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Materialtests

Kurztest | Fritschi Tecton

Das neue Flaggschiff aus der Schweiz – Stark in Aufstieg, Abfahrt und Bedienungskomfort

von Lorenzo Rieg 05.10.2017
Nachdem Fritschi, der Traditionshersteller von Skitourenbindungen aus der Schweiz, mit den Vipec Modellen in den vergangenen Jahren auch am Pin-Bindungsmarkt Fuß fassen konnte, wird jetzt mit der neuen Tecton eine logische Weiterentwicklung des Konzeptes präsentiert, die sich durchaus sehen lassen kann.

Erster Eindruck

Kennt man eine der Fritschi Vipec Versionen, wird einem die Tecton gleich bekannt vorkommen. Das ist kein Wunder, schließlich teilt sie sich den Vorderbacken mit der aktuellen Version, der Vipec Evo. Damit verfügt sie wie diese auch über die seitliche Auslösung und Elastizität am Vorderbacken sowie die Möglichkeit der Auslösung im Aufstieg, etwa im Falle eines Sturzes. Durch ein optimiertes Design des Verriegelungshebels ist jetzt auch die Verwendung aller Schuhe ohne die von älteren Versionen der Vipec bekannten Colour-Clips möglich - ein Hebel passt jetzt für alle Schuhe. Auf die Möglichkeit, die Bindung farblich anzupassen, muss allerdings trotzdem nicht verzichtet werden.

Die große Innovation der Tecton steckt allerdings im Hinterbacken. Dieser hat nämlich keine Pins, sondern greift einerseits ähnlich wie eine Rahmenbindung am Skischuhrand, andererseits auch zusätzlich mittels einer Art Kunststoffführung an den Ferseninserts. Dadurch erreicht die Bindung nicht nur eine hohe Elastizität des Hinterbackens, sondern auch gleichzeitig eine optimale seitliche Steifigkeit und Kraftübertragung beim Abfahren. Zusätzlich genügt, im Gegensatz zu vielen anderen Tourenbindungen, die am Skischuhrand greifen, ein minimal ausgeprägter Skischuhrand um die Bindung verwenden zu können. Um die Bindung in den Aufstiegsmodus zu schalten, wird der Hinterbacken nach hinten verschoben und ist somit aus dem Weg. Die beiden Steighilfen aus Metall können einfach mit dem Skistock zugeschaltet werden.

Im Vergleich zur Vipec ist die Tecton nur wenige Gramm schwerer. Mit einem Gewicht von 1260g pro Paar (inklusive Stopper) bewegt sich die Tecton im Mittelfeld der Pin-Bindungen und ist damit keineswegs zu schwer um auch auf sehr langen Touren oder Skidurchquerungen problemlos zum Einsatz zu kommen.

Natürlich passen auch auf die Tecton die bekannterweise genialen Fritschi Harscheisen, die auch bei der Verwendung von Steighilfen tief in den Schnee eindringen und somit stets guten Halt bieten.

Tester und Testbedingungen

Ich bin 183cm groß, wiege ca. 75kg und bin sehr viel auf Ski unterwegs, mehrheitlich auf Skitouren. Dabei ist mir allerdings vor allem die Abfahrt wichtig, weswegen ich auch im Aufstieg nicht vor etwas höherem Materialgewicht zurück schrecke. Die neue Tecton konnte ich in der zweiten Märzhälfte der vergangenen Saison an etwa 10 Tagen testen, wobei einiges an Bedingungen abgedeckt wurde. Neben einem Tag mit tiefem Neuschnee, der schnell sehr feucht wurde, waren vor allem durchmischte Frühjahrsbedingungen mit hartem Schnee, Firn und Matsch dabei. Um die Abfahrtsperformance genauer unter die Lupe nehmen zu können, bin ich die Bindung auch an zwei Tagen im Skigebiet auf und neben der Piste gefahren. Als Ski war ein Scott Cascade 110 in 189cm im Einsatz.

Praxistest

Der Test der Tecton beginnt mit dem Einstieg in die Bindung. War dieser bei den ersten Versionen der Vipec durchaus gewöhnungsbedürftig, ist er mit den neuen Vorderbacken von Vipec Evo und Tecton jetzt wirklich super gelöst. Der Schuh kann wirklich einfach positioniert werden und klickt dann auch zuverlässig erst in den Vorder- und dann in den Hinterbacken. Der Bewegungsablauf gleicht dabei dem bei einer Alpin- oder Rahmenbindung und dürfte den aktuellen Modellen von Fritschi wohl zum ersten Platz in der Wertung der „Pinbindung mit dem einfachsten Einstieg“ verhelfen.

Um aus der Bindung auszusteigen wird, wie bei Pinbindungen üblich, der Hebel am Vorderbacken heruntergedrückt, wodurch der Schuh freigegeben wird. Vor einem erneuten Einstieg muss der Hinterbacken wieder geöffnet werden, was zunächst eventuell ungewohnt erscheint.

Materialtests
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Um in den Aufstiegsmodus zu gelangen, wird der Hinterbacken durch ein nach vorne beziehungsweise oben Drücken des Hebels etwas nach hinten versetzt. Der Hebel am Vorderbacken wird, nachdem man mit den Schuhen eingestiegen ist, nach oben in die Aufstiegsstellung gebracht, wodurch die seitliche Elastizität der Bindung blockiert und der Auslösewert erhöht wird. Die Stopper klappen erst ein sobald man das erste Mal mit der Ferse darauf dritt. Der Umbau geht also denkbar schnell und komfortabel. Der Aufstieg geht dann auch flüssig von der Hand. Die Steighilfen können einfach mit den Skistöcken zugeschaltet werden, wobei mir persönlich die hohe Steighilfe etwas zu hoch ist und daher kaum Verwendung findet, allerdings gehe ich sowieso so gut wie immer ohne Steighilfe und nutze auch die mittlere Einstellung fast nur zum Spuren.

Am Gipfel angelangt, wird der Schuh wie gewohnt durch Druck auf den Hebel am Vorderbacken freigegeben und der Hebel am Hinterbacken wieder hinuntergedrückt, wodurch die Bindung direkt wieder bereit für das Einsteigen zur Abfahrt ist.

Während der Abfahrt fällt gerade im harten Schnee und auf der Piste auf, wie sehr das Fahrgefühl dem einer Alpinbindung gleicht. Die Kraftübertragung ist sehr gut, allerdings nicht so brutal direkt wie bei vielen klassischen Pinbindungen ohne Elastizität im Vorderbacken. Wie schon bei der Vipec merkt man durchaus, dass der Vorderbacken der Tecton arbeitet. Gerade in Kombination mit dem neuen Hinterbacken sollten vom Fahrverhalten bei der Bindung eigentlich keine Wünsche offen bleiben. Auch das Auslöseverhalten war im Testzeitraum tadellos. Die Bindung bleibt auch bei hohen Geschwindigkeiten auf ruppigem Untergrund zuverlässig am Fuß, der Auslösewert kann aber dabei in einem Bereich eingestellt werden, bei dem davon auszugehen ist, dass die Bindung bei einem Sturz rechtzeitig auslöst.

Fazit

Die neue Tecton liefert eine starke Vorstellung ab und lässt praktisch keine Wünsche offen. Natürlich ist sie wederfür Skitourenrennläufer gedacht, noch bietet sie den maximalen Z-Wert für hardcore Freerider, prinzipiell ist sie aber für alle Spielarten des Skitourensports dazwischen bestens geeignet. Dank der tollen Abfahrtsperformance und hohen Sicherheit sollten auch keine Gegenargumente aufkommen.

Vor- & Nachteile

+Tolle Abfahrtsperformance in allen Schneearten
+Hoher Bedienkomfort
+Gute Auslöseperformance, Auslösung im Aufstieg möglich
-gewinnt keinen Leichtgewichtspreis

Details

UVP €534,95

Niederhaltesystem mit Alpin-Fersenbacken: Direkter Kontakt Schuh-Bindung-Ski - Der Fersenbacken drückt die Schuhsohle fest auf die mit dem Ski direkt verbundene Fersenplatte und sorgt für stetigen direkten Kraftschluss.

Power-Rail: Der Schuh bleibt fix - Als absolutes Novum greift das Power Rail hinten in den Schuh ein, fixiert ihn in der Mitte und verhindert Kraftverluste.

Feste, nicht drehbare Ferseneinheit: Die Ferseneinheit bleibt seitlich stabil - Der Kraftfluss in Kurvenfahrten wird nicht wie bei anderen Pin-Bindungen durch eine Drehbewegung unterbrochen.

Langer dynamischer weg von 13mm: Auslösung, nur wenn nötig – dank dynamischem Weg - Der längste dynamische Weg von 13 mm verhindert ungewollte Auslösungen und dämpft seitliche Schläge, damit der Ski stets den besten Grip behält.

Seitwärtsauslösung mit DIN-Einstellung vorne: Wie bei Alpinbindungen - Pin-Bindung mit Seitwärtsauslösung und DIN-Wert-Einstellung vorne, dort wo die seitlichen Kräfte bei einem Sturz wirken.

Frontalauslösung hinten mit 9mm dynamischem Weg: Frontalauslösung mit Dynamik - Die Frontalauslösung erfolgt über den Fersenbacken mit 9 mm dynamischem Weg. Die hohe Rückstellkraft der Feder verhindert ungewollte Auslösungen und kompensiert die hohen Zugkräfte auf das Bein beim Vorwärtssturz.

Release Lever: Nach der Auslösung der Ferse kippt der Schuh nach vorne. Über den Druck der Schuhnase auf den Release Lever wird der Schuh auch in der Fronteinheit sofort frei gegeben.

Notauslösung im Aufstieg: Guter Halt im Aufstieg und Sicherheit im Notfall - Der Schuh wird in der Mitte fixiert und festgehalten. Bei grosser Krafteinwirkung löst die Bindung jedoch aus. Klemmsysteme müssen im Aufstieg zur Gewährleistung der Stabilität blockiert werden.

Fester Anschlag für den Einstieg: Einfacher Einstieg - Die Schuhspitze wird über einen festen Anschlag und eine Orientierungshilfe optimal positioniert. Auf leichten Druck schliesst sich das System, indem die Pin-Hebel präzise in den Inserts einrasten. Der Bewegungsablauf ist mit Alpinbindungen vergleichbar

Einfache, leichte Bedienung: Sicherheit in jedem Gelände, bei allen Verhältnissen – Die Umstellung von Aufstieg auf Abfahrt und umgekehrt erfolgt ganz einfach, ohne aus der Bindung auszusteigen. Auch die drei Gehstufen sind im Handumdrehen mit dem Stock umgestellt.

Hier geht es zur Website von Fritschi mit weiteren Informationen, hier könnt ihr die neue Tecton bei unserem Partnershop Bergzeit.de kaufen.

Die Bindung wurde PowderGuide für den Testzeitraum leihweise vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt ihr in unserem Test-Statement.

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