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Interviews

PowderPeople | Bootfitter Marc Achmüller

Ein Gespräch über richtiges Skischuhkaufen, den Skischuh der Zukunft und die Vorzüge des spezialisierten Einzelhandels.

von Lea Hartl 02.10.2016
Das Schuhlabor Marc Achmüller ist ein Traditionsbetrieb in der vierten Generation. Schuhmachermeister Achmüller hat das Geschäft in Steinach am Brenner 2011 von seinem Onkel und Lehrmeister Herbert Auer übernommen. Davor führten es Großvater Hermann und Urgroßvater Josef Auer. Achmüller macht alle Arten von Maßschuhen, sein Hauptgeschäft sind aber das ganze Jahr über Skischuhe, auf deren Anpassung er sich schon in der Ausbildung spezialisiert hat. Wir haben uns mit Marc Achmüller über sein Handwerk unterhalten und dabei einiges über Skischuhe gelernt.

PG: Hallo Marc, danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Fangen wir am Anfang an: Worauf sollte man achten, wenn man neue Skischuhe kauft?

MA: Das häufigste Probleme ist, dass Leute viel zu große Schuhe kaufen. Nur wenn ich die richtige Größe habe, stimmt auch alles andere, zum Beispiel die Knöchelposition.

PG: Wie kann man sicher gehen, dass die Größe stimmt?

MA: Man muss die Schuhe natürlich anprobieren und je nach dem, wie viel Erfahrung man damit hat, muss man dafür in ein Fachgeschäft gehen, wo sich die Leute wirklich auskennen. Als typischer Konsument kaufe ich vielleicht alle 3 bis 5 Jahre einen Skischuh. Ich habe also alle paar Jahre einen Anlass, mich über Skischuhe zu informieren. Ein guter Verkäufer informiert sich ständig, der hat ganz andere Erfahrungswerte. Ein richtiges Fachgeschäft hat auch eine gewisse Vorauswahl von guten Produkten im Sortiment. Ich könnte viel mehr Schuhe im Laden stehen haben, aber ich möchte nur die, die wirklich funktionieren und die ich mit gutem Gewissen verkaufen kann. Ich lebe auch vom Verkauf, das ist ganz klar, aber ich lebe besser, wenn ich ehrlich etwas verkaufen kann.

PG: Wenn ich jetzt merke, dass mein Schuh zu groß ist und die Ferse rutscht, kannst du nicht viel machen, oder?

MA: Die Schale kleiner machen geht nicht. Die Leute kaufen Skischuhe wie Halbschuhe. Sie meinen, sie brauchen einen Fingerbreit Luft vor den Zehen, und damit ist der Skischuh eigentlich schon zu groß gekauft. Ich stehe in einem Skischuh ganz anderes, als in einem normalen Schuh. Man rollt da ja auch nicht ab, das geht gar nicht. Bei Skischuhen fehlt den Leuten die Routine und das Gefühl, wie man es von anderen Schuhen kennt– der passt mir oder der passt nicht. Wenn ich dann in ein Geschäft gehe, wo sich der Verkäufer vielleicht nicht auskennt oder keine Zeit hat, und ich kaufe einen Schuh, bei dem ich das Gefühl habe, der sitzt so wie meine Turnschuhe, dann ist der normalerweise viel zu groß.

PG: Was ist von geschäumten Innenschuhen zu halten?

MA: Wenn es gut gemacht ist sehr viel. Das Schäumen selber ist eigentlich nur Schaumschütteln, das Wichtigste ist die Vorarbeit. Die Schale und das Fußbett müssen ordentlich gemacht werden. Wenn der Schuh zu weit ist, kann man das mit Ausschäumen ganz gut richten. Einen Schuh zu schäumen, der zu schmal ist, bringt überhaupt nichts.

PG: Ich habe das Gefühl, dass mir bei meinen Skischuhen die 27-27.5er Schalengröße etwas zu knapp ist, 28-28.5 als nächst-größere Schale aber zu groß. Was soll ich da machen?

MA: Die größere Schale ist dir zu groß, das funktioniert nicht. Es gibt verschiedene Angaben für die Schuhgröße. Ein Halbschuh in Größe 38 ist zum Beispiel französisches Stichmaß, da ist der Unterschied zwischen den ganzen Größen 6.6 mm. Dann gibt es die UK Größen, 4, 4.5, 5, und so weiter. Da sind 8.4 mm zwischen den Größen. Skischuhe werden nur in Mondopoint produziert, da ist der Unterschied zwischen den Größen ein voller Zentimeter. Die 28er Schale ist also einen Zentimeter länger als die 27er Schale. Das ist fast so, wie wenn man normalerweise Größe 41 hat und dann plötzlich 43 kauft, was viel zu groß ist.

PG: Also immer die kleinere Größe nehmen, wenn man zwischen Schalengrößen ist, und dann den Schuh anpassen lassen?

MA: Eher die kleinere, ja. Wobei es natürlich auch darauf ankommt, wie breit der Fuß ist, wie schlank die Ferse ist und wie sonst die Hebel sind. Die Unterschalen werden in Zentimeter Abstufungen gemacht, aber die Manschetten sind oft über zwei oder drei Nummern gleich. Es kann schon sein, dass man einen 25er Schuh kauft, wo dann die Unterschale 25 ist und die Manschette 24-25.5. Wenn man eine Nummer größer nimmt, hat die Unterschale 26, die Manschette aber schon 26-27.5. Das ist ein ziemlich großer Unterschied, die Manschette ist oben viel weiter und geht höher rauf. Vor allem bei Kindern ist das oft ein Problem und von einer Größe auf die nächste passt plötzlich gar nichts mehr zusammen. Das muss man ausprobieren.

PG: Ich habe jetzt also einen Schuh und komme drauf, dass er drückt. Der Sportshop im Skigebiet wirbt mit Bootfitting und Passformgarantie. Bietest du solche Garantien auch an?

MA: Wenn jemand was von Passformgarantie schreibt, ist das mit Vorsicht zu genießen. Ich mache das jetzt seit 20 Jahren, ich habe alle Ausbildungen, die man in dem Bereich haben kann. Der Fuß ist eins der komplexesten Gebilde im menschlichen Körper. Zusätzlich ist das persönliche Empfinden oft ganz unterschiedlich. Ich würde mich nie trauen, eine Garantie zu geben. Das ist unseriös. Das ist so, wie wenn der Koch garantiert, dass das Essen schmeckt. In großen Sportgeschäften mit Garantie ist das oft irgendein Schnellservice.

PG: Was kannst du, was die nicht können?

MA: Was beim Skischuhanpassen zählt, ist Erfahrung. Ich weiß bei weitem nicht alles und ich werde nie alles wissen, aber mit jedem Kunden wird die Erfahrung größer und ich kann besser arbeiten. Du siehst ja, was hier für ein Maschinenpark steht. Die Sportläden haben vielleicht einen Ofen, wenn überhaupt. Ich habe viel ausprobiert und mir viele Maschinen selber gebaut, genau wie ich sie haben will. Die gehören zu meinem Betriebsgeheimnis!

Das Ganze ist ein Lernprozess und ich habe viele Schuhe auf eigene Kosten kaputt gemacht, bis ich rausgefunden habe, was funktioniert und was nicht. Dafür kann ich jetzt sagen, dass ich mit allen üblichen Schalenmaterialien gut zurecht komme und sie formen kann, zum Beispiel durch punktuelles Dehnen, Fräsen und thermoplastisches Verformen. An den Innenschuhen kann man natürlich auch sehr viel machen, bis hin zum kompletten Maßinnenschuh.

PG: Also unbedingt in ein Fachgeschäft gehen?

MA: Auf alle Fälle. Es gibt sicher überall Leute, die sich bemühen, die sicher auch einen gewissen Erfahrungsschatz haben, aber das ist alles ganz schön schwierig. Ich muss den Kunden auch einschätzen können. Das persönliche Gefühl im Schuh hat nur der Kunde! Ein Skischuh muss Kräfte übertragen und dafür muss er eng anliegen. Es gibt Leute, die halten das einfach nicht aus. Man kann nicht garantieren, dass nie was drückt und das darf man auch nicht immer erwarten. Man muss sich ja auch am Anfang der Saison erst wieder an die Skischuhe gewöhnen. Wenn man das ganze Jahr über keine festen Schuhe anhat und zum Saisonanfang 10 Stunden lang in den nagelneuen Skischuhen steht, kann das nicht angenehm sein. Das sollte einem der Hausverstand sagen

PG: Was gibt es denn für Materialien bei den Schuhen und wie unterscheiden sie sich?

MA: Bei hochwertigen Alpinschuhen gibt es vor allem Polyurethan und bei den richtigen Weltcup Rennschuhen Polyether. Bei leichteren und günstigeren Schuhen, also Kinderschuhen und manchen Damenmodellen, ist es meistens Polyolefin, das ist ein günstigerer Kunststoff. Bei Tourenschuhen wird viel Pebax verwendet, manchmal Grilamid. Günstige Tourenschuhe sind aus Polyurethan, aber das ist eigentlich zu schwer und zu weich dafür, da geht es nur darum, dass der Schuh einen gewissen Preis hat. Formbar ist das zu einem gewissen Grad alles, aber wie gesagt muss man sich schon damit auskennen, das kann nicht jeder.

PG: Du hast also nie Probleme, irgendein Material anzupassen?

MA: Materialkombinationen sind teilweise schwierig. Je nachdem wo der Übergang ist und wo man weiten muss, kann es sein, dass das aufplatzt. Da geht dann einfach nichts.

PG: Rennschuhe sind immer aus einem Material. Was hat es für Vorteile, wenn man mehrere kombiniert? Das schwächt doch den Schuh?

MA: Kombinationen aus zwei oder drei Materialien sind für die Industrie sehr aufwendig, die Entwicklung ist sehr teuer. Der Vorteil ist, dass ich einen leichteren Schuh hinkriege, der trotzdem stabil ist. Der hier zum Beispiel (zeigt einen sportlichen Alpinschuh) hat drei Materialien. Die Unterschale ist sehr hart, oben ist es etwas weicher und hier in der Mitte, wo man den Schuh aufmacht, noch weicher, damit man gut rein und raus kommt. Das ist technisch sehr gut gelöst. Zum Formen ist das schwieriger und natürlich harmoniert das Material nie perfekt. Deswegen sind die Rennschuhe nur aus einem Material. Da ist es wichtig, dass sich nicht ein Teil des Schuhs bei einer anderen Temperatur plötzlich anders anfühlt.

PG: Wie gefällt dir Karbon als Skischuhmaterial?

MA: Karbon ist sehr leicht und temperaturresistent. Die Temperatur ist ja ein Hauptproblem für alle Skischuhhersteller. Wenn es warm ist, ist der Kunststoff zu weich und wenn es kalt ist, ist er zu steif. Das ist der große Vorteil von Karbon, aber Karbon ist nicht formbar und extrem teuer. Karbon wird im Manschettenbereich eingesetzt, nicht unten, eben weil es nicht formbar ist. Außerdem kann es natürlich brechen und dann ist es kaputt. Das ist wie bei Fahrrädern, ein Alurahmen hat im schlimmsten Fall eine Delle, den Karbonrahmen kann man wegschmeißen.

PG: Was würdest du Leuten empfehlen, die einen abfahrtsorientierten Tourenschuh suchen?

MA: Man muss sich bewusst sein, dass man auf Stabilität verzichten muss, wenn man zu sehr aufs Gewicht schaut. Es gibt inzwischen viele gute Tourenschuhe, aber trotzdem wird man nie an die Stabilität von einem hochwertigen Alpinschuh heran kommen. Allerdings ist es auch so, dass nur wer einen harten Alpinschuh gewöhnt ist, überhaupt merkt, wieviele Abstriche man machen muss, wenn man einen Gehmechanismus will.

PG: Das wird also immer ein Kompromiss bleiben?

MA: Es wird nie einen Schuh geben, der beides zu 100% kann. Das ist wie wenn ich ein Rennauto fahre, das hart abgestimmt ist und auf der Rennstrecke super unterwegs ist. Im Alltagsverkehr habe ich dann Probleme, es rumpelt wenn ich über den Kanaldeckel fahre und ich komme nicht über die Gehsteigkante. Den Schuh, der wirklich alles vereint, den gibt's nicht. Die Frage ist, wo ich am ehesten verzichten kann. Ich kann einen Schuh leichter machen, in dem ich einen leichteren Kunststoff nehme, oder ihn dünnwandiger mache. Wenn er dünnwandiger ist, ist er natürlich weniger stabil. Pebax oder Grilamid sind relativ stabil, auch wenn sie dünn sind, aber da ist das Material dann wieder teurer.

PG: Es gibt inzwischen viele Freeride-Tourenschuhe mit Flexangaben, die mit denen von Rennschuhen mithalten können. Trotzdem ist das vom Fahrgefühl her überhaupt kein Vergleich. Was hat es damit auf sich?

MA: Das ist auch so ein Thema. Ein guter Skifahrer ist gewohnt, dass sein Schuh einen Flex von 130 haben muss. Dann steht eben irgendwann überall 130 drauf, weil die Kunden das erwarten. Hier haben wir einen Allroundschuh mit 130er Flex, einen 130er Rennschuh und einen Tourenschuh, da steht das auch drauf. Das sind grundverschiedene Schuhe. Es gibt da keine Norm.

PG: Man kann also drauf schreiben was man will?

MA: Im Grunde ja. Es gibt auch kein Prüfgerät. Wofür sollte denn so eine Angaben auch gelten? Ist das jetzt ein 130er bei 0 Grad, oder bei 15 Grad, oder bei -30 Grad? Auch der Hebel macht viel aus. Wenn Leute die gleiche Schuhgröße haben, aber einer hat einen 10cm kürzeren Unterschenkel, dann fährt sich der Schuh vollkommen anders.

PG: Gab es in den letzten Jahren Entwicklungen, die dir besonders gut gefallen haben?

MA: Es gibt immer wieder Schuhe, die mir gefallen. Gerade im Freeridebereich hat sich viel getan. Ich habe mir schon vor 10 Jahren einen Gehmechanismus in einen Rennschuh eingebaut und Gummisohlen dran gemacht. Inzwischen ist die Industrie auf den Trend aufgesprungen und es gibt immer wieder interessante Entwicklungen. Die Idee mit den beweglichen Manschetten ist spannend, da wird man sehen müssen, wie das funktioniert, wenn es eine Weile auf dem Markt war. Auch die Passformen sind in den letzten 10-15 Jahren viel besser geworden. Früher waren das Ovale, wo man kaum gesehen hat, wo links und rechts ist.

PG: Auf was für Innovationen wartest du noch? Wie sieht der Skischuh der Zukunft für dich aus?

MA: Das muss ein Schuh sein, in den jeder leicht rein kommt – in einen Rennschuh kommt man ja kaum rein wenn es kalt ist! Der Schuh muss genug Bewegungsfreiheit bieten, um auch mal ein bisschen damit zu gehen, eine rutschfeste Sohle haben und natürlich stabil sein. Nur sind das alles Sachen, die sich eigentlich ausschließen. So wie ich das momentan sehe, muss ein stabiler Schuh mit der Unterschale verschraubt sein, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Da gibt es dann natürlich keine Bewegungsfreiheit. Vielleicht gibt es irgendwann was, an das wir noch gar nicht denken. Vielleicht hat irgendwer mal so einen Einfall - hoffentlich bin ich das

PG: Manchmal hat man das Gefühl, dass Firmen von einem Jahr auf das nächste plötzlich ganz andere Schuhe bauen, wie kommt das?

MA: Es gibt nicht viele gute Skischuhentwickler, die meisten sind in Montebelluna. Die wenigsten sind richtig gut. Bei manchen Firmen merkt man dann schon sehr, wenn ein guter Entwickler geht, das schlägt sich gleich in den Produkten nieder.

Ein Hauptproblem für viele Firmen ist auch der Kunststoff an sich. Die Härte von Kunststoff wird in Shore angegeben und für die Skischuhindustrie muss das recht genau sein, weil man kleine Unterschiede ja sofort merkt. Die Masse an Kunststoff, die für Skischuhe gekauft wird, ist aber extrem klein. Die Autoindustrie zum Beispiel kauft natürlich ungleich mehr ein und denen ist es egal, ob ein Amaturenbrett drei Shore mehr oder weniger hat. Die Skischuhhersteller sind kleine Abnehmer, haben aber sehr hohe Ansprüche. Das sind dann natürlich eher schwierige Kunden und manchmal bekommen sie dann auch Ware, wo etwas nicht so ist, wie sie es wollten.

Schon Kleinigkeiten wie Farbzusätze machen viel aus. Bei einer Firma gab es mal den Fall, dass sie die Farbe der Rennschuhe von einer Saison auf die nächste geändert haben. Allein dadurch waren die Schuhe so anders, dass manche der Weltcup Fahrer sie nicht benutzen wollten. Teilweise wurden da dann für die Rennen Schuhe neu angemalt, damit sie wie das aktuelle Modell aussehen.

PG: Was für eine Lebensdauer hat so ein Skischuh?

MA: Schwer zu sagen. Von der Herstellern gibt es Angaben, dass der Schuh nach 5-6 Jahren ausgetauscht werden sollte. Das Basisprodukt ist Erdöl, wie bei Autoreifen, die soll man auch nach 5-6 Jahren austauschen, egal wie viel sie genutzt wurden. Der Kunststoff verliert nach einer gewissen Zeit seine Eigenschaften, weil sich die beigefügten Weichmacher verflüchtigen. Bergschuhe sollte man genauso tauschen, die Sohlen werden nicht besser. Wenn man mit 20 Jahre alten Schuhen geht, kann das richtig gefährlich sein.

PG: Und was den Gebrauch angeht?

MA: Ein massiver Rennschuh hält natürlich länger als ein leichter Tourenschuh. Sobald ich etwas leichter machen soll, muss ich irgendwo sparen, dann kann es nicht länger halten. Ich habe auch schon öfter gesehen, dass sich Bindungen vor allem bei leichteren Schuhen hinten in die Ferse fressen, da muss man dann extra Metallplättchen anbringen.

PG: Neben den Anpassungen und den Maßarbeiten lebst du vom Verkauf. Spürst du Konkurrenzdruck von den vielen Onlineshops?

MA: Was leider immer häufiger vorkommt, ist das jemand ins Geschäft kommt, sich ausführlich beraten lässt und Schuhe anprobiert. Und zum Schluss meint er dann, jetzt macht er noch schnell ein Foto, damit er sich im Internet auch ja den richtigen Schuh kauft. Das ist schwierig, da habe ich auch schon mit Leuten gestritten. Das Internet ist kein Problem, ich schaue mir auch gern im Internet Sachen an. Das Problem ist der Beratungsdiebstahl. Man kann da ja keinem böse sein, wenn er irgendwo was günstiger kriegt, aber wenn der sich bei mir vorher gratis beraten lässt und ich mein Fachwissen einbringe und eine Stunde mit ihm Schuhe anprobiere, dann passt irgendwann das Verhältnis nicht mehr.

Ich kenne einen Schweizer Kollegen, der sagt von vornherein, wenn jemand kommt und genau weiß, was er haben will und man ihm nur den Karton in die Hand drücken muss, dann bekommt der 20% Rabatt. Wenn jemand was bei mir kauft und ich überhaupt keine Arbeit damit habe, dann kann ich natürlich auch einen super Preis machen. Aber wenn er eine ausführliche Beratung will, dann muss die Arbeitszeit irgendwie abgegolten werden, einen Hobbybetrieb kann ich mir nicht leisten.

PG: Wird sich da am System was ändern müssen?

MA: Ich glaube in Zukunft wird es ganz normal sein, eine Gebühr für Beratung zu verlangen. Wenn jemand dann was kauft, kann man das ja anrechnen. Es muss sich nur mal einer trauen, das zu machen und in 5 Jahren ist es dann selbstverständlich. Es sind ja nur einzelne Leute, die das so extrem ausreizen und gezielt das Fachwissen im Einzelhandel nutzen, bevor sie sich das billigste Angebot im Internet suchen, aber die machen das fast schon professionell und irgendwann leiden dann eben alle unter den Konsequenzen. Aber wenn sich der Markt ändert, muss die Branche einen Weg finden, sich anzupassen.

PG: Vielen Dank für das Gespräch!

Schlussbemerkung: Gewisse Mitglieder der PG Redaktion haben ziemlich krumme Füße und mussten früher nach dem Skifahren schon mal die entzündeten Überbeine in halbgefrorenen Pfützen auf dem Parkplatz kühlen, bevor sie es fertig gebracht haben, Turnschuhe für die Heimfahrt anzuziehen. Das Schuhlabor hat dieses Problem in den Griff gekriegt und dafür sind unsere Überbeine Marc auf ewig dankbar.

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