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Events

10 Jahre Splitboard Festival am Achensee

PGler Anselm war da und berichtet von dem Wochenende

21.01.2024
Anselm Köhler
Am Tiroler Fjord, in der Mitte zwischen München und Innsbruck, im Kälteloch der Nordalpen, im Schneereichen Karwendel, genauer in Pertisau am Achensee, findet alljährlich das Splitboard-Festival und Testival statt. Hier kommen Splitboard-EnthusiastInnen zusammen – seien es erfahrene SplitboarderInnen, Einsteiger oder Umsteiger, alte Hasen, die ihr Board noch händisch zersägt haben oder Hersteller und Anbieter von Splitboard-Touren und Camps. Dieses Jahr zum 10. Mal - vorweg Gratulation zur Jubiläumsausgabe. Das will ich mir anschauen, für mich ist es eine Premiere.

Donnerstag Abend: Erstmal SchnÖgsln - die jährliche Veranstaltung der Österreichischen Gesellschaft für Schnee und Lawinen (ÖGSL) - sprich humoristischer Vortrag, Bier und Geselligkeit mit der "jungen" Generation der Lawinenforschung und Prognostik. Immer wieder schwenken die Gespräche auf die momentan guten Bedingungen. Nach 4-5 Bieren komme ich zu dem Schluss, dass ich am Freitagmorgen irgendwo den lockeren Pulverschnee genießen muss!

Im Traum plane ich schon mein Freeride-Abenteuer des nächsten Tages. Freitagmorgen bzw. Vormittag sieht die Welt gleich anders aus. Verschlafen und mit einer gewissen Mattheit checke ich nochmal das Programm vom Splitboard-Festival am Achensee, welches meine Hauptbeschäftigung für dieses Wochenende wird. Start um 12 Uhr, uff, und dabei dachte ich, es geht zum frühen Abend los. Also schnell ein paar Dinge in der Stadt erledigen, packen, frühstücken und ab zum Zug. Im Zug stelle ich fest, dass ich zumindest meine Jacke vergessen habe. Also nächste Haltestelle raus, zurück nach Hause, nochmal Nachpacken - es warten tatsächlich noch weitere zwei, drei Dinge, die mit wollen - und wieder zum Zug. Besser zu spät kommen, als schlecht ausgerüstet zu sein. Und wer will schon mit Stress ins Wochenende.

Der Zug bringt mich schnell und einfach nach Jenbach, der Regionalbus direkt zum Festivalgelände in Pertisau an der Talstation der Karwendel-Bergbahn am Zwölferkopf. Auf dem Gelände stehen kleine Zelte von den Partnerfirmen, in denen eifrig an Splitboards geschraubt wird. Ein zentraler Bestandteil des Splitboard-Festivals am Achensee ist das Testen von aktuellen Splitboards, Bindungen und Ausrüstung, sowie Airbag-Rucksäcken und LVS-Geräten. Klassischerweise verschaffen sich die Teilnehmer am Freitagnachmittag einen Überblick über die aktuellen Boards und wählen für die Samstags-Tour ihr Equipment, welches direkt vor Ort professionell eingestellt wird. Die Bergbahn nebenan ermöglicht die Bindungseinstellung direkt zu testen und gegebenenfalls zu adjustieren. Das Ausleihen vom Material ist im Festival-Ticket inkludiert und bequem mit einem Chip-System organisiert, sodass nicht ständig der Ausweis herausgekramt werden muss.

Nach der Akkreditierung und Materialwahl geht es fußläufig zur Unterkunft. Erstaunt erblicke ich die zwei noblen, aber sehr gemütlichen Hotels, die nahezu ausschließlich von den TeilnehmerInnen des Festivals belegt sind. Das Hotel Karlwirt, welches seit 1794 Gäste empfängt, serviert das inkludierte Abendmenü mit hervorragendem Essen und dem hauseigenen Achensee Bier. Auch das Abendprogramm findet im Karlwirt statt. Das andere Unterkunft ist das Alpenhotel Tyrol - sehr modern und Adults-Only - und vor allem überregional bekannt für das Frühstück mit eigenem Honig, selbstgemachten Marmeladen und den besten Pfannkuchen und Waffeln weit und breit! Hervorzuheben ist das Erholungsangebot der Hotels mit Whirlpool und Saunen, welche zum Entspannen und Aufwärmen nach den Splitboard-Touren einladen. Die Unterkunft in einem der beiden Hotels ist schonmal eins der Highlights des Festivals.

Spätestens am Abend sollte man sich am BergführerInnen-Tisch für eine Tour am nächsten Tag angemeldet haben. Jeweils Samstag und Sonntag stehen zehn Touren zur Auswahl im Schwierigkeitsgrad blau bis schwarz - also von Einsteiger bis Anspruchsvoll, mit bis zu über 1000Hm. Mit dabei sind Touren mit dem Fokus auf Technik, also Aufstiegs-, Umbau- und Abfahrttechnik speziell für Splitboardtouren und Touren, bei denen Lawinen-Know-how vermittelt wird.

Ich entscheide mich für den Gamskopf im Alpbachtal für Samstag - entscheidend war die Führung durch einen lokalen Guide, der das Gelände wie seine Westentasche kennt. Ohne Karte führt Markus uns durch lichte Zirbenhänge Richtung Gipfel - ein Traumgelände für jeden Splitboarder und jede Splitboarderin! Den ganzen Tag ist Traumwetter, aber die östlich und nördlich ausgerichteten Hänge fühlen sich wie ein überdimensionaler Kühlschrank an. Erst am Gipfel gibt's Sonne und zum Glück gar nicht so viel Wind. Gemütlich essen wir die Jause mit Blick über die Zillertaler Alpen - wahrscheinlich könnte man zehn weitere Gamskögel, Gamsspitzen und Gamsköpfe in dem unendlichen Bergpanorama erblicken. Bis alle ihre Splitboards von den Fellen befreit, und die Stöcke am Rucksack verstaut haben, vergeht nochmal eine halbe Stunde. Aber wieso auch hetzen, wenn der Januar uns mit so einem Traumtag beglückt? Auf der Abfahrt kann jeder seine eigene Line im Zirbelwald ins Tal zwirbeln - Hammer!

Zurück am Festivalgelände stellen wir fest, dass die Hersteller und Partnerfirmen den ganzen Tag auf der Festival-Base keinen Strahl Sonne abbekommen haben. Zu steil ragt das Karwendel über dem Achensee in die Höhe. Definitiv lohnt es sich also tagsüber auf Tour in die Sonne zu ziehen, anstatt "nur" den ganzen Tag über Splitboards zu testen. Aber auch das machen ein paar von den etwa 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Weitere schulen sich an den LVS-Workshops direkt beim Festivalgelände.

Der Nachmittag steht ganz im Rahmen des 10-jährigen Festivaljubiläums. Es gibt Freibier und Kuchen mit dem Logo vom Festival. Es werden viele Goodies verlost, unter anderem an Wiederholungstätern, sprich TeilnehmerInnen, die schon mehrmals dabei waren. In der Tat habe ich einige getroffen, die von Anfang an dabei waren. In der ersten Ausgabe waren es an die 20 TeilnehmerInnen, und jetzt ist das Festival eine große Familie und ein Fixpunkt in Splitboard-Kreisen. 

Cool wären ein paar Feuertonnen zum Wärmen am Festivalgelände gewesen, aber das übernimmt am Abend zum Glück die Band “Fire Mountain Kombo” aus dem Tiroler Unterland. Sie spielen einen Mundart-Mix aus Rock, Punk und Ska! Auch ein Teilnehmer springt auf die Bühne und gemeinsam jammen sie zwei Songs - grandios. Generell gefällt mir die lässige Atmosphäre auf dem Festival und auf der Party sehr. Viele TeilnehmerInnen feiern die Abende eher kurz, um am nächsten Morgen fit auf eine Tour zu starten. Und andere... Na ja, die machen eben etwas länger. 

Sonntag entscheide ich mich für eine Tour in Hochfügen, das Wetter ist wieder prächtig und der Pulverschnee im Aufstieg lässt Vorfreude aufkommen. Leider wird schnell klar, dass über der Baumgrenze der Wind über Nacht nicht untätig war. Auf dem Gipfel des Sonntagsköpfls stürmt es dann unangenehm, und wir grinsen nur schnell fürs Gipfelfoto und machen uns wieder auf den Weg nach unten. Offensichtlich sind Mulden und Geländekanten mit Tiebschnee geladen, sodass wir eine defensive Spur suchen. Zwar nicht den besten Schnee gehabt, aber mit netten Menschen draußen gewesen. Am Abend liest man beim Lawinenreport, dass es der Tag mit den meisten Lawinenmeldungen der Saison bisher war. Wie immer, lieber einmal mehr verzichten. Bedingungen hin oder her, auf das Splitboard-Festival am Achensee sollte man definitiv nicht verzichten!

Ein großer Dank meinerseits geht an das Team von Freeride-Guide.com, welches das Festival schon immer organisiert. Schaut bei denen mal auf die Webseite, sie bieten echt ziemlich coole Touren und Camps an, mit dem Augenmerk auf abgelegene und unbekannte Regionen. Auch ein großes Dankeschön an Sport-Conrad.com, welcher als Hauptsponsor viel der zusätzlichen Leihausrüstung (Airbag-Rucksäcke, LVS, Stöcke etc.) und auch Test-Splitboards mitgebracht hat. Dank auch an alle Hersteller, die an den Ständen im alltäglichen Schatten der Kälte getrotzt haben und das Festival zu einem Testival gemacht haben: K2, Nitro, Arbor, Jones, Burton, Amplid, Rad-Air, Telos, Korua, Spark und Deluxe.

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