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Gear of the week

Gear of the Week | Nachrüstbare Pintoes

Pins für deine geliebten Alpinschlappen

von Sebastian Siep 16.02.2020
Die Pintechnologie, die einst ausschliesslich für sehr versierte Tourengänger und vor allem Rennhasen interessant war, ist mittlerweile aus dem Tourenschuhmarkt nicht mehr weg zu denken

Auch sogenannte abfahrtsorientierte Freetouringschuhe verkaufen sich kaum noch ohne die kleinen Inserts aus Metal. Diese bestehen an den Zehen oder der Schuhlippe aus zwei kleinen Löchern, die in die Pinvorderbacken eingespannt werden, die in der Schale oder einer Wechselsohle eingelassen sind. An der Ferse ist es ein kleiner Keil, der sich zwischen die aus der Bindung ragenden Stifte drängt, die dort am Ende einrasten und somit die Bindung bis zur Öffnung des Pinvorderbackens, welche den Schuh frei gibt, verschliesst.

Neue, abfahrtsorientierte Bindungen und Umbausysteme verzichten auf die Einspannung an der Ferse und die damit zu Gunsten des Leichtbaus eingegangenen Kompromisse. Während mit dem reinen Pinsystem vorne eine sehr direkte Kraftübertragung möglich ist, ist es an der Ferse genau andersrum. Dort tordiert das Heck des Skis unter dem schwachen Widerstandsmoment der zwei kleinen Drahtstifte und die Abfahrtsperformance von großen Freerideski leidet vor allem im gemischten Schnee.

Die neuen Bindungssysteme (wie z.B. Cast) greifen zurück auf alt bewährtes und nutzen die Kolbentechnologie am Hinterbacken und verzichten somit gänzlich auf die verbauten Heelinserts, welche diese überflüssig macht.

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Wer bei seiner Bindung bereits diese Optimierung in Erwägung gezogen hat, wird sich al nächstes vielleicht überlegen, ob nicht doch auch ein weiteres Ausrüstungsteil die Abfahrtsperformance einschränkt: Der Schuh. Viele sogenannte AT-, Freeride- oder Freetouringboots werden zwar mit dem nicht genormten 130 Flex angegeben. Diese sind in Sachen Steifigkeit und Progression den zwar schwereren, weil materialintensiveren Alpinschuhen immer noch deutlich unterlegen. Letztere geben aufgrund des „simpleren“ Aufbaus ohne Walkmechanismus etc. einem Bootfitter auch deutlich einfachere Voraussetzungen, sich frei zu entfalten. Hinzu kommt der Vorteil, dass sie deutlich robuster und langlebiger sind.

Zwar ist der Aufstieg in einer Rahmenbindung mit Alpinschuhen möglich, aber aufgrund der fehlenden Schaftrotation und des zusätzlichem hohen Gewichtes der Bindungen kein wirklicher Spass. Hinzu kommt das konstante, unliebsame Klappern und Ausleihern dieser Systeme.

Eine kleine aber für einige Fahrer wohl deutliche Verbesserung ist möglich. Sie können mit einem kleinen Eingriff an ihren Schuhe die geliebten Alpinschlappen in den Pinvorderbacken der abfahrtsorientierten Systeme den Berg hochschleppen. Bei der Abfahrt können Sie dann auf ihren „Hybrid“bindungen wie der Marker Kingpin, Duke PT16, Salomon Shift oder einem Castsystem die Leichtbau-Zöpfleflechter im Spray stehen lassen.

Man kann den vorderen Teil der Pinaufnahme, die Pintoes, nachrüsten lassen. Hierfür sind einige Händler und Tüftler ausgerüstet und bieten den Umbau auch für eingeschickte Skischuhe an.

Dabei wird die Sohle oberhalb der Lippe und sohlenseitig geringfügig abgefräst und eine Einbettung für die Inserts gefräst. Die Pin Inserts werden dann eingeklebt und durch eine neue Wechselsohle zusätzlich verschraubt und verklebt. Durch die Fräsbearbeitung mit der neuen Wechselsohle behält der Schuh seine ISO 5355 genormten Abmaße und ist immer noch in jeder Alpinbindung verwendbar.

Die Hersteller geben die nachgerüsteten Pintoes nur für den Aufstieg frei. In der Abfahrt werden diese aber auch nicht genutzt. Die Nutzung von klassischen Pin-Tourenbinbindungen ist nicht möglich.

Nach entsprechenden Produktneuerscheinungen der letzten Jahre im Freetouring Bereich, wie zu letzt die Markteinführung der B.A.M. Pindung, wird es hoffentlich weitere Anbieter dieser Lösung geben.

Ich bin super zufrieden mit meinen nachgerüsteten Pintoes. Endlich kann ich alle gewohnt souveränen Abfahrtslösungen nutzen und gehe, abgesehen vom hohen Gewicht der Ausrüstung, nur die fehlende Schaftrotation als Kompromiss ein. Schweisstreibende 1000hm Aufstieg sind für mich mit dem Set am Tag drin. Dafür gehen sich viele Tausendabfahrtshöhenmeter aus, weil sich die Entlastung des guten Alpinmaterials deutlich bemerkbar macht und die Ermüdung einfach viel später eintritt. Für einen Lifttourengeher wie mich sehr geeignet!

In Europa wird der Umbau von mind. zwei Skischuhspezialgeschäften gemacht, z.B. Total Feet in Frankreich am Ende des Genfer Sees.

Ich hab meinen „Frankenboot“ bei den Jungs von Cast umbauen lassen. Der Schuh reiste gratis in Gepäck von Freunden mit und die Castboys stifteten den Umbau im Rahmen des CAST-Freetourtests, sonst hätte ich auch eine lokale Variante in Erwägung gezogen.

Mittlerweile wird von Cast das Set auch einzeln zum Selbsteinbau verkauft. Vielleicht auch ein interessanter Ansatz für alle „harten“ Softbootoperierenden Splitboarder, den Aufstieg mit einem Pinvorderbacken zu machen. Die Inserts sollten dort eventuell noch einfacher zu integrieren sein und ihr bekommt den Gehkomfort der Pintechnologie.

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