Die Freeride Junior World Championships wurde aufgrund schlechter Schneebedingungen von Donnerstag dem 28.01. auf Samstag den 30.01.16 verschoben. Unsere Reporterin Christiane, die leider nicht mehr bis Samstag vor Ort sein konnte, schildert kurz ihre Eindrücke und interessante Hintergrundinfos vom Donnerstag, bevor auf die Ergebnisse des Contests vom Samstag eingegangen wird. Es folgen in weiteren Artikeln noch ein kurzes Interview mit dem deutschen Nachwuchsskifahrer Leo Birker und ein Spotcheck der Berge in Andorra.
Der Freeride Junior Tour wurde 2015 das erste Mal durchgeführt und stationiert dieses Jahr bereits das zweite mal in Grandvalira/ Andorra. Der Wettbewerb stand bereits im Vorfeld unter einem schlechten (Schnee-)Stern.
Der ursprüngliche Wettkampfhang (Pic Alt de Cubil) mitten im Skigebiet Grandvalira, wurde wenige Tage vorher nochmals in die gegenüberliegend Talseite, weit weg vom eigentlichen Skigebiet, verlegt. Das neue Face am Tossa de Carauppräsentierte sich durch seine Südseite etwas günstiger betreffend der Schneebeschaffenheit und Exposition. Die Hoffnung an diesem Hang war, dass die Sonne den kompakten und durchgefrorenem Schnee etwas aufweicht und fahrbarer macht. Diese Entscheidung zeigt, dass die Sicherheit der jungen Fahrerinnen und Fahrer an erster Stelle stehen, Zuschauerfreundlichkeit oder erschwerter Materialtransport des Event-Teams stehen da selbstverständlich hinten an. Die Verlagerung ausserhalb eines Skigebiets bedeutet aber auch, dass der Aufstieg auch für den Facecheck durch eigene Kraft bewältigt werden muss. So wanderten die Rider knapp 1,5 Stunden bis in den Zielbereich des Geländes und suchten sich bereits die beste Linie für ihren Run.
Alles schien bestens, bei der Riders Präsentation am Abend waren alle voller Vorfreude auf den Wettkampf am nächsten Tag und Team USA, mit dem größten Starterfeld von 15 FahrerInnen vor Ort, feierte sich bereits auf der Bühne. Die Amerikanerin Mia hatte ihre ganze Familie als Fanclub dabei und selbst der Opa aus Norwegen war angereist. Eine Rarität ist im Team USA sicherlich Bennett Drummond, der als einziger mit Telemark-Ski beim Wettbewerb antritt. Auch der deutsche Skifahrer Leo Birker war voller Zuversicht und freute sich sichtlich darauf, sein Können zu zeigen.
Am Morgen des Wettkampfs lief alles nach Plan, die Fahrerinnen und Fahrer starteten früh, da der Aufstieg einige Zeit in Anspruch nimmt. Material wie Ski und Snowboards wurde via Helikopter in den Startbereich gebracht. Als die Zuschauer um 9 Uhr am Hang ankamen, sah alles ganz danach aus, dass es gleich losgehen würde. Ursprünglicher Starttermin war 9.30 Uhr. Die Kategorie Ski Men sollte zuerst starten und die Fahrer warten bereits am Start. Doch der Wettergott schien den Fahrern nicht wohlgesonnen, eisiger Wind und eine Wolkendecke ließen den harten Schnee nicht aufweichen.
Eindrücke vom Donnerstag:
Loic Colomb-Patton (FRA) - er fuhr bereits bei der Freeride World Tour mit - durfte als Test-Rider zuerst das Face begutachten und befand es als zu hart. Nach einer weiteren Testfahrt wurde schließlich um 11.30 Uhr entschieden, dass der Contest leider nicht durchgeführt werden kann, „Die Jumps der Rider bei dem hartem Schnee wären einfach zu gefährlich und Sicherheit geht nunmal vor“, so die Veranstalter.
Frühlingsfirn macht Contest möglich
Am Samtag, 30.01.16, war es dann soweit und die Verhältnisse ließen einen Contest am Tossa de Caraup zu, da die Sonne den über Nacht gebildeten Deckel aufweichte und entsprechend frühlingshafte Bedingungen herrschten. Die 59 Rider aus den USA, Kanada, Neuseeland, Mexiko und Europa zeigten den Zuschauern eine hochklassige Show. Der durchschnittlich 35 Grad steile und 300-Höhenmeter lange Wettkampfhang bot ihnen eine große Auswahl an kreativen Linien und viele Gelegenheiten für Sprünge.
Ski Herren: Doppelsieg für Kanada
Die Skifahrer boten ein beeindruckendes Niveau: Airs und Tricks sowie rasante Lines waren die Norm. Der beste Run gelang dem Kanadier Jackson Bathgate (CAN), der mit aggressiven Turns, einem weiten 360 und einem spektakulären Double über einen blinden Roller 91,75 Punkte holte. Sein Landsmann Nigel Ziegler (CAN) belegte mit viel Speed und stilvollen Airs den zweiten Platz. Dritter wurde Xander Guldman (USA), der die Judges mit einer extrem technischen Linie und einem ordentlichen Backflip überzeugte.
Leo Birker (GER) aus Wiggensbach sprang ein schönes Double Cliff und erreichte mit 66,50 Punkten Platz 14: „Ich hatte einen guten Run, ich bin zufrieden. Die Bedingungen waren gut – schönes Wetter, schöner Schnee! Er war zwar ein wenig hart, aber man macht eben das Beste draus.“ Mathieu Gschwandtner (AUT), wohnhaft in Verbier, stand eine ganze Reihe von weiten Sprüngen und erhielt für diesen flüssigen Run 61 Punkte – Platz 18 für den Österreicher. Einen Platz dahinter mit 60,75 Punkten landete sein Landsmann Martin Kogler (AUT) aus Fieberbrunn, der schnelle Turns und mehrere Jumps zeigte.
Ski Damen: Die Norwegerin Synnove Medhus landet an der Spitze
Die Skifahrerinnen nutzten die im Tagesverlauf immer weicheren Schneebedingungen für eine ebenfalls starke Show. Synnove Medhus (NOR) stand mehrere Airs und holte damit den Sieg. Zweite wurde Olivia Askew (USA), der eine kreative Linie mit selbstbewussten Airs gelang. Den wohl stilvollsten Run des Tages zeigte Illona Carlod (FRA), die mit ihrem sauberen Fahrstil dritte wurde.
Snowboard Herren: Fünfter Platz für Timm Schröder
Bei den Snowboardern konnte mit Josep Maria Naudi Descarrega (AND) der Lokalmatador gewinnen und sorgte damit für großen Jubel bei den Zuschauern. Er beeindruckte mit teilweise hohen Airs und sicheren Landungen. Zweiter wurde Loïc Aubert (SUI), der einen soliden Run mit einigen Grabs zeigte. Platz drei ging an Finn Duffey (NZL), Platz fünf an Timm Schröder (GER), der mit einem verspielten Run und mehreren Airs 60,50 Punkte sammelte.
Snowboard Damen: Sieg für Jazmine Erta
Den Contest der Snowboarderinnen gewann Jazmine Erta (ITA), die einige schöne Airs stand. Rang zwei sicherte sich Fiona Torello (ESP), die sich dank einer exzellenten Linienwahl vor Gaëlle Melet (SUI) platzierte.
Die Qualität der Runs zeigt einmal mehr, dass bei den jungen NachwuchsfahrerInnen das fahrerische Niveau ganz schön hoch ist und die meisten von ihnen wohl schon von klein auf beim Freeriden unterwegs waren. Wir sind gespannt, welche der NachwuchsläuferInnen es in naher Zukunft in die FWT schaffen, oder eine Freerideprofi Karriere anstreben werden/können.
Sämtliche Runs der NachwuchsfahrerInnen sind auf www.freerideworldtour.com im Bereich Juniors/World Championships zu sehen.