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Events

PartnerNews | Backcountry-Weeks Davos

Ein Backcountry Wochenende vom Allerfeinsten

von Timo Macvan 23.02.2024
Die Backcountry-Weeks werden ausgerichtet von GoVertical, ein Zusammenschluss lokaler BergführerInnen aus dem Kanton Graubünden. Hierbei wird mit den hiesigen Destinationen, in diesem Fall Davos/Klosters, zusammengearbeitet. Am verlängerten Januarwochenende, vom 25.01.2024 bis zum 28.01.24, fand bereits die 9. Auflage des Backcountry Wochenendes in der legendären Wintersportdestination der Schweiz statt. Dabei bot die Backcountry-Week 2024 ein umfassendes und abwechslungsreiches Programm für alle Art von Backcountry-LiebhaberInnen.

Das Event:

Wir, d.h. Timo aus der PowderGuide-Redaktion und Alex, eine Freundin von ihm aus Innsbruck, durften am Festival in Davos/Klosters teilnehmen und waren in verschiedenen Kursen unterwegs. Alex steht erst seit Oktober auf dem Snowboard. Sie ist ein kleines Naturtalent, hat bisher aber nur wenig Backcountry-Erfahrung und war noch nie mit einem Splitboard unterwegs. Timo hingegen hat mehr Erfahrung im Tiefschnee und besitzt sein eigenes Splitboard, mit dem er, so oft der Schnee es zulässt, auf den Berg startet.

Tag 1 in Davos:

Als wir in Davos ankamen, regnete es. Aufgrund der warmen Föhnluft war alles bis oberhalb der Baumgrenze nass. Trotzdem waren wir zuversichtlich, denn die Berge rund um Davos kratzen an der 3000m Marke. In höheren Lagen werden wir sicherlich etwas Neuschnee finden! Auch im Event-Village ist die hoffnungsvolle Stimmung und die Vorfreude zu spüren.

Die Basis des Events befand sich zentral in Davos, nur ein paar Gehminuten von der Talstation der Parsenn-Bahn entfernt, mit einer Bushaltestelle direkt vor der Einfahrt. Ein gutes Basislager für die Abenteuer in den nächsten beiden Tagen! Hier lernten wir auch schon ein paar Verantwortliche und TeilnehmerInnen des Events kennen. GoVertical ist ein Zusammenschluss von BergführernInnen aus dem ganzen Kanton Graubünden. Sie organisieren begleiteten Alpinsport, vom Engadin über Davos bis nach Chur. Durch das Kennenlernen konnten wir bereits etwas von dem Vibe innerhalb des kleinen Freeride Dorfes erschnuppern. Viele Outdoor-Marken haben im Camp ihre Zelte aufgeschlagen und Testmaterial zur Verfügung gestellt, wobei sich das Material zum Großteil aus dem Lager der GoVertical-Shops zusammensetzt.

Alex kam hier in den Genuss, sich bei der Auswahl ihres ersten Splitboard, welches sie auf ihren ersten beiden Tourenabenteuern begleiten sollte, beraten zu lassen. Anschließend konnten wir uns bei David Hefti, der als technischer Leiter vor allem als Organisator im Dorf agierte, für verschiedene Kurse einschreiben. Für den kommenden Tag entschieden wir uns für die Kurse "Freeride Advanced" und "Splitboard Einsteiger".

Tag 2: Freeride Advanced - Liftunterstützte Touren

Beim Freeride Advanced Kurs kombinierten wir die komfortable Beförderung mit den Bergbahnen mit kurzen Aufstiegen, um frische Lines ins Graubündner Backcountry zu setzen. Trotz Regen im Tal waren die Bedingungen in der Höhe richtig gut. Nach mehreren warmen und nassen Tagen kam die Sonne raus und wir hatten im Gebirge durchgehend deutlich unter null Grad. Zusätzlich hatte es in den vorherigen 24 Stunden 10 bis 15 cm Neuschnee über die sehr griffige Unterlage gezuckert. Wunderschöne Verhältnisse für einen Tag in den Bergen!

Unsere Sechsergruppe bestand aus einem Skifahrer und fünf Boardern, sowie Guide Anselm, der ebenfalls auf Skiern unterwegs war. Wir nahmen die drei Parsenn-Bahnen bis ganz nach oben. Die Fahrt ließ mein Snowboarder-Herz kleine Luftsprünge machen! Der frische Schnee glitzerte in der Sonne und in der historischen Seilbahn hatte ich das Gefühl, die lange Wintersport-Tradition in Davos richtig spüren zu können. Ich stellte mir vor, wie sich hier schon vor rund 80 Jahren WintersportlerInnen während der Bergfahrt auf die Abfahrt gefreut haben und wurde fast ein bisschen nostalgisch.

Oben angekommen wurden alle Sicherheitsaspekte wie LVS-Geräte und Geländebedingungen geprüft, bevor wir uns in westlicher Richtung auf unsere erste Abfahrt begaben. Anselm war anfangs nicht überzeugt von der Schneelage und erinnerte uns mehrfach daran, locker in den Tag zu starten und erstmal den Schnee und das Gelände abzuchecken. Aber nach einer kleinen Traverse eröffnete sich ein riesiges Face mit einer konstant geneigten, wunderschönen Abfahrt von einigen hundert Höhenmetern. Die 10cm Neuschnee machten sich perfekt für langgezogene Turns.

Als Nächstes galt es, ca. 250 Höhenmeter bergauf zu bewältigen. Anselm gab uns Nachhilfe in Spitzekehrentechnik, da wir uns an der einen oder anderen Stelle noch schwertaten. Die nächste Abfahrt führte über einen steilen und schattigen Hang in den nächsten Talkessel. Beim zweiten Auffellen musste die Gruppe leider ein paar Minuten auf mich warten. Meine Felle waren vollständig eingefroren, aber wir konnten sie mithilfe einer Abziehklinge und der wärmenden Kraft der Sonne erfolgreich wieder enteisen. Ich werde mir auf jeden Fall merken, dass bei mehrfachem An- und Abfellen die Felle nahe am Körper besser aufgehoben sind…

Nachdem die Felle enteist waren, ging es nochmal gute 200hm auf einen Grat, von dem wir dann unsere vermeintlich letzte Abfahrt ins Tal nach Klosters machen sollten. Der obere Teil war hervorragend, die sehr flache Talabfahrt nach Klosters zog sich dagegen ziemlich. Der Regen hatte ganze Arbeit geleistet und alle SplitboarderInnen wissen, wie viel (oder wenig) Druck man in dem Fall auf die Kanten bekommt... Die Waden brannten nach der landschaftlich schönen, aber langen und eisigen Abfahrt so richtig.

Wer dachte, jetzt sei Feierabend, hatte die Rechnung ohne Anselm gemacht. Die Gotschna-Bahn brachte uns erneut aus Klosters heraus wieder ins Skigebiet und es wurde weiter nach Powderhängen gesucht, die ohne Auffellen zu erreichen waren. Bei der endgültig letzten Abfahrt Richtung Davos Wolfgang fanden wir in tieferen, schattigen Lagen noch ein paar weiche Schneefelder. Im Dorf und im Event-Village angekommen, wurden die müden, aber zufriedenen FreeriderInnen gut versorgt mit Pasta, Brot und Getränken. Die Auswahl der Davoser Bierspezialitäten war hervorragend!

Beim abendlichen Gespräch mit meiner Kollegin Alex, die den Tag beim “Splitboard Einsteiger” Kurs verbracht hatte, war das neu entfachte Feuer absolut hör- und sichtbar. Sie war den ganzen Abend unterwegs auf Portalen für gebrauchte Splitboards und will unbedingt weiter machen. Das war vor allem das Ergebnis des „unglaublichen Vibes“ in der Gruppe, dem super geduldigen und einfach erklärenden Bergführer Gian sowie dem für Anfänger sehr freundlichen Gelände. Den TeilnehmerInnen wurden zunächst die Grundlagen der Aufstiegstechnik erklärt und demonstriert. Anschließend konnten sie selbstständig unter Anleitung üben und wurden in grundlegende Sicherheitsthematiken wie Risikomanagement, notwendige Ausrüstung sowie Handhabung eines LVS-Gerätes eingeführt.

Tag 3 – Splitboard Tour Mittel

Am letzten Tag des Events habe ich am “Splitboard Mittel” Kurs teilgenommen. Am Morgen stärken wir uns zuerst im Event-Village mit einem Café und Crossaint vom hiesigen Bäcker. Anschließend ging es mit dem Auto zur Talstation des Pischas. Von dort brachte uns erneut eine nostalgische Großraumgondel in das „ehemalige“ Skigebiet Pischa. Heute ist das Pischa ein Ort für alternative Sportarten, weit entfernt von Menschenmassen und präparierte Pisten. Es ist ein Eldorado für SkitourengeherInnen, FreeriderInnen sowie Schneeschuhwandernde.

Oben angekommen starteten wir unsere Reise auf das Pischahorn. Die ersten Höhenmeter verlaufen flach und entspannt. Ein guter Start, um warm zu werden und Natur und Sonne zu genießen. Nachdem auch alle SplitboarderInnen eine kleine Abfahrt in Skifahrer-Manier bewältigt hatten, hieß es: “Harscheisen montieren, auf dem Grat wird es steil und abgeblasen!” Ein weiteres Learning aus Davos für mich ist die aktive Nutzung der Harscheisen, denn die lassen die Lücke zu den SkitourengehernInnen kleiner werden. Ich habe mich damit in exponiertem Gelände deutlich wohler gefühlt, weil ich wusste, dass ich genug Halt habe.

Auf dem 2980m hohen Pischahorn angekommen, eröffnete sich ein unglaubliches Panorama. Die gute Sicht erlaubte den Blick vom Bernina-Gletscher bis ins Montafon. Bei der Abfahrt ging es recht steil gen Süden, Frau Holle und Wind haben eine gute Arbeit geleistet! Wir genossen 20cm reinsten Powder, der es sogar erlaubte einige Features zu nutzen, um Sprünge zu setzen. Weiter unten wurde es etwas flacher und breiter, super für lange und schnelle Schwünge.

Dieses Mal hatte ich meine Felle in meiner Jacke verstaut und auch im Schatten keine Probleme aufzufellen. Der zweite Aufstieg zog sich ein wenig. 500hm ohne Spur und mit Harscheisen können kraftraubend sein! Aber der Aufstieg hat sich mehr als gelohnt. Die folgende Abfahrt, 1000hm komplett in der Sonne in Richtung Flüelapass, war unglaublich und das Gelände erneut schön verspielt. Ich spürte bei allen TeilnehmerInnen diese unglaubliche Freude beim Boarden – wie kleine Kinder sprangen wir durch die Gegend, jubelten oder jodelten in guter Schweizer Manier.

Auch im Splitboard-Touren Einsteiger Kurs wurden einige Höhenmeter erklommen und Alex konnte ihre neu erlernten Fähigkeiten verfestigen. Es wurde natürlich nicht nur der Aufstieg trainiert - die Mühen wurden auch mit einer feinen Abfahrt belohnt.

Die BergführerInnen haben in allen Kursen ein anspruchsvolles sowie belohnendes Lernumfeld geschaffen, das die Backcountry-Weeks zu einem wunderbaren Event mit Spaß, Abenteuer und lehrreichen Erfahrungen für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemacht hat. Alles in allem waren es zwei unglaubliche Tage am Berg in Davos mit super Verhältnissen. Somit möchte ich die Backcountry-Week und Davos jedem, ob AnfängerIn- oder Profi-FreeriderInnen wärmstens empfehlen!

Wenn euer Interesse geweckt wurde ihr habt Glück, denn in wenigen Wochen startet das Event nochmal in Pontresina.

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