Black Diamond ist bekannt für seine große Produktpalette an Steigfellen. Zum Winter 2012/2013 wurden eine Reihe von Neuerungen in der Ascension Skin Serie eingeführt. Hauptsächlich wurde an den Klebeeigenschaften und dem Gewicht gearbeitet. Wir haben das GlideLite Mohair Mix STS Steigfell in der kompletten Saison in den verschiedensten Bedingungen getestet.
Gleich beim Auspacken fällt das große Zipper Skin Bag auf. Alle Bestandteile des Lieferumfanges passen ohne Problem in den Fellsack: Zuschneideinstrumente, Skispitzenbügel, das Trennetz, das nicht zugeschnittene Fell, sowie das Handbuch mit Infos zu Material, Zuschnitt, Pflege und Aufbewahrung. Endlich mal ein ausreichend großer Aufbewahrungsbeutel, den man zum besseren Haindling auch schön weit mit dem Reißverschluss öffnen kann! Da ist jetzt schon klar, dass ein nerviges Gefriemel bei unangenehmen Temperaturen auf den Gipfeln ausfällt. Solche Kleinigkeiten erleichtern dem Skitourengeher doch beträchtlich das Leben. Außerdem bemerkt man beim ersten Rausnehmen auch schon, dass das Fell im Vergleich zu älteren nun weicher bzw. biegsamer ist. Was allerdings auch gleich auffällt ist das altbewährte Trennnetz, das doch in der Vergangenheit immer wieder ausgefranst ist und man musste dann mühsam einzelne Plastikstücke mit der Pinzette vom Fellkleber entfernen. Eins vorweg: Das passiert jetzt nicht mehr, aber das Trennnetz neigt immer noch bei mehrmaligen Gebrauch zum Ausfransen. Ich bevorzuge aufgrund des Haindlings eh eine Aufbewahrung ohne Trennschicht, da z.B. am windigen Gipfel dieses dann auch nicht davon fliegen kann. Damit wären wir aber schon beim nächsten Punkt, den Klebeeigenschaften.
Zuschneiden, Haindling und Klebefähigkeit
Schon beim Zuschneiden zeigt sich wie gut der überarbeitete Kleber wirklich ist. Hin und wieder lösten sich Klebereste von dem abgeschnittenen Fellseiten und verklebten die Klinge, sodass das Zuschneidetool mehrmals gereinigt werden musste. Das Zuschneiden funktioniert sonst allerdings einwandfrei, allerdings hat man den Eindruck, dass das Messer recht schnell stumpf wird. Die Bügel für die Skispitzen sind gewohnt leicht montiert (geschraubt) und die Breite für den jeweiligen Ski kann man sehr einfach einstellen. In der Praxis halten die Bügel bis auf bei den ganz breiten, runden Skispitzen (über 160 mm), für welche der Bügel zukünftig vielleicht nochmals vergrößert werden sollte. Die Anpassung mittels dem patentierten STS-System hat sich sehr bewährt und ist sehr einfach zu bedienen. Gleiches gilt für das Haindling im Gebrauch. Die Weichheit macht sich gerade beim Aufziehen positiv bemerkbar und Korrekturen können leicht durchgeführt werden. Bis auf einen kleinen Abzug in der B-Note bei der Klebefähigkeit (siehe unten), gibt es da nix zu meckern und das Haindling bekommt die volle Punktzahlt (fünf von fünf).
Die Klebkraft der Felle ist wirklich erstaunlich hoch – meine Art die Felle aufzubewahren (direkt mit der Fellunterseite aneinander zu kleben) kann man bei diesen Fellen wohl nicht mehr wirklich empfehlen. Die Felle sind nur mit viel Kraft von einander zu trennen und es bietet sich an (wie von BD empfohlen) die Trennschicht zu verwenden. Leider ist der Kleber ähnlich stark auch gegenüber sonstigen Textilien, wie z.B. Handschuhen, Jacken, Hosen, usw. Auf dem Ski hält er sehr gut – auch wenn sich mal etwas Schnee oder ein paar Wassertropfen dazwischen befinden. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Probleme mit einem sich vom Ski ablösenden Fell (auch bei bis zu viermaligen Auf- und Abfellen) und deswegen bekommt die Klebefähigkeit fünf von fünf Punkten. Beim Abziehen vom Ski ist weitaus weniger Kraftaufwand notwendig und auch nach längerem Gebrauch ist noch keine verminderte Funktionsfähigkeit festzustellen. Auch bei den verschiedenen Temperaturen konnte ich keine unterschiedlich gute Performance ausmachen.
Steig- und Gleiteigenschaften und Stollneigung bzw. Wasseraufnahme
Die größte Stärke des Fells sind sicherlich die Steigeigenschaften. Manchmal fühlt man sich schon wie eine Bergziege und wird ein wenig übermütig beim Aufsteigen. Zu keinem Zeitpunkt und in keinen der verschiedensten Bedingungen (siehe unten) hatte ich Problem mit einem Zurückrutschen des Fells. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mitunter nicht so steil gehe wie andere und dass ich versuche möglichst viel Gewicht über die Stöcke nach vor zu drücken. Dies entlastet das Fell bzw. die Steigeigenschaften dessen natürlich, aber auch im Vergleich zu anderen Fellen (mit denen ich ja genauso gehe) kann man sehr positiv die Hafteigenschaft der Felle hervorheben. Die verhältnismäßig kurzen Haare bieten wirklich überall guten Halt – aber ich muss zugeben, dass sie im Gletschereis nur bedingt nutzbar sind. Unabhängig davon bekommen die Steigeigenschaften fünf Punkte und ein Sternchen dazu.
Beim Gleiten schneidet das Fell nicht ganz so gut ab. Der Anteil an Nylon im Gewebe macht sich hier bemerkbar, aber im Vergleich zu einem reinen Nylonfell gleitet es nichtsdestotrotz deutlich besser. Beim Abfahren erreicht man nach Überwindung einer gewissen Aktivierungsenergie, also nach anfänglich beschwerlicherer Beschleunigung, eine akzeptable Schnelligkeit, die im Vergleich zu gut gleitenden Fellen in nichts nach steht. Da man beim Voranschieben des Skis aber einen (schon) merklichen Widerstand spürt, kommen hier nur vier von fünf Punkten auf die Liste. Der hohe Anteil an Mohair-Fasern (65%) sorgt mit den hohen Fettanteilen dafür, dass kaum Wasser aufgenommen wird. Das Fell trocknet schnell und die Aufstiegsperformance und Klebkraft ist am nächsten Morgen wieder genauso gut wie am vorherigen. Auch mit Aufstollen habe ich vergleichbar sehr gute Erfahrungen gemacht, auch wenn meine Skitouren-Kollegen schon längst mit etlichem Zusatzgewicht unterwegs waren. Stollneigung und Wasseraufnahme schätze ich als sehr gering ein und beides bekommt deswegen auch fünf von fünf Punkten. Der Zusatz an Nylonmaterial bringt einen (für mich sehr) wichtigen Faktor in der Langlebigkeit des Fells. Auch nach einer kompletten Saison mit etlichen Skitouren kann ich noch keine Einbuße in der Fellperformance feststellen und mit diesem Mohair-Nylon-Mix Steigfell schwinden (für mich) die Argumente für den Kauf eines sensibleren, aber effizienteren, reinen Mohair-Felles immer mehr...
Vor- und Nachteile
+ sehr gute Steigeigenschaften
+ einfaches Haindling der STS-Fixierung
+ geringes Gewicht, gutes Packmaß
+ große Längenanpassung durch STS-Fixierung (bis zu 10 cm)
+ sehr angenehme Verstauung im Zipper Skin Bag
+ weich, aber trotzdem robustes Fell
- sehr gute Klebeeigenschaften auch gegenüber Textilien
- Trennnetz franst immer noch aus
- Zuschneidemesser wird schnell stumpf
- Preis
Testbedingungen
Ich habe das Fell hauptsächlich auf dem Salomon Rocker2 115 mit einer Dynafit Radical Bindung getestet. Im Aufstieg bin ich damit in allen Facetten des Schnees (Pulverschnee, Oberflächenreif, Firm, Bruchharsch, Gletschereis, Altschnee, Sulz und nasse Frühlingsbedingungen) vom Früh- über Hochwinter bis in den Frühling unterwegs gewesen. Die Lufttemperaturen lagen zwischen -15 und +15 Grad Celsius. Maximal wurde die Felle während einer Tour (Tag) viermal auf- und abgezogen.
Fazit
Ein Steigfell, welches den Fokus auf das Wesentliche legt: Die Steigeigenschaften! Mit dem Mix aus Mohair-Fell und Nylonanteilen wird das Wegrutschen in einer ausgelaufenen, nassen oder gefrorenen Spur nicht mehr zum Problem. Absolut empfehlenswert für längere Aufstiege oder Mehrtagesfrühjahrstouren.
Alle Bilder in der Galarie
Informationen
Testprodukt: Black Diamond GlideLite Mix STS Steigfell
Breiten: 80 | 95 | 110 | 125 | 140 mm
Gewicht (Paar): 603 g bei 110 mm Breite x 173-180 cm Länge (Herstellerangabe)
Fellmaterial: Gewebemix aus 65% Mohair und 35% Nylon
UVP: 119,00 bis 159,00 Euro
Weicher, 20 % geringeres Packmass und 60 g leichter als vergleichbare Ascension-Modelle
Patentierte einstellbare STS-Riemen für das Skiende mit 10 cm Längenanpassung
verstellbaren Spitzenbügel kompatibel mit einer Vielzahl an Skispitzen und Grössen