Erster Eindruck
Wie schon erwähnt, gibt es nun eine ganze Lupo Modellreihe mit Schuhen in verschiedenen Preissegmenten und entsprechender Ausstattung. Außerdem gibt es mit den „AX“ Modellen auch breitere Schalenvarianten. Neben der bisher auf 98mm Leistenbreite limitierten KR2 Schalenform hat sich Dalbello mit einer 102mm breiten Variante der gleichen Schalenform für die breitere Masse positioniert.
Das AX im Namen kennzeichnet die breiteren Modelle. Diese gibt es in verschiedenen Flex und Gewichtsvarianten (AX 125 C, AX120, AX 115 und AX 110 W), wobei der AX 115 und AX 110 W leider eine geringere Schaftrotation aufweisen (vergleichbar mit dem ersten Lupo T.I.). Der Lupo 130C und der Lupo Factory mit jeweils 98mm Leistenbreite unterscheiden sich geringfügig im Gewicht, sowie durch den mitgelieferten Innenschuh und einer Art Booster Strap, den nur der Factory hat. Da ich den Vorgänger des Factory (Carbon Lupo) bereits hatte, lag mein Interesse beim 130C - quasi der Nachfolger des Ur-Lupo T.I. und das vermutlich vielseitigste Modell.
Was sofort auffällt, ist, dass Dalbello nun einen eigenen Innenschuh mit liefert und nicht mehr der gewohnte Intuition Liner dabei ist. Beim Topmodell Lupo Factory ist ein Intuition Liner dabei, der aber wie alle anderen Lupo Modelle über eine schnürbare Zunge verfügt. Die Nachteile des Overlap Liners, der eigentlich standardmäßig in allen Cabrio Design Boots verwendet wird, beim Aufsteigen haben hier scheinbar zur Bestückung mit Zungeninnenschuhen geführt. Gleichzeitig hat man wohl versucht, durch selbst produzierte Innenschuhe den Preis der Schuhe etwas geringer zu halten bzw. die Marge zu erhöhen, indem man nicht mehr die (wirklich sehr guten) Intuition Liner zukaufen muss. Der neue Dalbello Liner wirkt auf den ersten Blick weniger hochwertig und beim ersten Mal hineinschlupfen stellt sich ein komplett anderes Gefühl ein, als man es von allen doch sehr ähnlichen Vorgängermodellen mit Intuition Linern gewohnt ist. Die mitgelieferte, sehr steife Zunge (für den 130er Flex) führt in Kombination mit dem neuen Innenschuh zu einem sehr aufrechten Stance, noch aufrechter als die ohnehin schon etwas steileren Lupos/KR2s.
Die Schale wirkt filigran, ist durch das weiche Plastik kratzeranfällig, hält aber ein Jahr später immer noch gut. An den Fersen wurde ein austauschbares Element integriert. Scheinbar führt das weiche Plastik dazu, dass sich durch Bindungen, die sehr stark „zubeißen“ (z.B. Marker), tiefe Kerben in der Schale bilden. Sollte dies passieren, kann man das Ferstenteil austauschen. Ich hatte eine Marker Jester auf einem Testski, die Spuren davon sind nach relativ wenigen Tagen oberhalb des austauschbaren Teils deutlich zu sehen.
Die Schnallen sind ein wenig anders designt als bei den Vorgängermodellen und können sich, wenn man sie auf die letzte Stufe schließt, leicht so verkeilen, dass man sie gar nicht mehr so einfach aufmachen kann. Mit etwas Konzentration und guten Nerven habe ich sie aber bisher immer aufbekommen.
Test
Die erste Fahrt begann bei mir mit einer ernüchternden Feststellung: Ich konnte mit dem Schuh, so wie ich ihn bekommen habe, kaum vernünftig Skifahren. Viel zu steil, kaum Halt, Druckstellen, die ich in gleichen Schale zuvor nie hatte. Da ich dies aber bei einem Trockentest zu Hause bereits geahnt hatte, hab ich meine alten Intuition Overlap Liner mitgenommen, getauscht, und war verblüfft, wie enorm sich die Performance des Schuhs zum Positiven verändert hat. Klar bin ich den alten Innenschuh gewohnt, was tendenziell ein besseres Gefühl vermittelt als ein ganz neuer Innenschuh, doch zeigte dies auch die deutlichen Schwächen des Dalbello Innenschuhs auf:
Wenig Polsterung und wenn, dann an den falschen Stellen, Umherrutschen des Innenschuhs in der Schale, schlechte Kraftübertragung.
Mit dem „normalen“ Intuition Liner fährt sich der Schuh wie ein Traum und ist für mich das bisher beste Lupo Modell. Fast so leicht wie der Carbon Lupo, haltbar auch bei intensivem, multidisziplinärem Einsatz, viel Schaftrotation im Gehmodus, keinerlei Nachteile gegenüber einem normalen Alpinschuh wie dem Krypton Pro (abgesehen von der Vorlageverstellung, die der Krypton Pro mangels Gehmodus bieten kann). Ich persönlich habe noch eine C Zunge aus meinem älteren Lupo Bestand in Verwendung, die minimal weicher ist als die mitgelieferte, besser zu meinem Fahrstil passt und gegebenenfalls etwas mehr Vorlage erlaubt. Mir war die härtere Zunge (B) bei den Lupos immer schon etwas zu hart.
Der Schuh ist zwar auf dem Papier nicht der leichteste und es finden sich sicherlich leichtere Modelle anderer Hersteller in einer vergleichbaren Schuhkategorie, trotzdem hat man keine Klötze an den Beinen, im Gegenteil. Gemessen an der Performance des Schuhs, welche für mich ohne Abstriche die des vergleichbaren Alpinschuhs ist, ist der Schuh sehr leicht. Der Gehmodus ist sehr robust und hat keinen negativen Einfluss auf den Vorwärtsflex des Schuhs. Das Entfernen der Zunge hielt ich zunächst für eine unnötige Spielerei, mittlerweile nehme ich diese aber auch bei kürzeren Aufstiegen weg, da man dann die unteren Schnallen schön schließen kann und dadurch mehr Seitenhalt hat. Die obere Schnalle kann man geöffnet lassen und sich im Aufstieg ungehindert nach vorne und hinten bewegen.