Guns, Mini-Guns, Hauptsache Powder. Von A wie Arbor bis V wie Venture.Nein, ich rede weder ĂŒber die neue mexikanische Mafia-Reihe bei Netflix noch ĂŒber Donald Trumps persönliche Vorlieben, sondern ĂŒber den stĂ€rksten Produkttrend des kommenden Winters. Powderguns â geteilt und am StĂŒck â in allen Formen und Farben sind der heiĂe Scheiss, aber die gröĂte Waffe macht immer noch Pogo, und das schon seit 32 Jahren! Die Experimentierabteilung der Designer/Hersteller hatte dieses Jahr augenscheinlich gnadenlosen âUnterpulverâ. Neben den oft anzutreffenden Swallowtails, ist eine weitere Differenzierung im Splitboard-Markt zu beobachten. Es gibt mehr Shapes (Frauenmodelle) und auch das Segment der spezifischen Splitboard-Boots ist wieder einmal gröĂer geworden. Da der von den Kollegen hier skizzierte Bedeutungsverlust der ISPO auch im Snowboardbereich zu spĂŒren ist, werden in diesem Artikel neben den ISPO Neuheiten auch andere Produkte vorgestellt, die es nicht zur ISPO geschafft haben. Weiterhin sind asymmetrische Snowboards â d.h unterschiedliche SeitenzĂŒge fĂŒr Back/Frontside â wieder im Kommen. Gab es sie letztes Jahr fast ausschlieĂlich bei korua, einem kleinen Label des WSC Collectives, springen dieses Jahr einige andere Firmen auf den Trend auf. Carving is back!
Snowboards/Splitboards
Arbor hat seine Splitboard-Kollektion komplett neu aufgestellt und auch bei den Freerideboards stehen die Zeichen auf Powder. Neben den alten Bekannten Cosa Nostra und Shreddy Krueger gibt es nun mit dem Clovis, einem ânon-symmetrical Mountain Twinâ, einen weiteren Partner fĂŒr die tiefen Tage. Erinnert ein wenig an die Winger-Guns von Pogo, das aber nur so nebenbei. Weiterhin dabei ist auch das Steepwater, welches mir letztes Jahr durch die Lappen gegangen ist - deshalb hier nochmals explizit die ErwĂ€hnung. Das hat es sich auch verdient, schlieĂlich hat Legende Steve Klassen hier die Outlines gezeichnet und diese haben es in sich. SouverĂ€ne 23 Meter Radius (wenn die Infos stimmen) sind mal eine Ansage. Gepaart mit einem eher hĂ€rteren Flex sollte das Teil eine absolute Rakete sein; kleine Turns sind eher ânot availableâ.
Im Splitboardbereich gibt es neben dem neuen Bryan Iguchi Split (mit klassischer Vorspannung) noch den Nachfolger des bewĂ€hrten Abacus namens Coda und die verkleinerte Version namens Swoon fĂŒr die kleineren Personen. (Offiziell natĂŒrlich fĂŒr Frauen, aber das ist sowas von vorgesternâŠ) Wie immer wunderschöne Holzfurniere, gut verarbeitet, gewichtsmĂ€Ăig im Limit, aber nicht die leichtesten. Blackhole, eine recht neue italienische Marke, schickt zwei Splitboards ins Rennen: Einen klassischen Shape und einen Shape mit langer Surfnose und kĂŒrzerem Tail inklusive Taper. Erinnert an eine kleinere Version des Jester Element, oder die Pogo Longboards oder, oder... Sehen schön aus, gefĂŒhlt auch recht leicht. Eventuell wird man eines der Bretter hier auf PowderGuide in einem Test wiederfinden.
Wo wir gerade bei B sind. Borrealis, ein neues Label aus Frankreich, schickt ebenfalls ein paar sehr schön anzusehende Snowboards ins Rennen. Die postmaterialistische Ăkomessage gibtâs als Dressing fĂŒr den Cayennefahrer on top ;). Die Boards wirken wertig, die Shapes machen Sinn (alles recht bewĂ€hrt). Ob es nun das Koi als Hovercraft-Bruder oder das Drakkar bzw. Arcane ist - sollte passen, so rein vom Anschauen her. Das Arcane und das Viking gibt es hier als Splitversion.
Capita bleibt bei seiner Spring-Break genannten Powder-Experiment Reihe und erweitert diese um ein asymmetrisches Brett namens âSpring Break Twinâ â Modell fahrende KlotĂŒr und ein Klon des Slush Slasher genannten Hovercraft/Fish. Schön anzuschauen sind sie allemal und im Powder - deshalb die Referenz â kannst auch mit einer KlotĂŒr abfahren. Dazu passend die Rider Type Beschreibung im Katalog: âParty Boy who snowboards, too!â [sic!] Sag ich dochâŠ.
Elan meldet sich mit zwei Boards im Markt zurĂŒck. Keine groĂen Experimente hier, aber recht leicht sind sie: Das Wavestrider als leichter Fishshape mit Rockerprofil und in einer groĂen LĂ€ngenauswahl (54,48,62,72) und das Strider mit klassischem Freeride Shape und Vorspannung.
Jones darf bei den Powderspielzeugen nicht fehlen und bringt das Stormchaser neben der Solid Version nun auch als Split. Ansonsten gilt hier die Devise: never change a running system. Das Hovercraft und das Solution werden diese Saison noch in Langzeittests bei PowderGuide erscheinen.
K2 springt auch vollkommen auf den Powdergun-Zug auf. Neben dem Cool Bean, welches es schon dieses Jahr gab, kommen nÀchste Saison noch das Party Platter und das Carve Air dazu.
Hinter den Brettern steht kurz gesagt die gleiche Idee, die hinter Fishboards beim Surfen steht. Bei diesen deutlich kĂŒrzeren und damit wendigeren Boards wird der gleiche Auftrieb/OberflĂ€che (bzw. gleiches Volumen) wie bei gröĂeren Boards durch eine Verbreiterung des Boardshapes erreicht. An sich ein alter Hut, Ă€ndert nichts daran, dass es wahrscheinlich halbwegs funktioniert. Cool aussehen tun sie in jedem Fall und in Japan sind sie anscheinend schwer begehrt â an sich nicht das schlechteste Zeichen, wenn es um tiefen Pulverschnee geht. Dazu erweitert K2 im Splitboardbereich sein Portfolio mit dem Cool Bean als Splitvariante und dem Joydriver â einem klassischen Freerideshape mit Vorspannung. Insgesamt ist K2 damit sehr breit aufgestellt.
Korua bleibt bei seinen Shapes vom letzten Jahr. Asymmetrische Powdershapes, dazu zwei Splitboards. DemnĂ€chst bei PowderGuide im Test, wir freuen uns drauf. Nidecker hat immer noch keine Splitboards im Angebot. DafĂŒr sind die klassischen Powdershapes, die sie seit Jahren bauen, plötzlich wieder mitten im Mainstream. Deshalb hier eine kleine ErwĂ€hnung fĂŒr diese Schweizer Traditionsfirma.
Bei Nitro bleibt SplitmĂ€Ăig alles beim Alten. Aber natĂŒrlich braucht auch Nitro die Key-Features Asymmetrie und Powder-Experimentier-Shape. Hier kommt das Ganze im Gewand der sogenannten âQuiver Serieâ.
Pogo Bei Pogo ist soweit alles beim Alten, was in diesem Fall ein sehr gutes Zeichen ist. Seit letztem Jahr (oder vorletztem) werden auch bei Pogo Splitboards angeboten. Auf der ISPO war die Splitversion vom Manana mit dabei, je nach LĂ€nge kommt Pogo hier auf 2,7 bis 2,9 Kilo. NatĂŒrlich ist Pogo ein StĂŒckchen teurer als die Einsteigerboards, dafĂŒr gibtâs hier Handarbeit vom Feinsten und eine lebenslange Reparaturgarantie.
Radical war nicht auf der ISPO, hat aber seit kĂŒrzerem ebenfalls zwei Splitboards im Angebot, welche Radical-typisch mit viel Carbon aufwarten und dadurch sehr leicht sind. Salomon bleibt seinem 4-Teiler treu und verwendet hier die Plumverbinder, ebenso wie bei ihrem Zweiteiler.Stompede ist ein neuer Brand aus Ăsterreich, der Ă€hnlich Canyon im Fahrradbereich versucht, den Kunden durch Direktvermarktung gĂŒnstigere Preise fĂŒr das gleiche QualitĂ€tsniveau anzubieten. Seit diesem Winter gibt es das Dawn Patrol sowohl als Solid, wie auch als Splitversion. Es greift einige modernere Shape-Ideen (Taper Nose, lĂ€ngerer Radius) auf. Das Brett wird hier auf PowderGuide noch ausgiebig vorgestellt, die ersten RĂŒckmeldungen sind positiv. S-One ist die Premiumware im WSC Colletive und baut hochpreisige, superleichte Carbonsplitboards. Laut Herstellerangaben dĂŒrfte man im Bereich des Amplid Miligrams liegen und sich damit um die inoffizielle Krone des leichtesten Splitboards am Markt streiten .
Splitsticks Vom österreichischen Spezialhersteller Splitsticks mit eigenem Bindungssystem gab es auf der ISPO nichts zu sehen. Man hört aber, dass es im FrĂŒhjahr Neuigkeiten geben soll â stay tuned! Nachdem Venture dieses Jahr nicht mehr am Markt war, ist es nun sicher, dass sie nĂ€chstes Jahr wieder zurĂŒckkommen.
Yes ist ebenfalls voll auf der Pulverschneeschiene und verbaut in zwei seiner Bretter einen sogenannten Powderchannel. Soll fĂŒr mehr Auftrieb sorgen. Â
Bindungen/Systeme
Bei Spark R&D gibt es nach den groĂen Innovationen der letzten Jahre eher Detail-Verbesserungen.  Macht nichts, das System ist recht ausgereift und man darf an dieser Stelle zum 10 jĂ€hrigen JubilĂ€um gratulieren. Zu den VerĂ€nderungen: Ein kleiner Hebel erleichtert nun das Ausklappen der Steighilfe, einfach und solide â passt. Ebenso die Idee des Zip Strips. Bei diesem handelt es sich um einen dĂŒnnen Plastikstreifen der ĂŒber das Fell gelegt wird, um Reibung zu reduzieren und so im Flachen besser zu gleiten. Nette Idee, schlussendlich wird die Handhabung darĂŒber entscheiden, ob es sich durchsetzt.
Karakoram hat sich ein paar Gedanken gemacht, wie sie ihr Marktsegment vergröĂern können und dabei herausgekommen ist die Karakoram Connect. Die Connect ist eine Kunstoffbindung, die zu allererst mittels einer Platte auf verschiedenen Solidboards benutzt werden kann. Diese Idee kommt ursprĂŒnglich aus dem LeihgeschĂ€ft von Burton (Q-Disc), gibt es mittlerweile aber auch fĂŒr Spark Bindungen (One Binding System). Damit bietet Karakoram eine hochpreisige Solidbindung an, welche sich durch ein Upgrade-Kit zu einer vollwertigen Tourenbindung umrĂŒsten lĂ€sst. Diese ist dann wiederum preislich weit unter den jetzigen Karakoram-Bindungen angesiedelt (mit Set angeblich um 600 Euro).
ZusĂ€tzlich gibt es noch: Neue Boardverbinder - âUltraclipsâ 2;  das Flex-Lock-System, welches mehr Seitenhalt im Aufstieg bieten soll. Â
Die sympathischen Franzosen von Plum haben ihre Bindung in Kleinigkeiten verbessert (Ansatzpunkt Bindung â Drehachse, Hebel).
Leider muss man sagen, es bleibt fummelig. ZusĂ€tzlich haben sie eventuell im erstespur Archiv gekramt und dabei herausgekommen sind ĂŒberlappende, stabilisierende Alu-Elemente namens âD-Pucksâ. Hat der Jogi schon vor ĂŒber 10 Jahren gemacht und Ă€rgert sich noch immer darĂŒber, dass nicht patentiert zu haben ;)
Voilé war ebenfalls nicht auf der ISPO, hat aber anscheinend nun auch eine pinlose Bindung im Angebot. Das Prinzip der Spark Bindung einfach um 180 Grad gedreht. Die vordere Verbindung scheint in Kooperation mit K2 zu laufen. Immerhin ein weiteres Bindungsangebot.
Boots:
Deeluxe bleibt sich treu und produziert wieder einige Schuhe mit Vibramsohle und Sohlenrand. Die diesjĂ€hrige âGehfunktionâ war anscheinend ein bisschen fummelig, deshalb haben sie nun einfach den Rand Radius âvergröĂertâ. Probieren geht hier ĂŒber Studieren. Ansonsten deutlich kĂŒrzere SohlenlĂ€nge im Vergleich zu vor 2 Jahren. Hier tut sich etwas. Erfahrungen werden in Form eines Tests hier auf PowderGuide erscheinen.
Fitwell: Die italienische Bergschuh-Schmiede ist schon seit ein paar Jahren mit dem Modell Backcountry auf dem Markt, welches diese Saison endlich durch die PowderGuide Mangel gedreht werden wird. Daneben gibt es seit diesem Jahr ein etwas weicheres Modell namens Freeride mit BOA SchnĂŒrung. Thirtytwo bleibt der Splitboardschuhlinie treu. Hier gibt es neben dem Top-Modell Jones Backcountry mit der Walk-Funktion nun den Jones Intuition Boot. Features hierbei sind Vibramsohle und eine normale SchnĂŒrung. Auf den SchnĂŒrsenkelschutz wird verzichtet.
Burton hat seit dieser Saison ebenfalls einen Splitboardboot namens âTouristâ im Angebot. Dieser fĂ€llt etwas weicher aus als die anderen Schuhe und verfĂŒgt durch einen weichen hinteren Rand ĂŒber so etwas wie eine Walk-Funktion. Ansonsten gibts die Standard-Features (Vibram mit Sohlenrand).
K2 bringt neben neuen Boards auch noch einen neuen Schuh (Aspect), welcher in Zusammenarbeit mit Lucas Debari entwickelt wurde. Herausgekommen ist ein schöner, steigeisenfester Schuh mit klassischer SchnĂŒrung auĂen und BOA SchnĂŒrung innen. Damit ist der Schuhmarkt deutlich breiter aufgestellt als in der Vergangenheit.
 Wenn jetzt noch das neue Skitourenmodell von Arcteryx das hĂ€lt, was es verspricht, könnt auch ein neuer Hardboot fĂŒr Snowboarder in Reichweite sein.      Â