Mit einem Frontensystem wird feuchte Luft aus Nordwesten an die Alpen gedrückt. Wassermoleküle, die irgendwann mal im Atlantik schwammen, werden herumgewirbelt, zusammen mit Feinstaub, Pollen und anderen kleinen Partikeln, die durch Wind und Turbulenz nach oben befördert werden.
Die herbeiströmende Luft stößt am Alpenrand an und muss nach oben ausweichen, wobei sie abkühlt. Dabei steigt die relative Luftfeuchtigkeit bis zum Sättigungspunkt an. Einzelne Wassermoleküle beginnen, an den vorhandenen Staubteilchen anzufrieren und bilden nach und nach eine große, graue, PowderAlarm auslösende Nordstauwolke.
Die Eisteilchen sind nicht zufällig angeordnet, sondern bilden ein regelmäßiges Gitter. Bei Normaldruck hat dieses Gitter eine hexagonale Struktur. Im Verbund reagieren die Atome eines Wassermoleküls auf die Ladung der Atome der Nachbarmoleküle und arrangieren sich auf eine energetisch möglichst günstige Art und Weise. Aus sechs Wassermoleküle entsteht so ein winziges, sechseckiges Prisma – der Grundbaustein einer jeden Schneeflocke.
Aufgrund der Bedingungen in der Wolke (Übersättigung), neigen noch frei herumfliegende Moleküle dazu, sich den sechseckigen Minikristallen anzuschließen. Das heißt, dem sechseckigen Basis-Prisma wachsen nach und nach aus den Ecken heraus Ärmchen (dendritisches Wachstum), die wiederum Verästelungen entwickeln können. Je nach Temperatur und Feuchtigkeit entstehen die klassischen Schneeflockensternchen wie aus dem Bilderbuch, oder andere sechseckige Strukturen, etwa kleine Plättchen oder Nadeln.
Die sprichwörtliche und auch tatsächliche Einzigartigkeit der Schneeflocken ergibt sich aus minimalen Unterschieden in den Umgebungsbedingungen in der Wolke und größeren Temperatur-, Druck- und Feuchtigkeitsschwankungen, die ein Kristall auf dem Weg durch die Wolke durchläuft. Schon kleinste Veränderungen lassen andersförmige Kristalle entstehen und jede Flocke legt einen anderen Weg durch die Wolke zurück - Turbulenzen lassen einzelne Flocken wieder aufsteigen und führen sie durch unterschiedliche Luftschichten.
Schnee als Forschungsgegenstand
In den vergangenen Jahrzehnten wurden bereits viele Fragen zur Entstehung von Schneeflocken und der Physik von Schnee beantwortet. Dennoch ist längst nicht alles geklärt. Die Aufmerksamkeit gilt heute beispielsweise den materialspezifischen Eigenschaften, wie Bruch- und Fliessmechanik, die unter anderem für die Lawinenvorhersage eine wichtige Rolle spielen, oder Austauschprozessen zwischen Schneedecke und Atmosphäre, welche in der Klimaforschung relevant sind.