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Equipment

Skiwerkstatt | Freerideski im Eigenbau Teil II

Vorbereitung, Grundlagen

von Bernhard Scholz 21.10.2011
Der Skidealer hat seinen Laden geschlossen, bei eBay gibts auch nix ordentliches mehr und eigentlich kann man sowieso nur noch gaaaanz mindere Qualität fix und fertig kaufen. Es werden ohnehin nur die alten Modelle neu angepinselt, der Innovationsmotor sind die kleinen Firmen mit ihren unbezahlbaren Sonderstücken, übermorgen vermutlich leider pleite. Bleibt nur noch das Selberbauen. Ski sind überhaupt kein Hexenwerk, sogar ziemlich simpel aufgebaut.

Grundlagen und Grobplanung

Das wichtigste ist die Planung – Gedankenspiele was die neue Kiste bringen soll. Dazu eine ehrliche Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten und Wünsche und natürlich ist die Vorbereitung selbst das Wichtigste. Es gibt einige wichtige Grundregeln, die man beachten sollte, will man fahrbare Exemplare aus der häuslichen Garagenwiege heben. Beginnen wir mit dem zukünftigen Ski selbst; ein Ski sieht vom Aufbau so aus:

- Topsheet (oder Holzfurnier)
- Designlage (von unten bedrucktes Topsheet oder Designzwischenlage)
- Glasfasermatte/n
- Holzkern
- Glasfasermatte/n
- Belag & Kanten

Ein Ski besteht zudem aus unterschiedlichen Bereichen und man variiert die Variablen um das entsprechende Ergebnis zu erhalten. Das kann tatsächlich relativ komplex werden, je nachdem was man genau haben möchte. Da dies im Detail sehr, sehr umfangreich würde, hier nur die wichtigsten Faktoren:Radius: Auch Taillierung genannt. Je enger der Radius, desto kleiner die carvbare Kurve, desto wendiger, aber auch desto nervöser fährt ein Ski. Slalomski haben einen sehr kleinen Radius, Abfahrtsski einen sehr großen. Im Tiefschnee und bei Landungen im Park neigen Ski mit kleinen Radien zum „Verschneiden“. Ein Ski mit zu den restlichen Parametern „schlecht“ eingestelltem Radius macht den Anschein als würde er immer in die eine oder andere Richtung „zupfen“ und fährt sich unausgewogen. Dieses Verhalten des Skis kann aber auch am mangelnden Fahrkönnen des Fahrers im Vergleich zu seinem Ski liegen. Ski mit zwei oder drei verschiedenen Radien sind auch möglich.

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Skilänge: Von Skisportfachhandelsverkäufern werden gerne irgendwelche „Regeln“ herbeizitiert, wie lang ein Ski im Verhältnis zur Körpergröße etwa sein solle. Da sie nichts über das skifahrerische Können der potentiellen Käuferin wissen und auch die Ski meist nicht wirklich kennen, ist das oft ein Schuss ins Blaue. Je besser und/oder schneller jemand fährt (oder fahren möchte), desto länger wird er seine Ski wählen. Länge läuft: bringt Stabilität und Laufruhe, macht aber auch träger und das initiieren von Kurven mühsamer. Jemand, der also sehr gut fährt, aber nicht immer Vollgas unterwegs ist und Kurven bevorzugt, nimmt eher einen kürzeren Ski. Fährt man aber nicht so gut Ski, genießt aber gerne hohe Geschwindigkeiten, kann ein langer Ski viel Freude machen. Auch die Reserven in den Oberschenkel sind natürlich von Bedeutung.

Skibreite: Bei taillierten Ski wird die Breite der Ski in der Mitte (schmalste Stelle), vorne (erster Kontaktpunkt mit dem Schnee) sowie hinten (letzter Kontaktpunkt des Belag mit dem Schnee) beachtet. Je breiter ein Ski, desto besser schwimmt er im Tiefschnee. Eine breite Schaufel bringt Auftrieb, aber auch eine breite Mitte. Ein im Verhältnis schmales Ende sinkt ein: man kann hierdurch mit mehr Vorlage, also aggressiver fahren. Pisten- oder Parkski sind nicht sonderlich breit damit man schnell umkanten kann. Hierbei ist die Breite in der Mitte dann entscheidend, die Dimensionen von Schaufel- und Heckbreite ergeben sich aus dem gewählten Radius (es sei denn man möchte etwas exotisches mit Mehrfachradien bauen).

Skihärte: Es müssen zwei Härten bzw. Steifigkeiten unterschieden werden: Die Steifigkeit des Skis selbst von vorn bis hinten und die Torsionssteifigkeit. Dabei geht man über die Länge des Skis ins Detail. Ist ein Ski vorne sehr steif, bügelt er Unebenheiten platt und giert förmlich nach Geschwindigkeit, aber er schwimmt nicht sehr gut im Pulverschnee (wenn man nicht ein paar Tricks einbaut. Doch hierzu später). Ist er hinten sehr steif, hat man einen Ski, der rigoros auf seinem Radius fährt und kaum aus der Ruhe gebracht werden kann. Belastet man bewusst (oder versehentlich) das Heck gibt der Ski plötzlich Gas. Der Preis für die Ruhe und das Gaspedal ist ein gewisser kurzer Moment Trägheit im Kurveneingang und mehr Aufmerksamkeit, welcher aber auch stark vom Radius und der Heckbreite abhängt. Außerdem kann man auf steifen Hecks besser landen, insbesondere Sprünge von Felsen.Gewicht: Ein schwerer Ski kann Gas geben, ist aber leider meist nicht sehr spritzig und man muss Kraft haben sowie ein guter Skifahrer sein. Ein leichter Ski düst schnell um die Ecke, ist fehlerverzeihend. Aber tempofest kann man solche Nudeln meist nicht nennen. Ausnahmen gibt es hierbei jedoch sehr deutliche.

Dämpfung: Je nach verwendetem Material lassen sich Ski bauen, die stark gedämpft sind (beispielsweise durch Aramid-Einlagen, Gummi oder gewisse Holzarten), oder auch solche, die jeden Krümel zum Fahrer durchgeben (beispielsweise durch harte Hölzer und wenig Fasereinsatz). Gedämpfte Ski sind leichter zu fahren als sehr direkt ausgelegte. Letztere erfordern mehr Können und Aufmerksamkeit

 

Vorspannung: Legt man einen Ski flach auf den Boden, steht dieser unter dem Bindungsbereich vom Boden ab. Die Lücke entspricht der Vorspannung des Skis. Viel Vorspannung bringt guten Kantengriff und fühlt sich eher hart an, zudem hat ein solcher Ski meist viel „Pop“, also Energiereserven. Nachteil ist, dass im Pulverschnee Vorspannung hinderlich ist, da der Ski nicht homogen unter der Bindung einsinkt. Sehr harte Ski mit viel Vorspannung werden zu regelrechten U-Booten. Wenig, keine oder sogar negative Spannung sind letztlich nur in weichem Schnee von Vorteil, – dort aber deutlich! Ski ohne Vorspannung sind daher sehr fehlerverzeihend und spielerisch zu fahren. Negative Vorspannung treibt dies auf die Spitze, der Ski dreht fast auf der Stelle.

Rocker (und alle ähnlichen Bezeichnungen): Der sog. Rocker kann an der Schaufel und/ oder am Heck eingebaut werden. Grundsätzlich wird durch eine Rockerkonstruktion die gefühlte Skilänge verkürzt, die effektive Kantenlänge wird jedoch lang beibehalten und außerdem sind gerockerte Ski leichter zu fahren.

Nun, einen minimalen Überblick hat man mit diesen Parametern schon mal. Die Kunst ist, all diese mit seinem individuellen Skikönnen und dem gewünschten Einsatzbereich in Einklang zu bringen. Entweder man entwickelt ein gutes Gefühl für so etwas oder es ist das schöne „trial-and-error“-Spiel angesagt.

Feinplanung

Hat man eine Vorstellung davon, was gebaut werden soll, geht es an die Feinplanung. Bestens bewährt hat sich für Skibaunovizen das Programm SnoCAD von Graf Snowboards. Es ist kostenfrei, plattformübergreifend und steht hier zum Download bereit. Mit diesem Programm lassen sich auch relativ einfach 1:1 große Schablonen auf Papier ausdrucken (Achtung: beim Druck die Passmarken mit drucken, damit man die Sache auch gerade zusammengesetzt bekommt oder mit einem Rollendrucker arbeiten).

Bauvorbereitungen

Ist der gewünschte Ski geplant, auf eine Papierschablone aufgedruckt, geht es an die Bauvorbereitungen. Während der Planungsphase hat man sich bereits überlegt, mit welchen Materialien man seinen Ski bauen möchte. Inzwischen gibt es mehrer Anbieter im Internet, die auch kleinste Mengen Material für Ski verkaufen. Mit Hilfe der Google-Suche findet man schnell mehrere Anbieter.

Benötigt werden für einen Ski mindestens:

- Je eine Glasfasermatte über und eine unter dem Holzkern.
- Zwei Holzkerne pro Skipaar (entweder gekaufte oder selbst gefertigt).
- Belag.
- Kanten (4 Stück für 2 Ski).
- Evtl. Topsheet oder Holzfurnier.
- Epoxitharz & Härter.
- Form (aus Holz bauen).
- Vakuumpumpe + Schlauch.
- Vakuumsack (in den die Skiform passt).
- Dichtmaterial für den Sack.
- Abreißlochfolie + Saugvlies + Entlüftungsgittergewebe.

 

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Den ersten Ski sollte man sich erstmal nur damit bauen, für Experimente bleibt bei den kommenden Modellen noch genug Spielraum. Bevor jedoch auch nur ein Ski gebaut werden kann, muss natürlich erst die Vorbereitung abgeschlossen werden. Hierfür braucht man eine Form in der das Gute Stück seine zugewiesene Bestimmung physisch eingepresst bekommt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man verwendet eine hydraulische Presse oder presst mit Vakuum. Beide Methoden funktionieren, die Vakuummethode eignet sich insbesondere für Skibauer, die nicht besonders viele Exemplare bauen wollen. Eine hydraulische Presse erfordert viel Geld und Arbeit.

Ein Eigenbau von Skibauer Baschi Bender im Praxistest

Beide Pressarten sind sehr gut auf skibuilders.com oder auch auf vielen anderen Internetseiten beschrieben. Insbesondere muss eine Form gebaut werden. Für Hobbyskibauer empfiehlt es sich diese aus Holz zu bauen, damit der Aufwand an Arbeit und Finanzierung nicht zu hoch wird. Grundsätzlich benötigt man eine Form, auf welcher der Ski während des Laminierens aufgebaut wird. Mit einer hydraulischen Presse wird dann noch eine Gegenform von oben benötigt, die Vakuumpresse nutzt hierfür einfach das Gewicht der Atmosphäre.

Entscheidend ist die Negativform des Skis. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten die Form für einen Ski zu bauen, ob nun selbstgehobelt, mittels Schablonen zugeschnittene und verleimte Bretter, aus Schaum, Beton oder sonstigen Stoffen geformt oder sonstige wilde Konstruktionen, irgendetwas wird funktionieren. Entscheidend für eine funktionierende Form ist genaues sowie exaktes Arbeiten. Jeder Fehler der Form wird sich im Ski wiederfinden. Kleine Dellen, ungerade oder unebene Flächen, alles ist wichtig. Mit etwas Aufmerksamkeit, Fingerspitzengefühl, einer Wasserwaage, einem Winkel und Schleifpapier bekommt man das aber in den Griff.
Wir schließen die Vorbereitungsphase hiermit ab und setzen auf der „Todo-Liste für den Ski-Eigenbau“ folgende Häkchen:

- Skikonstruktion ist auf eine Schablone aufgedruckt.
- Die Negativform zum Pressen ist fertig.
- Benötigtes Material ist vorhanden.
- Das Material ist vorbereitet, also für die Verarbeitung auf Länge und Breite zugeschnitten.

Ausblick

Nachdem die Grundlagen verstanden und die Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird in Teil III des Skibauseminars die eigentliche Bauphase dargestellt.

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