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Gear of the week

Gear of the Week | PoleClinometer und Clinopole

Oder auch "in any case, just Dangle it!"!

von Anselm Köhler 09.02.2025
Das heutige GotW stellt ein Tool vor, welches als Aufkleber auf den Skistecken gepickt wird und eine präzise und schnelle Messung der Hangneigung ermöglicht. Das Aufkleber-Set nennt sich PoleClinometer und Clinopole. Ersteres wird in den USA schon vertrieben, zweiteres ist eine Erfindung aus Finnland.

Die Hangneigung ist eine wesentliche Komponentem bei der Risikoabschätzung von Schneebrettlawinen. SnowCard, Avaluator, grafische Reduktionsmethode und ebenso topografische Methoden wie Skitouren-Guru und Lawinengeländeklassifikationen basieren hauptsächlich auf der Steilheit des Geländes. Erfahrene Freerider können die relevanten Steigungsklassen (<30°, 30°-35°, >35°) ganz gut im Gelände abschätzen, aber ein regelmäßiger ground-truth schadet niemandem.

PoleClinometer

Das PoleClinometer ist ein Aufkleber, welche Peillinien in gewissen Gradabständen auf den Stock bringt. Diese ermöglichen eine "Line-of-Sight-Inklinometrie", das heißt, man lässt den Stock baumeln und peilt entweder hangparallel, hangaufwärts oder -abwärts. Am besten schaut man auf deren Webseite das Info-Video, um zu verstehen, wie es funktioniert. Der Slogan "in any case, just Dangle It!" ist auf jeden Fall Programm.

Ich finde das ein tolles Tool: Es ist einfach, kostet nicht viel, wiegt nichts und ermöglicht die Hangneigung in verschiedenen Szenarien zu bestimmen. Je nach Grifftyp/Bauform des Stockes baumelt dieser jedoch leicht schräg, was in Kombination mit der Hangform das Finden einer präzisen Peillinie erschweren kann. Die Genauigkeit dieser kontaktlosen Hangneigungsmessung schätze ich auf etwa +/- 2°. Das größte Problem jedoch ist der Wind – und ein Käuferreview bringt es treffend auf den Punkt:

"Tolle Idee, aber in der Praxis bewegt sich der Stock schon bei leichtem Wind viel zu stark, um sich auf die feinen Linien zu konzentrieren und eine genaue Messung zu erhalten … In diesem Fall ist ‚ungefähr‘ einfach nicht gut genug"

Gear of the week
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Clinopole

Das zweite Tool ist zum Bestimmen der Geländeneigung an dem Ort, an dem man sich gerade befindet, also ein Kontakt-Inklinometer. Der Stock mit der Neigungsskala wird senkrecht in den Schnee gesteckt, und der zweite Stock wird horizontal an der weißen Markierung angelegt und so die Hangneigung abgelesen. Im Prinzip ist es ähnlich wie die Stöcke als gleichseitiges Dreieck zu verwenden - siehe dazu den guten Artikel vom Alpenverein. Jedoch kann man mit dem Clinopole direkt die Hangneigung ablesen und muss sich nicht erinnern, was nun 10 cm weiter vom Griffabstand in Grad bedeuten.

Wie genau man die Clinopole Methode anwendet, ist auf der ausführlichen Webseite beschrieben. Ich finde aber die Webseite zu ausführlich, und dadurch wird die simple Methode verwirrend dargestellt. Aber wenn sich das Tool durchsetzt, dann kann ja die Anleitung auch verbessert werden.

Neben der Neigungsskala sind auch die Farben von der Lawinengefahrstufe (gelb=2, orange=3 und rot=4) mit aufgedruckt. Dadurch sieht man auf einen Blick, ob man für die aktuelle Gefahrenstufe schon "zu steil" unterwegs ist.

In der Praxis funktioniert das System gut und wenn man mal den Handgriff raus hat, dann ist in unter 15 s die Steilheit bestimmt. Die Neigungsskala suggeriert, man könne auf den Grad genau messen, jedoch kommt alleine eine Unsicherheit von ebenso gefühlten +/-2° zustande, ob die Stöcke bis zum Schneeteller oder nur bis zur Spitze in den Schnee gesteckt / gelegt werden. Ebenso müssen die Stöcke genau senkrecht und horizontal entlang der Falllinie vom Hang gehalten werden. Der horizontale Stock ist dank der Wasserwaage nicht so problematisch, beim Senkrechte hingegen muss man jedoch genau "danglen" was wiederum zur Windanfälligkeit neigt.

Das sagt die Wissenschaft

Das System aus PoleClinometer und Clinopole wurde beim letztjährigen international snow science workshop in Tromso (ISSW 2024) vorgestellt, zusammen mit einer Publikation, welche die Genauigkeit und Handhabung untersucht hat. Die Publikation als Teil vom Poster "Is slope perception biased?" ist hier zu finden.

Ein Ergebnis ist, dass je nach Erfahrungsstand die Hangneigung bei Erfahrenen unterschätzt wird, und bei Unerfahrenen überschätzt wird. Also es scheint somit für jeden Freerider einen gewissen Bias zu geben, und jeder kann von regelmäßigen Messungen profitieren. Das zweite Ergebniss ist, dass die Aufkleber für die Stöcke gut funktionieren und deckt sich somit mit meiner Erfahrung. Die TeilnehmerInnen haben mit etwas Übung die Hangneigung zu 50 % besser einschätzen gelernt und auch die Zeit zur Messung erheblich reduzieren können.

Abschließend wurde die Zufriedenheit mit den Clinopolen erfragt. Die Meinungen waren gemischt: Während einige die Handhabung als umständlich und potenziell ungenau empfanden, lobten andere die einfache Anwendung bei Kontaktmessungen. Vier Personen fanden das Gerät insgesamt leicht zu bedienen, und eine Person hob die positive Wirkung auf das Bewusstsein für Lawinengefährdung hervor. Insgesamt zeigten sich die Mehrheit der TeilnehmerInnen als zufrieden und werden die Clinopole in der nächsten Saison erneut einsetzen.

Gewinne deinen Clinopole

Es gibt ein Aufkleberset bestehend aus PoleClinometer und ClinoPole zu gewinnen. Alles was ihr dafür tun müsst, ist eure Erfahrung mit Hangneigung messen / abschätzen oder auch sich verschätzen zu teilen. Schreibt dies unten in die Kommentare oder dem erscheinenden Social Media Post (PowderGuide@Instagram / PowderGuide@Facebook) und der/die Gewinnerin wird bis 20. Februar bekannt gegeben.

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