Mit der Zero G Serie, der neben dem Guide Pro noch der etwas weniger steife Guide und der Guide Women angehören, ergänzt Tecnica das Lineup um eine leichtere, aufstiegsorientiertere Alternative zu den bewährten Cochise Modellen. Die Herstellerbeschreibung ist nahezu poetisch: "Was sich nach Weltraumforschung anhört, ist in Wahrheit der Tecnica Zero G Guide Pro: Ein Zusammenspiel aus Alpinboot und Tourenschuh, das mit der Gravitationskraft auf Tuchfühlung geht."
Vom Grundprinzip her handelt es sich beim Zero G Guide Pro um einen klassischen, zweiteiligen Vierschnaller (mit kräftigem Powerstrap), mit Tech-Inserts, Gehmodus und Wechselsohlen. Die Schnallen sind verschraubt, der Strap genietet. Die Schale besteht aus "bi-material TRIAX 3.0", einer Tecnica-eigenen Polyether-Materialmischung. Der untere Teil des Unterbaus und der Knöchel- und hintere Schaftbereich bestehen aus einer massiveren Art von Plastik, der Rest ist aus etwas dünnerem, felxiblerem Material (bi-injection Skischuh), das den Einstieg erleichtert. Gewisse Bereiche der Schale haben eine Art Strukturierung, die den Schuh an möglichen Problemstellen besser anpassbar machen soll ("Custom Adaptive Shape" System).
Die Dynafit-zertifizierten Inserts sind in der Schale verbaut, nicht in der Sohle. Die leicht gerockerte "Skywalk" Gummisohle entspricht der Norm ISO 9523. Die Sohlenstücke am Vorderfuß und im Fersenbereich sind mit der Schale verschraubt (4 Schrauben vorn, 5 hinten) und lassen sich abnehmen. Eine Wechselsohle wird nicht mitgeliefert. Wir vermuten, dass die Wechselsohlen der neuen Cochise Serie kompatibel sind, das müsste bei Bedarf aber beim Hersteller erfragt werden. Der thermo-formbare Innenschuh stammt von Palau. Er verfügt über Schnürsenkel und ist ansonsten ziemlich schnörkellos. Laut Herstellerangaben wiegt ein Schuh mit Liner in Größe 26.5 1540g. Unser Testmodell in Größe 27.5 wiegt nur unwesentlich mehr. In 27.5 beträgt die Sohlenlänge 315mm.
Aufstiegseigenschaften
Auf der Herstellerwebsite ist der Rotationswinkel, bzw. die Bewegungsfreiheit im Gehmodus, mal mit 42°, mal mit 44° angegeben. Praktisch spielt der Unterschied wohl kaum eine Rolle. Die Bewegungsfreiheit nach hinten ist besser als bei einigen schwereren Freerideschuhen mit Aufstiegsmodus, aber nicht so groß wie bei den typischen "reinen" Tourenschuhen. Das spürt man in erster Linie bei langen, sehr flachen Zustiegen. Die Bewegungsfreiheit nach vorn ist ebenfalls nicht rekordverdächtig, aber für mich in allen Situationen ausreichend. Das geringe Gewicht ist sicher der größte Pluspunkt des Schuhs im Aufstieg, vor allem wenn man die guten Abfahrtseigenschaften und das Gewicht von anderen, in der Abfahrt vergleichbaren, Schuhen bedenkt.
Das Umschalten von Geh- auf Skimodus und umgekehrt ist auch mit Handschuhen gut machbar. Der Gehmechanismus besteht aus einer Art Metallclip, der in eine Metallführung einrasten kann und so blockiert. Angeblich passt sich das System selbstständig an, wenn sich die Metallteile abnutzen und verhindert so dauerhaft, dass bei viel Gebrauch Spiel entsteht. Der Gehmechanismus ist zwischen den beiden Teilen der Schale angesiedelt und zwar sichtbar, aber schlecht zu erreichen. In gewissen Situationen (v.a. Stapfen in weichem Schnee) kann Schnee in den Gehmechanismus eindringen und behindert dann das Verriegeln. Um dieses zwar seltene, aber nervige Problem zu beheben, musste ich den Schuh ausziehen und länger darauf herum klopfen, um den Schnee heraus zu bekommen, da es nicht möglich ist, den Schnee irgendwie heraus zu kratzen. Als weitere potentielle Lösung könnte man Tee oder heißes Wasser in den Gehmechanismus schütten, um den blockierenden Schnee zu schmelzen.