Erster Eindruck
Kennt man eine der Fritschi Vipec Versionen, wird einem die Tecton gleich bekannt vorkommen. Das ist kein Wunder, schließlich teilt sie sich den Vorderbacken mit der aktuellen Version, der Vipec Evo. Damit verfügt sie wie diese auch über die seitliche Auslösung und Elastizität am Vorderbacken sowie die Möglichkeit der Auslösung im Aufstieg, etwa im Falle eines Sturzes. Durch ein optimiertes Design des Verriegelungshebels ist jetzt auch die Verwendung aller Schuhe ohne die von älteren Versionen der Vipec bekannten Colour-Clips möglich - ein Hebel passt jetzt für alle Schuhe. Auf die Möglichkeit, die Bindung farblich anzupassen, muss allerdings trotzdem nicht verzichtet werden.
Die große Innovation der Tecton steckt allerdings im Hinterbacken. Dieser hat nämlich keine Pins, sondern greift einerseits ähnlich wie eine Rahmenbindung am Skischuhrand, andererseits auch zusätzlich mittels einer Art Kunststoffführung an den Ferseninserts. Dadurch erreicht die Bindung nicht nur eine hohe Elastizität des Hinterbackens, sondern auch gleichzeitig eine optimale seitliche Steifigkeit und Kraftübertragung beim Abfahren. Zusätzlich genügt, im Gegensatz zu vielen anderen Tourenbindungen, die am Skischuhrand greifen, ein minimal ausgeprägter Skischuhrand um die Bindung verwenden zu können. Um die Bindung in den Aufstiegsmodus zu schalten, wird der Hinterbacken nach hinten verschoben und ist somit aus dem Weg. Die beiden Steighilfen aus Metall können einfach mit dem Skistock zugeschaltet werden.
Im Vergleich zur Vipec ist die Tecton nur wenige Gramm schwerer. Mit einem Gewicht von 1260g pro Paar (inklusive Stopper) bewegt sich die Tecton im Mittelfeld der Pin-Bindungen und ist damit keineswegs zu schwer um auch auf sehr langen Touren oder Skidurchquerungen problemlos zum Einsatz zu kommen.
Natürlich passen auch auf die Tecton die bekannterweise genialen Fritschi Harscheisen, die auch bei der Verwendung von Steighilfen tief in den Schnee eindringen und somit stets guten Halt bieten.
Tester und Testbedingungen
Ich bin 183cm groß, wiege ca. 75kg und bin sehr viel auf Ski unterwegs, mehrheitlich auf Skitouren. Dabei ist mir allerdings vor allem die Abfahrt wichtig, weswegen ich auch im Aufstieg nicht vor etwas höherem Materialgewicht zurück schrecke. Die neue Tecton konnte ich in der zweiten Märzhälfte der vergangenen Saison an etwa 10 Tagen testen, wobei einiges an Bedingungen abgedeckt wurde. Neben einem Tag mit tiefem Neuschnee, der schnell sehr feucht wurde, waren vor allem durchmischte Frühjahrsbedingungen mit hartem Schnee, Firn und Matsch dabei. Um die Abfahrtsperformance genauer unter die Lupe nehmen zu können, bin ich die Bindung auch an zwei Tagen im Skigebiet auf und neben der Piste gefahren. Als Ski war ein Scott Cascade 110 in 189cm im Einsatz.
Praxistest
Der Test der Tecton beginnt mit dem Einstieg in die Bindung. War dieser bei den ersten Versionen der Vipec durchaus gewöhnungsbedürftig, ist er mit den neuen Vorderbacken von Vipec Evo und Tecton jetzt wirklich super gelöst. Der Schuh kann wirklich einfach positioniert werden und klickt dann auch zuverlässig erst in den Vorder- und dann in den Hinterbacken. Der Bewegungsablauf gleicht dabei dem bei einer Alpin- oder Rahmenbindung und dürfte den aktuellen Modellen von Fritschi wohl zum ersten Platz in der Wertung der „Pinbindung mit dem einfachsten Einstieg“ verhelfen.
Um aus der Bindung auszusteigen wird, wie bei Pinbindungen üblich, der Hebel am Vorderbacken heruntergedrückt, wodurch der Schuh freigegeben wird. Vor einem erneuten Einstieg muss der Hinterbacken wieder geöffnet werden, was zunächst eventuell ungewohnt erscheint.