Erster Eindruck
Packt man die FR 14 aus dem Karton, kommen einem erstmal einige Einzelteile entgegen. Bei genauerer Betrachtung wird aber schnell klar, was wo hingehört.
Die Bindung macht auf den ersten Eindruck einen sehr solide verarbeiteten Eindruck. Der Vorderbacken ist bis auf wenige kleine Details aus Aluminium bzw. Edelstahl gefertigt. Der Fersenautomat (ebenfalls aus Alu und Edelstahl) sitzt auf einem Kunststoffschlitten, der ebenfalls einen ziemlich massiven Eindruck hinterlässt. Nur die Stopper erscheinen etwas zierlich (dünnere Aluröhrchen, weniger Plastik als bei ähnlichen Produkten). Generell sieht der Hinterteil der Bindung auf den Ersten Blick eher aus wie der einer Bindung für Skitourenrennen. Die Z-Wert Skala (vertikal und horizontal) von 8-14 lässt aber dann keine Zweifel mehr aufkommen, dass die Bindung im richtigen Karton verpackt wurde. Auf Höhe der Stopper befinden sich noch die Freeridespacer (Kunststoff), auf die ich aber später noch zu sprechen komme.
Das Bohrbild, also der Abstand zwischen den Schrauben der Bindung, ist recht breit, was einer Verwendung auf breiten Ski sicher zugute kommt. Die Bindung wird pro Ski mit 8 Schrauben befestigt.
Der Tester und die Testbedingungen
Ich selbst bin ca. 85kg schwer bei einer Größe von 185cm. Bevorzugtes Tourengelände gibt es bei mir in dem Sinn eigentlich nicht mehr. Je nach Verhältnissen reicht das von Grashügeltouren mit Hansi-Hinterseer-Gewedel über große Hänge mit langen Radien und auch mal einem Sprung bis zu steilen Rinnen mit Umspringen. Die Aufstiegslänge variiert von kurzen Hikes von der Bergstation bis zu Touren mit maximal 1500hm.
Nachdem ich den ganzen Winter über als Skilehrer arbeite und pro Saison ca. 160-180 Tage auf den Brettern stehe, kann ich mein skifahrerisches Können als recht solide bezeichnen.
Pinbindungen hatte ich auch schon mehrere aus dem Hause Marker und Dynafit auf diversen Ski montiert. Seit einigen Jahren bewege ich mich zum Touren eigentlich nur noch mit Pinbindungen. Mit ATK Produkten ist das meine erste Erfahrung
Getestet wurde die Bindung auf einem Scott Speedguide 95 in 178cm mit einem Dynafit Hoji Free Schuh. Dabei war ich ausschließlich im Oberengadin unterwegs, wo die Verhältnisse diesen Winter ausgesprochen hart waren, der ein oder andere Powdertag und ein paar Firnabfahrten waren aber auch dabei.
Features der Bindung in der Praxis
Wie jeder Herstelle preist auch ATK seine Produkte mit speziellen Features an, die die besonderen Fähigkeiten der Bindung hervorheben sollen. Auf einige dieser Features möchte ich kurz eingehen, sie etwas näher erklären und die Funktionalität/Sinnhaftigkeit erläutern.
- EES – Easy entry system: Dieses System verspricht ein einfaches Einsteigen in den Frontautomaten durch eine verbesserte Geometrie. Mit der Geometrie von Frontautomaten habe ich mich bis jetzt zwar noch eher wenig befasst. Das Einsteigen in die Bindung vorne geht aber tatsächlich kinderleicht.
- Snow Pack Proof System: Der Vorderbacken der Bindung wurde so konstruiert, dass, sofern der Schuh in den Pins ist, der Bereich unter den Federn komplett verschlossen ist (siehe Foto) und sich werde Schnee noch andere Sachen darunter ansammeln, und so die Funktion der Bindung beeinträchtigen könnten. Dieses Feature macht definitiv Sinn und funktioniert auch einwandfrei.
- UHV – Uphill hardness Variator: Hiermit lässt sich für den Aufstieg die Härte (3 Einstellungsmöglichkeiten) der Blockierung der Frontpins einstellen, was vor allem die Abnutzung der Inserts der Schuhe verringern soll. Ich habe den Wert mal auf Medium gestellt. Der Hebel lässt sich bei mir mit wenig Kraft verriegeln und lösen. Fehlauslösungen im Aufstieg gab es keine. Ob das ganze wirklich einen großen Unterschied macht (Bei Dynafit gibt es ja auch verschiedene Einrastpositionen beim Fronthebel) kann ich so nicht beurteilen und die Abnutzung zeigt sich auch eher erst nach sehr langem Gebrauch. Gewicht kostet das System jedenfalls nicht und somit denke ich: „Hifts ned, schods ned“
- Elastic Response System: Bedeutet nichts anderes, als das der Fersenautomat auf dem Schlitten während der Fahrt gleiten kann und die Biegung des Skis ausgleicht. Das ist bei Landungen von Sprüngen, Kompressionen und allem, wo der Ski in irgendeiner Weise durchgebogen wird, definitiv von Vorteil, da dadurch der Flex des Skis nicht beeinträchtigt wird und vor allem auch unnötige Fehlauslösungen vermieden werden.
- Freeride Spacer: Die Freeride Spacer (optional bei der Montage zum Anbringen, im Umfang aber enthalten) Sorgen dafĂĽr, das in der Abfahrtsposition eine breitere KraftĂĽbertragung zwischen Schuh und Ski garantiert ist. D.h. der Schuh liegt fast auf ganzer Breite ĂĽber die Spacer am Ski auf (siehe Foto). Der Kantenhalt auf hartem Untergrund wird dadurch spĂĽrbar besser.
- Magneto heel Flaps mit 5 Steighilfe Positionen: Die Steighilfe bleibt bei dieser Bindung mit Hilfe von Magneten in Position, was gegenüber anderen Systemen, die mit Federn arbeiten, den Vorteil bringt, dass die Federn sich nicht aushaken können. Die Steighilfe ist mit den Stöcken recht einfach bedienbar. Bei den 5 Positionen der Steighilfe handelt es sich aber eher um einen Marketing Gag. Erfahrene Tourengeher, die mit Pinbindungen Unterwegs sind, brauchen im Normalfall sowieso nur die 0-position und manchmal die 1. Steighilfe. Außerdem müsste man, um zwischen den Positionen durchwechseln zu können, jedes Mal den Hinterbacken um 180 Grad drehen, was in der Praxis nur durch Bücken und händisches Drehen möglich ist. Die 3 Positionen (0, 1 und 2) die ohne Drehen, sondern durch Klappen eingestellt werden können, reichen bereits mehr als aus.