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Materialtests

Materialtest | CAST Freetour Kit

Eine echte Alternative für abfahrtslastige Touren

von Sebastian Siep 22.10.2019
Die kleine, nordamerikanische Equipmentschmiede von CAST hat ihr System zur Serienreife gebracht. PGler Tobi und Sebastian sind schon länger auf dem Vorgänger System Cast - S&I unterwegs und bevorzugen dessen Attribute gegenüber herkömmlichen Tourenbindungen. Nachdem das neue CAST System schon eine Weile auf ihrer Ausrüstungs-Bucketlist stand, konnten sie es nun ausführlich testen.

Als das neue System endlich lieferbar war, konnten wir uns bei PowderGuide glücklich schätzen, es sehr bald testen zu können. Denn die ersten Produktionsmengen waren scheinbar auf Vorbestellungen limitiert und viele Kunden hatten dann bis zur Nachproduktion Mitte März auf Ihre Systeme zu warten. CAST ist ein Nischenprodukt einer Zwei-Mann-Firma und hat somit neben dem kleinen Vertriebsnetz noch einige Eigenheiten, das sollte jedem bewusst sein.

Die Idee hinter dem Produkt geht auf die Wünsche der FWT-erfahrenen Chickering-Ayers Brüder zurück, die für ihren sehr anspruchsvollen Skistil ein tourentaugliches Setup benötigten. Sie wollten die Sicherheit und das solide Fahrgefühl von Alpinbindungen mit den Aufstiegsvorzügen einer Pinbindung kombinieren – sozusagen das beste aus beiden Disziplinen. Das Ergebnis: CAST. Das neue System verbessert im Vergleich zum Vorgänger die Funktionalität sowie die Geometrie bei reduziertem Gewicht.

Um sich einen Eindruck über die Leistungsfähigkeit des Systems zu verschaffen, kann man auch andere Athleten, die auf das System vertrauen, und deren „Gangart“ bestaunen (Drew Tabke, Tof Henry, Jeremy Heitz und Sam Anthamatten).

Erster Eindruck

Das System verwandelt eine solide Alpinbindung in eine Freeridebindung mit einer pinfähigen Aufstiegsfunktion. Der Vorderbacken der Alpinbindung wird dazu im Aufstieg durch einen eigenen Pin-Vorderbacken ausgetauscht. Der lose Alpin-Vorderbacken kommt bis zur Abfahrt in den Rucksack und wird beim Abfellen per mitgeliefertem Schnellverschluss zurückgewechselt. Zusätzlich wird ein kleiner Kunsstoffblock fix vor den Hinterbacken montiert. Dieser „Kombiblock“ hat drei Metallbügel. Zwei dienen als Aufstiegshilfen und der letzte Bügel funktioniert mit einer Kunststoffplatte für die Arretierung der Stopper im Aufstieg.

Der Touren-Vorderbacken kann marktübliche Harscheisen für Pinbindungen (etwa von ATK, Dynafit oder Marker) aufnehmen. Somit bietet das CAST System alle Funktionen einer handelsüblichen Touren- oder Freeridebindung.

Materialtests
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Die Montage ist mit geringem handwerklichem Geschick durchführbar. Notfalls könnte man einen Freund, der eine Bohrmaschine und einen Schraubendreher bedienen kann, auf ein Bier einladen. Das Ganze dauert ca. 30min, beziehungsweise maximal zwei Bier.

Nach der Montage kurz getestet: Klick-klack Aufstiegsbacken rein, klick-klack wieder zurückgetauscht. Das macht alles einen soliden Eindruck.

Im Lieferumfang ist folgendes enthalten:

  • Schnellverschluss, bestehend aus zwei Metallplatten, Montageschrauben plus Distanz-Schulterhülsen
  • zwei neue Montageplatten für die Pivot Vorderbacken der LOOK P18 oder älterer Rossignol FKS 18 (Wahlweise für Alpin Sohlen ISO 5355 oder WTR - GripWalk AFD Platten sind mittlerweile auch auf der Cast Website zu finden - erhältlich und austauschbar)
  • Cast-Pintech Vorderbacken
  • Die Kombi-Blöcke zur Stopperaretierung mit Steighilfe und Montageschrauben
  • Montageanleitung, kleine Bohrschablone und SWAG

Montage des neuen Systems

Im Lieferumfang ist neben sämtlichen notwendigen Montageschrauben eine Schablone enthalten. Normalerweise reicht ein Pozi 3 Schraubenzieher, wasserfester Weissleim und eine Handbohrmaschine mit einem Bohrer (HSS oder Holz). Wer unsicher mit der Bohrmaschine ist, nutzt besser noch einen Körner und Hammer oder sogar eine Standbohrmaschine mit Tiefenanschlag.

Wenn man die Schuhe wechselt und beide Sohlenplatten - WTR und Alpin ISO 5355 - in seiner Ausrüstung hat, kann man die Gleitplatten auf dem Caststandfuß rasch tauschen. Zum Austausch wird ein kleiner amerikanischer Innensechskant-Schlüssel benötigt. Dieser ist günstig zu bestellen im Netz.

Vorausgesetzt wird in unserer Beschreibung eine bereits auf einem Ski montierte Look P18. Für generelle Infos zur Skimontage empfehlen wir unseren ausführlichen Artikel dazu.

Die Demontage des P18 Pivot Backens ist, wenn man es genau nach Anleitung macht, nicht schwierig und der gesamte Umbau ist nach dem ersten Schluck am Montagebier in ca. 3 min. erledigt. Falls man sein bereits montiertes Ski Setup nachrüsten möchte: zuerst die Backen vom Ski runter Schrauben. Zur Demontage des Standfußes wird als nächstes der Z-Wert komplett herunter geschraubt, bis die Z-Wert-Schraube samt Innenleben rausfällt. Bevor man nun den Splint gegenüber heraus ziehen kann, ist, wie in der Anleitung beschrieben, sicherzustellen, dass auch die letzte Kunststoffscheibe vorderseitig heraus gekommen ist. Sonst geht es noch nicht.

Tipp: Wenn diese Scheibe drin bleiben möchte, wird hier leichtes Klopfen des Bauteils auf Holz zum Erfolg führen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass neue bzw. fast neue Vorderbacken etwas leichter auseinander zu bauen waren als schon 1-2 Saisonen gefahrene. Bei letzteren brauchte man etwas mehr Geduld, bis alle Teile auseinandergenommen waren.

Nun Splint raus und den neuen Standfuss montieren. Das neue Bauteil, ein robust anmutendes, geschmiedetes Grundteil, das wie das Original die Aufnahme für den Splint hat, lässt die Montage der Originalteile des Pivotbackens problemlos zu.

Auf das Bohrmuster des Vorderbackens im Ski wird mit den neuen längeren Montageschrauben mit den Distanz-Schulterhülsen ein dünnes Blech mit einer kleinen Beule aufgeschraubt. Wasserfester Leim in die Bohrlöcher und die Schrauben handfest anziehen. Achtung: Nicht zu fest anziehen! Das führt sonst dazu, dass das Grundblech entweder leicht verbiegt oder sich die Schrauben schief reinziehen, dann ist die Montage der Vorderbacken oft nicht möglich.

Tipp: Nicht direkt zuknallen, sondern nur leicht anziehen. Und dann abwechselnd die neuen Tourenbacken und den Pivotbacken ansetzen und Stück für Stück die Schrauben anziehen, sodass im festen Zustand beide Vorderbacken (Pin und Pivot) einfach zu montieren und demontieren sind.

Nun werden noch die Kombiblöcke vor den Hinterbacken montiert. Dazu wird die mitgelieferte Montageschablone am Bohrmuster des P18 Hinterbackens ausgerichtet und aufgeklebt. Nun die 4mm Löcher 9mm tief bohren. Etwas Leim in die Löcher geben und die Aufstiegsbügel in den Kombiblock und diesen auf den Ski schrauben. Fertig.

Tipp: Man kann die Löcher für die Steighilfe ohne Schablone und vor allem ohne Demontieren des Hinterbackens bohren. Einfach mittig anhalten und Löcher anzeichnen, funktioniert ohne Probleme.

P18 in der Abfahrt

Der zentrale Drehpunkt ist unter anderem aufgrund des kurzen Bohrmusters der P18-Drehtellerbindung unerreicht. Die große Elastizität im Auslöseverhalten der Bindung ist ebenfalls konkurrenzlos.

Der Pivot-Vorderbacken der P18 hat konstruktiv die „sauberste“ vertikale Auslösung. Die Auslösung dieser Alpinbindung ist deutlich zuverlässiger als bei anderen. Die eingestellten Z-Werte sind sehr präzise und oft niedriger als bspw. in einer vorgespannten Rahmenbindung oder einer Pinbindung mit sehr geringer Elastizität. Trotz der erwähnten Elastizität bewirkt der Kolbenverschluss des Fersenautomaten eine direktere Kraftübertragung auf die Skikante.

CAST ist es gelungen, die originale, geringe Standhöhe der LOOK P18 beizubehalten. Ein deutlicher Vorteil gegenüber allen Rahmenbindungen. Beim CAST Freetour System wird nun der „Standfuß“ des P18 Pivot Vorderbackens durch einen neuen ausgetauscht. Dieser ist nun auch mit WTR Gleitplatte bestückbar. Somit eine Verbesserung zum alten System und der Look P18, welche bis dato nur für ISO 5355 Alpinsohlen freigegeben war. Eine für den Gripwalk Standard angepasste Gleitplatte ist lauf CAST Website mittlerweile auch erhältlich.

Im Vergleich zum alten CAST S&I -System werden die Stopper nun mit dem Kombiblock arretiert und weitere lose Teile, wie die früher genutzten Gummis, entfallen.

Kurzes Vorab-Fazit

Es funktioniert! Bergauf sehr zufriedenstellend, bergab gibt es seitens der umgebauten P18 keine bemerkten Änderungen. Unauffällig & verlässlich.

Kurzer Vergleich zu anderen Systemen

Im Aufstieg ist das CAST Freetour-System den Ultralight Pinsystemen gewichtstechnisch aufgrund der robusten Metallgehäuse unterlegen. Auch im Handling kann der neue Vorderbacken den typischen Touren-Bindungen, wie beispielsweise der Fritschi Tecton, nicht das Wasser reichen. Es ist aber deutlich angenehmer, den Aufstieg mit dem CAST System zu erledigen als mit einer Rahmenbindung. Gleichzeitig sticht das System andere Hardcore-Pinbindungen wie die Dynafit Beast in Punkto Handling und Zuverlässigkeit aus.

Abfahrtstechnisch gibt es kaum besseres als eine P18. Einzig die geringe Längenverstellung schränkt die Nutzung mit Schuhen verschiedener Sohlenlänge etwas ein.

Zum Test und den Testern

Die beiden Tester sind seit Februar 2019 mit dem System unterwegs. Beide sind sehr gute Skifahrer und in erster Linie abfahrtsorientiert und recht zügig unterwegs. Beide nutzen das System meist zu liftunterstützten Touren mit kurzen Aufstiegen in skigebietsnahe Hänge oder zu Kickersessions in nicht erschlossenem Gelände. Es wurden aber auch Aufstiege mit 1000 Höhenmetern unternommen.

Gefahren und aufgestiegen wurde in allen Arten von Schnee. Ob knallharte Piste am Morgen, verharschte Zustiege und Abfahrten zum Erreichen von pulvergeladenen Couloirs oder Tiefschneeträume in Pillowwäldern - es war alles dabei. Montiert wurden die Systeme auf verschiedene Freeride und Powderski wie z.B. K2 Catamaran, Fischer Ranger Ti 108, DownSkis Showdown, oder Praxis Powderboards.

Tobi ist 189cm groß, wiegt ca. 80kg und nutzt das CAST System auf seinem Skigebiets-Powderski (K2 Catamaran), auf dem sonst eine Alpinbindung montiert wäre, zusammen mit einem Dalbello Lupo 130C. Zusätzlich hat er noch einen ähnlichen Ski mit Kingpin für ausgedehntere, reine Skitouren. Das CAST System hat er hauptsächlich für kurze Zustiege, bei denen sich Anfellen im Vergleich zum Bootpacken lohnt, sowie vor allem für Backcountry Kicker Aktionen verwendet.

Basti ist mit etwa 2m Körpergröße und entsprechendem Gewicht im wahrsten Sinne des Wortes ein großer Freund der höheren Geschwindigkeiten. Er nutzt das CAST System auf verschiedenen Ski und ist damit sowohl im Skigebiet als auch auf Skitouren unterwegs.

Wir können also ruhigen Gewissens behaupten, das System einem echten Härtetest unterzogen zu haben!

Jetzt aber raus in den Schnee

Nehmen wir einen normalen Einsatztag: Felle und Cast-Tourenvorderbacken sind neben der persönlichen Sicherheitsausrüstung immer im Rucksack. Ich (Basti) bin im Skigebiet Schilthorn von Mürren aus unterwegs. Es gibt vermutlich noch irgendwo etwas Powder in den bekannten Nordhängen. Da ich heute Morgen schon die direkt erreichbaren Hänge verspurt habe, nehme ich mir einen benachbarten Gipfel, die Hundshore, vor. Nach einer kurzen Abfahrt auf dem windgefrorenen Grat werde ich vermutlich 45min über zwei Stufen zu dem Sattel aufsteigen und nach einer langen, hoffentlich genussvollen Abfahrt noch einmal 40min wieder ins Skigebiet zurück fellen. Die Abfahrt zum ersten Aufstieg durch eher technischen Schnee vor dem Grat erfolgt dank P18 sehr zügig und kontrolliert. Ich kann mich auf die Zuverlässigkeit der Bindung verlassen und überhole noch eine Gruppe potentieller Mitstreiter auf ihrem herkömmlichen Tourenequipment.

Materialtests
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Am Sattel kommen dann die Felle drauf. Der P18 Vorderbacken wird an seinem neuen, kleinen Sicherungsschalter am Standfuß entriegelt und dann abgezogen. Die Sicherung ist lediglich nötig, um den Verlust bei Stürzen oder beim Tragen zu verhindern. Der Backen wird in der Abfahrt durch die Skischuhe in seiner Position gehalten. Ein Rausfallen des Backens während der Fahrt ist baubedingt unmöglich. Die Vorderbacken sind nun sorgfältig im Rucksack zu verstauen. Es wäre wohl ein ziemliches Fiasko, diese am Gipfel zu vermissen, wobei das keinem der Tester in langjähriger CAST-Nutzung je passiert ist.

Der CAST Pinbacken wird unter die Schulterhülsen gesteckt, bis dessen Fixierungssicherung, der kleine Schalter, einklickt. Die Stopper werden mit der simplen, aber sehr gut funktionierenden, Stopperplatte fixiert und zum reibungsfreien Aufstieg in Abfahrtsstellung blockiert. Hierfür muss man die Platte am Kombiblock hinter den Steighilfen nach unten drücken und die Stopper evtl. zusätzlich nach oben zusammen halten, der Stopper klickt von unten in die Platte ein. Anfänglich habe ich dieses saubere Einrasten nicht immer abgewartet und der Stopper sprang während des Aufstieges wieder raus. Das passiert nun nicht mehr. Mittlerweile schaffe ich es auch, die Stopper zu arretieren während ich in der Bindung stehe.

Der Einstieg mit den Zehenspitzen des Schuhs geht mit etwas Übung mittlerweile problemlos und die Pins schnappen nach leichtem Druck nach unten sauber zu. Im geschlossenen Zustand der Pinbacken verriegeln diese gleichzeitig die Position an den Schulterhülsen über zwei Bleche an den vorderen Schrauben, was einen Formschluss herstellt und somit auch ein Lösen des Pin-Vorderbackens verhindert. Also: Vorderbacken verriegeln durch Hochklappen des Hebels und los gehts!

Im flachen Anstieg ist das System unauffällig. Im Gegensatz z.B. zu einer Salomon-Guardian oder Dynafit Beast hat es eine flache, steighilfefreie Einstellung und ich kann mit großer Schrittweite rasch dahingleiten.

Im Aufstieg merke ich den Vorteil des Pin-Systems. Das Klappern, das ich noch von den Rahmenbindungen kenne, fehlt mir nicht. Nun kommt die erste Spitzkehre. Das System hat hier zwei Eigenheiten. Zum Ersten ist der Montagepunkt im Aufstiegsmodus durch den „kürzeren“ Cast-Pinbacken nach vorne verlegt. Ich trete somit nicht in den Hinterbacken und beim Abheben des Skis im Aufstieg stehe ich auch in einem Freerideski mit eher hecklästiger Montage näher am Skischwerpunkt. Zum Zweiten hilft mir der schwere Hinterbacken der Look, da der Ski für eine Spitzkehre einfach nach unten klappt. Des Weiteren ist die Bewegung des Schuhs nach vorne nicht beschränkt. Spitzkehren funktionieren also sehr zufriedenstellend.

Der Aufstieg auf meiner Tour wird steiler, ohne Steighilfe wird es zunehmend anstrengend. Beim ersten Mal musste ich noch nach unten greifen, um die Bügel der Steighilfe auszuklappen. Mittlerweile finde ich mit dem Stock die Bügel und kann diese auf und zu klappen. Die Steighilfe ist dann sehr stabil. Ich kann im Steilen sehr sicher den Ski mit gezieltem Druck auf den Fellen positionieren. Es gibt zwei Bügel mit deutlich unterstützenden Stufen zur Steighilfe. Gemessen habe ich den Winkel bei meinen 337mm langem Schuh nicht. Bei kürzeren Schuhen wird sich diese noch deutlicher auswirken.

Die letzten Meter bis zum Gipfel der Variante: Die Mitstreiter haben mich in den steilen Anstiegen erst spät eingeholt und so sind wir alle gemeinsam oben. Das System funktioniert und hat alle Strapazen mitgemacht. Ich brauche eine etwas längere Pause als die anderen bevor ich wieder zurück baue in den Abfahrtsmodus. Zunächst klappe ich die Steighilfen wieder ein, dann die Stopper indem ich sie kurz hinter dem Fersenteil zusammenhalte. So gehts deutlich leichter und die Platte des Kombiblocks gibt den Stopper frei. Die Platte rastet beim Zurückschieben auf den Kombiblock ein.

Die Tourenbacken lassen sich nach dem Entriegeln der Sicherung leicht abnehmen. Kurz entferne ich den Schnee von den Schulterhülsen, was recht leicht geht, und stecke die Vorderbacken der P18 bis zum Einrasten der Sicherung auf die Ski.

Felle ab und zusammen mit den CAST-Pinbacken zurück in den Rucksack. Schuh zurück in den Abfahrtsmodus und mit einem satten Klack steige ich in die P18 ein. 

Zum Einstieg muss man erneut über einen leicht gefrorenen Grat und ich überhole die Tourengeher, die im schwierigen Schnee auf ihren Ultralightsystemen etwas unsicher und langsam dahin rutschen. Der noch unbefleckte, gepuderte Nordhang wartet auf mich. Der nachfolgende Aufstieg macht mir keine Sorgen. Vielleicht schaff ich ja noch eine Runde…

Qualität des Systems

Die Teile wirken generell sehr hochwertig und robust.

Zur Produktionsqualität dieser ersten Kleinserie wurden uns von den Entwicklern schon folgende Neuerungen für den Pinbacken der nächsten Saison angekündigt:

  • Die Stiftverbindungen, welche die Seitenteile an seine Grundplatte halten, sollen zukünftig genietet werden. (Wir haben keinen Stift verloren, es gab aber einen Fall, wo er sich verschoben hatte und ein anderer Stift schien etwas kurz.)
  • Der Einspritzprozess der Kunststoffteile wird noch serienreif werden. (Es gab einen Einzelfall eines gebrochenen Hebels, dieser ließ sich aber noch bedienen)

Es gab im Test keine Totalausfälle, alle Touren und Unternehmungen konnten wie geplant durchgeführt werden.

Nachdem der ein oder andere leichte Schwierigkeiten bei der Montage hatte, diese Verstimmungen sich aber in der Praxis legten, waren die Stimmen einheitlich positiv. Beide Tester haben sich für das System entschieden, weil sie mit den Aufstiegslösungen ihres Freerideequipments nicht zufrieden waren und das CAST System eine attraktive Alternative bietet. Die Sicherheit einer P18 wissen wir schon lange zu schätzen.

Die oben beschriebenen Tipps helfen bei der Montage und dem Handling dieses Bindungssystems und vermeiden frühzeitige Frustration.

Fazit Basti

Das System ist für mich eine tolle Lösung. Das Allerbeste ist das Gefühl, wenn man nach einem Aufstieg an einem Tourenberg - wenn alle anderen sehr sorgfältig und vorsichtig in Ihre Pinbindungen steigen und über den Acker zum Einstieg zu einem schönen Couloir eiern - ein sattes Klack der P18 hört und sich bei der Abfahrt auf die Alpinperformance verlassen kann.

Es braucht, um diese Performance nutzen zu können, sinnvollerweise sportliche Skischuhe mit Inserts. Viele Hersteller bieten mittlerweile solche Skischuhe an. CAST selbst bietet zusätzlich einen Umbau auf Pin-Inserts für eingeschickte Alpinskischuhe an.

Das Mehrgewicht des Systems fällt bei den oben beschriebenen Einsätzen nicht negativ auf. Es ist ein Freiheitsgewinn für das aktuelle Freerideequipment. Für aufstiegsintensive Touren oder mehrtägige Hüttentouren ist nach wie vor ein gewichtsreduziertes Setup zu empfehlen.

Das CAST- Freetour System ist eine Heavy Duty Variante einer Pin-Bindungen und ist in seiner Art für uns aktuell noch konkurrenzlos. Mitstreiterprodukte wie die Dynafit Beast oder die Salomon Shift gehen Kompromisse ein. Andere Neuerscheinungen wie die B.A.M. Pindung müssen sich erst noch beweisen.

Fazit Tobi

Für mich ist das CAST- Freetour System das ideale Setup auf meinem breiten Skigebietsski - ein Setup rein mit Alpinbindung wird damit überflüssig. Früher habe ich eine Kingpin für kurze Touren oder Zustiege zu Backcountry Kickern benutzt, wollte aber eigentlich im Skigebiet nicht nur mit der Kingpin unterwegs sein und hatte daher noch einen zweiten Ski mit Alpinbindung. Während die Kingpin in weichen Schneeverhältnissen einwandfrei funktionierte, hatte ich immer mal wieder Probleme auf hartem Untergrund und vor allem in den oft harten und unebenen Anfahrten von Backcountry-Kickern.

Mit dem CAST System hat sich das nun erübrigt. Die Kingpin ist nun auf einem weiteren Ski, der nur zum ausgiebigeren Touren gedacht ist, montiert. Daraus ergibt sich für mich ein Riesenvorteil: Ich habe ein kompromissloses Setup mit CAST, das mich vor allem abfahrtstechnisch nicht einschränkt und sobald ich Felle/Vorderbacken im Rucksack habe, ist an einem Skitag quasi alles möglich. Zusätzlich habe ich noch ein weiteres Setup für aufstiegslastigere Unternehmungen wie Hüttentouren, aber auch für Tage mit vielen kurzen Aufstiegen und mehrfachem An- und Abfellen. Hier ist der Komfort der Kingpins und Shifts besser, da man schneller Umgebaut hat. Seit der Vorstellung des Ur-CAST Systems vor ein paar Jahren war ich als FKS/Pivot Fan an dem System sehr interessiert. Als ich es diesen Winter im Februar endlich erhalten habe, war das für mich gefühlt wie ein zweites Weihnachten und das Gefühl hält nach wie vor an - vor allem wenn ich nach dem Hochfellen auf einmal mit einem top Alpin-Setup da stehe.

Vor- & Nachteile

+ Zuverlässiges, robustes System

+ Beste Abfahrtsperformance

+ Unterschiedliche Sohlenwahl (ISO und WTR, GripWalk mittlerweile ebenfalls erhältlich)

+ 2nd Skiset erhältlich, um mehrere Ski mit den Grundplatten auszurüsten. (In Kombination mit in den Ski montierten Inserts an den Hinterbacken erreicht man damit eine demontierbare Bindung, welche auf mehreren Ski verwendet werden kann)

+ Aufnahme von handelsüblichen Harscheisen

+ 2-fache Steighilfe und komplett flache Einstellung

+ Montage daheim möglich (etwas Geschickt ist notwendig)

+ Bohrmuster der P18

- Gesamtgewicht gegenüber anderen Tourenbindungen und ungewohnte Gewichtsverteilung durch den Hinterbacken im Aufstieg

- Skischuhe mit Inserts notwendig

- Die losen Bindungsvorderbacken können theoretisch verloren oder vergessen werden

- Zusätzliche Anschaffungskosten zur Alpinbindung

- 2 zusätzliche Bohrlöcher

Details

Preis ganzes System: 675$ (mit P18)

Preis ohne P18: 345$

2nd Ski set: 100$

Ersatzteile auch einzeln erhältlich.

Gewicht (laut Website): 2000 Gramm "Tourengewicht" pro Paar (ohne die P18 Vorderbacken, welche ja im Rucksack sind)

Hier geht es zur Website von CAST mit weiteren Informationen.

PowderGuide wurden vom Hersteller 2 Kits Kostenfrei zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt ihr in unserem Test-Statement.

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