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Interviews

Interview: Berti Denervaud, FWT Head Judge

Fragen an den Chef Juror und Head of Sport Development des Andorra Tourstopps.

von Benjamin Eggert 23.02.2016
Der dritte Tourstopp der Freeride World Tour in Saalbach-Hinterglemm/Leogang/Fieberbrunn steht vor der Tür. Dabei werden die Fahrer wieder um die Punkte der Judges kämpfen um den Cut für den FWT Stopp in Alaska zu schaffen. Um euch mit etwas mehr Hintergrundinformation dazu zu versorgen hat sich Benjamin Eggert beim FWT Stopp in Andorra mit Head Judge Berti Denervaud über Safetythemen und und das Judging unterhalten.

Der dritte Tourstopp der Freeride World Tour in Saalbach-Hinterglemm/Leogang/Fieberbrunn steht vor der Tür. Dabei werden die Fahrer wieder um die Punkte der Judges kämpfen um den Cut für den FWT Stopp in Alaska zu schaffen. Um euch mit etwas mehr Hintergrundinformation dazu zu versorgen hat sich Benjamin Eggert beim FWT Stopp in Andorra mit Head Judge Berti Denervaud über Safetythemen und und das Judging unterhalten.

PG: Zunächst interessiert uns das Thema Sicherheit. Welche Personen entscheiden, ob der Wettkampf durchgeführt wird?

Wir bilden ein Team aus der Pistenkontrolle, einheimischen Bergführern und dem Organisationskomitee. Die Beurteilung des Wettkampfhangs wird gemeinsam getroffen. Wir haben am Montag (also 5 Tage vor Wettkampf) das Gelände gemeinsam besichtigt und alle nötigen Infos wie Wetter, Schneebeschaffenheit und Prognosen eingeholt. Das Skiresort stellt uns alle Infos zur Verfügung und unterstützt uns bei der Beurteilung.

In den USA entscheidet zum Beispiel vor allem die Pistenkontrolle was durchgeführt wird und was nicht, da haben wir vom Freeride World Tour Komitee nicht so viel mitzureden. Wir haben also am Montag das Face angeschaut und Mittwoch dann entschieden, den Wettkampf aufgrund der Wetterbedingungen einen Tag nach vorne zu verschieben. Für den eigentlichen Wettkampftag war eine Störung mit deutlicher Erwärmung und Regen vorhergesagt.

Montag hatte es 50 cm geschneit und wir haben Dienstag und Mittwoch gesprengt.
Donnerstag haben wir das Face dann „ruhen" lassen, dass sich alles setzen kann.
Wir sprengen aber nicht den ganzen Hang, ein bisschen Powder lassen wir noch übrig. Es ist ja schliesslich ein Freeride-Wettkampf und 100% safe gibt es sowieso nicht.

PG: Welche Info über Sicherheit und Beschaffenheit bekommen die Fahrer vor dem Wettkampf?

Die Fahrer bekommen alle Infos die wir haben. Die Rider besichtigen ein Tag vor Wettkampf mit dem ganzen Team den Hang und wissen dann z.B. auch wo gesprengt wurde. Den Fahrern und uns ist aber wichtig dass der Hang noch fahrbar bleibt.

Der Tag des Wettkampfes war dann sehr safe, aber es bleibt schon immer ein Restrisiko. Das ist auch die Message die wir an die vielen Zuschauer senden wollen. Uns ist das Image das wir vermitteln sehr wohl bewusst und sind manchmal auch besorgt, dass sich viele mit den Fahrern identifizieren und ähnliche Sachen fahren möchten.Wir kommunizieren daher immer auch den Sicherheitsaspekt und die Vorbereitung welche wir treffen: kein Gelände ist sicherer und kein Fahrer „beschützter" als bei dem Wettkampf.

Wir haben seit längerer ausserdem ein weltweites „Freeride Education" -Programm welches unter dem Namen Freeride World Tour Club läuft. Hier stehen wir im engen Kontakt mit Skischulen, welche Schulungen zum Thema Freeriden geben. Sicherheit und Lawinenkunde ist hier ganz vorne mit dabei.

PG: Heute bin ich ebenfalls zum Gipfel an den Start aufgestiegen und habe 3 junge Fahrer getroffen, welche ihr LVS noch nicht eingeschaltet haben. Gibt es einen Grund, warum die Fahrer ihr LVS erst oben anschalten, auch wenn der Aufstieg als sehr sicher eingeschätzt wurde?

Hier gebe ich dir recht, das ist nicht optimal. Oben checken wir die Vollständigkeit der Ausrüstung (LVS, Rückenprotektor, Helm und Lawinen- Rucksack) immer. Aber ehrlich: wir müssten unten auch noch jemand checken lassen bevor die Fahrer aufsteigen, der Wettkampf bzw. die Sicherheit beginnt ja bereits am Boden. Bei den anderen Veranstaltungsorten wird dies auch so gemacht. Hier sind die Zustiege teils weitaus schwieriger und ausgesetzter.

PG: Nun interessiert uns noch das Judging. Wie bewertet ihr und wie entscheidet ihr dass es der Beste „ride" war?

Das ist sehr komplex. Es gibt insgesamt 5 Kriterien: Linienwahl/ wo gehen sie durch (wichtigste), Schwierigkeit, Sicherheit, Geschwindigkeit und Tricks bzw. Air&Style. Das wichtigste ist für uns aus der Jury: was hätte der Fahrer besser machen können und hat er das Maximale aus seiner Linie herausgeholt. Sind wir der Meinung, dass in seiner Linie noch ein bisschen mehr drin gewesen wäre, oder wir erkennen, dass der Rider doch einen eingeplanten Sprung umfährt, gibt es Punktabzug.

Air&Style verstehen die Leute immer am besten; war der Sprung weit,hoch und/oder mit viel Style? Aber es ist nicht nur die Airtime entscheidend, sondern auch die Landung. Du kannst also ein tollen Jump machen aber eine schlechte oder unsaubere Landung haben und dadurch weniger Punkte erhalten. Grundsätzlich starten alle Starter bei 50 Punkten. Es gibt dann zusätzlich Punkte für Geschwindigkeit, Linienwahl und Air&Style bei Stürzen, unsaubere Landungen oder langsamen Fahren.

Nach dem Run vergleichen wir von der Jury dann unsere Bewertungen. Wir diskutieren auch mal aber meistens sind wir uns sehr einig und vergeben ähnlich hohe Punkte. Ein Run dauert ca. 3 min und dann hast du 45 sec Zeit alles zu bewerten. Die Bewertung des Runs machen wir auf einem Dokumentations-Formular, dort können wir den ganzen Hang nachvollziehen und Stürze etc markieren. Wir schauen uns den Run übrigens von der überlegenden Hangseite an, die Kameras aus dem Heli sind dann aber unser zusätzliches Auge.

PG: Muss man selbst ein erfahrener Fahrer sein in der Jury zu sitzen?

Auf jeden Fall muss man ein erfahrener Fahrer sein aber noch wichtiger ist es, dass die Person sich 4 Stunden konzentrieren kann und vor allem sich alles merken kann. Wir haben zum Beispiel 120 qualifizierte Juroren. Bei einem Wettbewerb sind wir dann zu viert. Die Juroren qualifizieren sich wie die Fahrer und starten bei den Junioren bevor sie bei den Erwachsenen bewerten.

Abschliessend ist mir noch wichtig zu erwähnen, dass es ist nicht wichtig ist, ob man einen spektakulären Air macht. Jeder Teilnehmer hat seine ganz eigenen Fähigkeiten und das macht es zu einem sehr offenen Wettbewerb, allerdings wird auch von uns als Juroren eine sehr vielseitige Sichtweise erwartet.

(dieses Interview wurde auf Englisch geführt, frei übersetzt und gekürzt)

Hier Linienwahl des Siegers Ski Herren: Kristoffer Turdell (SWE)

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