Bis zu 55 Grad - so steil sind die Faces, die der 26-jährige Jérémie Heitz auf Bergen in der Schweiz und Frankreich runterbrettert. 55 Grad Neigung sind für Dich schwer vorstellbar? Ok, dann stell Dir einfach eine senkrechte Wand vor. Steilheit kommt auf Fotos oder in Videos nie richtig zur Geltung. Immer sieht es harmloser aus, als wenn man selber im Hang steht – das wissen die Meisten wohl aus eigener Erfahrung. Den Machern von „La Liste" ist es jedoch gelungen, die Steilheit der Hänge auf Leinwand zu projizieren. Vor allem die Perspektive von Jérémie Heitz Helmkamera oder Aufnahmen von gegenüberliegenden Bergen verdeutlichen eindrucksvoll, wie steil das Gelände ist, in dem Heitz scheinbar spielerisch seine Schwünge in den Schnee zieht.
Filmrezension | La Liste - Timeline Missions
Ein neues Kapitel des Steilwandskifahrens?
Der Überschallflieger
Jérémie Heitz macht kein Geheimnis daraus, dass es auch für ihn als Profi alles andere als ein Zuckerschlecken ist, wenn er fast senkrechte Hänge befährt. Die Angst fährt mit. Es lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, wenn man sieht, mit welchem Tempo er die extremen Steilhänge runterbrettert. Dank weit über 100 km/h in über 50 Grad steilen Faces hat er einen neuen Spitznamen: Der Überschallflieger. Dass Fehler unter solchen Bedingungen fatale Folgen haben können, wird im Film auch nicht verschwiegen. Jérémie Heitz rutscht auf einer Eisplatte aus, verliert einen Ski und stürzt in die Tiefe. Viel hätte nicht gefehlt und der Film hätte kein Happy End gehabt.
Es ist ein neues Kapitel des Steilwandfahrens, das Jérémie Heitz in „La Liste" aufschlägt. Von Weggefährten, die im Film zu Wort kommen, wird er dann auch bewundert und mit Lob eingedeckt – für sein fahrerisches Können, aber auch für die mentale Stärke, die es braucht, um solche Wände zu bezwingen. Die Loorbeeren gibt Jérémie Heitz im Film an die Pioniere des Steilwand-Skifahrens weiter. Mit Einspielern aus längst vergangenen Zeiten würdigt er Legenden wie André „Dédé" Anzévui oder Sylvain Saudan, die sich vor mehreren Jahrzehnten in die Wände wagten, als die Skianzüge noch neonfarbig und die Ski aus Holz waren.
Mit „La Liste" ist den Machern ein faszinierendes, bildgewaltiges Werk gelungen. Man fiebert mit Jérémie Heitz mit, bangt um seine Gesundheit, leidet, wenn er zum Warten verdammt ist, weil das Wetter mal wieder nicht mitspielt und jubelt, wenn er wieder einen Berg von seiner Liste abhaken kann. Am Ende sind es 11 von 15.
Am 19. November läuft „La List" als gratis Stream auf Red Bull TV.
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