Die Bürde des zweiten und letzten Vortrags hatte Alexander Prokop, der sowohl beim Snow&Safety als auch am Arlberg wohlbekannt ist. Prokop ist Dozent für Schnee- und Lawinenforschung. An den Unis Graz und Wien leitet er zahlreiche internationale Forschungsprojekte im Bereich Lawinensicherheit und forscht auch schon seit langem am Arlberg.
Sein Vortrag hatte den Titel „Schneereiche versus schneearme Winter – wann & wo lauert die Lawinengefahr?“ Zum Einstieg, und damit als geschickte Anbindung an die letzten zwei schneereichen Winter mit den besonderen Niederschlagsereignissen, wies er darauf hin, dass sich aufgrund der starken Erwärmung der Arktis (+5°C in den letzten 100 Jahren in Spitzbergen) der Jetstream strukturell verändert habe. Durch die geringere Temperatur mäandriert der Stream stärker, was dazu führt, dass Wetterlagen - Nordstau oder Sonnenschein - allgemein länger andauern. Die stark unterschiedlichen Winterverläufe - schneearm vs. schneereich demonstrierte er anhand der stark unterschiedlichen Saisongrafiken einer Schneemessstation aus dem Lecher Skigebiet. Didaktisch auf das Wesentliche reduziert vermittelte Prokop die Charakteristika der jeweiligen Winter :
schneereich = hauptsächlich Trieb-/Neuschneeproblem, sowie Gleitschnee
>>> kurze Zeiträume mit hoher Lawinengefahr
schneearm = Altschneeproblem
>>> länger anhaltende Lawinenrobleme
>>> eher große Lawinen, die aus den flächigen Schwachschichten resultieren
>>> eher wenig Gleitschnee, eher lange Zeiträume mit ungünstigen Bedingungen.
Dabei wies er auf Experimente aus seiner wissenschaftlichen Praxis hin, die zeigten, dass nur runder, abbauend umgewandelter Schnee viel Feuchtigkeit aufnehmen kann. Große, kantige Kristalle, wie sie in schneearmen Schwimmschneewintern vorkommen, nehmen fast keine Feuchtigkeit auf, was auch das geringere Vorkommen an Gleitschneelawinen erklärt
Im Rückblick auf den letzten, schneereichen Winter in den Nordalpen ging er auch auf das Lawinenunglück in Lech ein und verwies zur Vermeidung sogenannter heuristischer Fallen als hilfreiches Tool auf die auch schon bei Powderguide vorgestellten FACETs zur Schärfung der eigenen Wahrnehmung vor und während der Tour/des Freeridens. Unterm Strich waren die zwei Vorträge, was Länge, Gehalt und die Mischung aus neuen Erkenntnissen und Vermittlung von grundsätzlichem Wissen angeht, dieses Mal optimal abgestimmt. Die fehlende Diskussionsrunde wurde nicht wirklich vermisst.
Fazit
Trotz der eher schwierigen Wettersituation mit Wind und schlechter Sicht waren das wieder einmal lehrreiche Tage am Arlberg. Für das nächste Jahr bleibt zu hoffen, dass die kostenlosen Guidings für Jugendliche wieder ins Programm finden. PS: Es gab sogar eine eigene, feine Snowboardtruppe mit Chris Schnabel als Guide. Auch für die Snowboarder als aussterbende Spezies ist also gesorgt!