BenutzerInnen einzusehen. Die Kommunikation erfolgt somit nicht nur uni-, sondern bi- bzw. multidirektional und bietet interessierten WintersportlerInnen viele wichtige Informationen zur aktuellen (Gefahren-) Situation aus erster Hand.

Aussagekräftige Rückmeldung in SnObs und deren Verwendung

Eine gute Beobachtung besteht aus aussagekräftigen Bildern, die bei jeder Rückmeldung in SnObs beigefügt werden sollten und einer detaillierten Beschreibung der örtlichen Verhältnisse in Textform. Außerdem ist es wichtig, dass der GPS-Punkt der Beobachtung überprüft und falls notwendig anpasst wird. Nur so können Beobachtungen zuverlässig verortet werden. Außerdem muss darauf geachtet werden die genannten Checkboxen (Oberflächenreif, Graupel, Wildschnee, Eislamelle) anzuhaken, wenn eine der Boxen auf die Beobachtung zutrifft. Denn nur so können die PrognostikerInnen Rückmeldungen nach den benötigten Kriterien filtern.

Die einzelnen Informationen aus dem Gelände gelangen nun aus den verschiedenen Quellen zu den Warndiensten und werden dort für das Verfassen des Lawinenreports und anderer Produkte herangezogen.

Jede Rückmeldung zählt

Begeistere WintersportlerInnen die bereits im Herbst sowie bei schlecht Wetter auf Skiern unterwegs sind, können entscheidende Beobachtungen für die Lawinenwarnung liefern. Denn besonders in den Randzeiten (d.h. im Frühwinter und späten Frühling), aber auch im Hochwinter bei schlechtem Wetter gehen zum Teil nur wenige Rückmeldungen aus dem Gelände bei den Lawinenwarndiensten ein. Aber auch alle anderen Rückmeldungen sind wichtig: eine Beobachtung ist immer eine lokale Information – die Lawinenprognose jedoch ein flächendeckendes Produkt. Je mehr punktuelle Informationen beim Lawinenwarndienst eingehen, desto besser kann aus diesen Beobachtungen eine flächige Gefahrenanalyse erstellt werden.

In der Saison 2023/24 nutzten insgesamt 233 Personen aktiv die Plattform SnObs, um ihre Beobachtungen zu teilen. Dabei kamen 531 Einträge zusammen, bestehend aus 318 einfachen Beobachtungen und 213 dokumentierten Lawinenereignissen.

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Erfahrungen aus erster Hand – der Lawinenwarndienst Tirol machts vor

Der Lawinenwarndienst Tirol gehört zu den ersten Nutzern von SnObs und schätzt den enormen Mehrwert der App. Norbert Lanzanasto vom Lawinenwarndienst Tirol fasst die Erfahrungen der vergangenen Saison so zusammen: „Unsere Erfahrung während der letzten Saison mit SnObs war sehr positiv. Die unzähligen Rückmeldungen, insbesondere die zahlreichen Meldungen über Lawinenabgänge, haben uns geholfen, ein detaillierteres Bild der Lawinengefahr zu gewinnen und dies in der Lawinenvorhersage zu kommunizieren. Dieser Austausch über lokale Verhältnisse mit dieser motivierten Gruppe an SchneeenthusiastInnen ist großartig.“

Der Lawinenwarndienst Bayern schlieĂźt sich an

Ab der Wintersaison 2024/25 greift auch der Lawinenwarndienst Bayern aktiv auf die Rückmeldungen von SnOBS zurück. Warum sie sich dazu entschieden haben, erklärt Christoph Hummel: „Ich sehe neben den zusätzlichen Informationen, die wir Lawinenwarner durch SnObs für die tägliche Lawinenlageberichtserstellung aus der Community bekommen werden, vor allem den Mehrwert für jeden einzelnen Wintersportler selbst: wer sich registriert sieht alle Einträge, die von anderen gemacht werden. Jeder kann Punktinformationen zur Schneedeckenstabilität abrufen und seine eigenen lokalen Erkenntnisse mit anderen teilen. Mit SnObs entsteht eine Community, in der es nicht um Profilierung geht, sondern rein um den Austausch sicherheitsrelevanter Information.“ Dabei unterstreicht Hummel: „Wichtig dabei ist natürlich die Qualität der Information. Wer ein Schneedeckentestergebnis teilt, der muss darauf achten, dass er den Schneedeckentest auch richtig ausgeführt hat. Wie das geht, lernt man am besten in den Kursen der Bergschulen und Alpenvereine.“

Mach mit und leiste deinen Beitrag zur Lawinenwarnung!

Seit der Wintersaison 2023/24 kann sich jeder bei www.snobs.live registrieren und aktuelle Beobachtungen aus dem Gelände direkt an den jeweiligen Lawinenwarndienst übermitteln.

Den Link zur Anmeldung findet ihr unter: www.snobs.live

Die Anwendung funktioniert in den aktuellen Internetbrowsern Google Chrome, Firefox oder Safari und kann sowohl auf mobilen Geräten als auch auf Desktopcomputern benützt werden. Damit eine offline Nutzung an mobilen Geräten möglich gehe wie folgt vor:

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Dieser Artikel wurde von Marco Knoflach und Johanna Sparber gemeinsam geschrieben. Aus technischen GrĂĽnden auf der Webseite aktuell nur eine Autorin angegeben werden.

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