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Interviews

Partner Interview | Markus Zanier

Zu Besuch bei den Handschuhspezialisten aus Österreich

von Lorenzo Rieg 03.12.2019
Unser Partner Zanier feiert dieses Jahr das 50 jährige Bestehen - Grund genug für uns, im Headquarter in Innsbruck vorbeizuschauen und uns bei Markus Zanier, Geschäftsführer des Familienunternehmens in zweiter Generation, ein wenig über Handschuhe und die Firma Zanier zu informieren.

Lorenzo:
Möchtest Du Zanier erstmal kurz vorstellen? Ich weiß, ihr macht Handschuhe, aber damit hört es dann auch schon auf…

Markus:
Das Unternehmen Zanier wurde von meinem Vater im Jahr 1969 gegründet. Mein Vater war Inhaber eines Sportgeschäftes und hatte immer den Traum etwas Eigenes aufzubauen. Bei einer Reise in die USA hat er zufällig seinen ersten Handschuhproduzenten kennen gelernt und sein eigenes Unternehmen gegründet.

Es hat sich alles nach und nach entwickelt. Wichtig waren uns von Beginn an Kooperationen mit Profis, wie z. B. Weltcup-Fahrern und der Bergrettung Tirol. Gerade letzteres hat nicht nur dazu geführt, dass wir in enger Zusammenarbeit tolle Handschuhe produzieren, sondern hat uns auch viel Aufmerksamkeit gebracht.

Lorenzo:
Und wieso macht ihr nach wie vor fast ausschließlich Handschuhe? So ein Handschuh ist ja ein recht komplexes Produkt, ich könnte mir vorstellen, dass man z.B. mit Klamotten leichter Geld verdienen kann.

Markus:
Schuster, bleib bei deinen Leisten! Wir sind immer bei unserer Kernkompetenz, den Handschuhen, geblieben und das hat sich bewährt. Wir sind der Spezialist für Handschuhe und wie du sagst, ist ein Handschuh ein sehr komplexes Produkt. Ich bin selbst immer wieder erstaunt, wie kompliziert die Produktion ist. Gerade deshalb wollen wir uns als Zanier auf die Produktion von gut passenden und funktionalen Handschuhen fokussieren.

Lorenzo:
Wie bist du denn dann in das Unternehmen gekommen? War es für dich immer klar, dass du eines Tages das Unternehmen weiterführen würdest?

Markus:
Ich bin der Jüngste von drei Kindern und habe eine Ausbildung im Bereich Investmentbanking absolviert. Es war keineswegs ein vorgezeichneter Weg das Unternehmen meines Vaters einmal zu übernehmen. Meine Praktika während der Schulzeit und auf der Uni waren immer darauf ausgelegt verschiedene Geschäftsfelder kennenzulernen. Über die Uni wurde ich beispielsweise zu einem Beratungsunternehmen vermittelt. Dort hat mir allerdings die direkte Verantwortung für mein berufliches Tun gefehlt, denn gerade in der Beratung oder auch im Investmentbanking tritt man immer als Teil eines größeren Unternehmens auf. Was mich immer sehr positiv beeinflusst hat, war der Spaß und die Freude meines Vaters und seines Stammteams an der Arbeit. Das hat mich wirklich geprägt. Um den 60. Geburtstag meines Vaters haben wir dann innerhalb unserer Familie besprochen, dass wir wenn, dann jetzt das Unternehmen in die zweite Generation führen sollten. Ich bin meiner Familie sehr dankbar, dass sie mich nicht zur Firmenübernahme gedrängt haben, sondern ich diese Entscheidung bewusst selbst getroffen habe.

Lorenzo:
Eure Konkurrenten sind ja weniger andere Familienunternehmen, sondern oft gigantische Konzerne mit drei oder vier großen Sportmarken unter einem Dach. Ich stelle mir das nicht einfach vor - wie kann man denn hier als Familienunternehmen mithalten, oder sogar besser sein?

Markus:
Es ist, um ehrlich zu sein, nicht leicht. Unser Vorteil als Familienbetrieb liegt klar in der Flexibilität. Dadurch können wir große Konzerne outperformen.

Wir haben im Bereich Handschuhe in den letzten 50 Jahren eine hohe Kompetenz erlangt und stellen zudem einen gewissen Innovationsgrad am Markt dar. Wir haben zum Beispiel als erster Anbieter 1999 den beheizten Handschuh nachhaltig am Markt platziert. Und wir haben den ersten Handschuh mit GPS-Sensor und kleinem Screen auf den Markt gebracht, was zu dieser Zeit sehr innovativ war. Ein Jahr später kamen die ersten Smartphones auf den Markt und dieser Handschuh wurde dadurch obsolet.

Schlussendlich können wir gut passende Handschuhe herstellen in Verbindung mit smarten Textilien. Darauf fokussieren wir uns seit 50 Jahren und in dem Bereich wollen wir die Besten sein.

Lorenzo:
Was macht jetzt so einen Zanier Handschuh besser? Was würdest du mir sagen, wenn ich als Kunde in einen Laden komme und einen Handschuh kaufen möchte - warum Zanier?

Markus:
Wir legen größten Wert auf eine angenehme Passform, optimalen Kälteschutz und ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis. Durch unsere aufwändigen, speziellen Schnittführungen, die wir teilweise patentieren ließen, erreichen wir eine sehr hohe Wärmeleistung. Wir verwenden zudem innovative Materialien, beispielsweise im Bereich nachhaltiger Isolierungen. Wir beschäftigen uns schließlich rund um die Uhr mit Handschuhen.

Lorenzo:
Das heißt ihr werdet, bzw. müsst euch und eure Produkte auch kontinuierlich weiterentwickeln, um vorne dabei zu bleiben?

Markus:
Wir entwickeln uns als Unternehmen ständig weiter, gerade im Zeitalter der Digitalisierung. Wir waren immer sehr schlank aufgestellt, sind aktuell 9 Personen im Unternehmen, und haben sehr viel outgesourced und digitalisiert. Das ist gerade im Bereich Prozessmanagement und strategischem Management sehr spannend. Natürlich stellen wir uns zudem unaufhörlich die Fragen: Wie können wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten? Wie können wir den Handel besser unterstützen? Wie können wir unsere Partner optimal einbringen? Und so weiter.

Lorenzo:
Und kommt ihr dann auch noch viel zum Skifahren?

Markus (lacht):
Leider viel zu wenig, denn der Winter ist unsere Hochsaison. Ich versuche dennoch so viel Zeit wie möglich für den Wintersport einzuräumen, gehe so oft wie möglich mit meinem Sohn Skifahren und mag Skitouren und Freeriden. Mittlerweile kann man schließlich mobil von fast überall aus arbeiten und gerade für mich ist die Arbeit kein klassischer nine-to-five Job.

Lorenzo:
Aber du bist als Tiroler also schon klassisch mit dem Skifahren aufgewachsen? Und vermutlich hast du auch das ein oder andere Skirennen absolviert?

Markus:
Meine Eltern haben mich mit 2 Jahren auf die Ski gestellt. Im Gegensatz zu meinem Vater wollte ich nie Rennen fahren, sondern war immer vom freien Gelände begeistert. Wir hatten eine kleine Berghütte und ich denke immer extrem gerne daran zurück, wie wir freitags zur Hütte gefahren sind. Wir haben uns auf der Rückbank des Autos meiner Mutter umgezogen und sind direkt Skifahren gegangen, am Sonntag ging es dann wieder zurück. Das war für mich immer ein Highlight und ich habe diese Ausflüge immer sehr genossen. Ich fühle mich auf Ski also viel sicherer als zum Beispiel im Badesee.

Lorenzo:
Haha, ich mich auch. Bei uns auf PowderGuide geht es ja viel um Freeride und Skitouren. Es ist jetzt doch schon einige Jahre her das dieser Trend aufgekommen ist - hat der denn auch für euch etwas bedeutet oder geändert? Braucht man da zum Beispiel wirklich andere Produkte? Die Hände müssen ja genau so warm bleiben wie beim Piste fahren.

Markus:
Beim Freeriden und bei Skitouren sind die Ansprüche an die Handschuhe schon anders als bei anderen Sportarten. Im Aufstieg benutzt man außerdem andere Handschuhe als bei der Abfahrt. Der Kreislauf ist beim Aufstieg sehr aktiv, man schwitzt und es ist einem eher warm. Ich persönlich verwende beispielsweise total gerne den Lodenhandschuh Hallstatt. Ich finde das Lodenmaterial super und es ist atmungsaktiv, die Innenhand ist aus feinem Leder und das taugt mir beim Hantieren mit Stöcken. Am Gipfel muss ich mich immer umziehen, denn dann werden meine Hände schnell kalt. Ich halte sie dann gerne mit einem dicken Handschuh warm, z. B. mit dem Illusion. Es ist einfach super wichtig die eigene Komfortzone zu kennen, auch hinsichtlich des Materials.

Es gibt passende Produkte für verschiedenen Ansprüche. Ein Beispiel sind die Modelle mir Schafwolle, die wir mit der Bergrettung Tirol entwickelt haben. Die Handschuhe sind optimal auf die Bedürfnisse in Extremsituationen ausgerichtet und das trägt zur Glaubwürdigkeit am Markt bei. Wir produzieren Handschuhe, die unsere Partner und wir selbst verwenden und von denen wir überzeugt sind. Und wir haben gute Lösungen für jeden Anspruch!

Lorenzo:
Und was kommt so als nächstes? Wie geht es weiter mit den Handschuhen? Was überlegt ihr euch und was entwickelt ihr? Was macht Zanier 2025 für Handschuhe?

Markus:
Wir beschäftigen uns stark mit natürlichen und nachhaltigen Materialien. Wir sind seit 2019 der erste Handschuhproduzent weltweit, der CO2-neutral produziert. Dafür haben wir unter anderem die bisher verwendeten Materialien genau durchleuchtet. Ein weiterer Punkt war es sich unser Unternehmen generell anzuschauen - wo können wir Ressourcen schonen und sparen und wie können wir nachhaltiger werden. Das war ein wirklich großer und wichtiger Schritt für mich als Unternehmer. Vor allem die Erkenntnis, dass jede Art von persönlichem oder unternehmerischem Handeln automatisch Ressourcen verschwendet, war allerdings frustrierend für mich. Das muss man einfach akzeptieren.

Konkret ging es um natürliche Wollisolierungen, nachhaltige Daune und um polyesterbasierte Materialen, da diese leicht recyclebar sind. Zum Beispiel haben wir unsere eigene wasserdichte Membran aus dem Sortiment genommen und verwenden Sympatex® als Alternative, weil die Membran recyclebar und ökologisch ist. Oder die neue Bio-Isolierung von PrimaLoft®, die aus recyceltem Material besteht, abbaubar ist und dabei genauso wärmt wie herkömmliche Isolierungen. Wir machen einfach viele kleine Schritte, um nachhaltige Produkte anbieten zu können.

Bis 2025 planen wir außerdem, unsere Heizhandschuhe neu zu erfinden. Wir sind bereits mitten in der Produktentwicklung und sprechen dann sicherlich in der Zukunft nochmal darüber.

Lorenzo:
Ich würde da gerne nochmal ein bisschen nachfragen, weil das ja auch bei uns ein großes Thema ist - was heißt es denn, wenn du mir jetzt sagst, Zanier ist CO2-neutral oder der Handschuh ist CO2-neutral? Wahrscheinlich wird das irgendwie zertifiziert? Wie kommt man denn da überhaupt hin? Du hast viel von Material gesprochen, aber wie ist es zum Beispiel mit Transport, ist das alles eingerechnet?

Markus:
Wir haben die Zertifizierung über das Beratungsunternehmen Climate Partner in München gemacht. Es wurde das gesamte Unternehmen überprüft und festgestellt, wo wir Energie verbrauchen, wie unsere Prozesse aussehen und wieviel CO2 wir erzeugen. In Tirol haben wir das Glück mit einem nachhaltigen Strommix versorgt zu werden, zudem sind wir als Unternehmen in einem sehr Energie-effizienten Gebäude untergebracht. Da wir noch dazu eine recht kleine Mannschaft sind und alle aus der Region kommen, hatten wir relativ gute Voraussetzungen.

Anschließend haben wir uns angeschaut, was wir in unserem Tun verbessern und vermeiden können. Beispielsweise reisen wir soweit möglich mit dem Zug statt mit dem Auto. Außerdem haben wir überprüft, wie alle verwendeten Materialien erzeugt werden und wieviel CO2 dabei anfällt. Schockierend für mich war bei den Materialien das Leder. Für mich war Leder immer ein sehr nachhaltiges Material, die Erzeugung produziert allerdings eine große Menge CO2. Hier muss man dann abwägen: welche Materialien will ich verwenden und was will der Kunde?

Wir erzeugen durch unseren Produkt- und Prozessmix eine gewisse Menge an CO2. Diese Menge versuchen wir so gut es geht zu reduzieren. Nicht vermeidbares CO2 wird durch CO2-neutralisierende Projekte ausgeglichen. Wir haben uns dazu entschieden, einerseits unsere Region, also den Alpenraum in Deutschland, Österreich und der Schweiz, zu unterstützen. Daher gehen 50% unserer Kompensation an Projekte, unter Anderem zur Aufforstung in den Alpen. Die zweite Hälfte investieren wir in Windparks in China, um auch den Beginn unserer Wertschöpfungskette abzudecken. Wir wollen dort nicht nur produzieren, sondern uns auch mit guten Projekten engagieren.

Lorenzo:
Das Ganze ist ja nicht umsonst - andere Materialien, Ausgleichsprojekte, andere Prozesse, das klingt sogar richtig teuer. Ist der Vorteil für Zanier als Unternehmen da denn so groß? Verkauft ihr mehr Handschuhe? Oder macht ihr das, weil ihr ein nachhaltiges Unternehmen sein wollt?

Markus:
Die CO2 neutrale Produktion ist mit hohen Kosten verbunden. Ich habe einen kleinen Sohn und da denkt man vermehrt darüber nach, wie es wohl sein wird, wenn er groß ist? Wie wird die Welt ausschauen, wenn er so alt ist wie ich jetzt bin? Was müssen wir jetzt tun, damit es unseren Kindern und Enkelkindern in Zukunft so gut geht wie uns jetzt?

Für mich als Unternehmer und Eigentümer von Zanier ist das sehr wichtig und ich gehe davon aus, dass auch unsere Kunden dieses Engagement in Zukunft schätzen. Das Thema ist vergleichbar mit den Arbeitsbedingungen. Wir haben seit jeher gute Arbeitsbedingungen in unseren lizenzierten Produktionsstätten und haben das auch stets sehr stark auditiert. Es ging uns nie um den billigsten Produktionspreis, unser Fokus lag stets auf Fairness unseren Partnern gegenüber. Für mich - oder für uns als Familie - war immer wichtig, dass man lebt und leben lässt.

Lorenzo:
Ist sowas ist in einem Familienunternehmen leichter umzusetzen? Weil, sind mir mal ehrlich, heutzutage macht jeder etwas mit Nachhaltigkeit – fast jede große Firma hat eine Nachhaltigkeitsabteilung, aber das wirklich zu leben, ist eben nicht so einfach.

Markus:
Es gibt zwei Gesellschafter bei uns, meinen Vater und mich. Wir können zum Glück nach den Werten arbeiten und leben, die unserer Familie und unseren Mitarbeitern wichtig sind. Deswegen war das Thema bei uns auch relativ schnell entschieden. Wie du sagst, es machen viele Unternehmen immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit. Dabei werden sich die Resultate nicht sofort zeigen, aber ich finde es wichtig, möglichst viele Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Man muss jeder für sich überlegen, was Nachhaltigkeit im eigenen Leben und Tun bedeutet.

Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist mittlerweile ein Teil von Zanier. Wir genießen unsere Berge und unsere Natur und setzen uns dafür ein, dass das auch bei unserem 100 jährigen Jubiläum noch so ist.

Lorenzo:
Gibt es noch was, das wir wissen sollten - über dich, über Zanier, über Handschuhe?

Markus:
Also über mich nicht, ich bin eigentlich eher langweilig. Was ich noch erwähnen möchte: eine Studie besagt, dass jedes Jahr 10% der Unternehmen verschwinden. Und da bin ich wirklich stolz, dass wir als Familienbetrieb bereits 50 Jahre bestehen und hoffentlich auch noch lange weiter Handschuhe produzieren.

Ich freue mich sehr über euer Interesse. Es taugt mir, dass die Leute erfahren, dass wir hier in Tirol tolle Produkte entwickeln, testen und designen. Und dass es mit uns einen Anbieter für qualitativ hochwertige Produkte für den Bergsport direkt aus den Bergen gibt.

Lorenzo:
Letzte Frage: Skitour, Freeride, Piste fahren mit der Familie, was machst du am liebsten?

Markus:
Ich mag alles. Mein Sohn ist jetzt 5 Jahre alt und wir sind meist auf der Piste unterwegs - das macht mir Spaß. Letzten Winter war ich viel am Zauberteppich auf der Seegrube, wobei wir dann gegen Ende der Saison schon den Sessellift fahren konnten. Da war ich richtig stolz!

Alleine mag ich es schon etwas extremer. Ich bin gerne auf Tourenskiern unterwegs und gehe Freeriden. Wichtig ist mir, dass man immer einen gewissen Respekt vor der Natur hat. Ich habe gerade im Winter nicht viel Zeit für Sport, da ich doch viel im Büro sitze. Aber das Wichtigste ist doch, dass man dann die frische Luft und das draußen Sein schätzt und genießt, auch mal bei nicht perfekten Bedingungen - und das tue ich sehr. 

Lorenzo:
Vielen Dank für das Gespräch!

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