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Interviews

PartnerNews | Engelberg - Interview mit Snowflake

Snowflake gibt uns Einblicke in seinen Alltag

von Klara Stang • 29.10.2023
Wir haben von Snowflake in den vergangenen Wochen ja schon einmal berichtet. Nun hatten wir die Gelegenheit, ihn noch ein bisschen besser kennenzulernen. Im Interview werden seine positive Einstellung und seine Liebe zur Natur deutlich, sowie seine eigenwilligere Meinung zu SicherheitsausrĂĽstung abseits der Piste.

Werbung // Dieser Beitrag ist Teil einer Werbepartnerschaft zwischen Engelberg-Titlis und PowderGuide // Werbung

Ein weiteres Mal berichten wir über den Glücks- und Höhenmetermillionär Henry, der in Engelberg als die Legende Snowflake bekannt ist. Wenn die Bedingungen es zulassen, findet man ihn im Schnee. Wir wollten ein wenig mehr über ihn und seine Einstellung zum Berg sowie seinen Alltag erfahren. Mit Witz und einem Gespür für Humor beantwortet er unsere Fragen. Ihn zu erreichen ist allerdings gar nicht so einfach. Er entzieht sich der fortschreitenden Technologie und führt ein ruhiges Leben ohne technischen Schnickschnack. Daher wurden die Interviewfragen schriftlich an ihn weitergegeben und wir haben die Antworten transkribiert zurückbekommen.

PG: Was macht dich zum Höhenmetermillionär?

SNOWFLAKE: Ach mit dem Namen kann ich eigentlich gar nicht viel anfangen. Der wird einfach genutzt, weil ich fast jeden Tag auf den Ski stehe und so über 150 Tage in der Saison in Engelberg auf dem Berg bin. Ich würde mich viel eher als Glückmillionär bezeichnen – denn Skifahren gibt echt ein super Gefühl.

Trägst du auch mal manchmal eine Mütze? Und welche Sonnencreme empfiehlst du?

Eigentlich nie resp. so ab minus 10-15 Grad und bei bissigem Wind ziehe ich dann schon auch was an.

Sonnencreme trage ich hingegen konsequent. Da nutzte ich meistens solche die ich im Skigebiet so finde. Du möchtest gar nicht wissen wie viele Tuben man da findet, wenn man so viel im Gebiet unterwegs ist.

Was nimmst du alles mit fĂĽr einen Tag am Berg? Was darf niemals fehlen?

Die Kappe ist immer im Sack, auch wenn ich sie in der Regel nicht aufhabe. Aber für den Notfall möchte ich gewappnet sein.

Ansonsten in der Regel einige Cassis Pastillen. Das nimmt mir auch den Hunger. Ich esse jeweils FrĂĽhstĂĽck und bei einem Skitag bis am Abend eigentlich nichts mehr.

Im Frühling habe ich dann jeweils zusätzlich eine Sonnenbrille mit dabei (ab ca. März).

Wie, wo und wann hast du Skifahren gelernt?

Zwischen den Beinen meiner Mutter – das vergesse ich nie. Das war 1950 mit drei Jahren. Dazumal war das noch ein größerer Krampf mit den schweren Skis, sowohl bei der Liftfahrt wie auch bei der Abfahrt.

Wie viele Paar Ski besitzt du?

Seit Jahren pflege ich ein gutes Verhältniss mit Stöckli und wechsle zwischen drei Skis. Einerseits habe ich einen Carving Ski, einen Allrounder und einen Stormrider (Freeride).

Ich habe gesehen, du bootpackst auf den ein oder anderen Gipfel. Gehst du auch Skitouren?

Ja klar – wenn der Skibetrieb einstellt, bin ich noch lange in den Bergen auf den Ski unterwegs. Dann hat es noch so gut Schnee und da bin ich sehr intensiv am Skitouren. Aber solange das Skigebiet offen hat trifft man mich dort.

Wie informierst du dich ĂĽber die Schneebedingungen? Wie bewertest du Risiken am Berg?

Das ist das Know-How aus den unzähligen Jahren. Ich beobachte JEDEN Tag das Wetter, Wind und Schnee. Diese endlos vielen Puzzleteile geben mir ein Bild, wie ich mich verhalten muss.

Warum entscheidest du dich gegen LawinenausrĂĽstung?

Das ist so falsch. Alle diese AusrĂĽstungen sind sehr intelligent und gut und ich bin daher ĂĽberhaupt nicht dagegen. Die Situation bei mir wuchs einfach ĂĽber die vielen Jahre.

Auch Reinhold Messner verzichte auf das ganze Zeugs, weil es eine falsche Sicherheit vorgaukeln kann. Ohne die ganzen Ausrüstungen geht man anders in die Natur und mit dieser um, als wenn man sich bis unter die Zähne "bewaffnet".

Statt sich anzupassen, möchte man sich heute immer mit allen möglichen Ausrüstungen absichern. Beispielsweise auch beim Schwimmen im See macht es Sinn Bojen/Luftkissen mitzunehmen. Meinerseits gehe ich jedoch einfach nicht mehr bis in die Mitte des Sees – auch ich werde mit dem Alter vorsichtiger und passen mich den Gegebenheiten an. Ich bekomme so auch ein ganz anderes Gefühl und bin viel stolzer das geschafft zu haben.

Handy, ABS, LVS etc. – die Leute haben ja durchaus recht. Ich bin dafür deutlich sensibler unterwegs und bin mir auch durchaus des Restrisiko bewusst, aber da ändere ich mich nicht mehr und bin seit jeher ohne Rucksack unterwegs. Aber nochmals, ich finde es gut, wenn Leute diese Ausrüstzungen nutzen.

Warst du schon mal in einer gefährlichen Situation am Berg? Wie hast du sie gemeistert?

Einmal ist eine Wechte ĂĽber mich gebrochen und hat mich begraben. Da wird es unmittelbar Nacht und du weiĂźt nicht mehr, was unten oder oben ist. Ich konnte mich mit dem Stock und viel Graberei zum GlĂĽck selber befreien.

Ein andermal ist die Schneedecke in einem Colour mit Frühlingsschnee wie Tafeln meterhoch unter mir abgebrochen. In dem Moment des Abbruchs kann man schlicht nichts machen und ich hatte ziemlich Glück, nicht mitgezogen zu werden. Meine Knie schlotterten und ich war anschließend in den ersten Momenten regelrecht manövrierunfähig. Auf der abgerutschten Fläche dann abfahren zu wollen war gar keine gute Idee und fast unmöglich. Ich konnte so gut wie keine Kante geben.

Schon 2–3-mal war ich in Lebensgefahr – einmal auch in einem Flugzeug in massiven Turbulenzen und wurde regelrecht in den Stuhl gedrückt. Da hatte ich innerlich bereits abgeschlossen. Solche Erlebnisse verursachen ein Leere im Kopf – da schaltet das Hirn wohl ab und man ist gar nicht mehr zurechnungsfähig.

Bist du lieber allein oder mit Freunden am Berg? Wer ist deine liebste Begleitung?

Grundsätzlich fahre ich gerne allein, aber mit netter Begleitung ist auch super. Am liebsten jedoch bis max. 4 Leute, sonst ist mir die Gruppe dann zu groß. Oft fahre ich mit den gleichen zwei drei Leuten.

Wenn ich alleine fahre, schätze ich es durchzufahren. Auf dem Titlis kann ich bspw. vom Titlis auf 3000 Meter ins Dorf (1000) fahren. Aber auch den Steinberg, das Laub oder den Galti an einem Stück zu fahren ist herausfordernd und faszinierend. Während einer Fahrt muss man sich laufend umzustellen, denn oft sind die Konditionen auf 3000 Meter anders als weiter unten.

Diese Herausforderungen mache ich einfach fĂĽr mich und da habe SpaĂź dran. Skitouren im FrĂĽhling gehe ich oft allein. Wenn ich mit jemanden gehe, mit dem ich mich super verstehe, gehe ich durchaus lieber zusammen aber sonst lieber allein. Es reizt mich die Materie, meine Umgebung, selbst zu entdecken und dann bin ich auch viel sensibler unterwegs.

Du beschreibst den Winter wie Schokolade, auf die du im Sommer sehnlichst wartest. Was machst du während dieser Zeit des Wartens?

Ab März gehe ich bereits wieder im See schwimmen – starte dort mit kleinen Runden, auch wenn das Wasser erst 8 Grad hat. Dann gehe ich sehr gerne in die Berge – bspw. um Kristalle zu suchen. Im Frühling bei der Schneeschmelze hat es meisten noch sehr wenige Leute in den Bergen. Und das ist fantastisch.  Morcheln suchen beginnt dann am April – das kräftigt die Augen und auch später pilzle ich natürlich und das geht bis in den September. Dazwischen, im Mai geht’s los mit fischen. Meistens findet man mich in den Schluchten und auch sonst an unzugänglichen Stellen – da kraxle ich jeweils an die verlassensten Orte. Zudem wandere ich im Sommer viel in den Bergen, beobachte Tiere und studiere die Flora und Fauna.

Ein Warten in diesem Sinne gibt es für mich nicht – den Sommer genieße ich genau gleich wie den Winter, auch wenn ich durchschnittlich jeden zweiten Tag im Jahr auf den Ski stehe.

Das waren also die Einblicke in Snowflakes Leben. In dem Video Engelberg Titlis: Höhenmeter Millionär erklärt er zudem nochmal genauer, warum er sich gegen die Nutzung von Sicherheitsequipment ausgesprochen hat. Wir empfehlen wir allen Bergbegeisterten abseits der Piste dringend das Mitführen der Standardsicherheitsaussrüstung (LVS, Schaufel und Sonde). 

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